8 Blickwinkel - Pete Travis (2008)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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8 Blickwinkel - Pete Travis (2008)

Beitrag von horror1966 »

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8 Blickwinkel
(Vantage Point)
mit Dennis Quaid, Matthew Fox, Forest Whitaker, Bruce McGill, Edgar Ramirez, Said Taghmaoui, Ayelet Zurer, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, William Hurt, James LeGros, Eduardo Noriega, Richard T. Jones, Holt McCallany, Leonardo Nam
Regie: Pete Travis
Drehbuch: Barry Levy
Kamera: Amir M. Mokri
Musik: Atli Örvarsson
FSK 12
USA / 2008

Während der Präsident der Vereinigten Staaten im spanischen Salamanca eine Rede hält, wird er von einem Attentäter angeschossen. Zeitgleich kommen bei einer Bombenexplosion zahlreiche Menschen ums Leben.


So kurz und knapp die Inhaltsangabe auch ausfällt, so ausführlich werden die Ereignisse aus 8 verschiedenen Sichtweisen verschiedener Personen beleuchtet. Für manche Leute mag die Erzählstruktur dieses Action/Thrillers vielleicht etwas gewöhnungsbedürfteig sein, doch gerade der aussergewöhnliche Episoden-Drehstil ist es, der diesem Werk das gewisse Extra verleiht und es von anderen Genre-Vertretern sehr wohlwollend abhebt. Jede einzelne Episode läuft immer wieder auf das gleiche Ende hinaus und so bekommt der Zuschauer die Schüsse auf den Präsidenten und die kurz darauf folgende Bomben-Explosion immer wieder zu sehen, wodurch allerdings keinerlei Langeweile aufkommt da jeder Teilabschnitt dieses grandiosen Filmes einem das ganze Ausmaß der Ereignisse etwas näherbringt. Und so erkennt man auch erst kurz vor dem Finale die wahren Zusammenhänge, die eine riesige Intrige offenbaren.

Neben der wirklich bemerkenswerten Erzählweise der Geschehnisse sind es die Tempowechsel während des Szenarios, die den Betrachter so manches Mal in ein wahres Wechselbad der Gefühle versetzen, denn erscheinen die ersten Abschnitte trotz des Attentates noch ziemlich ruhig, so nimmt der Film im späteren Verlauf immer mehr an Tempo auf, was insbesondere im letzten Drittel für atemlose Spannung sorgt. Wilde Schießereien und fast schon wahnwitzige Verfolgungsjagden lassen einem kaum Zeit dazu, um einmal richtig durchatmen zu können. Nich weiter verwunderlich also, das die Aufmerksamkeit und Konzentration des Zuschauers zu keiner Zeit nachlässt, denn viel zu sehr erliegt man der vom Geschehen ausgehenden Faszination, die einen schon fast wie eine zweite Haut umhüllt. Hinzu kommen die absolut überzeugenden und erstklassigen Darsteller, die hier allesamt einen richtig guten Job abliefern und das Szenario so auch äusserst authentisch und glaubwürdig erscheinen lassen.

Regisseur Pete Travis hat mit "8 Blickwinkel" einen in allen Belangen überzeugenden Film geschaffen, der in erster Linie durch seine extrem spannende Geschichte und deren aussergewöhnlicher Erzählstruktur jede Menge Punkte sammeln kann. Von der ersten bis zur letzten Minute ist jede Menge Spannung vorhanden, die sich mit zunehmender Laufzeit bis hin zur absoluten Hochspannung entwickelt, so das man die tempogeladenen Ereignisse streckenweise mit schweissnassen Händen beobachtet und dabei phasenweise das Gefühl bekommt, sich in einer äusserst intensiven Reality-Doku zu befinden, die einen in einen Sog hineinzieht und so zu einem Teil der schrecklichen Geschehnisse macht. Dabei überkommt einen vor allem bei der Bomben-Explosion ein fast ohnmächtiges Gefühl der Hilflosigkeit, erscheint das Ganze doch extrem realistisch.

