Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben:
Arkadin hat geschrieben:Ich hatte mich schon lange auf das Überseefestival gefreut, da ich nicht nur eine Band schon näher kannte, sondern es mir selber zur Aufgabe gemacht habe, interessante Bremer Bands für mich zu entdecken, und wenn es geht zumindest durch Vinyl/CD-Käufe zu unterstützen.
Ein hehres Unterfangen, ich verfahre ähnlich in Bezug (nicht nur) auf Hamburger Bands und hat man die nötige Zeit übrig und den Kopf dafür frei, macht das auch sehr viel Spaß.
Grundsätzlich haben es natürlich sehr viel mehr als nur die lokalen Bands verdient, dass auf sie aufmerksam gemacht wird. Aber irgendwo muss man ja anfangen, insbesondere wenn die Zeit begrenzt ist. So eine Entdeckungstour macht wirklich riesigen Spaß und ich würde auch gerne öfter mal zu solchen Events (bei der Recherche bin ich über Bilder von einer Record-Release-Party 2014 gestolpert - und wenn ich gesehen habe, wer da alles gespielt hat... da wäre ich auch gerne dabei gewesen), aber ich muss da auch mal ehrlich zu mir selbst sein: Das packe ich zeitlich einfach nicht. Aber sowas wie das Überseefestival oder ab und zu mal sowas in die Richtung - das versuche ich jetzt mal ohne Druck irgendwie hinzubekommen. Oder mir einfach mal Gedanken drüber machen, wie man tolle Bands etwas promoten kann - ohne dass man gleich soviel Zeit reininvestieren zu müssen, dass andere Dinge darunter leiden. Mich ärgert es ja immer masslos, wenn so großartige, engagierte und supertalentierte Bands unter dem Radar laufen und irgendwelche Typen mit ihrem Hump-Ta-Ta-Tonschrott die fette Kohle absahnen. Das werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen...

Jetzt gucke ich erstmal, dass ich an die Scheiben von Vladi Wostok und Echoschleife komme.
buxtebrawler hat geschrieben:Schöner Bericht übrigens!
Danke sehr. :verbeug: Ich habe mich da mal vom Meister inspirieren lassen.
Früher war mehr Lametta
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CamperVan.Helsing
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:26.08.2017, Störtebeker, Hamburg:
Fünf Minuten ohne Kopf



Durch das Programm führten zwei Moderatoren in Frauen-/Transgenderfummeln (Putzkittel und Glitzerjacket), die mit launigen Ansagen die eine oder andere Umbaupause, die dann doch länger ausfiel als die vorausgegangene oder folgende Performance, überbrückten. Um ca. 17:10 Uhr war es bereits an BOY DIVISION, den Reigen zu eröffnen, doch mit ihren durchs Megaphon gesungenen, kaum herauszuhörenden Coverversionen kann ich nichts anfangen und ich bemerkte, wie lang fünf Minuten sein können…
Es sind doch nur 5 Minuten... :D

Die Idee mit dem Megaphon und den kaum zu erkennenden Coverversionen finde ich immer noch genial - in der Theorie. :mrgreen: Vor ca. 10 Jahren spielten Boy Division mal auf einem Dampfer auf, der dann ungefähr eine halbe Stunde durch den Hamburger Hafen schipperte. Wenn man nicht fliehen kann, ist es hart...
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Es sind doch nur 5 Minuten... :D

Die Idee mit dem Megaphon und den kaum zu erkennenden Coverversionen finde ich immer noch genial - in der Theorie. :mrgreen: Vor ca. 10 Jahren spielten Boy Division mal auf einem Dampfer auf, der dann ungefähr eine halbe Stunde durch den Hamburger Hafen schipperte. Wenn man nicht fliehen kann, ist es hart...
:o :shock: :angst:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

