Dirty Harry - Don Siegel (1971)
Moderator: jogiwan
Dirty Harry - Don Siegel (1971)
Originaltitel:Dirty Harry
Herstellungsland:USA/1971
Regie: Don Siegel
Darsteller: Clint Eastwood, Harry Guardino, Reni Santoni, John Vernon, Andrew Robinson, John Larch und J.Mitchum
Story:Harry Calahan, Inspektor bei der Mordkommission San Francisco, wird wegen seiner rüden Methoden "Dirty Harry" genannt, auch weil er immer die Drecksarbeit macht. Von seinen Vorgesetzten wird er deswegen nicht gerade geliebt, doch der Erfolg gibt ihm meistens recht. Als ein geheimnisvoller Killer namens Scorpio anfängt, von den Dächern der Stadt Leute zu erschießen und anschließend die Stadt erpresst, setzt man Calahan auf den Fall an.
Grandioses "dicke Eier" Kino, Eastwood spielt seine Rolle den Eiskalten Calahan einfach TOP-NOTCH !!
Der Film ist zudem noch perfekt gemacht, super Musik, tolle Locations und die dazugehörigen Kamerafahrten bzw. einstellungen sind einfach einzigartig.
10/10
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Dirty Harry - Don Siegel
Ein Beitrag zum "Dirty-Harry-Gesamtpaket":
Frontansicht der britischen Box
Zwar stehen diese fünf Eastwood-Klassiker schon lange als DVDs in meiner Sammlung, doch da die Blu-ray-Variante für weniger als 25€ zu bekommen war/ist, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen. Die UK-Ausgabe macht auch Englischmuffel glücklich, denn alle Filme haben eine deutsche Tonspur an Bord. Über die Streifen wurden im Laufe der Jahre unzählige Kommentare verfasst, daher beschränke ich mich auf wenige Zeilen, gewissermaßen "Dirty Harry in Ultrakurzform".
• Dirty Harry (USA 1971, Originaltitel: Dirty Harry)
Clint Eastwood in einer seiner einprägsamsten und wichtigsten Rollen, der Startschuss hallt(e) wie ein mächtiger Donnerschlag durch die Filmwelt. Damals ein nicht unumstrittener Film, dem mancher selbsternannte "Experte" gar faschistoide Tendenzen unterstellte. "Dirty Harry" ist ein Meilenstein des Actionkinos, vernachlässigt dabei nicht seinen packend konstruierten Thrillerplot. Neben Eastwood kann vor allem der fantastisch aufgelegte Andy Robinson überzeugen, dessen Darbietung als völlig durchgeknallter Killer keine Wünsche offenlässt. Bereits hier taucht Albert Powell auf, der bis zum vierten Teil immer wieder zu sehen ist, allerdings stets in unterschiedlichen Nebenrollen. Clint Eastwood muss sich als Harry Callahan von Anfang an mit bornierten Vorgesetzten plagen, dieses Dilemma zieht sich durch die gesamte Reihe.
Don Siegel arbeitete mehrfach mit Clint Eastwood zusammen. Bereits 1968 kam mit dem von Siegel inszenierten "Coogans großer Bluff" (Coogan's Bluff) eine Art "Proto-Dirty-Harry" in die Kinos, der ein überdeutlicher Fingerzeig auf die folgende Großtat ist. Auf Blu-ray kommt der harte Cop noch besser zur Geltung, als es bereits auf der ordentlichen DVD aus der "Dirty Harry Edition" der Fall war. Seit meiner Kindheit liebe ich diesen Film, alles andere als die Höchstwertung wäre unerträglich!
10/10 = Gottstatus (aus meiner Sicht sollte ich eventuell "Satanstatus" schreiben, grins)
---
• Callahan (USA 1973, Originaltitel: Magnum Force)
Nach den Vorwürfen in Richtung Faschismus gegen "Dirty Harry", ruderte man während der Fortsetzung ein wenig zurück. Diesmal muss sich der gute Harry mit "echten" Faschos plagen, die als wüste Selbstjustizler bei der Polizei ihren Dienst tun. Geschickt reicht man so die "Nazi-Arschkarte" an Motorrad-Cops in schwarzen Lederklamotten weiter, aus deren Kreis David Soul (der spätere "Hutch") als besonders fanatischer Wirrkopf hervorsticht. Harry Callahan wird deutlich zugänglicher dargestellt, erlaubt sich Ermittlungsfehler und vögelt die hübsche Nachbarin asiatischer Herkunft. Hal Holbrook gefällt als unsympathischer Chef, die jungen Wilden namens Tim Matheson, Robert Urich, Kip Niven und der bereits erwähnte David Soul überzeugen ebenfalls.
