Mit Siebzehn - André Téchiné (2016)
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Mit Siebzehn - André Téchiné (2016)
Originaltitel: Quand on a 17 ans
Herstellungsland: Frankreich / 2016
Regie: André Téchiné
Darsteller: Sandrine Kiberlain, Kacey Mottet Klein, Alexis Loret, Corentin Fila u. A.
In den französischen Pyrenäen besuchen die 17-Jährigen Damien (Kacey Mottet Klein) und Thomas (Corentin Fila) dieselbe Schule, können sich aber gegenseitig nicht riechen und geraten immer wieder in Konflikte miteinander. Damien lebt mit seiner Mutter, der Ärztin Marianne (Sandrine Kiberlain), zusammen, während sein Vater Nathan (Alexis Loret) sich fürs Militär als Pilot im Auslandseinsatz befindet. Adoptivkind Thomas hingegen wohnt bei seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof, weshalb er täglich über eine Stunde Schulweg zu Fuß zurücklegt. Als Marianne bei Thomas‘ Stiefmutter Christine (Mama Prassinos) eine Schwangerschaft diagnostiziert, lädt sie Thomas ein, bei sich und Damien einzuziehen, um seine Mutter zu entlasten und seinen Schulweg zu verkürzen. Obwohl weder Damien noch Thomas von dieser Idee sonderlich angetan sind, wird sie in die Tat umgesetzt…
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Mit Siebzehn - André Téchiné (2016)
Was sich neckt, das liebt sich
„Er interessiert sich nicht für Mädchen. Er interessiert sich für niemanden!“
Der französische Regisseur André Téchiné („Die Zeugen“) inszenierte im Jahre 2016 das Coming-of-Age-Drama „Mit Siebzehn“, dessen Drehbuch er zusammen mit seiner weiblichen Kollegin Céline Sciamma („Tomboy“) verfasste.
„Wenn ich mein Abi vergeige, geh‘ ich zur Fremdenlegion!“
In den französischen Pyrenäen besuchen die 17-Jährigen Damien (Kacey Mottet Klein, „Winterdieb“) und Thomas (Corentin Fila, „Lieber leben“) dieselbe Schule, können sich aber gegenseitig nicht riechen und geraten immer wieder in Konflikte miteinander. Damien lebt mit seiner Mutter, der Ärztin Marianne (Sandrine Kiberlain, „Nur Fliegen ist schöner“), zusammen, während sein Vater Nathan (Alexis Loret, „Rivalen unterm Halbmond“) sich fürs Militär als Pilot im Auslandseinsatz befindet. Adoptivkind Thomas hingegen wohnt bei seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof, weshalb er täglich über eine Stunde Schulweg zu Fuß zurücklegt. Als Marianne bei Thomas‘ Stiefmutter Christine (Mama Prassinos, „Die Affäre“) eine Schwangerschaft diagnostiziert, lädt sie Thomas ein, bei sich und Damien einzuziehen, um seine Mutter zu entlasten und seinen Schulweg zu verkürzen. Obwohl weder Damien noch Thomas von dieser Idee sonderlich angetan sind, wird sie in die Tat umgesetzt…
„Niemand schläft mit mir! Kapierst du das?! Merk dir das gefälligst!“
Téchiné, dessen Inszenierungsstil man eine starke Körperlichkeit nachsagt, brachte mit „Mit Siebzehn“ eine Geschichte auf die Leinwand, deren Clou die Bewusstwerdung beider Jugendlicher ihrer Homosexualität ist. Geht man ohne jegliches Vorwissen an diesen Film heran, ist dies durchaus so etwas wie eine Überraschung, denn der Film hätte sich mühelos in beinahe jede beliebige Richtung entwickeln können. Vor diesem Hintergrund jedoch geraten die bis zur homoerotisch eingefangenen Prügelei reichenden Konflikte, die man sich zunächst unablässig liefert, zu einer Mischung aus Balzritual und Bekämpfung eigener noch nicht akzeptierter Leidenschaft und Neigung. Zum Klischee gehört dann wohl auch, dass beide von vornherein Einzelgänger und Außenseiter sind, und um das Minderheiten-Bingo komplett zu machen, ist Thomas auch noch afrikanischer Abstammung und entsprechend dunkelhäutig.
