TranSylvania - Tony Gatlif

Moderator: jogiwan

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kinski
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TranSylvania - Tony Gatlif

Beitrag von kinski »

TranSylvania

Bild

Frankreich, 2006

Regie & Drehbuch : Tony Gatlif
Kamera : Céline Bozon

Genre : Drama
Laufzeit : 97:43 Minuten (franz. DVD)

Darsteller :
Asia Argento, Amira Casar, Birol Ünel, Alexandra Beaujard, Marco Castoldi, Bea Pálya

Story :
Auf der Suche nach ihrem Geliebten begibt sich die schwangere Zingarina nach Transylvanien. Sie hatte ihre grosse Liebe, den Vater ihres noch ungeborenen Kindes, in Frankreich kennengelernt und folgt ihm nun in seine Heimat nach, nachdem dieser Frankreich verlassen musste und verschwand. Die Spurensuche führt sie und ihre Freundin auf einen Streifzug durch die eigenartige Landschaft Transylvaniens, deren Bewohner anfangs rau und wortkarg erscheinen, jedoch bald eine grosse Lebensfreude offenbaren. (Quelle : cineman.ch)
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kinski
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Re: TranSylvania - Tony Gatlif

Beitrag von kinski »

TranSylvania ist ein in vielerlei Hinweis recht einmaliger Film. Für deutsche Sehgewohnheiten ist er wahrscheinlich völlig ungeeignet, dementsprechend unbekannt ist er dann auch hier geblieben. Somit musste ich mich zunächst mit der französischen DVD-Version zufrieden geben. Diese kam dann allerdings recht international rüber, denn der Film ist ein buntes Sprachen-Mischmasch, dass selbst die Franzosen teilweise untertiteln mussten. So wird dann abwechselnd in französisch, italienisch, englisch und phasenweise – sinnigerweise durch den gebürtigen Türken Birol Ünel – auch deutsch gesprochen. Im ‚Making of’ gibt es eine lustige Drehpausen-Szene mit Asia Argento und Birol Ünel, wo einer dem anderen den Ausdruck für „Maulwurf“ in der jeweiligen Sprache beibringt … während Frau Argento eines der Tierchen auf der Hand hält und grimassenhaft darstellt, wie so ein Maulwurf unter der Erde lebt.

Okay, zum eigentlich Film … TranSylvania hat zwei Hauptdarsteller : Asia Argento und die beeindruckende, karge Landschaft, in der der Film von Regisseur Tony Gatlif überzeugend in Szene gesetzt wurde. Gatlif zeigt sich nebenher auch für die Musik bzw. die Auswahl der Musik verantwortlich, die ein tragendes Element dieses Streifens darstellt. Asia Argento liefert hier eine ihrer besten Leistungen ab und zeigt erneut, dass sie - neben den ganzen Horrorrollen, durch die sie den meisten Filmfans bekannt ist - auch eine der besten Charakterdarstellerinnen unserer Zeit ist. Sie tanzt, singt, lacht, schreit und weint sich durch ihre Rolle, die alles von ihr abverlangt. Sie ist zerbrechlich in dem einen Moment, und im nächsten Moment wird sie zur rasenden Furie die sich von nichts und niemanden aufhalten lässt.

Mit Birol Ünel hat die Argento einen Mitstreiter, der ihr absolut ebenbürtig ist. Wer ihn in „Gegen die Wand“ gesehen hat, wird wissen, was für ein hervorragender Darsteller Ünel ist. In TranSylvania legt er noch eine Schippe drauf und spielt den leicht abgewrackten Lebenskünstler Tchangalo mit der ihm eigenen Intensität. Außerdem sorgt er dafür, dass man auch als Nicht-Franzose große Teile des Film sprachlich versteht … seine Parts sind größtenteils in englischer, phasenweise auch in deutscher Sprache.

In einer Nebenrolle – als ursprünglicher Grund von Zingarinas Reise ins Ungewisse – sieht man Marco Castoldi … im wirklichen Leben der Vater von Asia Argentos erstem Kind. Doch eigentlich zählen nur Asia, Birol - und die Landschaft, die Stimmungen trägt und erzeugt und ohne die der Film nicht diese Tiefe hätte. Bei Asia Argento stellt man sich einmal mehr die Frage, wieviel von ihrer Rolle „nur“ gespielt ist und wieviel von ihrer eigenen Persönlichkeit in Zingarina steckt.

TranSylvania kann man schwerlich in ein bestimmtes Genre-Schema stecken. Ihn einfach nur als Drama zu bezeichnen würde dem Film nicht gerecht werden. Zuviele skurille und komische Elemente kommen darin vor, z.B. wenn Argento und Ünel auf der Motorhaube ihren Trieben nachgehen … und von einem Bären gestört werden, der in aller Seelenruhe die Mülltonnen auf der Suche nach Futter durchstöbert!

Als Zuschauer gerät man in ein Wechselbad der Gefühle, fühlt sich hin- und hergerissen - wie auch die Hauptpersonen des Films. Und am Ende ist dann eigentlich nur noch eine Frage wichtig : Werden Zingaringa und Tchangalo, zwei Menschen, die eigentlich nirgendwo richtig hingehören und ständig auf der Suche nach sich selbst sind, am Ende ihrer Reise dort ankommen, wo ihr Herz hingehört?

Fazit : 10 / 10
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