"Callahan" leistet sich ein angenehm entspanntes Erzähltempo, gönnt sich (die üblichen) "Nebenereignisse", bei denen Harry ein paar Bösewichte in Leichensäcke befördert. Auf dem Regiestuhl nahm Ted Post Platz, der 1968 den Western "Hängt ihn höher" (Hang 'em High) mit Eastwood in der Hauptrolle drehte. Auch der starke "Rückkehr zum Planet der Affen" (Beneath the Planet of the Apes, 1970) geht auf das Konto des Herrn Post. "Callahan" mag nicht ganz die Klasse seines Vorgängers halten, was allerdings nichts an der herausragenden Qualität des Streifens ändert.
9/10 = überragend
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• Der Unerbittliche (USA 1976, Originaltitel: The Enforcer)
Fanatiker sorgen in San Francisco für Ärger. Ahnungslose Arbeitnehmer und tapfere Polizisten fallen den Ganoven zum Opfer, die sich aus einem Waffendepot ein erschreckendes Tötungsarsenal beschaffen. Harry stellt man eine junge Dame als Partnerin zur Seite, was dem knallharten Bullen zunächst nicht unbedingt Freudentränen in die Äuglein treibt. Die burschikose Tyne Daly macht ihren Job sehr gut, sie ist vielen Zuschauern durch diverse TV-Serien bekannt ("Cagney & Lacey" und "Für alle Fälle Amy" sollten gute Anhaltspunkte sein). Ein gewisser DeVeren Bookwalter gibt den Obermotz der Mordbuben. Bookwalter haut ordentlich auf die Pauke, nach dem von Andy Robinson verkörperten "Scorpio" (aus dem ersten Film der Reihe), sicher einer der auffälligsten Kotzbrocken des "Dirty-Harry-Universums".
"The Enforcer" ist im Vergleich zu "Magnum Force" etwas straffer inszeniert. Dies geschieht angenehmerweise nicht durch aufkommende Hektik, sondern durch die verstärkte Konzentration auf den Hauptplot. Glücklicherweise leidet die wundervolle "70er-Jahre-Atmosphäre" nicht darunter, der Showdown auf Alcatraz ist legendär. Regie führte James Fargo, dem mit "The Enforcer" ein sehr, sehr starker Erstling gelang. Ganz unbeleckt war Fargo freilich nicht, zuvor war er bei mehreren Eastwood-Flicks als Regieassistent am Start.
9/10 = überragend
---
• Dirty Harry kommt zurück (USA 1983, Originaltitel: Sudden Impact)
Ermittlungen führen Harry raus aufs Land, wo er sich mit dem ignoranten Kleinstadt-Oberbullen Jannings plagen muss. Alles wie gehabt, Harry Callahan und Bullen aus der Chefetage, ein unendlicher Leidensweg für beide Seiten (an dessen jeweilgen Etappenzielen selbstverständlich Harry stets die Nase vorn hat). Pat Hingle gefällt als knurriger Chief Jannings, den die Nachforschungen des ungeliebten Großstädlers in eine extrem unangenehme Lage bringen. Sondra Locke geistert als blonder Racheengel durch die Kulissen. Eastwoods damalige Lebensgefährtin erweist sich als gute Wahl für die Rolle der rachsüchtigen Jennifer Spencer, da sie sowieso "irgendwie" immer wie ein Gespenst aus der Wäsche schaut.
