Beileid & Trauer
Moderator: jogiwan
Re: Beileid & Trauer
Die schreckliche Nachricht um HR Gigers ableben trifft mich sehr hart. Ich hatte immer noch darauf gehofft, diesen Ausnahmekünstler bei einem besuch in seinem Museum in der Schweiz noch einmal zu treffen. Sehr sehr schade, Hans Rudolf soll in Frieden ruhen
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Re: Beileid & Trauer
Unfassbar, viel zu früh. R.I.P. HR
Re: Beileid & Trauer
Das ist echt traurig.
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http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
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- Tomaso Montanaro
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Re: Beileid & Trauer
H R Giger geht ins Jenseits....
Ins Reich der Finsternis...
Ich hoffe, dass man ihn dort für seine düstere Kunst verehrt.
R.I.P.
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Ich hoffe, dass man ihn dort für seine düstere Kunst verehrt.
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Re: Beileid & Trauer
Den Tod von Giger empfinde ich als massiven persönlichen Verlust. Ich habe darum versucht einige Gedanken in einen Nachruf zu gießen:
Wie ein Schlag in den Nacken traf mich vor wenigen Stunden die Nachricht, dass der von mir sehr hochgeschätzte Künstler Hans Rudolf (genannt Hansruedi) Giger bereits gestern seinen Verletzungen erlag, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. So ist es nun also, mit 74 Jahren verlässt einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler die Bühne des Lebens: EIN (persönlicher) NACHRUF
Der am 5. Februar 1940 im schweizerischen Chur geborene Giger bekam bereits früh, durch die Apothekertätigkeit seines Vaters, erste Impulse für seine spätere Arbeit (beispielsweise verschickte ein pharmazeutischer Betrieb einen Menschenschädel, den der junge Hansruedi sofort in Beschlag nahm). Seine berühmtesten Werke sind maßgeblich geprägt durch seine frühe Arbeit als Bauzeichner und sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Zürich (1962-1966), welches er als Innenarchitekt und Industriedesigner abschloss. Impulse aus diesen Lehrjahren prägen sein Œuvre durchgehend. Während sich Giger als Innenarchitekt einen Namen erarbeitete, entstanden auch seine ersten größeren Arbeiten, so seine berühmte „Gebärmaschine“. Seine Experimentierfreude im Umgang mit Materialien führte ihn in sämtliche Medien, so deckt sein Lebenswerk von Plastik und Skulptur über Grafik, klassische Malerei und Airbrush bis hin zum Film alles ab – die Dimensionen der Formate übersteigerte er ebenso häufig wie die Grenzen einzelner Materialien durch Kombinationen. Giger erwies sich sehr schnell als eifriger und umtriebiger Schöpfer dunkler Welten!
In dieser Zeit, mit 26 Jahren, lernte er die 18jährige Li Tobler kennen und lieben. Sie wurde seine Muse! Die grazile und feingliedrige Eleganz, hier an Pharaonen, dort an morbiden Amphibien- und Insektengestalten orientiert, die seine Arbeiten wie ein roter Faden durchziehen, sind auf Li zurückzuführen. Wie einst sein späterer Freund Salvador Dalí seine Frau Gala zum Zentrum seiner surrealen Kunst machte, so fand auch die verehrende Bewunderung von Anmut und Erotik stetig wiederkehrenden Einzug in die Werke Gigers. Dem warmen und weichen, weiblichen Körper setzte er kalte Farben und feingliedrige Mechaniken entgegen. Weiches Fleisch und hartes Metall in einer Welt aus Korrosion und Verfall. In diesem Zeitraum perfektionierte er seinen typischen und stilprägenden Look von Biomechanik und setzte Impulse für Popkultur und Tätowierkunst, die bis heute nachwirken. Landschaften, Innen- und Außenräume, lebendes und totes Gewebe, Körperöffnungen und wuchernde Krebsgeschwüre gehen eine Symbiose ein und formen sich aus einer universalen Finsternis heraus zu Kreaturen und homogenen Flächen und Strukturen, die ebenso die Fantasie anregen wie auch Ekel provozieren. Nicht selten wird dabei die Grenze zur Pornographie gezielt überschritten. Giger hatte zu sich gefunden und etablierte sich international als morbider Schwarzromantiker und Surrealist.
Licht und Schatten prägten seine Arbeiten und sein Leben! Die verehrte und in Form einer Todesgöttin stilisierte und zur Kunstfigur erklärte Li setzte sich am Pfingstmontag 1975 mit einem Revolver ein Ende. Ein Schuss, der auch Giger ins Mark traf. In den folgenden Jahren arbeitete er intensiv, perfektionierte Stil und Form und machte mit seinen finsteren Designentwürfen die Filmwelt auf sich aufmerksam. Seine bekanntesten Arbeiten dürften die Studien zum (leider) nie realisierten DUNE von Alejandro Jodorowsky und seine ein Jahr später begonnene Gestaltung der technischen und biologischen Kreaturenwelt um das Science Fiction-Meisterwerk ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (Ridley Scott, 1979) sein. Für die Kreationen des an morbider Grazilität, an Ästhetik und mörderischer Perfektion kaum zu überbietende ALIEN sowie das Schiff samt dazugehörigem Piloten (der sog. „Space Jockey“, seit Scotts PROMETHEUS dann „Engineer“), einer gebärmutterartigen und dennoch technoiden Brutkammer samt Eiern etc. erhielt er 1980 den Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“. Nun kannte ihn jeder!