Letztendlich mag die hier gewählte Erzählweise der Geschichte nicht jeden geschmack treffen, wer sich jedoch darauf einlassen kann wird mit einem erstklassigen Filmerlebnis belohnt, das an Spannung und Thrill kaum zu überbieten ist. Durch die verschiedenen Sichtweisen der Ereignisse aus den Augen mehrerer Personen werden immer mehr Puzzleteilchen zusammengefügt, die im Endergebnis eine lückenlose Story erzählen, deren Zusammenhänge man zu Beginn noch nicht einmal erahnen kann. Erst ganz zum Ende wird in einem furiosen Showdown das ganze Ausmaß einer Intrige offenbart, so das für ganzzeitige Spannung gesorgt ist und erst gar keine Längen auftreten können, die das Sehvergnügen in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigen könnten. Eine hervorragende Darsteller-Riege tut ihr Übriges, um den Betrachter gut zu unterhalten, wobei mir persönlich vor allem Dennis Quaid in der Rolle des Secret Service Mannes besonders positiv aufgefallen ist, verleiht er dem von ihm gespielten Charakter doch sehr viel Glaubwürdigkeit.


Fazit:


Meiner Meinung nach hat Pete Travis seiner Geschichte durch die besondere Erzählstruktur eine ganz eigene Dynamik verliehen, die sich mit zunehmender Laufzeit immer besser entfalten kann. Durch das immer höher ansteigende Tempo der Ereignisse gewinnt das Ganze immer mehr an Intensität, die für den Zuschauer schon fast spürbar ist. "8 Blickwinkel" ist ein wirklich fesselnder und jederzeit spannender Action/Thriller, den man sich als Freund solcher Filme keinesfalls entgehen lassen sollte.


8,5/10
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Maulwurf
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Re: 8 Blickwinkel - Pete Travis

Beitrag von Maulwurf »

 
8 Blickwinkel
Vantage point
USA 2008
Regie: Pete Travis
Dennis Quaid, Matthew Fox, Forest Whitaker, Bruce McGill, Edgar Ramírez, Saïd Taghmaoui, Ayelet Zurer, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, William Hurt, James Le Gros, Eduardo Noriega, Richard T. Jones, Holt McCallany, Leonardo Nam, Dolores Heredia, Alicia Zapien


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OFDB

Salamanca, Spanien. Ein Attentat auf den Präsidenten der USA, und fast gleichzeitig ein verheerender Bombenanschlag auf ein internationales Treffen zur Bekämpfung des Terrorismus. Viele Opfer, Chaos, Entsetzen, und mittendrin eine Gruppe Personen. 8 BLICKWINKEL erzählt, wie diese Minuten aus dem jeweiligen, ja, Blickwinkel dieser Personen ablaufen. Was da passiert. Was diese Personen wissen. Und vor allem was sie nicht wissen. Für den Zuschauer ergibt sich am Ende ein schlüssiges Bild, aber eben auch nur für den Zuschauer …

Rex Brooks: Knüppelharte Nachrichtenredakteurin, die eine Horde von Kameraleuten quer über die Plaza der Stadt jagt, und gleichzeitig das Bindeglied ist zwischen der Reporterin draußen vor dem Ü-Wagen und dem Nachrichtensprecher daheim im Studio. Rex Brooks sieht auf ihrem Bildschirm, wie der Präsident von den Kugeln getroffen wird. Sie hört eine kleinere Explosion. Und Thomas Barnes stürmt in ihren Übertragungsraum und will die Bilder des Attentats überprüfen.