"Sudden Impact" lässt Harry nur nebeibei gegen die üblichen Schwerverbrecher antreten, typische "Rape and revenge" Elemente hängen der Hauptstory das Fleisch auf die Knochen. Albert Popwell verabschiedet sich aus der Reihe, diesmal ist er als guter Kumpel unseres Helden zu sehen. Die Vergewaltiger wurden mit fiesen Fratzen besetzt, die von ihren Sünden auf blutige Weise eingeholt werden. Für die Regie zeichnet diesmal Clint Eastwood höchstpersönlich verantwortlich. Er erledigt den Job erwartungsgemäß routiniert, obschon er fraglos "künstlerisch wertvollere" Arbeiten abgeliefert hat (was nichts am hohen Unterhaltungwerts des Streifens ändert). Der Sprung in die achtziger Jahre gelingt, die Verlagerung der Handlung sorgt für frischen Wind. "Eigentlich" sollte ich "Sudden Impact" knapp hinter "Magnum Force" und "The Enforcer" einsortieren. Allerdings war der Film in den späten Achtzigern sehr häufig zu Gast in meinem Videokasten, daher lässt meine emotinale Bindung keine niedrigere Einschätzung zu!
9/10 = überragend
---
• Das Todesspiel (USA 1988, Originaltitel: The Dead Pool)
Der Tod eines Rockmusiker ruft Harry auf den Plan. Er trifft auf den überheblichen Regisseur Peter Swan, der mit harten Horrorfilmen sein Geld verdient. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und "Mißverständnissen", kommen sich Harry und die Reporterin Samantha Walker näher. Derweil kommt es zu weiteren Todesfällen, offenbar arbeitet der Killer eine Liste ab, die Bestandteil eines bizarren Spiels ist, an dem auch Peter Swan beteiligt ist. Nebenbei trachtet ein inhaftierter Gangster Harry nach dem Leben, der darauf mit einer ganz speziellen Maßnahme reargiert. Liam Neeson darf als Horrorfilmer den Muffel geben, während Patricia Clarkson als rasende Reporterin die Rolle an Eastwood Seite zufällt. Jim Carrey stirbt früh, die damals aktuelle Besetzung von Guns N' Roses taucht als nette Randerscheinung auf.
Harrys letzter Auftritt kommt im Format 1,85:1 daher, was vielleicht sogar besser zur "80er-Jahre-Optik" passt, als das breitere 2,35/2,40:1-Format der Vorgänger. Herr Callahan verabschiedet sich auf hohem Niveau, schiesst bei Bedarf noch immer gern in den Rücken seiner Gegenspieler. Obendrauf gibt es eine Prise Kritik an der Sensationsgier der Massenmedien, dazu einen launigen Seitenhieb auf griesgrämige Filmkritiker (die bekanntlich dem ersten "Dirty Harry" zusetzen). Das Horrorgenre wird mit einer gewissen Ironie zärtlich abgewatscht, was bei mir für manchen Schmunzler sorgte. "Das Todesspiel" ist mir längst ans Herz gewachsen, hat inzwischen nahezu zu seinen Vorgängern aufgeschlossen.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
---
Fazit: Wen mich jemand fragen würde, wie oft ich die Filme der Reihe schon gesehen habe... Dann könnte ich diese Frage nicht seriös beantworten. "Dirty Harry" gehört zum Standard, ist ein unverzichtbarer Teil meiner Filmleidenschaft. Der erste Auftritt des unbeugsamen Harry Callahan ist ein sicherer Kandidat für meine ewigen "Top 100", doch ich möchte keinen einzigen Nachfolger vermissen. Nun aber genug des Geschwafels, kommen wir zu den Fakten. Bereits die DVD-Auswertungen waren ordentlich, auf BD kann die Qualität erneut zulegen. "Dirty Harry" und "Das Todesspiel" bieten das beste Bild. "Callahan" und "Der Unerbittliche" folgen knapp dahinter, "Dirty Harry kommt zurück" fällt leicht ab, kann aber trotzdem überzeugen. Ich habe keine 5€ pro BD bezahlt! Unfassbar, sind diese Filmschätze doch gewissermaßen unbezahlbar! Jede Disc führt Bonusmaterial im Gepack, genaue Angaben findet ihr auf den einschlägig bekannten Seiten.
KAUFEN! GENIESSEN!
Frontansicht der britischen Box
Zwar stehen diese fünf Eastwood-Klassiker schon lange als DVDs in meiner Sammlung, doch da die Blu-ray-Variante für weniger als 25€ zu bekommen war/ist, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen. Die UK-Ausgabe macht auch Englischmuffel glücklich, denn alle Filme haben eine deutsche Tonspur an Bord. Über die Streifen wurden im Laufe der Jahre unzählige Kommentare verfasst, daher beschränke ich mich auf wenige Zeilen, gewissermaßen "Dirty Harry in Ultrakurzform".