02.09.2017, Lobusch, Hamburg:
BOUNCING BETTYS + LIQUOR SHOP ROCKERS + CRASS DEFECTED CHARACTER


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Unter dem Motto „Punks meets Disco“ feierte die mir in erster Linie vom Sehen auf Gigs etc. bekannte Julia ihren 30. Geburtstag öffentlich in der altehrwürdigen Lobusch und hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, zu diesem Anlass möglichst illustre Stimmungskapellen zu verpflichten. Fragte ich mich anfänglich noch, wo denn das ganze Partyvolk bliebe und ob es sich bei dem Typen im weiblichen Kängurukostüm wohl um BOUNCING BETTY handele, war nach den ersten paar Bierkannen die Bude ca. zur Hälfte gefüllt und CRASS DEFECTED CHARACTER gaben Gas – bzw. erst mal ein Ständchen zum Besten, natürlich für „das Julia“, und zwar auf der Melodie von Wolle Petrys „Ruhrgebiet“. Den Namen Petry wieder positiv besetzen – geglückt! Im Anschluss folgte die gewohnte Mischung aus explosivem deutschsprachigem HC-Punk, meist im Up-, seltener im Midtempo und mit Hits wie „Eine Handvoll Fick Dich“, „Protest durch Sachschaden“ oder auch „Geiz ist geil“. Der Sound war derart gut, dass nicht nur Manus Bass kräftig knatterte, sondern auch die Texte deutlich zu vernehmen waren, die größtenteils aus dem Munde des vermutlich erstmals auf seine obligatorische Mütze verzichtenden Sängers/Gitarristen des Trios kamen. Was kommt als nächstes? Manu nimmt seine Sonnenbrille ab?! Unfassbar! Es war anscheinend nicht ganz einfach, ausgelassene Stimmung in die Bude zu kriegen, so richtig traute sich kaum jemand zum gepflegten Pogo. Je öfter die Gastgeberin jedoch mit ihrem Schnapstablett die Runde machte, desto lockerer wurde die Meute. Natürlich musste ‘ne Zugabe her und CDC beschlossen ihren Gig, wie sie ihn eröffnet hatten: Mit ihrem Julia-Ständchen, diesmal jedoch mit vergnügt tanzendem Geburtstagskind auf der Bühne. Ein beeindruckender Gig voll kontrollierter Aggression, technischer Tightness und inhaltlicher Relevanz, dessen Tüpfelchen auf dem I „Life is too long“ mit Gastsängerin gewesen wäre, wie es in der Vergangenheit regelmäßig der Fall war – aber man kann nicht alles haben.

Die noch recht neuen, jedoch nicht mehr jungen LIQUOR SHOP ROCKERS hatte ich mittlerweile bereits zweimal gesehen, einmal davon hier in der Lobusch, und auch diesmal veranstaltete das sich aus alten Szenerecken zusammensetzende Quartett wieder ordentlich Rambazamba mit seinem derben Punk/HC-Mix. Die Jungs sowie die Dame am Bass waren bestens aufgelegt und ebenfalls mit einem klasse Sound gesegnet, der Ninas Hokus-Pokus-Fidibass fast wie ‘ne zweite Klampfe klingen ließ. Das drückte wieder einwandfrei von der Bühne und animierte zu mittlerweile vorgerückter Stunde auch den einen oder anderem mehr zum Ausdruckstanz. Schicke Shirts hat man nun am Start, von denen ich mir gleich mal eines sicherte. Eigentlich war ich nach diesem Gig auch schon bedient, weil völlig zufrieden und längst gut angeheitert, aber der Headliner scharrte bereits mit den Hufen.

Die BOUNCING BETTYS aus Limburg hatten nichts mit dem Kängurufraumann zu tun, sondern entpuppten sich als gitarrenloses Bass- und Drum-Duo, das seinen Stil „Powerdisco“ getauft hat und der Veranstaltung damit ihr Motto gab. Seit 2015 ist man anscheinend mit dieser Mischung aus Punk und analogem Disco-Sound unterwegs, der für mich ehrlich gesagt vielmehr nach Stoner Rock o.ä. klang, was ja so gar nicht meine cup of pee ist. Unterhaltsam anzusehen war’s aber allemal und der Sound immer noch erträglicher als tatsächliches Disco-Geskasper. Trinken ließ sich dazu gut und die flotteren Stücke waren mitunter gar nicht übel. Wie lange ich danach noch vor Ort war, kann ich gar nicht genau sagen, aber es war in jedem Fall ein spaßiger Abend, ‘ne gelungene Party in sehr angenehmer Atmosphäre und ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Daher: Danke an Julia, die Lobusch und die Bands!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/02-09-201 ... character/
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

