Die grausamen Sieben - Richard Rush
Moderator: jogiwan
Die grausamen Sieben - Richard Rush
Die grausamen Sieben (USA 1968, Originaltitel: The Savage Seven)
Holocaust im Indianerdorf
Kisum (Adam Roarke) dröhnt mit seiner Biker-Gang durch die Vereinigten Staaten. Eines Tages suchen die hartschen Burschen eine Spelunke auf, die in einer kleinen von Indianern bewohnten Siedlung liegt. Natürlich geht die Nummer mit reichlich Krawall über die Bühne, bald fliegen nicht nur Fäuste durch die Bruchbude. Jedoch haben die Einwohner des Fleckens ganz andere Sorgen als die ungestüme Rockerbande. Vor Ort zieht der geldgierige Fettsack Fillmore (Mel Berger) die Fäden, der sich mit ein paar niederträchtigen Schlägern umgibt und sich an den Rothäuten bereichert. Derweil hat Kisum ein Auge auf die hübsche Squaw Marcia (Joanna Frank) geworfen, was deren Bruder Johnnie (Robert Walker Jr.) allerdings überhaupt nicht in den Kram passt. Kisum haut auf den Putz, verteilt die Waren aus Fillmores "Supermarkt" unters rote Volk. Nach und nach kommen sich Biker und Indianer näher, bis ein schrecklicher Vorfall die Stimmung ohne Vorwarnung kippt...
Gleich mehrere Zwänge nötigten mich zum Kauf dieser DVD. Zunächst meine Zuneigung zu "Rocker-und-Biker-Filmen", sowie meine Vorliebe für Werke aus den sechziger und siebziger Jahren, vor allem aber die Mitwirkung von Adam Roarke. Seit ich in den frühen Achtzigern erstmalig den kaputt-bekloppten "Verdammt, verkommen, verloren" (The Losers, 1970) erleben durfte, habe ich einen Narren an Adam Roarke gefressen. Für die Regie von "Die grausamen Sieben" zeichnet ein gewisser Richard Rush verantwortlich, der z. B. "Color of Night" (1994) mit Bruce Willis inszenierte. Interessanter erscheinet mir allerdings der Beitrag "Die wilden Schläger von San Francisco" (Hells Angels on Wheels, 1967), in dem neben Adam Roarke der junge Jack Nicholson zu sehen ist.
"Die grausamen Sieben" bedient sich bewährter Schablonen des Western, die auf den Zeitgeist der späten sechziger Jahre eingenordet wurden. Statt auf herkömmlichen Gäulen rollen die Outlaws auf ihren Pferden aus Stahl (Blech?) durch die Kulissen, die Indianer werden von einem weissen Geldgeier geknechtet, der vor keiner noch so fiesen Schweinerei zurückschreckt. Die zentralen Positionen sind sehr glücklich besetzt, freilich bis in die Haarspitzen althergebrachten Klischees folgend. Adam Roarke gibt den Gangboss, hinter dessen harter Schale sich ein (halb)weicher Kern verbirgt. Robert Walker Jr. wehrt sich gegen jede Art von Unterdrückung und Ausbeutung, will sich weder von Fillmore noch den Rockern verarschen lassen. Dabei scheint es ihm eher gleichgültig zu sein, ob er sich eine blutige Nase (oder schlimmere Verunstaltungen) einfängt. Joanna Frank fühlt sich zum wüst-wilden Biker hingezogen, wird mehr und mehr zum Spielball ihres Umfelds. Die junge Dame fällt oft durch ihr ungelenkes Schauspiel auf, macht dies aber durch ihre natürliche, liebenswerte Ausstahlung wett. Für Brüller sorgt Mel Berger in der Rolle des Widerlings Fillmore, dessen verschwitze Übertreibungen allerbesten Unterhaltungswert garantieren. Neben diesen Gestalten hat der Flick noch diverse Schiessbudenfiguren in der Hinterhand, vom kernigen Biker bis zum "Möchtegern-Karate-Könner", jedes Schublädchen wird aufgezogen.
