Sumpf der lebenden Toten (Zombies Lake) - Jean Rollin (1980)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Sumpf der lebenden Toten (Zombies Lake) - Jean Rollin (1980)

Beitrag von Blap »

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Originaltitel: Le Lac des morts vivants

Herstellungsland: Frankreich / Portugal / Spanien / 1980

Regie: Jean Rollin

Darsteller: Howard Vernon, Pierre-Marie Escourrou, Anouchka, Antonio Mayans, Nadine Pascal u. A.


Darf nicht lediglich im Tagebuch versauern:


Während des zweiten Weltkrieges rettet ein deutscher Soldat eine junge Französin. Die beiden werden ein Liebespaar, die kleine Helena wird geboren, doch die Geschichte der Liebenden nimmt einen tragischen Verlauf. Helenas Mutter verstirbt kurz nach der Niederkunft, ihr Liebhaber gerät mit seinen Kameraden in einen Hinterhalt des französischen Widerstands und wird erschossen. Die Leichen der deutschen Soldaten wirft man kurzerhand in den nahen See, schliesslich sollen die übrigen Besatzer keine Spuren des Gemetzels finden. Doch die Toten finden keine Ruhe. Einige Jahre sind ins Land gezogen, Helena ist inzwischen ein Schulkind, plötzlich kommt es zu unerklärbaren Todesfällen, die eindeutig in Zusammenhang mit dem See stehen. Bald offenbart das Grauen seine fiese Fratze, untote Soldaten erheben sich aus dem See und greifen die Dorfbevölkerung an. Der Bürgermeister (Howard Vernon) ist ratlos, doch die kleine Helena weiss Rat...

Jean Rollin ist der ungekrönte König des erotischen Vampirfilms, doch auch in anderen Bereichen tobte sich der gute Mann sich aus. Da seit den späten siebziger Jahren vermehrt die Zombies über die Leinwände ächzten, konnte sich auch Herr Rollin dieser Thematik nicht entziehen. Sein Beitrag "Die Foltermühle der gefangenen Frauen" (Les Raisins de la mort, 1977) wirkte ebenfalls recht eigenständig, entstand aber bekanntlich vor der grossen Zeit des Zombiefilms. Allerdings sollte man auch von "Sumpf der lebenden Toten" -der deutsche Titel von " Le lac des morts vivants"- keinen wüsten Reisser im Stil der italienischen Platzhirsche erwarten. Rollin bleibt sich selbst treu, er fügt romantische Momente, erotische Szenen, den zweiten Weltkrieg und Zombies zu einem eigenwilligen Werk zusammen. Die Aufmachung der Zombies wird viele Zuschauer gleich in die Flucht schlagen, vielleicht auch zu Lachanfällen hinreissen, man hat den Burschen lediglich ein wenig grüne Farbe auf die Fratzen geschmiert. Die Attaken der lebenden Leichen sehen eher nach Vampirbissen aus, wen wundert dies bei Rollin, wirklich blutig wird es sowieso nicht, Mettgut glänzt durch Abwesenheit. Immer wieder taucht Howard Vernon auf und verkündet seinen Sermon, mal mehr, mal weniger bedeutungsschwanger. Der Score passt sich dem bunten Treiben an, es gibt klassisch angehauchte Parts zu hören, die immer wieder von allerlei Geschwurbel ergänzt werden. Man kann den Streifen sich als völlig haltlosen, überflüssigen Schund abtun, mir hat dieses kleine Machwerk gut gefallen. Ich finde den Film einfach liebenswert. Selbst die alberne Optik der Zombies ist in diesem Fall egal, sogar die nach Swimmingpool aussehenden Unterwassen-Szenen sind irgendwie putzig. Ja, der Film mag bescheuert sein, ich finde das Teil sehr knuffig.