Angesichts dieser Ausrichtung verwundert es dann auch wenig, dass das immer wieder grenzüberschreitende Verhalten von Damiens Gutmenschmutter in keiner Weise problematisiert wird: Sie plaudert persönliche Informationen über andere gegenüber Dritten aus und lässt ihrer Patientin Antibiotika mitbringen, um dieser am nächsten im Rahmen des persönlichen Besuchs zu eröffnen, dass sie diese nicht einnehmen dürfe, bevor geklärt sei, ob sie schwanger ist. Besonders unerträglich jedoch ist, wie sie den (wie sich herausstellen wird vermeintlichen) Erzfeind ihres Sohnes ins gemeinsame Haus holt, um ihren Hilfszwang zu befriedigen und zu erzwingen, dass Damien und Thomas sich vertragen. Wenn sich Hippie-Pädagogik mit Anmaßung, Selbstgefälligkeit und Ignoranz paart, möchte wohl jeder die Flucht ergreifen. Damien und Thomas bleibt diese Möglichkeit verwehrt und Mariannes Verhalten zumindest für sie selbst folgenlos, woraus sich schließen lässt, dass Téchiné nichts Problematisches daran findet.
Damien und Thomas rauchen nach einer Prügelei einen Joint zusammen – für Téchiné wohl so etwas wie eine Friedenspfeife – und freunden sich – natürlich! – doch noch miteinander an. Zeit für ein paar Nacktszenen und einen versauten Traum Mariannes von Sex mit Thomas, bevor Damien beiläufig gegenüber Thomas fallen lässt, dass er auf ihn stehe. Thomas ist noch nicht so weit, noch will er sich seine Homosexualität nicht eingestehen. Achtung, Spoiler: Gegen Ende treiben es die beiden schließlich doch miteinander, freizügig inszeniert und entsprechend gefilmt.
Damien muss mit dem Tod seines Vaters, der im Krieg stirbt, einen Schicksalsschlag hinnehmen, das Filmpublikum zumindest einen Film mit Überlänge, der künstlich gestreckt erscheint und immer wieder seinen roten Faden verliert. Dass die beiden Jugendlichen zueinander finden, ist harte Arbeit – sowohl für sie als auch für den Zuschauer. Der Versuch einer feinfühligen Geschichte über die Entdeckung der eigenen (homo-)sexuellen Identität wirkt wie gut gemeint, aber nicht gut gemacht, wie ein künstlich politisch korrektes Produkt für ein von sich selbst und seiner vermeintlichen Offenheit eingenommenes Publikum, das glaubt, auf diese Weise realistische Einblicke in etwas zu bekommen, das ihm vermutlich ewig fremd bleiben wird. Ein echter Hingucker sind indes die schönen Aufnahmen verschneiter Landschaften...
„Er interessiert sich nicht für Mädchen. Er interessiert sich für niemanden!“
Der französische Regisseur André Téchiné („Die Zeugen“) inszenierte im Jahre 2016 das Coming-of-Age-Drama „Mit Siebzehn“, dessen Drehbuch er zusammen mit seiner weiblichen Kollegin Céline Sciamma („Tomboy“) verfasste.