Oft mutet die Inszenierung holprig an, wirkt der Schnitt nicht wirklich gekonnt und/oder gut durchdacht. Die deutsche Synchronisation nimmt dem Film einiges von seiner ursprünglichen Atmosphäre, macht aber mit ihrem kantig-kauzigen Zungenschlage trotzdem Spass. Glücklicherweise bietet die DVD auch den englischen Originalton an, den ich bisher nur in Auszügen kenne. Daher wird die nächste Sichtung auf jeden Fall im O-Ton über den Bildschirm poltern. Die Zielgruppe dürfte "Die grausamen Sieben" ohne Anlaufschwierigkeiten ins Herz schliessen, auch Einsteiger können durchaus einen Blick riskieren. Mit Stereotypen sollte der Zuschauer nach Möglichkeit keine Probleme haben, ansonsten wird der Streifen vermutlich sauer aufstossen. Der flotte Score mit Beiträgen von Cream und Iron Butterfly schmeichelt den Ohren.
Pierrot Le Fou verdanken wir u. a. die DVD zu "Two-Lane Blacktop" (1971), um die Qualität von "Die grausamen Sieben" ist es ebenfalls gut bestellt. Der Film liegt ungekürzt vor, das Bild ist sehr ordentlich, wie bereits erwähnt findet man neben der deutschen Synchro auch den Originalton vor. Boni sind rar, immerhin haben es ein paar Trailer auf die Scheibe geschafft. Das Case steckt in einem Schuber, auf dem sich ein Sticker mit dem gefürchteten FSK-Flatschen befindet (ob sich der Aufkleber ohne Schwierigkeiten ablösen lässt kann ich nicht beantworten, da er mich nicht stört und folglich unbehelligt bleibt). Das Scheiblein bekommt eine klare Kaufempfehlung meinerseits, für Fans des Genres ist die DVD sowieso Pflicht!
In der deutschen Version verdienen sich "Die grausamen Sieben" zunächst knappe 7/10. Ich spüre es, da geht noch was, der Originalton muss dem Genuss zugeführt werden.
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Re: Die grausamen Sieben - Richard Rush
Mir hat der Film auch wunderbar gefallen, großteils aus den selben Gründen wie dir (Adam lebe HOCH )
Weil du das mit den Western erwähnt hast...ich sah überhaupt einige Paralellen zu "Den Sieben Samurai" von Kurosawa, auf welchem ja "Die Glorreichen Sieben" beruhen. Natürlich hat mich der Titel darauf aufmerksam gemacht, aber von diesem inspiriert sind mir dann doch einige größere Ähnlichkeiten aufgefallen. Bei allen drei Filmen gibt es eine Gruppe unterdrückter Leute (Bauern - Bauern - Arbeiter), welche von einem mächtigen Feind tyrannisiert werden (Banditen - Banditen - Bosse), bis sie eine Gruppe von Sieben armen heimatlosen aber starken Männern finden (Samurai - Cowoys - Biker), welche sie ein wenig beschützen. Am Ende kristallisiert sich dann heraus, dass es nur Verlierer geben kann. Obwohl der Feind besiegt wurde, haben die Sieben große Verluste hinnehmen müssen und müssen sich daher eingestehen, dass die Unterdrückten, die nun frei sind, die einzigen sind, welche möglicherweise Nutzen aus so einem Krieg ziehen könnten. Kleinere Themengleichheiten wie das Verlieben eines der Sieben in eine der Unterdrückten findet man auch hier und da.
Was mir an den "Grausamen Sieben" aber besonders gefallen hat ist, dass sie mit den Unterdrückten nicht klar kommen und sich eine Weile lang gegen diese richten, was ein unsagbar faszinierendes neues Licht auf die Sache wirft. Man denke nur in den "Glorreichen Sieben" würden Yul Brynner und Co. eine Zeit lang wahllos Bauern und nicht Banditen niedermeucheln. Da ich diese Wendung der Geschichte in die tragischen Missverstände recht ansprechend fand, betrachte ich die Biker-Version als meine ZWEITliebste "Sieben-gegen-Theben"-Verfilmung (Kurosawa kann natürlich niemand einholen) ich fand sie selbst cleverer als "Die Glorreichen Sieben" und sie machten mehr Spaß, da sie viel schönes wenn auch unnötiges Zeugs drinnen hatten wie Massenprügelein oder ausgelassene Biker/Indianer-Partys.
