Sapevano solo uccidere
Italien 1968
Regie: Tanio Boccia
Kirk Morris, Larry Ward, Sergio Ciani, Gordon Mitchell, Kim Arden, Ana Castor, Luciano Bonanni, Remo Capitani, Aldo Cecconi, Dada Gallotti, Attilio Marra, Rossana Rovere
OFDB
Tanio Boccia ist nun nicht unbedingt für hochwertige Filme bekannt, sondern eher für solide Dutzendware im unteren Qualitätsbereich. Seine Peplums kenne ich alle nicht, aber seine Western habe ich nun mittlerweile komplett gesehen, und von denen ist MEIN LEBEN FÜR DIE RACHE leider nicht der Beste. Aber zumindest kann man diesem Film zugute halten, dass seine Handlung das Ausmaß eines Bierdeckels bei Weitem sprengen würde. Warum? Weil er keine Handlung hat … Was zu beweisen wäre (1):
Eingeleitet wird der Film mit einem Schmachtplagiat von Ennio Morricones Lonesome Billy aus DIE LETZTEN ZWEI VOM RIO BRAVO. Ist ja aber auch gar zu schön das Stück, da kann man sich auch ruhig mal dran vergehen … Als erstes sehen wir dann, wie mexikanische Banditen eine Bank ausräumen wollen, in der aber tatsächlich gar kein Geld drin ist. Es wird geschossen und die Stadt wieder verlassen. Aha, da muss ein Verräter sein, also muss der bestraft werden, und zu lustiger Musik (Eine Variante von La Cucaracha ertönt) wird zum Verräter geritten und dieser bestraft.
Auftritt Jeff und irgendein Kumpel: Die finden den Verräter in seinen letzten Zügen liegen, doch bevor sie das Geheimnis lösen können wird der Verräter erschossen. Und der Kumpel weitestgehend gleich mit. Jeff ist traurig und lädt den gerade noch lebenden Kumpel auf sein Pferd um ihn nach Hause zu bringen („Dort, hinter den Bergen, da musst Du mich hinbringen.“). Zu Hause ist der Kumpel dann endgültig hinüber und wird beerdigt. Jeff zeigt den Eltern des Kumpels das Medaillon mit den Bildern seiner eigenen Eltern und schwört blutige Rache. Für den Kumpel, nicht für die Eltern. Dann wird erstmal geritten.
Die Mexikaner unter ihrem Anführer Pedro kommen zu den Eltern und peitschen eine Frau aus, der vor lauter Schreck gleich mal das Oberteil herunterrutscht. Irgendwann sagt die Frau dann auch, wohin Jeff geritten ist, nämlich an das andere Ende der Kiesgrube. Die Mexikaner also voller Blutdurst und zu lustiger Musik (Eine Variante von La Cucaracha ertönt) hinterher, und dann wird Jeff aus dem Hinterhalt und in der Totalen angeschossen und für tot liegen gelassen. Abgang Mexikaner mit lustiger Musik (Eine Variante von La Cucaracha ertönt).
Jeff ist aber noch nicht ganz tot, sondern schleppt sich waidwund auf die Straße, wo Julie und ihr Faktotum Bronco ihn finden. Bronco zickt rum, aber Julie findet Jeff wohl ganz appetitlich und will ihn mitnehmen nach Hause, wo sie den fast gestorbenen Mann innert weniger Stunden wieder gesund pflegt. Bronco zickt immer mehr rum, und Julie findet Jeff immer appetitlicher. Sie knutschen. Bronco platzt fast vor Eifersucht und will Jeff erschießen. Es kommt zu einer wilden Prügelei, nach der Bronco blutige Rache für diese Schmach schwört und von dannen zieht. Jeff zeigt Julie dann auch irgendwann das Medaillon mit den Bildern seiner Eltern.
Auftritt Clayton. Zwei Ohrfeigengesichter lauern Clayton auf und wollen ihn aus dem Hinterhalt erschießen. Clayton aber schaut aus wie Gordon Mitchell, weswegen er den Braten natürlich riecht. Also trickst er die Ohrfeigengesichter aus, schleicht sich an sie ran, entwaffnet sie, unterhält sich mit ihnen, und tötet sie dann.
