Wir sind deine Community rund ums Thema Film mit Schwerpunkt auf italienischem bzw. europäischem Genre-Kino. Vom Giallo über den Poliziesco/die Poliziotteschi, den Italo-Western, den Horror und der Science-Fiction bis hin zum Eurospy, zur Commedia sexy all'italiana, zu Barbaren und Endzeit, Sex- und Nunploitation, Sleaze und Trash – tausch dich bei uns gratis mit Gleichgesinnten aus, werbefrei und unkommerziell.
Darsteller: Roy Scheider, Robert Shaw, Richard Dreyfuss, Lorraine Gary, Murray Hamilton, Carl Gottlieb, Jeffrey Kramer, Susan Backlinie, Jonathan Filley, Chris Rebello, Jay Mello, Lee Fierro u. A.
In dem auf einer Insel gelegenen kleinen Badeort Amity kommt es zu verschiedenen Todesfällen ungeklärter Herkunft. Der vom Festland stammende Polizeichef Brody (Roy Scheider) vermutet schon bald die Anwesenheit eines Hais, doch der Stadtrat und der Bürgermeister weigern sich wegen der bevorstehenden Touristensaison, die Strände sperren zu lassen. Als sich eine Bürgerjagd als erfolgreich erweist, scheint das Problem gelöst, doch der von Brody herbeigerufene Meeresbiologe Hooper (Richard Dreyfuss) prophezeit, daß der Terror weitergehen wird, denn es handelt sich um einen großen Weißen Hai, nicht um das von den Jägern gefangene Tier. Nachdem es fast zur Katastrophe gekommen ist, engagiert Brody den Haijäger und Seebären Quint (Robert Shaw), der mit Hooper und dem wasserscheuen Sheriff selbst auf dem kleinen Schiff "Orca" aufbricht, das mörderische Tier zu töten. Doch auf dem Meer hat der Hai Heimspiel...
Am Badestrand des Touristenörtchens Amity geht ein weißer Hai auf arglose Spaß- und Erholungssuchende los. Sheriff Brody (Roy Scheider, „Das fliegende Auge“) muss sich mit Stadtrat und Bürgermeister herumstreiten, die die Gefahr nicht ernst nehmen und aus kommerziellen Gründen den Strand keinesfalls absperren lassen möchten. Schließlich tut sich Brody mit dem Biologen Hooper (Richard Dreyfuss, „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“) und Seemann Quint (Robert Shaw, „Liebesgrüße aus Moskau“) zusammen, um Jagd auf das Tier zu machen.
Steven Spielberg („E.T. – Der Außerirdische“, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, „Jurassic Park“ etc.) ist der Meister des Kitsches. Wie kaum ein anderer Regisseur prägte er den Stil mehr oder weniger familienfreundlicher US-amerikanischer Mainstream-„Blockbuster“. Damit habe ich grundsätzlich kaum ein Problem, solange es sich um Kinderunterhaltung handelt. Anders verhält es sich, wenn ein Film als Horrorfilm angekündigt wird, wie der 1975 veröffentlichte „Der weiße Hai“, um den seinerzeit ein großer Hype veranstaltet wurde und der von der Generation, die ihm damals ausgeliefert war, bis in Filmkritikerkreise hinein bis heute nostalgisch verklärt kritiklos überbewertet wird. Nein, „Der weiße Hai“ war nicht der erste Tierhorrorfilm, zuvor gab es bereits Hitchcocks „Die Vögel“ und davor wiederum gab es Filme wie „Tarantula“ und „Formicula“, die Tierhorror mit Science-Fiction-Elementen verbanden sowie bereits Filme mit anderen Meeresbewohnern, ganz zu schweigen von „Godzilla“ und „King Kong“. „Der weiße Hai“ hat aber eine Welle an Tierhorror-Produktionen losgetreten, da viele aufgrund des großen Erfolgs etwas vom Kuchen abbekommen wollten. Ironischerweise sind einige in diesem Zuge entstandene Filme tatsächlich besser als Spielbergs Film. Warum das nicht unbedingt zu den schwierigsten Aufgaben zählt, möchte ich zu erläutern versuchen.