• Dirty Harry (USA 1971, Originaltitel: Dirty Harry)
Clint Eastwood in einer seiner einprägsamsten und wichtigsten Rollen, der Startschuss hallt(e) wie ein mächtiger Donnerschlag durch die Filmwelt. Damals ein nicht unumstrittener Film, dem mancher selbsternannte "Experte" gar faschistoide Tendenzen unterstellte. "Dirty Harry" ist ein Meilenstein des Actionkinos, vernachlässigt dabei nicht seinen packend konstruierten Thrillerplot. Neben Eastwood kann vor allem der fantastisch aufgelegte Andy Robinson überzeugen, dessen Darbietung als völlig durchgeknallter Killer keine Wünsche offenlässt. Bereits hier taucht Albert Powell auf, der bis zum vierten Teil immer wieder zu sehen ist, allerdings stets in unterschiedlichen Nebenrollen. Clint Eastwood muss sich als Harry Callahan von Anfang an mit bornierten Vorgesetzten plagen, dieses Dilemma zieht sich durch die gesamte Reihe.
Don Siegel arbeitete mehrfach mit Clint Eastwood zusammen. Bereits 1968 kam mit dem von Siegel inszenierten "Coogans großer Bluff" (Coogan's Bluff) eine Art "Proto-Dirty-Harry" in die Kinos, der ein überdeutlicher Fingerzeig auf die folgende Großtat ist. Auf Blu-ray kommt der harte Cop noch besser zur Geltung, als es bereits auf der ordentlichen DVD aus der "Dirty Harry Edition" der Fall war. Seit meiner Kindheit liebe ich diesen Film, alles andere als die Höchstwertung wäre unerträglich!
10/10 = Gottstatus (aus meiner Sicht sollte ich eventuell "Satanstatus" schreiben, grins)
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• Callahan (USA 1973, Originaltitel: Magnum Force)
Nach den Vorwürfen in Richtung Faschismus gegen "Dirty Harry", ruderte man während der Fortsetzung ein wenig zurück. Diesmal muss sich der gute Harry mit "echten" Faschos plagen, die als wüste Selbstjustizler bei der Polizei ihren Dienst tun. Geschickt reicht man so die "Nazi-Arschkarte" an Motorrad-Cops in schwarzen Lederklamotten weiter, aus deren Kreis David Soul (der spätere "Hutch") als besonders fanatischer Wirrkopf hervorsticht. Harry Callahan wird deutlich zugänglicher dargestellt, erlaubt sich Ermittlungsfehler und vögelt die hübsche Nachbarin asiatischer Herkunft. Hal Holbrook gefällt als unsympathischer Chef, die jungen Wilden namens Tim Matheson, Robert Urich, Kip Niven und der bereits erwähnte David Soul überzeugen ebenfalls.
"Callahan" leistet sich ein angenehm entspanntes Erzähltempo, gönnt sich (die üblichen) "Nebenereignisse", bei denen Harry ein paar Bösewichte in Leichensäcke befördert. Auf dem Regiestuhl nahm Ted Post Platz, der 1968 den Western "Hängt ihn höher" (Hang 'em High) mit Eastwood in der Hauptrolle drehte. Auch der starke "Rückkehr zum Planet der Affen" (Beneath the Planet of the Apes, 1970) geht auf das Konto des Herrn Post. "Callahan" mag nicht ganz die Klasse seines Vorgängers halten, was allerdings nichts an der herausragenden Qualität des Streifens ändert.