Jetzt sehen wir wieder Jeff, der mit Julie knutscht. Abschied von Julies Ranch und dann wird erstmal wieder geritten, nämlich nach Lake City. Dort checkt Jeff im Hotel ein und lernt Katie kennen, die rothaarige Hotel- und Saloonbesitzerin. Während Jeff auf sein Zimmer geht, trifft Katie auf Clayton, und muss sich eine Standpauke von diesem anhören. Es geht um den Oberbanditen Saguaro, den niemand kennt, und der in der Gegend die Befehle gibt. Als nächstes geht Clayton zu seiner Freundin aufs Zimmer, geknutscht wird aber nicht. Ein Gordon Mitchell knutscht nicht!
Wir wechseln in den Saloon. Clayton steigt bei einer Pokerrunde mit ein und hat unverschämtes Glück. Jeff steigt auch ein und überführt Clayton des Falschspiels. Man geht raus und duelliert sich. Clayton beißt in den Staub des Ortes, seine Freundin ist traurig, und Katy bewundert den coolen Macker Jeff. Claytons Freunde schlagen daraufhin Jeff zusammen, und der Doktor kittet ihn auf Katies Sofa wieder zusammen. Geknutscht wird noch nicht. Stattdessen sehen wir Tanzmäusen im Saloon zu, und dann dürfen Jeff und Katie endlich knutschen.
Als nächstes geht Jeff zum Sheriff und verlangt, Deputy zu werden. Der Sheriff ist entsetzt, tut aber wie man ihm befiehlt. Als erstes setzt Jeff ein Waffenverbot im Ort durch und verhaftet daraufhin zwei Mexikaner. Deren Kumpel droht daraufhin Jeff einen Überall auf den Ort an. Julie kommt auch, schlägt Jeff hinterrücks nieder, und die Mexen können ihre Leute ohne große Probleme aus dem Gefängnis holen (wobei der eine Bandit offensichtlich zu schwach ist eine Tür einzutreten, lag sicher am miesen Gefängnisfraß). Der Doktor und Katie machen sich Sorgen um Jeff, während der mit Julie knutscht.
Dann strippt die Ex-Freundin von Clayton. Ende dieses Handlungsstrangs …
Weil Jeff das Medaillon mit den Bildern seiner Eltern vergessen hat, kehrt er zurück zum Saloon und belauscht ein Gespräch zwischen Katie und dem Doktor. Er erfährt, dass der Doktor identisch ist mit dem geheimnisvollen Saguaro, den niemand kennt, und der in der Gegend die Befehle gibt. Saguaros Plan sieht vor, dass Pedro und seine Männer morgen die Bank von Kendall-City überfallen, und er selber und Katie sich dann mit viel Geld aus dem Staub machen können. Abgang Katie, Auftritt die Mexikaner, Abgang Mexikaner, Jeff kommt zu Katie und man busselt (knutschen kann man das nicht nennen).
Jetzt reitet man endlich mal wieder. Jeff reitet zu Julie und knutscht. Dann reitet er mit zwei Pferden nach Kendall-City, zieht sich einen Clint Eastwood-Gedächtnis-Poncho über, und vereitelt den Überfall. Im Laufe dieser Aktion prügeln sich Jeff und Pedro (wäre knutschen hier vielleicht eine Alternative gewesen?), aber Jeff gewinnt dieses Mal ausnahmsweise. Jeff haut mit der Beute ab, die Mexikaner reiten hinterher. Jeff reitet. Die Mexikaner reiten. Jeff reitet schneller, die Mexikaner reiten langsamer, und Pedro steht mit leeren Händen da. Saguaro findet das doof und erschießt Pedro.