Als ich als Präpubertierender nach Horrorfilmen gierte, konnte ich mir auch die „Der weiße Hai“-Reihe im TV ansehen. Ich erinnere mich, dass ich zwar moderat unterhalten wurde, aber doch eher enttäuscht war. Das sollte alles gewesen sein? Das waren die berüchtigten weißen Haie? Als ich kurze Zeit später Tierhorrornachzügler sah, die stumpf normale Tiere auf Überlebensgröße aufbliesen und dadurch Angst und Schrecken verbreiten wollten, ohne aber den Charme der alten Schwarzweiß-Produktionen reproduzieren zu können, war das Kapitel „Tierhorror“ zunächst für mich abgehakt und wurde zur uninteressantesten Genre-Spielart. Nach einigen befriedigenden Ausflügen ins Tierhorror-Subgenre als Erwachsener drängte ich irgendwann auf eine Neusichtung und -bewertung des weißen Hais, so nun geschehen:
Selbstverständlich versteht es Steven Spielberg, Filme zu drehen. Er erzeugt schöne, durchkomponierte Bilder, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Er weiß, wie man Stimmungen überträgt, wie man Emotionen schürt. Doch wie er sein Talent für die Verfilmung des mir unbekannten Romans Peter Benchleys einsetzt, stößt mir bisweilen sauer auf. Dass das Drehbuch den Zuschauer für dumm verkauft, indem es nicht einmal den Versuch unternimmt, eine Erklärung für die vollkommen unrealistischen Haiattacken zu liefern, ist schlimm genug und hat letztlich entschieden dazu beigetragen, diese Tiergattung beinahe auszurotten, nimmt das dumme „Blockbuster“-Publikum den Unfug doch für bare Münze. Spielberg indes macht gute Miene zum bösen Spiel und verhindert durch ständige platte Gags konsequent jegliche bedrohliche Atmosphäre, ironisiert dafür das Geschehen und macht eine halbe Komödie aus dem nach ein paar abgetrennten Gliedmaßen zusehends familientauglicher werdenden Film. Den Hai bekommt man lange Zeit überhaupt nicht zu sehen, was völlig in Ordnung geht, aber auch verdeutlicht, dass man tricktechnisch nicht allzu viel zu tun hatte. Geplant war das anscheinend anders, doch der mechanische Hai funktionierte schlicht nicht richtig. Erst im Finale sieht man ihn in ganzer Pracht, wo ich mich aber weniger erschreckt, als mir viel mehr gewünscht habe, er möge das Trio endlich verspeisen und möglichst nicht wieder ausspucken.
Denn die Charakterzeichnungen fielen viel zu flach und eindimensional aus. Wen wundert’s, wenn das Drehbuch keinen Platz für Schurken mit dunklen Geheimnissen oder falsche Spiele spielende Unholde bietet? Dass Brody der typische heldenhafte US-Amerikaner ist, der ein Wässerchen höchstens mit Haiblut trüben kann, liegt ja noch auf der Hand; weshalb man Dreyfuss aber ein so peinliches Overacting als hyperaktivem Biologen gestattet, begreife ich nicht. Das ist Charakterzeichnung mit dem Holzhammer. Dass es sich beim kauzigen Haijäger Quint um einen Kriegsveteranen handelt, der herhalten muss, um eines von vielen Ami-Kriegstraumata krampfhaft in den Film hineinzupressen, zu verarbeiten zu versuchen und gleichzeitig den Atombombenabwurf auf Japan zu rechtfertigen, ist man hingegen beinahe gewohnt, was es aber nicht weniger ärgerlich macht. Drei Männer auf einem Boot – da ist schlecht Fotzelecken, aber gut den aufopferungsvollen Patrioten Raushängenlassen, bis der Hai seine Märtyrer fordert, wiederum wenig überraschend, denn wer überlebt, steht von vornherein fest.
Der langwierig erscheinende Weg zum Finale ist gepflastert mit wenigen Toten, dafür umso mehr Dialogen zwischen Brody und denjenigen Figuren, die hier die andere Menschen in Gefahr bringenden, skrupellosen Geschäftemacher sein sollen, vom Drehbuch aber so dermaßen mit Samthandschuhen angefasst werden, dass man fast Verständnis für sie entwickelt. Das war sicherlich beabsichtigt, denn wirklich böse ist hier natürlich niemand außer dem Hai. Geld muss verdient werden, ist doch klar, so ist das nun mal im land of the free. Dass bei einer derartigen Figurenkonstellation die Dramaturgie auf der Strecke bleibt, liegt in der Natur der Sache. Spielberg begegnet dem mit einigen starken Suspense-Szenen wie dem am Strand wachenden Brody, der das wuselige, laute Treiben der Menschen beobachten und differenziert beurteilen muss. Natürlich muss auch der minimalistische Soundtrack als Glücksgriff betrachtet werden, der mit seinen gerade einmal zwei bis drei, aber dafür dramatisch arrangierten Klängen wie kein zweiter für nahendes Unterwasserunheil steht und die eine oder andere Szene aufwertet bzw. erst zu dem macht, was sie ist. Einsamer Schockmoment, der wirklich überrascht, ist der Tod eines Kindes. Doch offensichtlich dachte Spielberg, damit wäre es genug und er könne seinem Publikum keinesfalls mehr zumuten; anschließend scheint er sich fast dafür entschuldigen zu wollen.