09.09.2017, Menschenzoo, Hamburg:
ZUNAME + HAMBURGER ABSCHAUM


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Auf ihrer Deutschland-Tour unternahmen die russischen Folk-Streetpunks ZUNAME auch einen Abstecher in den Menschenzoo, wo der ehrenwerte HAMBURGER ABSCHAUM den Vornamen (höhö…) machte. Gegen 22:30 Uhr blies der siebenköpfige Lokalmatador in gewohnter Manier zum Angriff, wenn auch diesmal aufgrund der Affenhitze im Zoo unter etwas erschwerten Bedingungen. Beide Sänger schwitzten sich den Arsch ab, bewiesen aber Durchhaltevermögen und boten Hamburger Trompetenpunk-Folklore der sympathischen Sorte. Das Publikum stand dichtgedrängt und kam dank des mit zahlreichen Klassikern sowie einigen neueren Stücken gespickten Sets auf seine Kosten. Los ging’s mit dem schon länger bekannten, kürzlich jedoch endlich auf Vinyl verewigten „Hetze“, für „Rasur“ wurde die Kettensäge ausgepackt, die den Raum mit wundervollem Benzingeruch erfüllte, die AfD bekam gleich zweimal „Auf’s Maul“, mit „Lauf“ erinnerte man an die Band LABSKAUS, der „Trekker Song“ freute nicht nur Hobbybauern und „Nich‘ mein Ding“ provozierte den obligatorischen „Döp-Döp“-Chor. Die „Refugees Welcome“-Nummer vom Lampedusa-Soli-Sampler fehlte ebenso wenig wie „Ein Schritt nach vorn“, das wie der Opener auf der neuen Split-7“ vertreten ist und Gitarrist Dauxis Talent in Sachen Gitarren-Leads unter Beweis stellt, mit dem er auch den einen oder anderen Song, der vor seiner Zeit entstanden ist, etwas aufmöbelt. Gänzlich unbekannt war mir eine düstere, fast metalige Nummer, die ebenfalls gut reinlief. Einzig zwischen den Songs hatte man mit fiesen Rückkopplungen zu kämpfen, die glücklicherweise verstummten, sobald weitermusiziert wurde. Als Zugabe wurde nochmals kräftig auf die Norm geschissen, denn „Nich‘ mein Ding“ musste noch mal herhalten und alle döpten wieder kräftig mit. Erwartungsgemäß geiler Gig!

Und was erwartete uns jetzt? Russen, die einen auf Irish Folk machen und Whisky statt Wodka saufen? DROPKICK MURPHYS in der Ostblock-Variante, THE POGUES mit russischem Akzent? Alles Quatsch, ZUNAME (die man wohl am ehesten „Tsunami“ ausspricht) tanzten auch nicht ihren Namen, sondern spielten mehrstimmigen rauen Streetpunk, kraftvoll und unaufdringlich melodisch, in russischer und englischer Sprache und begleitet von einer dauerlächelnden, offenbar sehr glücklichen Dudelsackspielerin, die für den Folk-Anteil sorgte. Dieser war also weit weniger dominant, als ich es erwartet hatte und das machte auch nichts. Diese Mischung hatte es in sich, denn die Songs gingen sofort ins Ohr, der Dudelsack fügte sich gut ein und dank zweier Gitarren blieb die Saitenfraktion stets im Vordergrund und sorgte für einen satten Sound. Der Bassist und einer der Gitarristen wechselten zwischenzeitlich ihre Bühnenposition, alle drei Vorderleute sangen und der Drummer gab ‘nen kräftigen Beat vor. Zwar hatten sich nach der Vorband die Reihen ein wenig gelichtet, aber alle Dagebliebenen schienen sich einig zu sein, dass ZUNAME ordentlich Stimmung in die Bude bringen und feierten die Band entsprechend ab. Soundprobleme gab’s keine mehr, schön satt knallte die Moskauer Melange aus den Boxen. Eine Zugabe wurde ebenfalls verlangt und insgesamt dürften ZUNAME auf knapp 20 Songs gekommen sein. Klasse Band, ich freue mich auf unseren gemeinsamen Gig in Potsdam diesen Freitag!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/09-09-201 ... -abschaum/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

