Die Firma - Sydney Pollack (1993)

Moderator: jogiwan

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dr. freudstein
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Die Firma - Sydney Pollack (1993)

Beitrag von dr. freudstein »

Originaltitel: Firm, The
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Herstellungsland: USA / 1993

Regie: Sydney Pollack

Darsteller: Tom Cruise, Jeanne Tripplehorn, Gene Hackman, Hal Holbrook, Terry Kinney,
Wilford Brimley, Ed Harris u.a.

Story:
Mitch McDeere (Tom Cruise), ein junger, frisch promovierter Anwalt, wird von einer renomierten Anwaltsfirma angeworben, die ihm finanziell das beste Angebot macht. Daß die Arbeit dort auch ihre Schattenseiten hat, merkt er, als zwei Angestellte schnell hintereinander ums Leben kommen. Damit der junge Anwalt handzahm wird, provoziert man unter Drogen einen Ehebruch und erpreßt ihn damit, just als das FBI an ihn herantritt. Mitch muß sich entscheiden, welchen der beiden Wege er einschlagen will und entscheidet sich, einen eigenen zu schaffen.

http://www.ofdb.de/film/1438,Die-Firma
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Maulwurf
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Re: Die Firma - Sydney Pollack

Beitrag von Maulwurf »

Langsam und altmodisch erzähltes Spannungskino, in dem es nicht alle paar Sekunden zu einer Explosion oder einem Schusswechsel kommt, und bei dem trotzdem die Spannung permanent wächst. Ein wenig Straffung hätte aber gut getan …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Die Firma - Sydney Pollack (1993)

Beitrag von Maulwurf »

... und nun noch mal etwas ausführlicher:

Die Firma
The firm
USA 1993
Regie: Sydney Pollack
Tom Cruise, Jeanne Tripplehorn, Gene Hackman, Hal Holbrook, Terry Kinney, Wilford Brimley, Ed Harris, Holly Hunter, David Strathairn, Gary Busey, Steven Hill, Tobin Bell


Die Firma.jpg
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OFDB

Jung, gutaussehend, ehrgeizig, und Harvard-Absolvent mit Auszeichnung. Mitch McDeere stehen als angehendem Anwalt alle Türen offen, und alle Anwaltskanzleien des Landes reißen sich um einen wie ihn. Er geht zu Bendini, Lambert & Locke in Memphis, weil die zusätzlich zum Gehalt noch ein günstiges Haus und ein Mercedes-Cabrio drauflegen. Dinge, die im Leben halt wichtig sind. Aber bei einem Geschäftstrip auf die Caymans fallen ihm Unstimmigkeiten auf, das FBI teilt ihm mit dass es ein Auge auf ihn geworfen hat, und irgendwann ist er der Überzeugung, dass unter den Klienten seiner Firma Gangster sind. Richtig geraten, sagt das FBI: Bendiniusw. ist eine Geldwäsche für Mafiosi und gleichzeitig deren gesetzliche Vertretung. Aber, spricht das FBI weiter, er hätte eine Möglichkeit da mit einem blauen Auge rauszukommen. Nämlich wenn er die Akten der Kanzlei an das FBI weitergibt, seinen Eid als Anwalt bricht, und sich in ganz extreme Lebensgefahr begibt, weil er den Job des FBI machen und die Mafia ans Messer liefern soll …

Unter dem Begriff „altmodisch“ versteht man als Filmfan oft diejenigen Filme, die ihre Geschichte langsam aufbauen. Die gründlich erzählt werden, und bei denen es nicht im Sekundentakt rumst und wackelt. DIE FIRMA ist so ein „altmodischer“ Film, dessen Grundaufbau so dermaßen langsam ist, dass man sich unweigerlich fragt, welche Downer am Set verteilt wurden. Nicht falsch verstehen, DIE FIRMA ist definitiv ein spannender Reißer, der mit ganz wenigen Toten auskommt und eigentlich nur eine einzige Actionszene an Bord hat. Trotzdem, oder wahrscheinlich genau deswegen, gehören die letzten 20 Minuten, wenn Mitchs Plan zum Abliefern der Bösen und zur Rettung des Selbst abläuft, mit zu den spannendsten 20 Minuten die ich in der neueren Filmgeschichte jemals gesehen habe.

Aber bis dahin hat es, das muss man leider sagen, doch einiges an Leerlauf. Gerade das ausgewalzte Familienleben der McDeeres in der ersten Hälfte offenbart einiges an Längen, die, wenn man sie sich beim Endschnitt gespart hätte, dem sowieso schon überlangen Film viel an Knackigkeit hätte bringen können. Aber Sydney Pollack, der zumindest den Filmen die ich von ihm kenne folgernd, schon immer einen Hang zur epischen Ballade hatte, lässt seine Geschichte sehr gründlich und genüsslich am Zuschauer vorbeirollen. Untermalt mit einem leichten und angenehmen Jazzscore, der im Showdown zugleich ein wunderbar passendes Unbehagen versprüht, und mit einer Unmasse an bekannten Schauspielern erstklassig besetzt, ist DIE FIRMA Spannungskino wie es …Tja, nicht besser sein könnte mag ich nun nicht schreiben, denn es könnte sehr wohl besser sein. Wenn man statt der blassen Jeanne Tripplehorn eine stärkere Schauspielerin als Abby McDeere gefunden hätte. Wenn Holly Hunter, die ihre Szenen souverän beherrscht und die fetzigste Person im ganzen Film ist, mehr Screentime bekommen hätte. Wenn der Film um 20 Minuten gekürzt worden wäre. Wenn Ed Harris weniger Cholerik und mehr Kälte hätte versprühen dürfen. Wenn die Regie den Bösen innerhalb der Kanzlei auch ein wenig Abgründigkeit zugestanden hätte, anstatt sie eher wie knarzige alte Männer wirken zu lassen. Ich meine, Hal Holbrook, Gene Hackman und Jerry Hardin, das sind alles altgediente Miesmacher und Oberschurken, die könnten mit so einer Kanzlei den Teufel persönlich in den Himmel klagen und dabei noch sarkastisch lachen. Aber die Männer sitzen in erster Linie nur da, schauen, äußern sinistere Dinge, und schauen wieder.

Aber ich gehe ins Detail, und das wollte ich eigentlich gar nicht. Denn so schlecht ist DIE FIRMA beileibe nicht. Man muss halt einfach das Gesamtbild betrachten, und das ist durchaus stimmig. Nur gelegentlich ein wenig … altmodisch. Altmodisch im Sinne von sorgfältig und durchdacht. Manchmal halt ein wenig zu durchdacht …

6/10
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Jack Grimaldi
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