Herrje, auch wenn es gerade den gegenteiligen Anschein erweckt: Ich habe wirklich versucht, diesen Film zu mögen, ihn endlich als den großen, wichtigen Klassiker akzeptieren zu können, als den ihn so viele betrachten. Stattdessen bekam ich aber den üblichen Spielberg-Kitsch, wie er immer wieder kopiert wird und mir schon immer zum Halse heraus hing. „Der weiße Hai“ fehlt es an dem entscheidenden Quäntchen Düsternis, der Prise Verkommenheit, dem anarchischen Etwas, das einen Horrorfilm zu einem Horrorfilm macht. „Der weiße Hai“ ist weder furchterregend, noch intelligent, er ist zu nett und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Massengeschmacks ausgerichtet, ohne die Massen, die er anzieht, wirklich verstören zu wollen. Spielbergs emotionalem und fotographischem Geschick zum Trotz ist „Der weiße Hai“ ein Schritt zurück gegenüber dem Tierhorror der 1950er. Von „Der weiße Hai“ ermutigte Produktionen, die sich an deren Grundsujet erinnerten und mit einer klugen, ökologischen Aussage einhergehen, ohne dabei den Unterhaltungsfaktor zu vernachlässigen – ganz im Gegenteil, sind sie doch gerne weniger zimperlich als Spielberg – liegen in meiner Gunst eindeutig höher und wenn es dabei auch mal holpert und rumpelt und nicht so glattgebügelt erscheint wie Spielbergs Urlaubsidylle, umso besser.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Huch, da ist der Bux aber mit dem falschen Fuß aufgestanden. Natürlich ist der weiße Hai reines Unterhaltungskino, vielleicht der Start des Blockbusterkinos, und die amerikanische Sichtweise ist nun mal die amerikanische Sichtweise, aber ich mochte "Jaws" (ewig nicht mehr gesehen) sehr gerne.
Und willst du Spielberg allen ernstes vorwerfen, sein Film sei verantwortlich dafür, dass Haie gejagt werden? Dass viele Mainstreamglotzer derart dämlich sind, glaube ich ja gerne, aber soll das nun ein Problem des Regisseurs sein?
ugo-piazza hat geschrieben:Und willst du Spielberg allen ernstes vorwerfen, sein Film sei verantwortlich dafür, dass Haie gejagt werden? Dass viele Mainstreamglotzer derart dämlich sind, glaube ich ja gerne, aber soll das nun ein Problem des Regisseurs sein?
Nicht speziell des Regisseurs, sondern des gesamten Filmprojekts. Würde ich schon so sehen, ja.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Obwohl ich den "Weißen Hai" toll finde, kann ich durchaus deinen Punkt verstehen...ich glaube der Erfolg dieses Filmes und seine Wirkung liegt möglicherweise darin, dass er wirklich als Horrorfilm für die Massen produziert wurde, für Leute, die Horror nicht so gewohnt sind. Nehmt mich zum Beispiel, ich habe ja recht spät begonnen überhaupt Horror-Filme zu sichten und "Jaws" war einer der ersten Einstiege in dieses Genre für mich. Spielbergs Art kannte ich von Filmen wie "Jurassic Park" oder meiner geliebten "Indiana Jones"-Trilogie, ich war also an Mainstream-Kitsch gewohnt, weswegen ich den als keinen Störfaktor mehr empfand.
