Die Schreckenskammer des Dr. Thosti - Reginald Le Borg (1956)

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Die Schreckenskammer des Dr. Thosti - Reginald Le Borg (1956)

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Originaltitel: The Black Sleep

Herstellungsland: US / 1956

Regie: Reginald Le Borg

Darsteller(innen): Basil Rathbone, Akim Tamiroff, Herbert Rudley, Patricia Blair, Lon Chaney Jr., Bela Lugosi, John Carradine, Phyllis Stanley, Tor Johnson, Sally Yarnell, George Sawaya, Peter Gordon, Claire Carleton, John Sheffield, Clive Morgan u. A.
Der Arzt Gordon Ramsay (Herbert Rudley) sitzt in London wegen eines angeblichen Mordes an einem Geldverleiher in der Todeszelle In der Nacht vor seiner Hinrichtung bekommt Ramsay (Herbert Rudley) Besuch von seinem Mentor Dr.Cadman (Basil Rathbone), der ihm ein exotisches Pulver verordnet, das Gordon in einen todesähnlichen Schlaf versetzen soll, den niemand nachweisen kann. Der Plan gelingt und Ramsays "Leiche" gelangt in Cadmans Besitz und wird dann in einer abgelegenen schloßähnlichen Abtei wieder zum Leben erweckt. Cadman hat nämlich einiges zu tun, da seine Frau an einem komplizierten Gehirntumor leidet und er nun einen sicheren chirurgischen Weg durch das Gehirn sucht, was natürlich geübt sein will, weswegen aus Dr.Munroe (Lon Chaney jr.) auch schon der mordlüsterne Mungo geworden ist, der durchs Schloß streift. Ramsay bekommt eine Menge zu tun, denn das Schloß ist noch von ganz anderen Bewohnern bevölkert...
Quelle: www.ofdb.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Schreckenskammer des Dr. Thosti - Reginald Le Borg (1956)

Beitrag von buxtebrawler »

„Ein Film mit viel Hirn!“ (Dr. Rolf Giesen)

Für die vom gebürtigen Wiener Reginald Le Borg („The Mummy's Ghost“) inszenierte US-Mad-Scientist-Gothic-Horror-Produktion „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ aus dem Jahre 1956 gelang es, viele alte Genre-Gesichter noch einmal vor der Kamera zu vereinen. Der titelgebende Dr. Thosti ist eine Erfindung des deutschen Verleihs, die vom langjährigen Sherlock-Holmes-Darsteller Basil Rathbone verkörperte Rolle heißt im US-Original Sir Joel Cadman.

„Man muss nicht alle Fische auf einmal fangen.“

Im London des Jahres 1872 erhält der zu Unrecht wegen Mordes verurteilte Chirurg Dr. Gordon Ramsay (Herbert Rudley, „Der Hofnarr“) in seiner Todeszelle Besuch von seinem ehemaligen Mentor Dr. Thosti (Basil Rathbone), der ihm anbietet, sich mittels eines besonderen Präparats der Hinrichtung durch vermeintlichen Suizid zu entziehen. Ramsay willigt ein, sein vermeintlicher Leichnam wird zu Dr. Thosti gebracht – doch Ramsay ist nicht tot, sondern befindet sich im „magischen Schlaf“, wie Thosti diesen Zustand nennt. Als er aus diesem erwacht, wird der todgeweihte Dr. Ramsay als Teil der Abmachung Thostis neuer Assistent. Dieser betreibt in einem alten umfunktionierten Kloster wie besessen Hirnforschung, um seine im Koma liegende Frau Angelina retten zu können. Dr. Thosti arbeitet mit seinem stummen Diener Casimir (Bela Lugosi, „Dracula“) und der Krankenschwester Daphne (Phyllis Stanley, „Eine Abenteuerliche Frau“) zusammen. Außerdem läuft dort der gefährlich wirkende Patient Mungo (Lon Chaney Jr., „Der Wolfsmensch“) herum, der sich nicht als das einzige Opfer Thostis unethischer Experimente an lebenden Menschen entpuppt: Zusammen mit der ihren Vater Dr. Monroe suchenden Laurie (Patricia Blair, „Die Hölle von Dien Bien Phu“) stößt Dr. Ramsay auf immer weitere degenerierte ehemalige Patienten, die Thosti wie Sklaven im Kellergewölbe gefangen hält (u.a John Carradine, „The Howling – Das Tier“ und Tor Johnson, „Plan 9 From Outer Space“) – und vom verschlagenen Odo (Akim Tamiroff, „Wem die Stunde schlägt“) lässt sich Thosti immer weitere menschliche Versuchskaninchen heranschaffen…