Etabliert und anerkannt und aufgrund seiner Motivik immer für eine Provokation gut, arbeitete Giger in den folgenden 30 Jahren intensiv in allen sich offenbarenden Bereichen. Diversen Beiträgen zu Filmen (u.a. ALIEN³, SPECIES, PROMETHEUS) folgten vielerlei Beiträge für die Musikbranche. Neben einer Vielzahl von Plattencovern aller Art dürfte die Geschichte um die „Penis Landscape“-Posterbeilage des Albums FRANKENCHRIST (1985) der DEAD KENNEDYS wohl am bekanntesten sein. Der Druck des Giger-Gemäldes brachte der Band eine saftige Klage empörter Eltern ein und ruinierte die Gruppe beinahe vollständig. Aber nicht nur sein Bildwerk fand Einzug in die Musik. Der Designauftrag der Nu-Metal-Gruppe KORN brachte einen typischen, beinahe kanonischen Mikrophonständer (2000) in seinem Stil hervor, der abermals durch überlange, grazile Verbindungen weiblicher Anmut mit kalter Biomechanik besticht. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die Malerei bereits aufgegeben und widmete sich vollständig der plastisch-figurativen Arbeit. Diese schlägt sich am ehesten in den Giger-Bars nieder, von denen einige jedoch wieder geschlossen sind. Im Schloss St. Germain in Gruyères, Schweiz, ist jedoch die Gesamtkonzeption aus Malerei und Grafik, Außen- und Innenraumgestaltung, Möbeldesign und Plastik in seiner typischen biomechanoiden Verknüpfung seit 1998 als MUSEUM HR GIGER zu besichtigen – seit 2003 auch mit Bar.
Giger hat sich in seinem Schaffen für die Verknüpfung der Künste zu Gesamtkonzepten unentbehrlich gemacht! Seine Werke sprechen Sinne und Ängste, Verlangen und Abscheu gleichermaßen an. Und seine ALIEN-Kreatur wurde zur Stilikone in einer Mischung aus Sci-Fi und Horror! Wahrscheinlich ist dies der Kern seines Erfolgs: Die Mischung! Leben und Tod, Gewebe und Metall, empfindliche Feinmechanik und Rost, Moos und Korrosion, Alltagsdesign und Kunst, Material und Motiv.
Der von Verfall und Tod immer faszinierte, stets bodenständige und immer eifrig arbeitende Künstler ist nun fort. Hoffentlich bei seiner geliebten Li.
Auf mich wirkte das Werk Gigers immer sehr massiv ein. Mein künstlerisch-praktischer Werdegang zum Kunstlehrer (erst gestern blätterte ich in einem Giger-Artbook um Material für eine bevorstehende Kunstklausur zu suchen) und meine parallele Entwicklung zum Filmenthusiasten sind ohne seine Impulse kaum vorstellbar. Frühe und prägende Kontakte mit Horror- und Science-Fiction-Filmen waren definitiv ALIEN und ALIENS (mein Faszinosum bis heute – Anmut und Schrecken sind für mich stets fesselnd), seine provokativen und brutalen Zeichnungen und Malereien inspirierten mich als Schüler zur stetigen Arbeit (gegen den Willen meines Vaters, der mich lieber als Mechaniker in der heimischen Werkstatt gesehen hätte) und machten mich gegenüber meinen Kunstlehrerinnen zum grafischen Unruhestifter. Mein erstes selbstgekauftes Artbook war von ihm, eine unerschöpfliche Fundgrube für den jungen aber kreativen Geist auf der Suche nach sich selbst. Meine jugendliche Leidenschaft für die Band KORN fand nach 2000 ebenfalls einen Anknüpfpunkt an Giger und mein Grundstudium war vor allem ein Studium seiner Materialvielfalt und seines Formenkanons. Gern erinnere ich mich daran zurück, wie ich als junger Student im Rahmen der Wissenschaftstage an meinem ehemaligen Gymnasium im Fach Kunst referieren dürfte. Mein Vortragsthema lautete in etwa so: Frau, Amazone, Sucubus oder: Liebe, Tod und Teufel – Die Dämonisierung der Weiblichkeit. Schwerpunkte bildeten die Arbeiten von Giger und Luis Royo – und natürlich versetzte ich meinen ehemaligen Kunstlehrerinnen einen abermaligen Schlag in die Magengrube. Wer wäre ich nur ohne ihn? In Anbetracht dieser knappen Aufzählung wird mir bewusst, dass mir Giger offenbar mehr Vaterfigur und Bezugspunkt war als mein eigentlicher Namensgeber. Letzterer jagte mich auch schon vor drei Jahren vom Hof. Richtig allein fühle ich mich aber erst heute…
Ruhe in Frieden!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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- karlAbundzu
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Re: Beileid & Trauer
rip, hr
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Beileid & Trauer
schön geschrieben, armes Purgschi Hol dir nen Sixpack und betrinke deinen Kummer.
Ihn gibts nicht mehr, aber seine Arbeiten sind unvergänglich. wollte mir schon längst mal eines seiner Arbeiten tätowieren lassen. Das ist dann meine Art Nachruf.
Ihn gibts nicht mehr, aber seine Arbeiten sind unvergänglich. wollte mir schon längst mal eines seiner Arbeiten tätowieren lassen. Das ist dann meine Art Nachruf.
Re: Beileid & Trauer
R.I.P. Mr. Giger, mögest Du jetzt mit all Deinen surrealen Kreaturen am Tisch sitzen und Spaß haben.
Ich hab Giger immer sehr verehrt, wegen seiner faszinierend, düsteren Werke, ein herber Verlust für die Kunstwelt.
Ich hab Giger immer sehr verehrt, wegen seiner faszinierend, düsteren Werke, ein herber Verlust für die Kunstwelt.
- sergio petroni
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Re: Beileid & Trauer
R.I.P. H. R. Giger
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“