Da die deutsche DVD von X-Rated recht teuer ist, habe ich kurzerhand zur DVD aus Großbritannien gegriffen. Die Scheibe aus dem Hause Arrow Films bietet leider keinerlei Extras, doch die Bildqualität ist -bis auf ein paar Momente- sehr, sehr gut ausgefallen! Die englische Synchronisation ist solide, eine Alternative steht nicht zur Verfügung. Die DVD bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung, obwohl die Ausstattung sehr bescheiden ist, liegt der Film in sehr ansprechender Qualität vor und die Scheibe ist für kleines Geld zu haben. Ich schrieb es schon weiter oben, dieser Flick unterscheidet sich deutlich von seinen Kollegen aus Italien. Wer Werke wie "Woodoo" und "Zombies unter Kannibalen" liebt, wird sich nicht automatisch für diese Sause erwärmen können! Meine Zuneigung ist dem Film sicher, daher setzt es 7/10 (gut).

Lieblingszitat:

"Now i understand, why the lake has got such a strange Name..."
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CamperVan.Helsing
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Re: Sumpf der lebenden Toten ( Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von CamperVan.Helsing »

DEN hab ich auch noch nicht gesehen, wobei Rollin ihn eigentlich nicht als "sein Werk" ansieht, da Franco das Teil drehen sollte, aber nicht am Set auftauchte. Eurocine rief kurzerhand bei Rollin an, der eigentlich gerade sich in einen Urlaub verabschieden wollte, sich aber "breitschlagen" ließ, den Film "herunterzukurbeln"
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(Fred Olen Ray)
untot
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Re: Sumpf der lebenden Toten ( Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von untot »

Ich mag den Film, auch wenn diverse Mitgucker den Raum verlassen haben, wie so oft, tzzz. :roll:
"Sumpf der lebenden Toten" ist eine tragische Romanze, die ihresgleichen sucht, richtig rührend stellenweise.
Und die Unzulänglichkeiten, die dieser Film übrigens im Überfluss hat, machen ihn um so liebenswerter.
So agieren manche Darsteller wie Mimen aus einem Stummfilm, die Maske hätte die goldene Himbeere verdient, ach was Gold, Platin!
Die Zomie Masken sind echt haarsträubend, als hätte Muddi ihren Filius fürn Fasching aufgebrezelt, Gesicht grün, mal mehr mal weniger, Hände und Hals vergessen usw.
Trotzdem ich find den Film großartig!

7/10
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kinski
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Re: Sumpf der lebenden Toten ( Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von kinski »

Bei "Zombie Lake" (bzw. "Sumpf der lebenden Toten") hat offensichtlich jemand den Versuch unternommen, "Shock Waves - Zombies die aus der Tiefe kamen" zu kopieren. Besonders die Szenen, in denen die untoten Soldaten aus dem Wasser steigen, erinnern stark an den vier Jahre zuvor gedrehten US-Film.
Leider erreicht "Zombie Lake" nicht annähernd das Niveau des anderen Films. Die Zombies sehen billig aus, "unterhalten" sich per laute Gedankenübertragung, bekämpfen sich teilweise gegenseitig ... :angst:

Der Oberhammer ist natürlich der Zombie, der seine Tochter wiedererkennt, mit ihr spazieren geht und ihr die Kette der toten Mutter umhängt. Oh Mann .... :knutsch:

Der Film hat allerdings auch einige wenige Lichtblicke. Die Location ist klasse, sämtliche Naturaufnahmen schaffen eine bisweilen gute Atmosphäre. Dann natürlich noch ein paar nette Mädels ... kann ja nicht schaden, wenn man sonst wenig zu bieten hat. Die Unterwasser-Aufnahmen sind durchweg gut gelungen - sowohl von der Technik als auch vom Motiv her. Lustig, dass man für den spanischen Markt alle Nacktszenen nochmal gedreht hat - da baden die Mädels dann alle mit Klamotten ! :palm:

Insgesamt dann doch leider nur ein halbgarer Versuch von Jean Rollin. Die deutsche Synchro versetzt dem Streifen dann mal wieder den Gnadenstoß. Schade, dass man sich manchmal noch nicht mal die Mühe gemacht hat, irgendeinen Text zu finden. Und so bewegen die Schauspieler oftmals den Mund, ohne dass dazu ein deutscher Text kommt. Aus dem Film hätte man deutlich mehr rausholen können, andererseits macht gerade dieses Halbgare wiederum seinen Reiz aus.