9/10
Weil du das mit den Western erwähnt hast...ich sah überhaupt einige Paralellen zu "Den Sieben Samurai" von Kurosawa, auf welchem ja "Die Glorreichen Sieben" beruhen. Natürlich hat mich der Titel darauf aufmerksam gemacht, aber von diesem inspiriert sind mir dann doch einige größere Ähnlichkeiten aufgefallen. Bei allen drei Filmen gibt es eine Gruppe unterdrückter Leute (Bauern - Bauern - Arbeiter), welche von einem mächtigen Feind tyrannisiert werden (Banditen - Banditen - Bosse), bis sie eine Gruppe von Sieben armen heimatlosen aber starken Männern finden (Samurai - Cowoys - Biker), welche sie ein wenig beschützen. Am Ende kristallisiert sich dann heraus, dass es nur Verlierer geben kann. Obwohl der Feind besiegt wurde, haben die Sieben große Verluste hinnehmen müssen und müssen sich daher eingestehen, dass die Unterdrückten, die nun frei sind, die einzigen sind, welche möglicherweise Nutzen aus so einem Krieg ziehen könnten. Kleinere Themengleichheiten wie das Verlieben eines der Sieben in eine der Unterdrückten findet man auch hier und da.
Was mir an den "Grausamen Sieben" aber besonders gefallen hat ist, dass sie mit den Unterdrückten nicht klar kommen und sich eine Weile lang gegen diese richten, was ein unsagbar faszinierendes neues Licht auf die Sache wirft. Man denke nur in den "Glorreichen Sieben" würden Yul Brynner und Co. eine Zeit lang wahllos Bauern und nicht Banditen niedermeucheln. Da ich diese Wendung der Geschichte in die tragischen Missverstände recht ansprechend fand, betrachte ich die Biker-Version als meine ZWEITliebste "Sieben-gegen-Theben"-Verfilmung (Kurosawa kann natürlich niemand einholen) ich fand sie selbst cleverer als "Die Glorreichen Sieben" und sie machten mehr Spaß, da sie viel schönes wenn auch unnötiges Zeugs drinnen hatten wie Massenprügelein oder ausgelassene Biker/Indianer-Partys.
9/10
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- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: Die grausamen Sieben - Richard Rush
Genau einige Worte vom Blap wollte ich hier auch wieder geben. Klar erkennbar die Paralellen zum "Wilden Westen", nur 100 Jahre später und auf stählernen Pferden und natürlich immer noch Konflikte mit den Ureinwohnern, die aber vor allem von geldgierigen Fettwänsten unterdrückt und ausgebeutet werden, während die Biker durchaus sich dem Völkchen annähern können. Die Biker leben in erster Linie für sich selbst, feiern ihre Partys, aber gegen ungerechte Schweinereien vorzugehen, kennen die auch nichts und stellen sich auf die richtige Seite . Leider wird die Friedenszeremonie durch einen unschönen Vorfall zerstört.
Sehr angenehm durchzuschauen, man wird zu keiner Zeit gelangweilt. Viele Emotionen mit drinne und natürlich auch Gewalt. Ich schwanke zwischen 7 und 8 Punkten, daher ist die logische momentane Schlußfolgerung beim Auswürfeln auf
7,5/10 gefallen.
Sehr angenehm durchzuschauen, man wird zu keiner Zeit gelangweilt. Viele Emotionen mit drinne und natürlich auch Gewalt. Ich schwanke zwischen 7 und 8 Punkten, daher ist die logische momentane Schlußfolgerung beim Auswürfeln auf
7,5/10 gefallen.
Re: Die grausamen Sieben - Richard Rush
Die DVD ist ja immer noch recht teuer mit 15,- euro, hat da jemand nen Einkaufstip für mich???
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!