BERND WAND (nicht der Fraktus-Optiker) lud zum 111. Geburtstag ein und luden sich gute Freunde dazu: Kawkakawka, Angebrachte Panik, Sunny Cold Day, Das Grind!
Nun, leider luden mich auch andere Leute zu einer größeren Geburtstagsparty ein, bei der ich schon vor fast einem Jahr zusagte. Nun, das kleine Festival war auf dem Quelenker Wagenplatz, dessen Konzertveranstaltungen ich bisher immer verpasst habe, und die Fete war da umme Ecke. Also war mein Plan zwischendurch zum Konzert zu verschwinden. Hauptsächlich wegen Das Grind. Die es eigentlich nciht mehr richtig gibt, da sie örtlich inzwischen soweit getrennt sind, dass sie seit einem Jahr nicht mehr probten. Ich kenne den Sänger ganz gut und weiß, wie wichtig ihm der Auftritt war, also wollte ich die unbedingt mitnehmen.
Der Ablaufplan wurde ein ums andere mal geändert und Punkrockmäßig natürlich auch nicht eingehalten, als ich dann kurz vor dem geplanten Grindgig um 20:15 auftauchte, spielte noch Angebrachte Panik und ich erfuhr, dass das Grind zwei Stunden später beginnen sollte. Auch nicht schlimm. Der Restauftritt von A P begeisterte mich mit ambitioniertem Rumpelpunk, druckvoll, guter Gesang (Wechselgesang des Gitarristen und der Bassistin) und Texte und das Volk hüpfte! Vier Songs bekam ich noch mit. Arschlöcher und Gartenzwerge bleiben da im Gedächtnis.
Dann kam SUNNY COLD DAY, die gingen dann so Richtung RAZZIA, JOY DIVISION, CURE, RACHUT. Also: ganz prima, atmosphärisch, dunkel (da passte es auch gut, dass die Lichtanlage immer wieder ausfiel). Das beeindruckte mich wirklich. Schade, dass der Drummer wohl aufhört und das eventuell der letzte Gig war. Sehr schade, kaum entdeckt man eine Band (und dann noch Bremer) für sich und es ist schon vorbei.
Dann das grind. Ein sichtlich nervöser Sänger vor dem Auftritt, ein spät erscheinender Drummer, nur eineinhalb Probesessions, das liess nciht so recht gutes hoffen. Aber: Auf der Bühne stehen ja erfahrene gesegnete junge Männer. Und sie lieferten eine Show ab: skurile Texte, Elktro-Punk, Schlagerhaftes, Gebrülle, Geflüstere, tolle Songs. Und gaben dem Publikum, was es wollte: Alle Hits. Astronaut. In meinem Zimmer. Mein Schrank. Küssen an der Bushaltestelle. Die weiße Tapete. Digital. Aber zu Hause. Ich hasse mein Leben. Habenhausen! Und sogar als Zugabe das nicht mehr geübte Masha in etwas langsamer als früher live.
Herrlich,Grind sind ja auch immer uneindeutig, da denkt man, ah, jetzt tanzen, genau dann brechen sie mit Pogobeat und der Mob bewegt sich trotzdem weiter.
Großer Spaß!
Dann direkt zurück zur Feier, also Bernd Wand nicht mehr gesehen, aber die werden noch häufiger ihren guten Deutschpunk auf Bremer Bühnen bringen. Hoffentlich.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