6 / 10 (weil ich ne Schwäche für Zombie-Soldaten habe)
dr. freudstein
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Re: Sumpf der lebenden Toten ( Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von dr. freudstein »

Ach, der Film strotzt ja nur so vor Fehlern und schlecht gemachten Effekten. Wie schon angesprochen, die Maskerade ist echt billig (die Hände sind noch taufrisch und warm, der Rest ist teils "vergammelt", na ja grün angemalt). Die Szene im Teich ist ganz klar erkennbar, daß die im Swimming Pool gedreht wurden, man sieht sogar die Abdeckplanen. Trotzdem, ein herrlicher Film. Gefiel mir ebenso, wie der Zombie seine Tochter wiedererkennt. Total doof, aber charmanter Unfug. Wenn man das alles nicht überbewertet, kommt man gut auf seine Kosten und schnalzt mit der Zunge. Für einen gemeinsamen Videoabend gut geeignet, feucht fröhlich, aber obacht, wen ihr dazu einladet. Na ja, man kann evt. Freunde verstören oder gar verlieren, aber wer da abhaut....die Spreu trennt sich halt vom Weizen. Ich fürchte, ich weiß auch schon, wer diesen Film nicht mögen wird (falls dieser den schon kennt) :kicher:

7/10
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Die Kroete
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Re: Sumpf der lebenden Toten (Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von Die Kroete »

Es wird viel rumgelaufen, geschwommen und abgewartet. Das Ganze im Rahmen einer schönen düster-romantischen Landschaft, die für eine fast perfekte Atmosphäre sorgt, welche die fehlenden Spannungsmomente wieder zum Ausgleich bringt.

In der Rückblende wirken die hier gezeigten, deutschen Soldaten oft realistischer, als in ätlichen 2. Weltkriegsfilmen, ein Bild welches aber dann, als diese ihr dasein als Zombies vollendet haben, wieder wett gemacht wird. Einzig, der Hauptzombie, der sich rührend um seine Tochter kümmert, passt nicht so ganz ins politisch-korrekte Weltbild. :cry: :basi:

Natürlich kommt der Film, an den Meisterwerken "Lady Dracula" und "Foltermühle der gefangenen Frauen" nicht im entferntesten ran, aber ich hab auch schon weitaus schlimmeres von Jean Rollin vor die Pupillen bekommen, sodaß ich "Sumpf der lebenden Toten" auch nicht zu den Schlechten zählen möchte.

6,5/10
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jogiwan
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Re: Sumpf der lebenden Toten (Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von jogiwan »