9/10 = überragend
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• Der Unerbittliche (USA 1976, Originaltitel: The Enforcer)
Fanatiker sorgen in San Francisco für Ärger. Ahnungslose Arbeitnehmer und tapfere Polizisten fallen den Ganoven zum Opfer, die sich aus einem Waffendepot ein erschreckendes Tötungsarsenal beschaffen. Harry stellt man eine junge Dame als Partnerin zur Seite, was dem knallharten Bullen zunächst nicht unbedingt Freudentränen in die Äuglein treibt. Die burschikose Tyne Daly macht ihren Job sehr gut, sie ist vielen Zuschauern durch diverse TV-Serien bekannt ("Cagney & Lacey" und "Für alle Fälle Amy" sollten gute Anhaltspunkte sein). Ein gewisser DeVeren Bookwalter gibt den Obermotz der Mordbuben. Bookwalter haut ordentlich auf die Pauke, nach dem von Andy Robinson verkörperten "Scorpio" (aus dem ersten Film der Reihe), sicher einer der auffälligsten Kotzbrocken des "Dirty-Harry-Universums".
"The Enforcer" ist im Vergleich zu "Magnum Force" etwas straffer inszeniert. Dies geschieht angenehmerweise nicht durch aufkommende Hektik, sondern durch die verstärkte Konzentration auf den Hauptplot. Glücklicherweise leidet die wundervolle "70er-Jahre-Atmosphäre" nicht darunter, der Showdown auf Alcatraz ist legendär. Regie führte James Fargo, dem mit "The Enforcer" ein sehr, sehr starker Erstling gelang. Ganz unbeleckt war Fargo freilich nicht, zuvor war er bei mehreren Eastwood-Flicks als Regieassistent am Start.
9/10 = überragend
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• Dirty Harry kommt zurück (USA 1983, Originaltitel: Sudden Impact)
Ermittlungen führen Harry raus aufs Land, wo er sich mit dem ignoranten Kleinstadt-Oberbullen Jannings plagen muss. Alles wie gehabt, Harry Callahan und Bullen aus der Chefetage, ein unendlicher Leidensweg für beide Seiten (an dessen jeweilgen Etappenzielen selbstverständlich Harry stets die Nase vorn hat). Pat Hingle gefällt als knurriger Chief Jannings, den die Nachforschungen des ungeliebten Großstädlers in eine extrem unangenehme Lage bringen. Sondra Locke geistert als blonder Racheengel durch die Kulissen. Eastwoods damalige Lebensgefährtin erweist sich als gute Wahl für die Rolle der rachsüchtigen Jennifer Spencer, da sie sowieso "irgendwie" immer wie ein Gespenst aus der Wäsche schaut.
"Sudden Impact" lässt Harry nur nebeibei gegen die üblichen Schwerverbrecher antreten, typische "Rape and revenge" Elemente hängen der Hauptstory das Fleisch auf die Knochen. Albert Popwell verabschiedet sich aus der Reihe, diesmal ist er als guter Kumpel unseres Helden zu sehen. Die Vergewaltiger wurden mit fiesen Fratzen besetzt, die von ihren Sünden auf blutige Weise eingeholt werden. Für die Regie zeichnet diesmal Clint Eastwood höchstpersönlich verantwortlich. Er erledigt den Job erwartungsgemäß routiniert, obschon er fraglos "künstlerisch wertvollere" Arbeiten abgeliefert hat (was nichts am hohen Unterhaltungwerts des Streifens ändert). Der Sprung in die achtziger Jahre gelingt, die Verlagerung der Handlung sorgt für frischen Wind. "Eigentlich" sollte ich "Sudden Impact" knapp hinter "Magnum Force" und "The Enforcer" einsortieren. Allerdings war der Film in den späten Achtzigern sehr häufig zu Gast in meinem Videokasten, daher lässt meine emotinale Bindung keine niedrigere Einschätzung zu!
9/10 = überragend
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• Das Todesspiel (USA 1988, Originaltitel: The Dead Pool)
Der Tod eines Rockmusiker ruft Harry auf den Plan. Er trifft auf den überheblichen Regisseur Peter Swan, der mit harten Horrorfilmen sein Geld verdient. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und "Mißverständnissen", kommen sich Harry und die Reporterin Samantha Walker näher. Derweil kommt es zu weiteren Todesfällen, offenbar arbeitet der Killer eine Liste ab, die Bestandteil eines bizarren Spiels ist, an dem auch Peter Swan beteiligt ist. Nebenbei trachtet ein inhaftierter Gangster Harry nach dem Leben, der darauf mit einer ganz speziellen Maßnahme reargiert. Liam Neeson darf als Horrorfilmer den Muffel geben, während Patricia Clarkson als rasende Reporterin die Rolle an Eastwood Seite zufällt. Jim Carrey stirbt früh, die damals aktuelle Besetzung von Guns N' Roses taucht als nette Randerscheinung auf.