Derweil kommt Jeff an eine Postkutschstation. Ein vorsichtiger Blick auf das Laufwerk des Videorecorders sagt uns, dass der Film noch 10 Minuten dauert, der Höhepunkt des Films sich also mit unerbittlicher Spannung nähert. Aber jetzt bestellt Jeff erstmal was zu Essen und zu Trinken, dann kommt eine Postkutsche, und wir schauen den Passagieren zu, wie sie Essen und Trinken bestellen. Jeff isst und unterhält sich dann mit den Kutschern. Er schmuggelt sich unter Benutzung einer erfundenen Geschichte und echten Geldes an Bord der Kutsche. Man fährt los, und kurz danach kommt Saguaro zu der Station. Ein paar scharfe Worte, und die Passagiere erzählen bereitwillig, wohin Jeff verschwunden ist. Die Mexikaner also hinter der Kutsche her. Man reitet. Und reitet. Und reitet. Und reitet. Und weil die Kiesgrube so schön ist, wird dann noch ein wenig weiter geritten. An einer Kurve kann Jeff von der Kutsche abspringen und hinter einer Düne in Deckung gehen. Dort steht dann praktischerweise auch gleich sein Zweitpferd (Wechselkennzeichen!), mit dem er dann zu dem Treffpunkt von Katie und Saguaro reitet. Katie staunt ihn zu sehen, und schon kommt auch der böse Saguaro ums Eck. Es wird geschossen (nicht geritten, und auch nicht geknutscht), und am Ende, Achtung Spoiler, reitet Jeff mit dem Geld in den Sonnenuntergang.
Ende der Inhaltsangabe.
Und wer da jetzt eine stringente Handlung findet, dem gebührt meine absolute Hochachtung. Das Ganze ist in einer Kiesgrube gedreht worden (erwähnte ich das bereits?), und Hauptdarsteller Kirk Morris hat auch ungefähr die Ausstrahlung einer Kiesgrube. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum er kaum eine Großaufnahme bekommt, im Gegensatz zu Katie, Julie und Claytons Freundin, die allesamt sehr attraktiv sind und gerne und ausgiebig gezeigt werden. Kim Arden allerdings, die rothaarige Katie, steht in Punkto Können Kirk Morris nicht nach, da haben sich also zwei wenn auch nicht gesucht, so doch zumindest gefunden.
Aber gut, sind wir mal nicht so gemein, sondern schauen uns die Highlights von MEIN LEBEN FÜR DIE RACHE an (Ein vorsichtiger Blick auf die Länge dieses Textes sagt, dass man noch ungefähr eine Minute liest, der Höhepunkt der Besprechung sich also mit unerbittlicher Spannung nähert). Die hübsch bekieste Kiesgrube, das herabgekommene Westernstädtchen, die nichtssagenden Nebendarsteller. Gordon Mitchell als Clayton, der ungefähr 5 Minuten zu sehen ist, und dessen Rolle nicht den geringsten Nährwert hat. Kirk Morris, der so viel knutscht, dass sein Rollenname eigentlich Knut hätte lauten müssen. Und der, wenn man gut aufpasst, in einer Szene genau so aus dem Bild läuft, wie er das als Kind immer im Kino gesehen hat: Leicht vornübergebeugt, breitbeinig, kernig-männlich. Wie Tom Mix – Wahrscheinlich wollte er schon immer mal so auftreten. Der knutschende Tom Mix – Nun ja, jeder hat so seine Träume. Mein Traum war es schon immer, Mexikaner zu sehen, die dramatisch zum Töten ausreiten und dabei eine Variante von La Cucaracha hören. Und natürlich Ana Castor, die sehr schön ist und sich tatsächlich auszieht. Man sieht nichts, aber die Szene macht Spaß, wenngleich sie überhaupt keinen Sinn ergibt. Genauso wenig wie Bronco, der den Film durch die Hintertür verlässt.
Die deutsche VHS, und anders ist der Film hierzulande bisher nicht erscheinen, bietet ein sehr buntes und farbiges Bild sowie eine Synchro um Abgewöhnen. Was, wenn man mal ehrlich ist, zum Film passt. Irgendwie komme ich also als Fazit nicht umhin festzustellen, dass ich MEIN LEBEN FÜR DIE RACHE in meinem Leben kein zweites Mal sehen werde. Ganz sicher nicht. So, und jetzt reite ich zu meiner Freundin. Knutschen …
3/10
(1) Diese Inhaltsangabe wird Spoiler enthalten! Wer sich also überraschen lassen möchte und nicht wissen möchte, dass der Held am Ende gen Sonnenuntergang reitet, sollte zumindest diesen Teil des Textes überspringen.