Du meine Güte, der Film hat doch nix. Kein Flair, keine Story, keine Spannung und lediglich ein paar grüne Männchen und Bärchen im Wasser. Der ganze Film zieht sich wie Raclette-Käse und hat außer zahlreichen Anschlussfehlern, ein paar netten Aufnahmen von idyllischen Dörfern, überforderten Komparsen und einem sichtlich etwas genervten Howard Vernon auch absolut nichts zu bieten. Glaubt man den obigen Bewertungen manch ansonsten geschmackssicherer User, muss wohl ein zweiter Film mit gleichen Namen existieren und liebe Leutchen - man kann es mit Wohlwollen gegenüber Genre-Gurken und Fan-Brille auch etwas übertreiben. Der Film, den ich gestern gesehen hab, ist lediglich Grütze aus dem Amateur-Bereich ohne jeglichem Charme, Sinn und Verstand und handwerklich obendrein noch extrem schlecht gemacht.
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purgatorio
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Re: Sumpf der lebenden Toten (Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben:Du meine Güte, der Film hat doch nix. Kein Flair, keine Story, keine Spannung und lediglich ein paar grüne Männchen und Bärchen im Wasser. Der ganze Film zieht sich wie Raclette-Käse und hat außer zahlreichen Anschlussfehlern, ein paar netten Aufnahmen von idyllischen Dörfern, überforderten Komparsen und einem sichtlich etwas genervten Howard Vernon auch absolut nichts zu bieten. Glaubt man den obigen Bewertungen manch ansonsten geschmackssicherer User, muss wohl ein zweiter Film mit gleichen Namen existieren und liebe Leutchen - man kann es mit Wohlwollen gegenüber Genre-Gurken und Fan-Brille auch etwas übertreiben. Der Film, den ich gestern gesehen hab, ist lediglich Grütze aus dem Amateur-Bereich ohne jeglichem Charme, Sinn und Verstand und handwerklich obendrein noch extrem schlecht gemacht.
hab den Streifen zwar noch nicht gesehen, aber alles, was ich bisher dazu las, deckt sich eher mit deinen Worten als den obigen. Sofern ich das nach dem Lesen beurteilen kann, dürfte jede Punktbewertung (trotz Fanbrille) oberhalb von 2/10 inflationär verbraten sein :lol:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Blap
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Re: Sumpf der lebenden Toten (Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von Blap »

jogiwan hat geschrieben:Du meine Güte, der Film hat doch nix. Kein Flair, keine Story, keine Spannung und lediglich ein paar grüne Männchen und Bärchen im Wasser. Der ganze Film zieht sich wie Raclette-Käse und hat außer zahlreichen Anschlussfehlern, ein paar netten Aufnahmen von idyllischen Dörfern, überforderten Komparsen und einem sichtlich etwas genervten Howard Vernon auch absolut nichts zu bieten. Glaubt man den obigen Bewertungen manch ansonsten geschmackssicherer User, muss wohl ein zweiter Film mit gleichen Namen existieren und liebe Leutchen - man kann es mit Wohlwollen gegenüber Genre-Gurken und Fan-Brille auch etwas übertreiben. Der Film, den ich gestern gesehen hab, ist lediglich Grütze aus dem Amateur-Bereich ohne jeglichem Charme, Sinn und Verstand und handwerklich obendrein noch extrem schlecht gemacht.
Einspruch. Sicher kann der Film sich nicht mit den Großtaten des Herrn Rollin messen, mit denen Francos sowieso nicht. Vordergründig regieren schlechtes Make-up, befremdliche Leistungen vor und hinter der Kamera. Lässt man diese "Schauwerte" jedoch unberücksichtigt, stellt den Film in die Nähe einer Theaterinszenierung, bleibt eine naive und seltsam rührselige Liebesgeschichte.

Kein Film für die ganz große Lust, aber letztlich auf verschrobene Art liebenswert. Auch ohne Fanbrille knuffig.
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purgatorio
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Re: Sumpf der lebenden Toten ( Zombie Lake) - Jean Rollin

Beitrag von purgatorio »

ugo-piazza hat geschrieben:DEN hab ich auch noch nicht gesehen, wobei Rollin ihn eigentlich nicht als "sein Werk" ansieht, da Franco das Teil drehen sollte, aber nicht am Set auftauchte. Eurocine rief kurzerhand bei Rollin an, der eigentlich gerade sich in einen Urlaub verabschieden wollte, sich aber "breitschlagen" ließ, den Film "herunterzukurbeln"
ich las gerade in einem Artikel über Grusel- und Horrorfilme mit Kriegskontext von Sean Hogan als Überleitung von diesem Film hier, zu dem Franco wohl auch das Drehbuch schrieb, und OASE DER ZOMBIES folgenden Satz und musste laut lachen:
"There were possibly the seeds of an interesting film about the ghosts of Nazi occupation and collaboration, but Franco has never given much indication of being interested in narrative subtext, or indeed text."

:lol: :lol: :lol:
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