Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Moderator: jogiwan
- horror1966
- Beiträge: 5597
- Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
- Wohnort: Hildesheim
Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Die Mühle der Jungfrauen
(Yellow: le cugine)
mit Lisa Seagram, Maurizio Bonuglia, Caterina Barbero, Franco Ricci, Renato De Carmine, Attilio Dottesio, Luigi Ida
Regie: Gianfranco Baldanello
Drehbuch: Augusto Finocchi / Vittorio Metz
Kamera: Luciano Trasatti
Musik: Coriolano Gori
ungeprüft
Italien / 1969
Anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters treffen die unterschiedlichen Cousinen Valentina und Marta aufeinander. Während Valentina sich gerne öffentlich mit ihrem Gatten Pierre vergnügt, Drogen-und Sexparties feiert und mit Vorliebe Miniröcke trägt, gibt sich Marta äußerst steif und zugeknöpft, um nicht zu sagen:lustfeindlich. Dennoch scheint Pierre von der prüden Cousine fasziniert zu sein und testet seine Verführungskünste an ihr. Dies bleibt Valentina nicht verborgen und es kommt zum Streit zwischen den Eheleuten. Am nächsten Tag wird Valentinas Leiche auf dem Familiengut gefunden...
Und wieder einmal kann man sich über eine deutsche Erstveröffentlichung freuen, denn Gianfranco Baldanello's "Die Mühle der Jungfrauen" gehört zu den frühen Beiträgen des Gialli, denen bisher noch nicht einmal eine VHS Veröffentlichung zuteil wurde. Umso schöner erscheint darum für den Genre Liebhaber die Tatsache, das der Film nun in einem Double Feature zusammen mit "Die Falle" auf DVD und Blu-ray erschienen ist und zudem auch noch einen durchaus sehenswerten Vertreter seiner Art darstellt. Es fehlt zwar die obligatorische Mordserie und der mit schwarzen Handschuhen bestückte Mörder, doch das man selbst aus einem einzigen Todesfall eine interessante Geschichte stricken kann stellt Baldanello hier eindrucksvoll unter Beweis. Zwar zählt das Werk ganz eindeutig zu den ruhigeren des Sub Genres, doch sollte man diesen Punkt keinesfalls als negativen Kritikpunkt ansehen. Die eher bedächtig vorgetragene Erzählung baut sich dann auch erst mit zunehmender Laufzeit genretypisch auf, denn zu Beginn ist erst einmal wenig von der üblichen Grundstimmung zu spüren, die andere Beiträge so sehr auszeichnet. Bist hier nämlich die nötige Bedrohlichkeit in den Vordergrund tritt und der Mord überhaupt stattfindet vergeht erst einmal eine geraume Zeit. Dennoch fällt die Einführung in das Szenario keinesfalls langweilig aus, bekommt man doch eine recht gute Beleuchtung der für die Story wichtigen Figuren geboten. Dabei fällt es jedoch relativ schwer, wirkliche Sympathie für eine der drei Hauptfiguren aufzubringen, denn auf eine kaum zu definierende Art und Weise will sich keiner der Charaktere die Gunst des Zuschauers verdienen.
Ehrlich gesagt sehe ich diesen Aspekt allerdings als echten Vorteil an, kann man doch so vollkommen unbefangen und neutral die Ereignisse verfolgen die ohne jegliche Härte in Szene gesetzt wurden. Es gibt also keine Mengen an Kunstblut und ganz generell hat man wohl bedacht darauf verzichtet, die Ereignisse mit expliziten Gewaltdarstellungen anzureichern. Für manch einen mag sich das jetzt äußerst harmlos anhören, aber dennoch zieht "Die Mühle der Jungfrauen" einen auf eine ganz spezielle Weise in ihren Bann. Es dauert lediglich eine geraume Weile bis sich ein echter Spannungsbogen aufbaut, aber Baldanello ist es dennoch gut gelungen den Zuschauer mit dem Gefühl auszustatten, das jeden Moment etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Und auch wenn die Fakten nach dem Mord dann in der zweiten Filmhälfte scheinbar offensichtlich auf der Hand liegen, bekommt der Film zum Ende noch einmal eine Wendung verpasst, die man nicht zwangsläufig vorhersehen konnte. So kann man sich dann auch auf gut 90 Minuten interessante Krimikost einstellen die zwar nicht zu den absoluten Größen des Sub Genres zu zählen ist, aber dennoch durchgehend zu unterhalten weiß.
Zudem sollte man nicht vergessen das es sich hier um ein absolutes Frühwerk aus der Zeit handelt, in der der italienische Gialli noch in seinen Kinderfüßen steckte. Dafür kann sich die Geschichte dann wirklich sehen lassen und auch schon zur damaligen Zeit war erkennbar, das die fast schon obligatorische Prise Erotik keinesfalls fehlen durfte. Einige Nacktszenen schmücken das Ganze nämlich aus, wobei die einzelnen Szenen einen jederzeit ästhetischen Eindruck hinterlassen und auch in ihrer Anzahl absolut angemessen sind. Zum Ende hin fließt dann sogar noch ein Hauch von Tragik in die Erzählung ein, so das insgesamt gesehen eine absolut sehenswerte Mischung entsteht. Dennoch wird sich manch einer eventuell an zu wenig vorhandenem Aktionismus stören, denn wirklich viel passiert in "Die Mühle der Jungfrauen" im Prinzip nicht. Trotz dieses zu verkraftenden Aspektes wirkt die Story aber zu keiner Zeit langatmig oder gar uninteressant, was sicherlich auch den gut agierenden Darstellern zu verdanken ist.