Was "Jaws" (sorry für den Englischen Titel, bin meist zu faul das ß auf meiner Tastatur zu suchen) dann beeindruckend gemacht hat, ist wirklich die Angst vor dem Unsichtbaren. Hätte ich damals einen normalen Tierhorrorfilm gesehen, so hätte ich bevor ich wieder Schwimmen gegangen wäre einen kurzen Blick über den See geworfen und wäre, da ich keine Haiflosse gesichtet hätte, beruhigt ins kühle Nass gesprungen. Spielbergs Film vermittelte aber, dass in den Untiefen eines Gewässers irgendetwas sein kann, dass wir NICHT sehen, was uns aber trotzdem töten will und das hat einen bleibenden Eindruck und ein Kindheitstrauma, das mich vor offenen Gewässern fernhält, hinterlassen.
Ob ich "Jaws" so wie Bux betrachten würde, wenn ich damals nicht durch Mainstream verseucht gewesen wäre (bevor ihr mich verurteilt, ihr wisst, mitlerweile habe ich dem abgeschworen) kann ich nicht sagen. Doch so wie die Dinge stehen hatte ich nicht mal was gegen die plumpe Komik, ich fand sie machte unsere Protagonisten recht sympathisch und ich brauche sympathische Hauptcharaktere, damit ich Spannung empfinden kann, da es mir sonst egal wäre ob die Idioten überleben oder nicht.
Also zusammenfassend: Ich mag "Jaws" aber ich mag auch die Bux'sche Kritik davon
Wenn ich Sätze lese wie "...ich habe dem Mainstream abgeschworen..." bekomme ich Magenschmerzen. Wo ist da die Grenze, ab wann ist ein Film "Mainstream"? So ein Blödsinn! ...und dann auch noch einen Western-Avatar zu Schau stellen, wo der Western doch DAS Mainstream-Genre des italienischen Kinos war. ...und selbstverständlich hat es in Filmen abseits des Mainstreams nie plumpe Komik gegeben.
OPEN YOUR MIND, SUCKERS!
Spielberg sehe ich ebenfalls kritsich, "Jaws" ist jedoch ein packender Film geworden, Horror für die Massen kann auch für ach so versierte "Kultglotzer" funktionieren. Richtig ärgerlich sind lediglich die neueren DVD-Ausgaben, bei denen die alte deutsche Kinosynchro fehlt. Naja, es gibt eine britische DVD für wenig Geld, auf der glücklicherweise auch die ursprüngliche deutsche Synchro zu finden ist.
Davon abgesehen kann ich verstehen wenn Zuschauer den Film nicht mögen, die hier vorgebrachte Argumentation ist jedoch erschreckend und befremdlich.
Blap hat geschrieben:Wenn ich Sätze lese wie "...ich habe dem Mainstream abgeschworen..." bekomme ich Magenschmerzen. Wo ist da die Grenze, ab wann ist ein Film "Mainstream"? So ein Blödsinn! ...und dann auch noch einen Western-Avatar zu Schau stellen, wo der Western doch DAS Mainstream-Genre des italienischen Kinos war. ...und selbstverständlich hat es in Filmen abseits des Mainstreams nie plumpe Komik gegeben.
Nehmt doch nicht alles ernst, was ich morgend um 8:00 schreibe, ich meinte damit, als ich den "Weißen Hai" kennen und lieben gelernt hatte, habe ich praktisch nichts als Hollywood Filme mit FSK-12 gesehen und das ist jetzt anders, das sollte keine Einladung zur Haarspalterei werden
Ich liebe diesen Film, er hat großartige Schauspieler, er ist super gemacht und bietet 2 Stunden beste Unterhaltung.Spannend von der ersten bis zur letzten Minute, er wandert bei mir unter die besten 10 Filme aller Zeiten.“Wir werden ein größeres Boot brauchen“.10/10 Meisterwerk
Sorry, aber ich kann dem Bux da doch teilweise nicht folgen. DASS es Haiattacken auf Menschen gibt, ist ja nun nicht Spielbergs Hirn entsprungen, vor der australischen Küste soll das ja nun nicht sooo selten sein. Und es mag sicher auch eine Urangst des Menschen sein, im Wasser großen fleischfressenden Fischen ausgeliefert zu sein. Allerdings wirkte der Hai (wenn ich mich richtig erinnere) aber ja doch arg künstlich, was ja doch auch zuschauenden Dummbratzen auffallen sollte.
Und generell wäre dann doch die Frage: Muss ein Regisseur/Autor/Produzent stets vom dümmsten anzunehmenden Zuschauer ausgehen, um die Folgen seines Tuns abzuschätzen?