15.09.2017, Archiv, Potsdam:
ZUNAME + BOLANOW BRAWL


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Nach mehreren Anläufen hatte es an diesem Spätestsommerabend endlich mit dem Archiv geklappt: Die Brigada-Caoz-/Ready-To-Fight-Shows-Konzertgruppe war so freundlich wie mutig, uns als Support für die russischen Folk-Streetpunks ZUNAME zu buchen, die sich auf Deutschland-Tour befanden und erst am Wochenende zuvor in Hamburg gezockt hatten. Wodka meets Whisky sozusagen, das passte doch. Ich will hier gar nicht lange mit meinen fast schon obligatorischen Ausführungen zu meinem Gesundheitszustand langweilen; natürlich hatte ich mir auch vor diesem Gig ‘nen Röchelhusten eingefangen, aber dank pharmazeutischer Erzeugnisse rechtzeitig weitestgehend in den Griff bekommen. Die Hinfahrt gestaltete sich unspektakulär; am meisten zu schaffen machte uns eigentlich der Hamburger Freitagnachmittagsverkehr – die Potsdamer Sackgasse, in die uns der Navi leitete, konnte uns da nicht mehr schocken. Vor Ort nahm man uns freundlich in Empfang und versorgte uns mit Sternburg Export sowie weiteren Bier-Spezialitäten. Im geräumigen Backstage-Bereich standen Knabbergebäck, Handtücher und Pfeffi bereit und man führte uns durch das ehemals besetzte, schon mal geräumte, doch unlängst rebesetzte wieder legalisierte Gebäude. Das Archiv ist eine riesige Bude mit räumlich abgetrenntem Kneipenbereich, langen Gängen und rustikalem Charme, dabei pikobello sauber und aufgeräumt. Kein Vergleich also zu den engen, drängeligen HH-D.I.Y-Clubs.

Das Konzert war für etwas später angesetzt worden, da der eine oder andere Besucher und Helfer an der vorher stattfindenden Demo für bezahlbaren Wohnraum teilnahm. Letztlich wurden es mit 21:00 Uhr Einlass und 22:20 Uhr Konzertbeginn aber gewohnte Zeiten. Vorher soundcheckten wir auf der „kleinen“, ebenerdigen Bühne, wo der kompetente Soundchef den üblichen Lautstärkekrieg unserer Saitenfraktion resolut unterband. Danke! Anschließend konnte ich in Ruhe unseren kleinen Merch-Bauchladen aufbauen, der sogar frequentiert wurde (hätte ich das gewusst, hätte ich Wechselgeld eingepackt), bis es plötzlich doch hektisch wurde: Zehn Minuten früher als von mir anhand einer komplexen Konzertbeginnformel errechnet komplimentierte man uns auf die Bühne; meine Band stand Gewehr bei Fuß und rief panisch nach mir, als ich noch einen provisorischen Toilettengang für angebracht hielt – wir waren hier schließlich nicht bei GG Allin. Also ohne viel Federlesen 1, 2, 3, 4, „Total Escalation“ und elf weitere Kamellen, angekündigt als Buxtehuder Rock-Oper in zwölf Akten auf den Spuren von The Who. Bei „Where Is My Hope“ – ausgerechnet einem der Oldies – erwischte mich ein kurzer Blackout, ein Gitarrensolo sprang über die Klinge und der eine oder anderen Ton hatte etwas Schlagseite, alles in allem schlugen wir uns aber wohl recht ordentlich. Teile der Band waren jedoch dem Gerücht aufgesessen, dass genereller Zeitmangel herrsche und hasteten dadurch ungewohnt eilig durchs Set. Dies verhinderte indes das normalerweise zwischen die Songs verteilte Stand-Up-Programm aus alten Witzen à la Fips Asmussen und gegenseitigen Beleidigungen und sorgte dafür, dass man mich ausnahmsweise einmal nicht zu düpieren versuchte. Ganz am Ende rief sogar einer „Zugabe“ – wir taten aber so, als hätten wir es nicht vernommen.