„Wenn ich mein Abi vergeige, geh‘ ich zur Fremdenlegion!“
In den französischen Pyrenäen besuchen die 17-Jährigen Damien (Kacey Mottet Klein, „Winterdieb“) und Thomas (Corentin Fila, „Lieber leben“) dieselbe Schule, können sich aber gegenseitig nicht riechen und geraten immer wieder in Konflikte miteinander. Damien lebt mit seiner Mutter, der Ärztin Marianne (Sandrine Kiberlain, „Nur Fliegen ist schöner“), zusammen, während sein Vater Nathan (Alexis Loret, „Rivalen unterm Halbmond“) sich fürs Militär als Pilot im Auslandseinsatz befindet. Adoptivkind Thomas hingegen wohnt bei seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof, weshalb er täglich über eine Stunde Schulweg zu Fuß zurücklegt. Als Marianne bei Thomas‘ Stiefmutter Christine (Mama Prassinos, „Die Affäre“) eine Schwangerschaft diagnostiziert, lädt sie Thomas ein, bei sich und Damien einzuziehen, um seine Mutter zu entlasten und seinen Schulweg zu verkürzen. Obwohl weder Damien noch Thomas von dieser Idee sonderlich angetan sind, wird sie in die Tat umgesetzt…
„Niemand schläft mit mir! Kapierst du das?! Merk dir das gefälligst!“
Téchiné, dessen Inszenierungsstil man eine starke Körperlichkeit nachsagt, brachte mit „Mit Siebzehn“ eine Geschichte auf die Leinwand, deren Clou die Bewusstwerdung beider Jugendlicher ihrer Homosexualität ist. Geht man ohne jegliches Vorwissen an diesen Film heran, ist dies durchaus so etwas wie eine Überraschung, denn der Film hätte sich mühelos in beinahe jede beliebige Richtung entwickeln können. Vor diesem Hintergrund jedoch geraten die bis zur homoerotisch eingefangenen Prügelei reichenden Konflikte, die man sich zunächst unablässig liefert, zu einer Mischung aus Balzritual und Bekämpfung eigener noch nicht akzeptierter Leidenschaft und Neigung. Zum Klischee gehört dann wohl auch, dass beide von vornherein Einzelgänger und Außenseiter sind, und um das Minderheiten-Bingo komplett zu machen, ist Thomas auch noch afrikanischer Abstammung und entsprechend dunkelhäutig.
Angesichts dieser Ausrichtung verwundert es dann auch wenig, dass das immer wieder grenzüberschreitende Verhalten von Damiens Gutmenschmutter in keiner Weise problematisiert wird: Sie plaudert persönliche Informationen über andere gegenüber Dritten aus und lässt ihrer Patientin Antibiotika mitbringen, um dieser am nächsten im Rahmen des persönlichen Besuchs zu eröffnen, dass sie diese nicht einnehmen dürfe, bevor geklärt sei, ob sie schwanger ist. Besonders unerträglich jedoch ist, wie sie den (wie sich herausstellen wird vermeintlichen) Erzfeind ihres Sohnes ins gemeinsame Haus holt, um ihren Hilfszwang zu befriedigen und zu erzwingen, dass Damien und Thomas sich vertragen. Wenn sich Hippie-Pädagogik mit Anmaßung, Selbstgefälligkeit und Ignoranz paart, möchte wohl jeder die Flucht ergreifen. Damien und Thomas bleibt diese Möglichkeit verwehrt und Mariannes Verhalten zumindest für sie selbst folgenlos, woraus sich schließen lässt, dass Téchiné nichts Problematisches daran findet.
Damien und Thomas rauchen nach einer Prügelei einen Joint zusammen – für Téchiné wohl so etwas wie eine Friedenspfeife – und freunden sich – natürlich! – doch noch miteinander an. Zeit für ein paar Nacktszenen und einen versauten Traum Mariannes von Sex mit Thomas, bevor Damien beiläufig gegenüber Thomas fallen lässt, dass er auf ihn stehe. Thomas ist noch nicht so weit, noch will er sich seine Homosexualität nicht eingestehen. Achtung, Spoiler: Gegen Ende treiben es die beiden schließlich doch miteinander, freizügig inszeniert und entsprechend gefilmt.
Damien muss mit dem Tod seines Vaters, der im Krieg stirbt, einen Schicksalsschlag hinnehmen, das Filmpublikum zumindest einen Film mit Überlänge, der künstlich gestreckt erscheint und immer wieder seinen roten Faden verliert. Dass die beiden Jugendlichen zueinander finden, ist harte Arbeit – sowohl für sie als auch für den Zuschauer. Der Versuch einer feinfühligen Geschichte über die Entdeckung der eigenen (homo-)sexuellen Identität wirkt wie gut gemeint, aber nicht gut gemacht, wie ein künstlich politisch korrektes Produkt für ein von sich selbst und seiner vermeintlichen Offenheit eingenommenes Publikum, das glaubt, auf diese Weise realistische Einblicke in etwas zu bekommen, das ihm vermutlich ewig fremd bleiben wird. Ein echter Hingucker sind indes die schönen Aufnahmen verschneiter Landschaften...
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!