Thomas Barnes: Special Service-Agent, der dem Präsidenten letztes Jahr einmal das Leben gerettet hat indem er die für diesen bestimmte Kugel mit seinem eigenen Körper auffing, und jetzt seinen ersten Einsatz seit diesem Zwischenfall hat. Sein Job ist es, den Präsidenten bei der Rede auf der Plaza zu beschützen. Und gleichzeitig allen zu zeigen, dass er wieder fit ist. Da, ein Mann in der Menge greift in die Jackentasche! Ein schneller Schlag auf den Arm - und die Kamera des Touristen fällt zu Boden. Und da, ein sich bewegender Vorhang in einem eigentlich leeren Gebäude. Vielleicht nur der Wind. Vielleicht ein Attentäter? Und wer ist der Mann, der mit dem Rücken zum Präsidenten filmt? Genau dorthin, wo der Vorhang sich bewegt, der sich nicht bewegen dürfte …

Howard Lewis: Tourist aus den USA, der eine Auszeit von der Familie braucht und eine Europareise macht. Mit seiner Videokamera filmt er alles was für ihn eine fremde Welt ist und was ihn fasziniert. Und das Ereignis, den eigenen Präsidenten live zu erleben, lässt er sich natürlich nicht entgehen. Er filmt die Gebäude rund um die Plaza. Er filmt den Präsidenten. Er filmt, als die Kugeln ihr Ziel treffen. Und er filmt immer noch, als eine Frau eine Tasche unter die Bühne schleudert. War die Frau nicht vorhin mit dem Spanier zusammen, der sich als spanischer Polizist entpuppt?

Enrique: Ein spanischer Polizist, dessen Aufgabe es ist, den Bürgermeister von Salamanca zu beschützen. Da er aber in Zivilkleidung unterwegs ist, kollidieren seine Interessen auf Schärfste mit denen von Thomas Barnes. Ist Enrique wirklich ein Polizist? Wer ist die Frau, die er mit ihrem Liebhaber gesehen hat, und die er dafür böse rügt? Ist das die Frau mit der Tasche? Wieso sitzt diese Frau jetzt als Rettungssanitäterin in einer durch die Stadt rasenden Ambulanz, die Enrique wie ein Verrückter verfolgt?

Präsident Ashton: Der Mann, um den sich narrativ alles dreht. Ein US-Präsident hat aber natürlich eine komplett andere Sicht auf die Dinge als ein Personenschützer, ein Tourist oder eine Nachrichtenredakteurin. Ein US-Präsident sieht Dinge, die sonst niemand weiß, außer seinen engsten Vertrauten. Und auch die vielleicht nicht immer …

Die Geschichte an sich ist nicht unbedingt logisch, und in dem Augenblick, in dem das in sich geschlossene Konzept des Sprengstoffanschlags verlassen wird und aus dem Film eine hektische und übereilte Hetzjagd durch die vollgestopften Straßen Salamancas wird, in dem Augenblick verliert der Film leider auch einiges von seiner inneren Spannung, was aber durch das hohe Tempo durchaus wettgemacht wird. Die erste Hälfte von 8 BLICKWINKEL hingegen ist so grandios aufgebaut, mit den Menschenmengen, dem Attentat auf den Präsidenten und der Explosion auf der Plaza, und dies alles immer und immer wieder, jeweils mit einem anderen Hauptakteur und einer anderen subjektiven Darstellung, dass die kleinen Löcher in der Story weder auffallen noch interessieren. Die Story baut einen immensen Druck auf und kann diesen Druck auch sehr lange halten. Der Zuschauer wird in den Strudel der Erlebnisse gerissen und fühlt sich, als ob er bei dem Anschlag tatsächlich live dabei ist. Inklusive der anschließenden Erschöpfung.

8 BLICKWINKEL erzählt einen Zeitraum von ungefähr einer halben Stunde aus den Perspektiven unterschiedlicher Menschen. Jeder sieht etwas anderes, jeder erlebt etwas anderes, und die Kreuzungspunkte dieser Menschen, wenn sie sich treffen und Informationen oder auch Kugeln austauschen, sind die Fixpunkte der Geschichte. Rund um diese Punkte baut sich eine ungeheure Spannung auf, reißt die Dynamik der Erzählung der Zuschauer mit sich fort und presst ihn erfolgreich auf sein Sofa. So und nicht anders geht gut unterhaltendes Actionthriller-Kino mit Anspruch! Ein Film, den ich gerne mal im Kino sehen würde …

8/10
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
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