Die russischen Celtic-Folk-Streetpunks ZUNAME hatte ich bereits in Hamburg ausgekundschaftet und für unbedingt abfeierungswert befunden. Auch diesmal gab’s wieder ordentlich was fürs Geld, ein sattes Set von ca. 20 Stücken wurde durchgepeitscht und Gitarrist Dimik spielte sich beinahe ‘nen Fingerkrampf. Der kehlige, raue, doch melodische bis hymnische Streetpunk mit seinen Dudelsack-Einsätzen, -Soli und -Leads der stets fröhlichen Marina kam auch ins Potsdam bestens an, sorgte für ‘nen vollen Saal und eine Traube Tanzwütiger und zog auch mich weg vom Merch-Stand. Nach ‘ner Zugabe war irgendwann Schluss und alle waren glücklich – außer ich, denn mein bevorzugtes Shirt-Motiv gab’s nicht mehr in meiner Größe (nein, nicht XXXL) …

Backstage kümmerte sich Ole um den deutsch-russischen Kulturaustausch, indem er gemeinsam mit den Moskauern die trinkkulturellen Unterschiede erörterte und auf einem staubigen Spiegel skizzierte, vor dem etwas später noch streng wissenschaftlich übers Saufen doziert und über die korrekte Anwendung entsprechender Formeln debattiert wurde. Als die Veranstalter das nicht mehr verantworten konnten, begleitete man uns zu einem Gelände, wo für beide Bands komfortable Schlafgemächer bereitstanden, man Flo und mir sogar ein Einzelzimmer zur Verfügung stellte und wir auf Zombies, mit Bananen kämpfende Russen und weitere Bizarrerien trafen. Ein kleiner Wermutstopfen für eine zünftige After-Show-Party war, dass man zum Getränkeholen in den sich ebenfalls auf dem Gelände befindenden Club verwies, wo sich die absurde Plastikmusik in ohrenbetäubender Lautstärke auflegenden Veranstalter unwissend stellten und nichts von der Absprache wissen wollten, dass man mit Band-Bändchen aus dem Archiv keinen Eintritt berappen müsse, nur um an den Tresen zu gelangen. Aber sei’s drum, war hoffentlich für’n guten Zweck. An jedes gesprochene Wort in der Küche der Unterkunft kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es wurde viel gesabbelt, gelacht und weitergetrunken, bis irgendwann nichts mehr ging. Die letzte Bastion dürften Flo und ich gewesen sein, bis auch wir uns irgendwann ablegten und ich am nächsten Morgen zunächst nicht aus der Pofe kam. So ließ ich den anderen den Vortritt beim reichhaltigen Frühstücksbuffet inkl. selbstgemachter Brotaufstriche, frischem Grünzeug etc. – glücklicherweise ließ man genug für mich übrig! Beim Gruppenfoto mit der ganzen Crew war ich dann leider Zähneputzen, aber auch Stulle fehlte, da er sich mit seiner schwangeren Freundin bereits nach dem Gig abgesetzt und an diesem Tag einen weiteren Termin wahrzunehmen hatte.

Bis uns unsere Fahrerin auf ihrem Weg von Erfurt nach Hamburg abholen sollte, hatten wir noch ein paar Stunden Zeit, die wir – von Brigada Caoz mit einem Kinderstadtplan ausgestattet – bei bestem Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang durch die Hauptverkehrsstraßen der Stadt nutzten, bis wir uns auf dem Zeppifest in der Zeppelinstraße einfanden, wo’s Konterbierchen zu sübbeln und die ersten beiden Bands zu hören gab. Meine Freunde vom PROJEKT PULVERTOASTMANN verpasste ich aber, so viel Zeit hatten wir dann doch nicht mehr. In eine Band wie KRUSTENBOXER mit der Beschreibung „Anti-Crust-GeOi!e“ o.ä. hätte ich dann eigentlich aber schon gern noch reingehört…

Als uns unsere Fahrerin mit ihrer fantastischen Frisur an der Unterkunft einsammelte, war diese schon wieder blitzblank gewienert – Respekt! Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle und mit einigen von Studio Braun und dem Gelaber meiner Bandkollegen provozierten Lachflashs, bis Hamburg uns zu vorgerückter Stunde zurückhatte. ZUNAME bezeichneten Potsdam im Nachhinein als den Höhepunkt ihrer Tour, was sicherlich mit dem großartigen Job zu tun haben dürfte, den die Veranstalter geleistet haben. Angefangen beim warmherzigen Empfang über das schmackhafte Essen bis hin zur Abrissparty fühlten wir uns jederzeit bestens aufgehoben und sprechen an dieser Stelle noch einmal allen Beteiligten unseren Dank aus! Die sind mit viel Hingabe bei der Sache, was sich nicht zuletzt in zahlreichen Details äußert, die ich hier nicht alle aufführen kann. Äußerst angenehm ist es auch, dass man im Archiv offenbar den Merch-Stand auch mal alleinlassen kann, ohne Fünf-Finger-Discounter befürchten zu müssen. Noch vor Ort lud man uns zum Open-Air-Festival am 18. und 19.05.2018 ein, was wir bereits zugesagt haben. Ein Wiedersehen ist also lediglich eine Frage der Zeit. Fazit: Wer braucht Berlin, wenn er Potsdam haben kann?

