Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

departed_unter_feinden.jpg
departed_unter_feinden.jpg (95.8 KiB) 739 mal betrachtet

Originaltitel: The Departed

Herstellungsland: USA / Hongkong

Regie: Martin Scorsese

Darsteller(innen): Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Anthony Anderson, Alec Baldwin, Kevin Corrigan, James Badge Dale, David O'Hara u. A.
Der brutale Bostoner Mafiaboss Frank Costello (Jack Nicholson) hat es geschafft, mit Colin Sullivan (Matt Damon) einen seiner treuesten Männer bei der städtischen Polizei einzuschleusen, um stets auf dem Laufenden über die geplanten Aktivitäten der Cops zu bleiben. Und weil die Taktik, den Gegner mit Hilfe eines Maulwurfs auszuspionieren, zwar alt aber effektiv ist, hatten auch Polizeichef Queenan (Martin Sheen) und Sergeant Digman (Mark Wahlberg) diese Idee. Ihr Undercover-Ermittler Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) hat sich schnell zu einem der engsten Vertrauten von Pate Costello hochgearbeitet. Als sowohl die Mafia als auch das Police-Department erfahren, dass sich ein Falschspieler in ihren Reihen befindet, ohne aber dessen Identität zu kennen, müssen Sullivan und Costigan alles daran setzen, dass der jeweils andere zuerst auffliegt, um somit ihre eigene Tarnung aufrecht erhalten zu können.
Quelle: www.ofdb.de

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buxtebrawler
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

„Keine Wäsche ohne Abholschein!“ („Mein wunderbarer Waschsalon“? Nein, Scorseses „Departed“!)

Zwischen Martins Scorseses Musikdokumentationen „Bob Dylan – No Direction Home“ (2005) und „Shine a Light“ (2008) kam im Jahre 2006 ein Spielfilm in die Kinos, mit dem sich Scorsese als Regisseur wieder einem seiner favorisierten Themen widmen konnte: „Departed – Unter Feinden“ ist ein knallharter Mafia-/Polizei-Thriller, zudem ein US-amerikanisiertes Remake der Hongkonger „Internal Affairs“-Filmreihe.

Dem Bostoner Paten Frank Costello (Jack Nicholson, „Shining“) ist es gelungen, mit Colin Sullivan (Matt Damon, „Good Will Hunting“) einen der Seinen inkognito bei der Polizei unterzubringen, um dadurch der Exekutive stets einen Schritt voraus sein zu können. Doch die Polizei verfolgt einen ganz ähnlichen Ansatz: Chief Queenan (Martin Sheen, „Apocalypse Now“) und Sergeant Digman (Mark Wahlberg, „Jim Carroll – In den Straßen von New York“) haben Billy Costigan (Leonardo DiCaprio, „The Beach“) als Undercover-Cop in die Mafia eingeschleust. Costigan ist es gelungen, Costellos Vertrauen zu gewinnen, doch eines Tages erfahren beide Parteien, dass sich ein V-Mann in ihren Reihen befindet. Sullivan und Costigan liefern sich ein Wettrennen um die Enttarnung des jeweils anderen...

Angesiedelt in Bostons schmutzigen Ecken, Straßen und Hinterhöfen, erzählt „Departed – Unter Feinden“ zunächst einmal von der Stadt selbst: „Boston – Einige Jahre zuvor“ verrät eine Texttafel, an die sich alte Originalaufnahmen vergangener Jahrzehnte reihen. Zeitgleich berichtet Costello als Sprecher aus dem Off über die Entwicklung der Stadt, bevor er sich auf Tour begibt, um Schutzgeld einzutreiben. Schnell ist er als eiskalter Killer charakterisiert, der sich einen kleinen Jungen heranzüchtet: Colin Sullivan, der eine Ausbildung bei der Polizei beginnt. An diese Stelle setzt der Schnitt einen Zeitsprung, Sullivan schließt seine Ausbildung erfolgreich ab.

Vulgäre Sprache und Beleidigungen durchziehen fortan den gesamten Film und findet auf beiden Seiten statt, insbesondere Bulle Digman übertreibt es mit überzogener Coolness und Vulgarismen. Sullivan geriert sich derweil als selbstgefälliges Arschloch. Scorsese zeichnet seine Figuren mit dem dicken Pinsel, verleiht aber jedem Ensemble-Mitglied etwas Spezifisches und schafft es, durch ständiges Changieren zwischen beiden V-Männern zwei gleichberechtigte Parallelhandlungen zu etablieren, die fesselnd erzählt werden. An Realismus gewinnt „Departed – Unter Feinden“, wenn Costigan mit der Situation hadert, Valium benötigt und zu verzweifeln droht. Die Bedrohlichkeit der Situation wird regelrecht spürbar und man fiebert mit, ohne sich dabei auf eine Seite schlagen zu müssen, der eigene Informationsvorsprung erweist sich keinesfalls als Spannungskiller. Das ist Scorsese hervorragend gelungen.