Harrys letzter Auftritt kommt im Format 1,85:1 daher, was vielleicht sogar besser zur "80er-Jahre-Optik" passt, als das breitere 2,35/2,40:1-Format der Vorgänger. Herr Callahan verabschiedet sich auf hohem Niveau, schiesst bei Bedarf noch immer gern in den Rücken seiner Gegenspieler. Obendrauf gibt es eine Prise Kritik an der Sensationsgier der Massenmedien, dazu einen launigen Seitenhieb auf griesgrämige Filmkritiker (die bekanntlich dem ersten "Dirty Harry" zusetzen). Das Horrorgenre wird mit einer gewissen Ironie zärtlich abgewatscht, was bei mir für manchen Schmunzler sorgte. "Das Todesspiel" ist mir längst ans Herz gewachsen, hat inzwischen nahezu zu seinen Vorgängern aufgeschlossen.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
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Fazit: Wen mich jemand fragen würde, wie oft ich die Filme der Reihe schon gesehen habe... Dann könnte ich diese Frage nicht seriös beantworten. "Dirty Harry" gehört zum Standard, ist ein unverzichtbarer Teil meiner Filmleidenschaft. Der erste Auftritt des unbeugsamen Harry Callahan ist ein sicherer Kandidat für meine ewigen "Top 100", doch ich möchte keinen einzigen Nachfolger vermissen. Nun aber genug des Geschwafels, kommen wir zu den Fakten. Bereits die DVD-Auswertungen waren ordentlich, auf BD kann die Qualität erneut zulegen. "Dirty Harry" und "Das Todesspiel" bieten das beste Bild. "Callahan" und "Der Unerbittliche" folgen knapp dahinter, "Dirty Harry kommt zurück" fällt leicht ab, kann aber trotzdem überzeugen. Ich habe keine 5€ pro BD bezahlt! Unfassbar, sind diese Filmschätze doch gewissermaßen unbezahlbar! Jede Disc führt Bonusmaterial im Gepack, genaue Angaben findet ihr auf den einschlägig bekannten Seiten.
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Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
- sid.vicious
- Beiträge: 2366
- Registriert: Sa 26. Jun 2010, 11:16
- Wohnort: Bochum
Re: Dirty Harry - Don Siegel
Alternativer Titel: Dirty Harry
Produktionsland: USA
Produktion: Robert Daley, Carl Pingitore, Don Siegel für Warner Bros.
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Don Siegel
Drehbuch: Harry Julian Fink, Rita M. Fink, Dean Riesner, John Milius
Kamera: Bruce Surtees
Schnitt: Carl Pingitore
Musik: Lalo Schifrin
Länge: ca. 102 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
[center]Clint Eastwood: Inspektor Harry Callahan
Harry Guardino: Lt. Al Bressler
Reni Santoni: Insp. Chico Gonzales
John Vernon: Bürgermeister
Andrew Robinson: Scorpio
John Larch: „Der Chef“
Josef Sommer: Rothko[/center]
Inspektor Harry Calahan wird wegen seiner sehr eigenwilligen Methoden innerhalb der Polizei von San Francisco, Dirty Harry genannt. Allerdings ist er auch der jenige der die Drecksarbeit verrichten muss. Als ein Killer wahllos Menschen erschießt und die Stadt erpresst setzt man Calahan auf den Fall an.
Die Figur Harry Calahan, der Inspektor mit den unkonventionellen Methoden, erlangte durch dessen Verkörperung von Clint Eastwood einen Ausnahmestatus. Brutalität, Coolness und Respektlosigkeit von dem Gesetz zeigten ein neues Bild des Kriminalbeamten. Ein Bild das gerade in Europa gern zum Vorbild anderer Produktionen avancierte. Natürlich ist hier besonders Italien gemeint und der dort überaus beliebte Poliziesco. Stenos „La Polizia Ringrazia“ entstand z.B. kurz nach Siegels Film und Steno orientierte sich zweifelsohne an der „Dirty Harry Vorgangsweise“. Des weiteren sollte man auch noch, wenn man schon beim Thema Don Siegel ist, auf dessen „Madigan“ hinweisen. Dieses sei nur als Randnotiz vermerkt, da der Sachverhalt eh allgemein bekannt ist. Demnach zurück zum eigentlichen Thema.
