Compliance - Craig Zobel (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Compliance - Craig Zobel (2012)

Beitrag von horror1966 »

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Compliance
(Compliance)
mit Ann Dowd, Matt Servitto, Dreama Walker, Pat Healy, Philip Ettinger, Ashlie Atkinson, Nikiya Mathis, Ralph Rodriguez, Stephen Payne, Bill Camp, Amelia Fowler, John Merolla, James McCaffrey
Regie: Craig Zobel
Drehbuch: Craig Zobel
Kamera: Adam Stone
Musik: Heather McIntosh
FSK 16
USA / 2012

Sandra ist Geschäftsführerin eines Fast-Food-Restaurants. Jeden Tag steht sie unter enormen Druck, besonders heute, da ein Angestellter tags zuvor vergessen hat, die Türe des Gefrierraums zu schließen. Die Folge: ein großer finanzieller Schaden und verärgerte Kunden, die ihre Burger ohne Gurken und Speck serviert bekommen. Zusätzlich stößt ihr Becky sauer auf, die neue Angestellte, die mit ihrem jugendlichen und unbedarften Verhalten all das verkörpert, was Sandra zuwider ist. Als plötzlich das Telefon klingelt, sich an der anderen Leitung ein Polizeibeamter namens Daniels meldet und erklärt, dass Becky einer Kundin Geld gestohlen hat, ist die ohnehin gestresste Sandra bereit dies ohne zu Hinterfragen zu glauben. Es ist der Beginn eines Kreislaufes aus Verdächtigungen und Anschuldigungen mit dem einen Ziel: die systematische Demütigung von Becky.


5 Jahre nach seinem Regie-Debüt "Great World of Sound" präsentiert Regisseur Craig Zobel mit "Compliance" einen sehr außergewöhnlichen Film, der eine gelungene Mixtur aus Thriller-und Drama darstellt. Die Geschichte soll dabei auf einer wahren Begebenheit beruhen und wenn man als Zuschauer einmal davon ausgeht das es sich hier um wahre Ereignisse handelt, liegt das Szenario besonders schwer im Magen. Phasenweise ist es schon fast unglaublich, wie hier aufgrund eines schlichten Telefonates eine junge Frau auf das Übelste gedemütigt wird und im Grunde genommen eine Vergewaltigung über sich ergehen lassen muss. Erscheint das Geschehen stellenweise schon fast unglaublich, so kann man sich andererseits sehr gut vorstellen, das die Ereignisse wirklich passiert sind. Dieser Aspekt wird insbesondere durch den dominant auftretenden Anrufer unterstützt der sich als Polizist ausgibt und keinerlei Zweifel an seiner Identität aufkommen lässt. Seine verbale Manipulation aller Beteiligten geschieht auf eine dermaßen dominante Art und Weise, das man sich ganz zwangsläufig immer wieder die Frage stellt, wie man selbst in der vorherrschenden Situation reagieren würde. Zwar treten immer wieder Zweifel auf, die der Anrufer jedoch leicht und locker zerstreuen kann, da er auf jede Frage postwendend die richtige Antwort parat hat. Ohne das Ganze wirklich zu hinterfragen folgt man seinen Anweisungen, die er mit dezenten Drohungen zusätzlich unterstreicht, so das die Protagonisten trotz vollkommen begründeter Zweifel jedem Befehl nachkommen, auch wenn sie sich dabei nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlen.

Für die junge Becky artet das Ganze nach einer gewissen Zeit in ein wahres Martyrium aus, denn nachdem das Geschehen zu Beginn noch eher harmlos verläuft, so artet die Szenerie mit zunehmender Laufzeit immer mehr aus und kann letztendlich getrost als seelische-und körperliche Vergewaltigung ausgelegt werden, ohne das der Anrufer dabei selbst auch nur einen Finger rühren muss. Für den Betrachter ist die gesamte Choose nur sehr schwer zu ertragen, aus anfänglicher Ungläubigkeit wird mit der Zeit eine wahre Seelen-Qual, leidet man doch fast körperlich mit der jungen Becky mit. Und obwohl man sich gar nicht vorstellen mag das eine solche Situation wirklich passieren kann, erscheinen die Ereignisse unglaublich realistisch, wodurch der Film eine grausame Faszination entfaltet, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt und einen dabei fast zu erdrücken scheint. Dazu trägt auch die äußerst beklemmende Grundstimmung bei, denn nach den ersten ruhigen Minuten des Filmes entfaltet sich eine bedrückende Atmosphäre, die man kaum in Worte fassen kann.