„Im Interesse der Wissenschaft ist alles... ALLES gerechtfertigt!“

Ein über die Wunderdroge berichtender Off-Sprecher führt in den Schwarzweiß-Film ein, der sich redlich (und erfolgreich) Mühe gibt, nicht allzu trashig daherzukommen. So sprechen die beiden Wissenschaftler in einem sehr elaborierten Code miteinander und haben ihre Gespräche auch inhaltlich Hand und Fuß. Für die sehr explizite Darstellung einer Gehirn-OP habe man sogar, so heißt es, einen echten Neurochirurgen als Berater hinzugezogen. Eine solche misslang Dr. Thosti, wie sich herausstellen wird, bereits mit Lauries Vater, der nun ein Dasein als Cretin namens Mungo fristet. Ramsay hadert mit Thostis kaltschnäuziger Moral, doch sein Lebensretter hat ihn in der Hand. Die verzweifelte Laurie will nicht, dass Thosti weiter an ihrem Vater herumoperiert und bittet Ramsay, die Operation durchzuführen. Odo hat derweil Probleme, die nächste Frau heranzuschaffen, weil Scotland Yard bereits auf seine und Dr. Thostis Machenschaften aufmerksam wurde, und der sich in einem Interessenskonflikt befindende und im Prinzip erpresst werdende Ramsay wird von – hübsch gruselig inszenierten – Alpträumen geplagt.

„Dr. Thosti müsste man ins Irrenhaus sperren!“

Ungeachtet dessen, dass man dem Film nachsagt, bereits 1956 mit seiner Mad-Scientist-Thematik antiquiert gewesen zu sein (das Horrorgenre befand sich zeitlich zwischen dem klassischen Universal-Horror und dessen Modernisierung durch die britischen „Hammer“-Produktionen), ist hier doch viel Schönes bei. Odo ist so ein richtig durchtriebenes Ekel, das Damen anlockt, indem er behauptet, sie als Modelle für Malerei zu engagieren. Thosti ist intelligent genug, um sich von Scotland Yard nichts nachweisen lassen zu können; seine Behausung ist ein fast schon hyperklassisches Gothic-Schloss mit Geheimgängen, das auf einem Hügel steht. Rathbone spielt ihn todernst und erinnert ein ums andere Mal an Peter Cushings spätere Frankenstein-Interpretation. Zum Wendepunkt der Handlung wird Ramsays Aufbegehren, als er sich mit Laurie zusammentut, um seine Unschuld zu beweisen. Für ein wenig schrägen Humor sorgt eines von Thostis Opfern, ein zotteliger Zausel, der sich im Mittelalter wähnt. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und eine Vielzahl herrlicher Fratzen erfreut das Genre-Fan-Herz.

„Gordon, Sie fragen zu viel.“

Dieser klassische Mad-Scientist-Stoff mit tragischem persönlichen Hintergrund war der B-Film zu „The Quatermass Xperiment“ und zugleich Bela Lugosis letzte Dreharbeit. Einer überwiegend guten Regie und einigen schönen Kamerakniffen, beispielsweise Point-of-View-Perspektiven Mungos, steht ein leider dann doch etwas unspektakuläres Ende gegenüber. Aus heutiger Sicht, in der die ‘30er- bis ‘50er-Jahre des phantastischen Film bis in die ‘60er hinein (bis zu „Rosemaries Baby“, der einen Wendepunkt markierte) häufig als die alte Genreschule empfunden werden, ohne allzu stark zwischen den damaligen Strömungen und Modernisierungen zu unterscheiden, steht „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ sicherlich besser da, als er seinerzeit von der Kritik empfunden wurde. Zumal ein thematisch nicht unähnlicher Film wie der umjubelte „Augen ohne Gesicht“ erst vier Jahre erschien, was die Argumentation, er sei thematisch überholt gewesen, ad absurdum führt. Und es ist einfach schön, die alten Recken noch einmal gemeinsam vor der Kamera zu sehen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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