Mit einer genialen Wendung setzt das von William Monahans adaptierte, im Original von Alan Mak und Felix Chong stammende Drehbuch noch einen drauf: Auch das FBI hat jemanden eingeschleust. Um wen es sich dabei handelt, darf hier nicht verraten werden. Faustdick hinter den Ohren hat es auch Psychiaterin Madolyn (Vera Farmiga, „Sein letzter Coup“), die sowohl mit Sullivan als auch mit Costigan anbändelt. Einerseits reichert dies die Handlung um eine reizvolle, konfliktträchtige Dreiecksgeschichte an, beraubt sie aufgrund ihrer Konstruktion aber auch ein Stück weit ihrer Glaubwürdigkeit, erinnert gewissermaßen daran, dass wir einer ausgedachten Handlung beiwohnen. In einer Sequenz, in der zu Fuß beschattet wird, untermauert Scorsese den artifiziellen Anteil des Films gar, indem er ein grafisches Stilmittel nach dem anderen bemüht – eigentlich überflüssig und angeberisch, dennoch beeindruckend. Ziemlich grafisch sind auch die blutigen Schusswechsel ausgefallen, die dem Film einige Härte verleihen und denen durchaus auch Sympathieträger zum Opfer fallen.

„Departed – Unter Feinden“ zeigt letztlich das ganze V-Leute-Dilemma, das häufig keinerlei Sinn ergibt, und wie anfällig die Polizei für Kriminalität und Korruption ist. Der Umgangston zwischen den Polizeiabteilungen ist dabei weit entfernt vom sauberen Bild, das anderen Produktionen vermitteln: Hier wird sich gegenseitig heruntergeputzt und sogar untereinander geprügelt. Die finale Wendung hätte es nicht unbedingt gebraucht, die innere Logik bleibt dennoch erhalten, es hat schon noch alles Hand und Fuß. Ich persönliche hätte mich über ein offeneres Ende gefreut, doch unabhängig davon ist Scorsese und seinem Team eine beinahe ideale Mischung aus Hochspannung und Suspense gelungen, die vielleicht ein wenig zu lang ausgefallen ist. Dafür bekommt das hochkarätige Hollywood-Ensemble reichlich Zeit, sich hervorzutun, genüsslich ausgekostet von der Kamera. Ein wenig verwunderlich ist es lediglich, dass Scorsese seinem jungen Lieblingsschauspieler DiCaprio nicht seinen alten Lieblingsschauspieler und Mafioso-Rollen-erprobten Robert De Niro an die Seite gestellt, sondern sich für Jack Nicholson entschieden hat (der seine Sache aber ausgezeichnet macht).

Alles in allem ist „Departed – Unter Feinden“ schwer unterhaltsame Big-Budget-Kost für große Jungs und Mädels, die bei allen Dollars und allem schauspielerischen Glanz den Dreck der Straße und ihres Milieus nicht vergisst. So hat es sogar die Folkpunk-Nummer „I'm Shipping Up to Boston“ der Dropkick Murphys in den Soundtrack geschafft.
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Maulwurf
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von Maulwurf »

Mt dem konnte ja ja gar nichts anfangen, aber sowas von gar nichts. Zweieinhalb Stunden Kodderschnauze und Gewalt definieren für mich keinen Film, Punkt.Wenn ich mir dagegen das HK-Original INFERNAL AFFAIRS anschaue, was für ein himmelweiter Unterschied! Hier exzessiver Dreck und Unflat kübelweise, ausgewalzt auf eine völlig unnötige Überlänge, dort Spannung durch eine raffinierte Erzählstruktur und erstklassige Schauspieler (Anthony Wong, Andy Lau, Tony Leung Chiu-Wai). In INFERNAL AFFAIRS kommt genau eine ernsthafte Actionszene vor, und mehr braucht es auch gar nicht. Der Film hat eine innere Spannung, die ohne Ende an den Nerven zerrt, da benötigt es weder die ausufernde Gewalt von DEPARTED noch die herabgekommene Stimmung. Seit DEPARTED (und SHUTTER ISLAND) betrachte ich Scorsese allen Ernstes als überbewertet.
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Blap
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von Blap »

Hm, ich finde beide Versionen großartig.
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McBrewer
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von McBrewer »

Maulwurf hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 06:21 Mt dem konnte ja ja gar nichts anfangen, aber sowas von gar nichts. Zweieinhalb Stunden Kodderschnauze und Gewalt definieren für mich keinen Film, Punkt.Wenn ich mir dagegen das HK-Original INFERNAL AFFAIRS anschaue, was für ein himmelweiter Unterschied! Hier exzessiver Dreck und Unflat kübelweise, ausgewalzt auf eine völlig unnötige Überlänge, dort Spannung durch eine raffinierte Erzählstruktur und erstklassige Schauspieler (Anthony Wong, Andy Lau, Tony Leung Chiu-Wai). In INFERNAL AFFAIRS kommt genau eine ernsthafte Actionszene vor, und mehr braucht es auch gar nicht. Der Film hat eine innere Spannung, die ohne Ende an den Nerven zerrt, da benötigt es weder die ausufernde Gewalt von DEPARTED noch die herabgekommene Stimmung. Seit DEPARTED (und SHUTTER ISLAND) betrachte ich Scorsese allen Ernstes als überbewertet.
2006 waren das Exakt meine Gedanken, als ich aus der Kinovorstelllung von DEPARTED kam. Das hatte mich teilweise schon geärgert, das der Film um nichts bereichert wurde, im Gegenteil: dem grandiosen Original kaum das Wasser reichen kann/konnte. Nun, mittlerweile habe ich aber meinen Frieden mit dem Remake gemacht & kann den durchaus ohne Groll & böse Worte anschauen. Die HK-Version steht für mich aber immer noch als perfekten(!) Film für sich. Nur die Meinung über Scorsese teile ich auch nach wie vor (und das auch nach CASINO)
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Arkadin
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von Arkadin »