Die Figur Dirty Harry zeigt einen Menschen der seinen Hass auf das System und das Verbrechertum konzentriert. Harry Calahan schert sich nicht um Vorschriften, er geht seinen eigenen Weg und hat seine eigenen Methoden. Dass diese durchaus erfolgreich sind kann ihn Niemand absprechen. Allerdings ist diese Art des Polizeirebellen den Vorgesetzten ein Dorn im Auge. Calahan sieht seine Berufung darin, das Böse mit allen Mittel zu bekämpfen. Ein Mensch der mit seinem privaten Leben mehr oder weniger abgeschlossen hat und seinen Beruf zu der Überzeugung eines Ausgewählten macht. Eine Art zum Töten berechtigter Messias, der die Welt vom Abschaum befreit. Ob man diesem Menschen Ideale absprechen oder zusprechen kann, liegt im Blickwinkel des Betrachters.
Der Film an sich bietet eine hervorragende Story, welche durchdacht und ohne Leerlauf zum Ziel kommt. Dabei steht Clint Eastwood mit Andrew Robinson in der Rolle des Psychopathen Scorpio ein hervorragender Darsteller gegenüber. Robinson versteht es den Hass des Publikums zu schüren und Harry Calahans Methoden zu respektieren.
Siegel prangert das System, das Gesetz, wie auch die Selbstjustiz an. Siegel zeigt einen von Vorschriften und Paragraphen angewiderten Polizeibeamten, der sich am Ende von seinem Stern trennt. Dass es zwei Jahre später weitergehen sollte, konnte das damalige Publikum wohl weniger ahnen.
Fazit: Ein Meilenstein für den Polizeifilm, der intelligent wie auch kompromisslos daherkommt und zweifelsohne eine Art Gottstatus hat.
10/10
Die Figur Harry Calahan, der Inspektor mit den unkonventionellen Methoden, erlangte durch dessen Verkörperung von Clint Eastwood einen Ausnahmestatus. Brutalität, Coolness und Respektlosigkeit von dem Gesetz zeigten ein neues Bild des Kriminalbeamten. Ein Bild das gerade in Europa gern zum Vorbild anderer Produktionen avancierte. Natürlich ist hier besonders Italien gemeint und der dort überaus beliebte Poliziesco. Stenos „La Polizia Ringrazia“ entstand z.B. kurz nach Siegels Film und Steno orientierte sich zweifelsohne an der „Dirty Harry Vorgangsweise“. Des weiteren sollte man auch noch, wenn man schon beim Thema Don Siegel ist, auf dessen „Madigan“ hinweisen. Dieses sei nur als Randnotiz vermerkt, da der Sachverhalt eh allgemein bekannt ist. Demnach zurück zum eigentlichen Thema.
Die Figur Dirty Harry zeigt einen Menschen der seinen Hass auf das System und das Verbrechertum konzentriert. Harry Calahan schert sich nicht um Vorschriften, er geht seinen eigenen Weg und hat seine eigenen Methoden. Dass diese durchaus erfolgreich sind kann ihn Niemand absprechen. Allerdings ist diese Art des Polizeirebellen den Vorgesetzten ein Dorn im Auge. Calahan sieht seine Berufung darin, das Böse mit allen Mittel zu bekämpfen. Ein Mensch der mit seinem privaten Leben mehr oder weniger abgeschlossen hat und seinen Beruf zu der Überzeugung eines Ausgewählten macht. Eine Art zum Töten berechtigter Messias, der die Welt vom Abschaum befreit. Ob man diesem Menschen Ideale absprechen oder zusprechen kann, liegt im Blickwinkel des Betrachters.
Der Film an sich bietet eine hervorragende Story, welche durchdacht und ohne Leerlauf zum Ziel kommt. Dabei steht Clint Eastwood mit Andrew Robinson in der Rolle des Psychopathen Scorpio ein hervorragender Darsteller gegenüber. Robinson versteht es den Hass des Publikums zu schüren und Harry Calahans Methoden zu respektieren.