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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

23.9.17 GASTFELD
THE DEAD LOVERS
Das Gastfeld ist ja ein ehemalige alteingessene Eckkneipe im aufstrebenden Stadtteil Neustadt, in dem lustige und kreative Leute überall so kreatives Zeug mache. Noch ist hier die Gentrifizierung noch nicht durchgezogen und auch das Gastfeld überzeugt von der Örtlichkeit, den netten Machern und ihrer Bandauswahl, und das ebi den Konzerten fast nie Eintritt verlangt wird. Es gibt Hutkasse. Am Freitag und am Samstag gab es die DEAD LOVERS. Ein Duo, dass ich schon einmal auf der Breminale (also auch umsonst) erleben durfte. Da verstärkte sich das Paar Lula / Wayne Jackson mit einer ganzen Band, das gefiel mir damals schon gut, rutschte nur manchmal ins Mucker-rockige. Im kleinen Gastfeld nun zu zweit, Gesang, Gitarre, Schlagzeug. Also Wayne singt, spielt Gitarre und bedient die Bassdrum, Lula singt und beident den Rest des Schlagzeugs (Stand-Tom, Snare, Becken). Hab ich so auch noch nicht gesehen. Dazu waren sie in so einem Winkel auf die Bühne aufgebaut, dass sie sich gegenseitig ansangen, also nicht gerade zum Publikum raus. Und trotzdem konnten sie total ins Publikum senden. Faszinierend, sie waren sozusagen ganz bei sich und trotzdem mitten unter uns. Zur Musik: Schnittstellen: Hazlewood, Americana, Country, Folk, Blues, Rock. Das klingt, wenn man das in so einer Ankündigung liest ja furchtbar. Vielleicht lieber eine Selbstdarstellung ihrerseits: "The Dead Lovers sound is retro, sexy and provocative. It borrows from blues, rockabilly, folk, sixties beat and even seventies glam rock, but always remains convincing, unique and utterly irresistible. They weave a canvas of melodic vocal harmonies over soundscapes ranging from dirty blues guitar stomps to atmospheric reverb drenched ballads. "Zitat von ihrer Homepage.
Lula hat eine großartige Stimme, sehr eigen, als Haltepunkte seien Patti Palladin, Janis Joblin, Amy Whinehouse genannt. Also sehr kröftig, manchmal rau, dabei immer auch leicht und unangestrengt und, wenn sie will,zerbechlich. Hammer. Wayne hatte eine leichte Bronchitis, bei seiner eher rauen Bluesstimme aber auch ok.
SIe spielten zwei Sets a 45 Minuten und ein paar Zugaben, das hat uns sehr gefallen. Ein Makel: Die Zwischenansagen von Wayne waren doch manchmal zu lang, gingen zu oft um Fussball und er liess sich oft zu sehr auf betrunkene Zwischenrufer ein, da hätte Lula noch mehr einschreiten müssen! Sie war da insgesamt souveräner und brillanter in den Ansagen!
Nachher beim obligatorischen Plattenkauf noch mit ihr gequatscht, sehr angenehme Person! Und sehen beide gut aus.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

karlAbundzu hat geschrieben:23.9.17 GASTFELD
THE DEAD LOVERS
Mist! Vergessen! :cry:
Früher war mehr Lametta
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Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:Also Wayne singt, spielt Gitarre und bedient die Bassdrum, Lula singt und beident den Rest des Schlagzeugs (Stand-Tom, Snare, Becken). Hab ich so auch noch nicht gesehen.
Ich auch nicht :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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