1981er US-TV-Horror auf relativ hohem Niveau, das ist „Die Rache des Gelynchten“ von Regisseur Frank De Felitta. Das Drehbuch lässt kein gutes Haar an schießwütigen Kleinstadt-Rednecks, die Jagd auf einen geistig Behinderten machen und ihn in einem Fall von Selbstjustizirrtum kaltblütig hinrichten. Doch nachdem diese vor Gericht freigesprochen wurden, wird die Killergruppe durch eine Reihe seltsamer Unfälle nach und nach dezimiert. Das klingt unspektakulär, ist es eigentlich auch, wurde jedoch nicht etwa in Exploitation-Manier umgesetzt (schließlich handelt es sich um eine TV-Produktion); vielmehr wurde Wert auf die Charakterisierung der Protagonisten gelegt und soviel Sorgfalt bei der Inszenierung geübt, dass den Zuschauer die Ereignisse nicht kalt lassen sollten. Blutig wird’s eigentlich nie, die kreativen Tötungsmethoden werden relativ lang in ihrem Aufbau gezeigt, um kurz vorm Exitus abzublenden. Thematisiert wird einmal mehr, wie in einer US-amerikanischen Kleinstadt ganz eigene Gesetze herrschen und nicht unbedingt derjenige Recht bekommt, der Recht hat. Charles Durning gibt dabei einen herrlichen fiesen Dorfhitler, der aus reinem Egoismus handelt und seine Mannen um sich scharrt sowie noch ganz andere Leichen im Keller hat – so ist er z.B. pädophil veranlagt und damit genau das, was er dem zurückgebliebenen, aber harmlosen Bubba vorgeworfen hat.
Das Erzähltempo ist angemessen und sorgt für Spannung, der Zuschauer wird souverän mit der Kelinstadt und ihren Gepflogenheiten vertraut gemacht, stimmige Bilder von plötzlich auftauchenden Vogelscheuchen auf Feldern sorgen für wohligen Grusel, während man den feigen Killern die Pest an den Hals wünscht. Alle Darsteller agieren auf einem gewissen Niveau, Ausfälle habe ich keine verzeichnen können.
Die Rahmenbedingungen stimmen also, lediglich das Drehbuch scheint mir ab einem gewissen Punkt etwas orientierungslos. Achtung, Spoiler:
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Dass irgendwann deutlich zu werden scheint, dass Hazelrigg (Durning) für die Tötungen seiner ehemaligen Kollegen verantwortlich zeichnet, verstärkt die Niedertracht seiner Rolle noch einmal, wäre aber zurecht als Pointe ziemlich unbefriedigend gewesen. Doch das eigentlich stimmige, gruselige Finale, in der tatsächlich die Vogelscheuche zum Leben erwacht, der Film also erstmals und nur für kurze Zeit ein übersinnliches Element erhält, will einfach nicht so recht zum Rest der Handlung passen. Da fehlt einfach etwas Hintergrund; der Zuschauer bekommt keine der Fragen, die das Ende aufwirft, beantwortet. So wirkt es zwar surreal, verpufft in seiner Wirkung aber schnell. Schade.
Letztendlich habe ich von einem Horrorfilm mit einer Vogelscheuche etwas mehr Auftritte einer ebensolchen erwartet. Dennoch kein schlechter Film, sondern ein überdurchschnittlicher Horrorthriller mit einigen Slasher-Charakteristika.