Scorsese ist einer meiner meiner Lieblinge und daher meiner Meinung nach mitnichten "überbewertet". Was ich allerdings von "Departed" sagen würde, den ich gemeinsam mit "Aviator" für sein schwächstes Werk halte (allerdings habe ich "Silence" und "Irishman" noch immer nicht gesehen). Aber mit "Wolf of Wall Street" (hach) hat er ja wieder zu alter Form zurück gefunden. Und "Shutter Island" liebe ich überraschenderweise auch sehr (überraschenderweise weil.. hätte jemand mir vorher den Plot erzählt, hätte ich nur genervt aufgestöhnt und wäre da nie im Leben reingegangen).

Aber zu "Departed". Mit dem komme ich auch nicht so klar, weil sich mir einerseits nicht erschließt, warum man vom perfekten Original ein amerikanisiertes Remake drehen musste. Und weil dann noch die Sachen, die dem Original hinzugefügt wurden (ganz schlimm das Ende) dem Film nichts sinnvolles neues geben oder gar den Ton - wie ich finde - zu seinem Ungunsten ändert. Nicholson fand ich auch zu sehr Nicholson als dass es dem Film gut tun würde. Eine etwas zurückhaltender und "untypischere" Darstellung wäre hier angebracht gewesen und nicht eine Parodie auf sein Schauspieler-Image.
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buxtebrawler
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

Wenn ich eure Kommentare so lese, war es für mich möglicherweise von Vorteil, das Original gar nicht gesehen haben. So konnte ich vollkommen unbefangen an diesen Film herangehen.

@McBrewer: Du schreibst, dass "der Film um nichts bereichert wurde". Ich habe aber gelesen, dass die Rolle der Psychiaterin gegenüber "Internal Affairs" deutlich aufgewertet worden sei.

Einen aufdrehenden Nicholson sehe ich übrigens immer gern, der fiel für mich hier nicht störend ins Gewicht - im Gegenteil.
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Adalmar
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von Adalmar »

Maulwurf hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 06:21 Mt dem konnte ja ja gar nichts anfangen, aber sowas von gar nichts. Zweieinhalb Stunden Kodderschnauze und Gewalt definieren für mich keinen Film, Punkt.Wenn ich mir dagegen das HK-Original INFERNAL AFFAIRS anschaue, was für ein himmelweiter Unterschied! Hier exzessiver Dreck und Unflat kübelweise, ausgewalzt auf eine völlig unnötige Überlänge, dort Spannung durch eine raffinierte Erzählstruktur und erstklassige Schauspieler (Anthony Wong, Andy Lau, Tony Leung Chiu-Wai). In INFERNAL AFFAIRS kommt genau eine ernsthafte Actionszene vor, und mehr braucht es auch gar nicht. Der Film hat eine innere Spannung, die ohne Ende an den Nerven zerrt, da benötigt es weder die ausufernde Gewalt von DEPARTED noch die herabgekommene Stimmung. Seit DEPARTED (und SHUTTER ISLAND) betrachte ich Scorsese allen Ernstes als überbewertet.
Sehe ich ganz ähnlich. Überflüssiges Remake, das zusätzlich durch die ständige Pöbelsprache nervt.
buxtebrawler hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 13:42 Wenn ich eure Kommentare so lese, war es für mich möglicherweise von Vorteil, das Original gar nicht gesehen haben.
Von Vorteil ist es, das Original zu kennen und die kreative (Nicht)Leistung dieses Films richtig einordnen zu können. Z. B. was heißt "Mit einer genialen Wendung setzt William Monahans Drehbuch noch einen drauf", die Story stammt halt im Wesentlichen nicht von dem.
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buxtebrawler
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

Adalmar hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 03:07 Von Vorteil ist es, das Original zu kennen und die kreative (Nicht)Leistung dieses Films richtig einordnen zu können. Z. B. was heißt "Mit einer genialen Wendung setzt William Monahans Drehbuch noch einen drauf", die Story stammt halt im Wesentlichen nicht von dem.
Ok, das habe ich blöd formuliert, werde ich editieren. Irgendwo habe ich gelesen, dass das Original wesentlich sauberer, geleckter und blitzender daherkam. Die Verlagerung nach Boston und in den Schmutz und Dreck reicht mir als Variation für eine schön rotzige "Coverversion".
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Adalmar
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Re: Departed - Unter Feinden - Martin Scorsese (2006)

Beitrag von Adalmar »

Das ist schon richtig, das Original kommt eher urban und elegant daher.
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