Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von jogiwan »

Viva la muerte - Es lebe der Tod

Bild

Originaltitel: Viva la muerte

Herstellungsland: Frankreich, Tunesien / 1970

Regie: Fernando Arrabal

Darsteller: Fernando Arrabal, Mohamed Bellasoued, Mahdi Chaouch, Jean Louis Chassigneux

Story:

Der junge Fando wächst in einem Armustviertel in Spanien auf. Um ihn herum herrscht Chaos: Der abebbene Bürgerkrieg, religiöser Fanatismus durch die Kirche - und besonders: Seine alleinerziehende Mutter, die vor ihm das Geheimnis des Schicksals seines Vaters versteckt. Als Fandos Vater einst mit kommunistischen Gedankengut liebäugelte, wurde er von der eigenen Ehefrau verraten und ins Gefängnis gebracht. Fando begibt sich auf eine spirituelle Reise zwischen Realität und Traum, auf der Suche nach seinem Vater... (quelle: ofdb.de)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (197

Beitrag von jogiwan »

Hier der Trailer:

it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (197

Beitrag von jogiwan »

Etwas langatmige Mischung aus "Coming-of-Age" und Experimentalstreifen über einen Jungen in ärmlichen, totallitären und religiösen Umfeld, der sich auf die Suche nach seinem Vater macht, der als Regimegegner eingesperrt wurde. Das Ganze ist eher ein bissl dröge und immer wieder von farb-verfremdeteten und surrealistischen Einlagen unterbrochen und leider hört sich die ganze Sache besser an, als dass sie letzten Endes ausgefallen ist. Über weite Teile ist das episodenhafte Werk auch eher bemüht und auch die sonstigen Schauwerte halten sich durchaus in Grenzen. Am Ende waten die erwachsenen Darsteller dann im Blut und Gedärm einer frisch geschlachteten Kuh, damit es mit dem vermutlich beabsichtigen Skandal und der damit verbundenen Aufmerksamkeit doch noch klappt! Gott sei Dank! Ganz groß übrigens auch das Interview mit Fernando Arrabal im Bonus-Bereich, der einen Stuhl (!) auf seinem Schoß hat und Blödsinn von sich gibt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Arkadin
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (197

Beitrag von Arkadin »

Wir sicherlich nicht mein Lieblingsfilm werden, aber ich fand den höchst interessant. Ja, an manchen Stellen etwas bemüht, aber an anderen auch wunderbar :hirn:
Gehört aber zu dem Teil des Surrealismus, den ich eh nicht so gerne mag. Also diesen nach Breton, dass es keine Regeln geben darf und der unmotivierte Amoklauf der höchste Akt des Surrealismus ist. Ich halte es da mehr mit Bunuel, Dali und Magritte.
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Onkel Joe
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von Onkel Joe »

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jogiwan
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von jogiwan »

von Donau Film - sehr interessant! Es wäre schön, wenn die auch "I will walk like a crazy horse" bringen würden :D
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Onkel Joe
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von Onkel Joe »

jogiwan hat geschrieben:von Donau Film - sehr interessant! Es wäre schön, wenn die auch "I will walk like a crazy horse" bringen würden :D
Wenn die Quali stimmen sollte ist die Scheibe sowas von gekauft ;) .
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sergio petroni
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von sergio petroni »

Fand den ziemlich abstoßend, habe ihn darauf am nächsten Abend gleich nochmal geguckt
und muß sagen: Ne, nichts für mich.
An dem sehr sperrigen Werk drang für mich am ehesten die Religionskritik durch;
daran habe ich auch nichts auszusetzen, aber an dem gezeigten Tiersnuff schon.
Trotzdem Danke an Donau-Film für die Veröffentlichung!
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Salvatore Baccaro
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Re: Viva la muerte - Es lebe der Tod - Fernando Arrabal (1970)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Gestern im Rahmen der Retrospektive zur „Groupe Panique“, (jenem von Alejandro Jodorowsky, Fernando Arrabal und Roland Topor in den 60ern gegründeten Künstlerkollektiv), in der Black Box des Düsseldorfer Filmmuseums auf 35mm besehen – und mir damit einen Traum erfüllt, denn Arrabals wütende Abrechnung mit der eigenen Kindheit, der eigenen Mutter, dem faschistischen Spanien zählte, als ich mit fünfzehn, sechzehn anfing, mich voller Elan in die obskuren Nischen der Filmgeschichte vorzuarbeiten, zu einem meiner essentiellsten Damaskuserlebnisse:

Die Bravour, mit der Arrabal es fertigbringt, die Strukturen eines narrativen, (wenn auch freilich fragmentarisch-episodischen) Coming-of-Age-Spielfilms mit visuellen Experimenten à la früher Filmavantgarde und extrem-körperlichen Performances à la Wiener Aktionismus zu verbinden.

Die zumeist griffig-pointierten Metaphern, deren Bildsprache sich sowohl bei Hieronymus Bosch und Breughel wie auch bei den Exponenten des klassischen Surrealismus à la Max Ernst oder Breton bedient: Der insgeheim mit der linken Konterrevolutionär sympathisierende Großvater, der sich das rote Gedankengut, sprich, sein Blut, vom örtlichen Friseur im wahrsten Wortsinne aus dem Kopf schröpfen lässt, oder die Mutter, die ebenfalls im wahrsten Wortsinne auf den Vater, den sie an die Franquisten verraten hat, auf den Kopf scheißt, oder die Szene, in der eine Gruppe nackter Kinder den soeben erschossenen Dichter Garcia Lorca in einem weißen Leichentuch vom Friedhof transportieren; die Tagelöhner, die beim Olivenpflücken Maulkörbe tragen müssen, damit sie sich ja nichts von ihrer Ernte heimlich zwischen die Lippen stecken; die Lehrerinnennone, die sich in Fandos Imagination in ein Schwein mit Schleier verwandelt.

Nicht zuletzt, dass Arrabal mit VIVAL LA MUERTE unverhohlen seine Autobiographie geschrieben hat: Dieser Film wirkt wie ein Abtauchen in lange Zeit sorgsam weggeschlossene Traumata, zugleich aber wie ein Befreiungsschlag von all den Dingen, die einem lange Zeit auf der Seele gebrannt haben, und die man erst loswird, wenn man sie in manchmal erschütternde, manchmal zärtlich-poetische, manchmal absurd-groteske Bilder gießt.

Zuweilen kommt es ja vor, dass einen Filme, die man als junger Mensch innig geliebt hat, wenn man sie Jahre später noch einmal sieht, wenig bis gar nicht mehr erreichen: So, als ob sie sich inzwischen von einem wegentwickelt haben oder andersrum. VIVA LA MUERTE indes hat mich gestern genauso angeschrien, genauso getröstet, genauso verstört, genauso verzückt wie bei unserer allersten Begegnung vor über fünfzehn Jahren als WebRip in grausiger Qualität und ohne Untertitel – und möglicherweise noch mehr, da das arme Schlachthausrind, da die Urinrinnsale, die zu Sturzbächen werden, da die Dr.-Plump-Pfeife von Fandos Vater, und Teresas Truthahn auf einmal in überwältigender Größe vor mir aufragten.

Nur einen kleinen Tipp für alle, die vorhaben, euer Date zu diesem Film ins Kino mitzunehmen: Tut es nicht! Nein, ernsthaft: Tut es nicht!
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