Craig Zobel stellt hier den Aspekt der menschlichen Manipulation extrem gut in den Vordergrund und fügt der Geschichte so auch eine sozialkritische Note bei, die wie ein extremer Tiefschlag in die Eingeweide daher kommt. Nur aufgrund verbaler Aussagen am Telefon wird hier ein Mensch aufs brutalste gedemütigt, wobei dessen Peinigern dies noch nicht einmal richtig bewusst wird. Der Begriff Polizei scheint sämtliche logischen Denkweisen vollkommen außer Kraft zu setzen, was insbesondere bei Becky's Vorgesetzter Sandra zu verspüren ist. Trotz der unwirklich erscheinenden Situation und diverser aufkommender Zweifel ist diese sogar noch dazu in der Lage, diverse Späßchen mit dem angeblichen Polizisten am Telefon zu machen. So erhält das Szenario phasenweise schon eine äußerst makabere Note und erscheint trotz seiner Grausamkeit manchmal unfreiwillig komisch. Nicht weiter verwunderlich also, das man als Zuschauer stellenweise den Eindruck erhält, sich in einer verschärften Version von "Vorsicht Kamera" zu befinden, wobei man jedoch vergeblich darauf wartet, das sich alles als ganz übler Scherz herausstellt. Die ganz große Stärke des Filmes sind sicherlich die streckenweise brillanten darstellerischen Leistungen der Schauspieler, wobei man Ann Dowd (Sandra) und Dreama Walker (Becky) ganz besonders hervorheben sollte. Beide Darstellerinnen warten mit geradezu herausragenden Performances auf und tragen so ihren Teil dazu bei, das die Geschichte ihre volle Intensität entfalten kann.

Meiner Meinung nach ist "Compliance" ein absolut hervorstechender Film, der trotz seiner manchmal schon fast surreal erscheinenden Story ein unglaublich hohes Maß an Authenzität enthält. Obwohl man die Ereignisse eigentlich nicht für wahr halten will kann man sich unglaublich gut vorstellen, das sich alles wirklich so abgespielt hat. Die Manipulation des menschlichen Verstands scheint allein schon durch ein dominantes Auftreten am Telefon möglich und trotz aufkommender Zweifel ist man schnell dazu bereit, andere Menschen zu erniedrigen. Das eigene Schuldbewusstsein wird dabei weitesgehend außer Kraft gesetzt, was man sehr gut in einem Interview erkennen kann, das Sandra am Ende des Filmes im Fernsehen gibt. Es setzt ein gewisser Verdrängungs-Prozess ein und die gute Frau versucht krampfhaft, sich ihr Verhalten schön zu reden, wobei man ihrem Gesicht und ihrer gesamten Körpersprache durchaus ablesen kann, das ihr Verstand es besser weiß. "Compliance" ist somit ein Film der ziemlich eindrucksvoll aufzeigt, das Menschen trotz diverser Bedenken leicht zu manipulieren sind und ohne jegliches Hinterfragen auch dazu bereit sind andere Mitmenschen zu demütigen, wobei das logische Denken nur durch den Anruf eines angeblichen Polizisten vollkommen außer Kraft gesetzt wird. Die Wirkung des Gesehenen ist für den Betrachter unglaublich realistisch und intensiv, so das die Geschichte auch extrem nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.


Fazit:


Unglaublich aber dennoch äußerst realistisch und glaubwürdig erzählt "Compliance" eine Story, die man im Prinzip nicht für möglich halten möchte, die aber gerade deswegen wahnsinnig authentisch erscheint. Herausragende Darsteller, eine extrem bedrückende Grundstimmung und ein unglaublich hohes Maß an Intensität machen dieses Werk zu einem absolut fantastischen Film-Erlebnis, das auch noch lange nach dem Ende wie ein schwerer Klumpen im Magen des Betrachters liegt und einem fast schon körperliche Schmerzen zufügt.


9/10
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buxtebrawler
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von buxtebrawler »

Das klingt interessant, ist vorgemerkt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von untot »

Boah was für eine absolut schwachsinnige Grütze, wenn diese Story tatsächlich auf einer wahren Begebenheit beruht und nicht nur einmal passiert ist, dann sind die Amis wirklich noch dümmer als ich bisher angenommen hab!! :palm:
Für mich ist diese Geschichte sowas von unglaubwürdig und unsäglich dumm das es mir echt die Nackenhaare aufstellt!!!
Man gekommt einen Anruf, am anderen Ende ist angeblich die Polizei, gibt unsinnige Anweisungen und man tut einfach ohne nachzudenken das was die Stimme am anderen Ende einem sagt, tut irgendwann sogar abartige Dinge ohne das irgendwie zu hinterfragen????
Nö Leute sowas ist mir einfach zu blöde, auch weil ich das in keinster Weise irgendwie nachvollziehen kann, der Klügste von allen war noch der Hausmeister.
Wenn die Bullen was wollen tanzen die an, ganz einfach und das ist überall auf der Welt gleich!