An dieser Stelle sollte man dann noch einmal die drei Hauptfiguren erwähnen, die diesem Film ganz bestimmt ihren persönlichen Stempel aufdrücken. So könnten beispielsweise die beiden Cousinen Valentina und Marta kaum unterschiedlicher sein und sowohl Caterina Barbero wie auch Lisa Seagram rücken diesen Punkt immer wieder durch ihr gelungenes Schauspiel in den Vordergrund. Auch Maurizio Bonuglia in der Rolle des Lebemannes Pierre ist eine echte Augenweide und selbst die ansonsten in kleineren Nebenrollen auftretenden Akteure liefern einen guten Job ab. Letztendlich kann man also von einem sehr stimmigen Gesamtbild sprechen und macht auf keinen Fall einen Fehler, wenn man dieser Produktion eine Sichtung angedeihen lässt.
Fazit:
"Die Mühle der Jungfrauen" ist ganz bestimmt kein Überflieger, doch hat man sicherlich schon etliche Gialli gesehen, die weitaus schlechter zu unterhalten wussten. Mir persönlich hat diese eher ruhig präsentierte Geschichte jedenfalls sehr gut gefallen, so das ich Genre Liebhabern nur dazu raten kann, diesem Werk eine faire Chance zu geben.
7/10
Big Brother is watching you
- sergio petroni
- Beiträge: 8337
- Registriert: Sa 2. Feb 2013, 20:31
- Wohnort: im Schwarzen Wald
Re: Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Knallbunter Frühgiallo, in dem sich eine überschaubare Anzahl an Darstellern in die
üblichen Liebeleien und Intrigen verstricken, bis es zum ersten Todesfall kommt.
Dabei geht es für das Entstehungsjahr erstaunlich freizügig zu was nackte Haut angeht.
Toll der Swinging-Sixties-Flair mit entsprechend farbenfroher Ausstattung und Kostümierung.
Am bekanntesten dürfte Hauptdarsteller Maurizio Bonuglia sein, der in weiteren
Genrewerken wie "Die Klette", "Ein schwarzer Tag für den Widder" oder auch
"Perfume of the lady in black" mitwirkte. Die beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen
weisen allerdings keine sehr umfangreichen Filmografien auf.
Sympathisch gediegene Unterhaltung, nun auch für jedermann genießbar
dank Illusions Unlimited.
6,5/10
üblichen Liebeleien und Intrigen verstricken, bis es zum ersten Todesfall kommt.
Dabei geht es für das Entstehungsjahr erstaunlich freizügig zu was nackte Haut angeht.
Toll der Swinging-Sixties-Flair mit entsprechend farbenfroher Ausstattung und Kostümierung.
Am bekanntesten dürfte Hauptdarsteller Maurizio Bonuglia sein, der in weiteren
Genrewerken wie "Die Klette", "Ein schwarzer Tag für den Widder" oder auch
"Perfume of the lady in black" mitwirkte. Die beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen
weisen allerdings keine sehr umfangreichen Filmografien auf.
Sympathisch gediegene Unterhaltung, nun auch für jedermann genießbar
dank Illusions Unlimited.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Re: Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Kleiner und feiner Krimi aus italienischer Produktion über zwei ungleiche Cousinen, einer großen Erbschaft und einer Leiche. „Die Mühle der Jungfrauen“ ist dabei einerseits ein typisches Produkt seiner Zeit und behandelt psychosexuelle Themen mit einem überschaubaren Ensemble – auf der anderen Seite ist der 1969 gedrehte Streifen aber überraschend freizügig und bietet Sex, Drogen und einen ausschweifenden Lebensstil, der im italienischen Hinterland mit entsprechenden Konsequenzen auf veraltete Moralvorstellungen trifft. Zwar ist der Streifen für heutige Verhältnisse alles andere als spannend und sehr behäbig inszeniert, aber doch auch ein angenehm gealtertes und schön in Szene gesetztes Unterhaltungswerk mit netter Besetzung, schicker Klamotten und einem schmissigen Soundtrack, der hier erstmalig auch in ansprechender Qualität präsentiert wird. Ein Streifen mit dem Qualitätssiegel Früh-Giallo-Mittelklasse, das man sich als Fan derartiger Werke dann auch keinesfalls entgehen lassen sollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
- Il Grande Racket
- Beiträge: 475
- Registriert: Sa 9. Jan 2016, 23:26
- Wohnort: Hoher Norden
Re: Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Zu vorangeschrittener Stunde wirkte der zuweilen etwas einschläfernd. Aber das Ambiente und die Musik konnte der mich noch einigermaßen bei Laune halten, auch wenn die Story vergeichsweise simpel gestrickt ist. 5,5/10
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10905
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
So richtig gialloesk fand ich den nun nicht, aber das End60er-Feeling und der Erotikfaktor machten den Film äußerst unterhaltsam. Der ermittelnde Kommissar nimmt mit seiner Penetranz schon mal Inspektor Columbo vorweg. So erweist sich "Die Mühle der Jungfrauen" als deutlich unterhaltsamer als vermutet.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)
- Il Grande Racket
- Beiträge: 475
- Registriert: Sa 9. Jan 2016, 23:26
- Wohnort: Hoher Norden
Re: Die Mühle der Jungfrauen - Gianfranco Baldanello (1969)
Naja, aber der tritt ja auch erst in den letzten 15 Minuten wirklich in Aktion. Der Film ist halt anfangs und am Ende ein Drei-Personen-Stück, in der Mitte sind's nur zwei...ugo-piazza hat geschrieben:So richtig gialloesk fand ich den nun nicht, aber das End60er-Feeling und der Erotikfaktor machten den Film äußerst unterhaltsam. Der ermittelnde Kommissar nimmt mit seiner Penetranz schon mal Inspektor Columbo vorweg. So erweist sich "Die Mühle der Jungfrauen" als deutlich unterhaltsamer als vermutet.