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horror1966
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von horror1966 »

Boah, deine Meinung haut mich jetzt echt um. :troest: Gerade weil die Story so absolut unglaublich erscheint, halte ich persönlich sie für durchaus möglich. Und gerade in Amiland halte ich generell überhaupt nichts für unmöglich, aber ich respektiere durchaus deine Sichtweise der Dinge. :thup:
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von untot »

Nö das Teil geht gar, und die Grenzen zwischen unglaublich, hoffnungslos dämlich und hochnotpeinlich sind hier wohl fließend...
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horror1966
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von horror1966 »

untot hat geschrieben:Nö das Teil geht gar, und die Grenzen zwischen unglaublich, hoffnungslos dämlich und hochnotpeinlich sind hier wohl fließend...

Die hat aber auch immer was zu meckern, die kleine Kampf-Amazone. :kicher:
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von untot »

:nick: :opa: :kicher: :mrgreen: :engel:
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buxtebrawler
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von buxtebrawler »

Geil, eine Polarisierung, die mein Interesse bestärkt :popcorn:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von untot »

Auf Deine Meinung wär ich da schon gespannt Bux! :nick:
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purgatorio
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Re: Compliance - Craig Zobel

Beitrag von purgatorio »

COMPLIANCE (USA 2012, Regie: Craig Zobel)

Freitag – traditionell ein stressiger Tag im ChickWich Fast-Food-Restaurant irgendwo in den Suburbs. Sandra, die Managerin des Ladens, hat sich mit den Vorräten des Burgerbelags verkalkuliert und darum allerhand um die Ohren, da Nachschub ausbleibt. Hektik ist vorprogrammiert. Und nun klingelt auch noch das Telefon: Officer Daniels erklärt der gestressten Frau, dass eine ihrer Angestellten, die junge Becky, eine Kundin bestohlen haben soll. Das vermeintlich schuldige Mädchen wird auf Anweisung des Polizisten im Büro festgesetzt. Um ihr eine Nacht in Untersuchungshaft zu ersparen muss die folgsame Sandra eine Kleider- und Leibesvisitation an Becky durchführen, um die Zeit bis zur Ankunft der derzeit noch verhinderten Polizisten zusammenarbeitend zu überbrücken. Telefonisch gibt der leitende Officer weitere Anweisungen während sich Becky nackt und schutzlos zunehmender Bloßstellungen und Erniedrigungen ausgesetzt sieht. Als schließlich Sandras Lebensgefährte die Bewachung des verzweifelten Mädchens übernehmen soll, eskaliert die Situation…

So viel treudoofe Dummheit ist schwer zu glauben. Unterdessen ist die erniedrigende Tortur der jungen Becky kaum erträglich! Man ist fassungslos über die unreflektierte Obrigkeitshörigkeit im Kontext von emotionalem Stress, die dazu führt, dass zu keiner Zeit eine Anweisung nachdrücklich in Frage gestellt wird. Das mag einem unlogisch und unglaubwürdig vorkommen… aber das ist so offenbar wirklich vorgefallen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Strip_sear ... ngton_scam

COMPLIANCE ist ein schwierig verdaulicher Film mit Nachwirkung. Aber, er ist eher eine Art Dokument denn (Spiel-)Film. Tatsächlich ist die Inszenierung langatmig und spannungsarm ausgefallen, weist sogar in den Passagen der sexuellen Übergriffe Lücken auf, die in ihrer Tragweite nicht erschließbar sind, wenn man die tatsächlichen Ereignisse nicht kennt. Das ist unglücklich gelöst, erscheint einem die kurze Andeutung doch reichlich an den Haaren herbeigezogen. CONFLIANCE ist darum durchaus interessant, aber formal mit groben Mängeln versehen. Wenn sich die Tragweite der Geschichte nicht in Gänze aus dem Film erschließt, ist das für Rezipienten eben nicht sehr leicht. Trotzdem ist der Film furchtbar trist inszeniert und kann den Glauben an den Menschen durchaus auch erschüttern… OK, kurz schütteln. 6/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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