Siegel prangert das System, das Gesetz, wie auch die Selbstjustiz an. Siegel zeigt einen von Vorschriften und Paragraphen angewiderten Polizeibeamten, der sich am Ende von seinem Stern trennt. Dass es zwei Jahre später weitergehen sollte, konnte das damalige Publikum wohl weniger ahnen.
Fazit: Ein Meilenstein für den Polizeifilm, der intelligent wie auch kompromisslos daherkommt und zweifelsohne eine Art Gottstatus hat.
10/10
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40635
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Dirty Harry - Don Siegel
„Wieso nennt man Sie ‚Dirty Harry’?“ – „Weil er sich nur im Dreck wohlfühlt! Harry hasst alles auf der Welt: Das Leben, den Tod, Ausländer, Neger, Schwule, Kellnerinnen, Verbrecher und sich selbst.“
„Dirty Harry“ von US-Regisseur Don Siegel („Die Dämonischen“) aus dem Jahre 1972 gilt als einer der einflussreichsten Polizeifilme überhaupt und beeinflusste Selbstjustiz-Thriller à la Bronson ebenso wie das italienische Poliziesco-Genre und „One Man Army“-Actiongülle von „Rambo“ über diverse Schwarzenegger’sche Untaten bis zu „Stirb langsam“ und Konsorten.
Harry Calahan (Clint Eastwood, „The Good, the Bad & the Ugly“) ist Bulle in San Francisco, wo ein Heckenschütze, der sich Scorpio (Andrew Robinson, „Hellraiser”) nennt, die Stadt in Atem hält. Er erpresst die Stadt und droht damit, jeden Tag weitere Menschen aus dem Hinterhalt zu erschießen, wenn nicht auf seine Geldforderungen eingegangen wird. Doch Scorpio hat die Rechnung ohne Calahan gemacht, der nicht umsonst „Dirty Harry“ genannt wird: Dieser gibt nämlich einen feuchten Kehricht auf ihn hindernde Bürokratie und Gesetze, hat selbst nicht mehr viel zu verlieren und jagt den Killer unerbittlich.
Siegel lässt seinen Film äußerst stilvoll beginnen: Angesichts wunderbarer Bilder San Franciscos, die Zeit- und Lokalkolorit beinahe verschwenderisch ausatmen, entfaltet sich schnell die richtige ambivalente Großstadtatmosphäre zwischen suspekter Anonymität und Unübersichtlichkeit auf der einen und prachtvoller Eleganz und Lebendigkeit auf der anderen Seite, die der Film benötigt. Lalo Schifrins groovende Funk-/Jazz-Klänge tragen ihren entscheidenden Anteil dazu bei, sind unbedingt hörenswert und laden ein zu rund 100 Minuten 70er-Jahre pur. Während man Calahan recht differenziert nach Art eines Anti-Helden charakterisiert – „Dirty Harry“ ist ein emotional offensichtlich verkümmerter Spanner und Menschenhasser mit rassistischen Tendenzen –, ist „Scorpio“ ein comichaft überzeichneter Killer, das unsagbar Böse, das alles Negative in sich vereint. Über seine Vorgeschichte erfährt man ebenso wenig wie über seinen psychischen Zustand, er ist einfach da und ist ebenso gefährlich wie abartig schlecht. Calahan trägt seine 44er-Magnum als Penisverlängerung und Argumentationshilfe mit sich herum und fackelt nicht lange, sie einzusetzen. Couragiert und zielsicher bringt er asoziale Gangster zur Strecke, die am helllichten Tag auf offener Straße herumballern. All dies geschieht in einem nachvollziehbaren Rahmen. Calahan neigt zwar zu zynischen Sprüchen, ist ansonsten aber weder ein Sadist, noch ein Verbrecher mit Polizeimarke. Es sind die Umstände einer verrohten Gesellschaft und seine ergebnisorientierte Berufsauffassung, die ihn zum Handeln zwingen.
Dies ist der Stoff, aus dem zu ungefähr zwei Dritteln der Film ist. Ein spannendes, hartes, aber gerechtes Großstadtabenteuer, das sich zu einem Fern- und Nahduell zweier auf ihre Weise mit dem „normalen Leben“ abgeschlossen habender Männer entwickelt und beim Zuschauer eine gewisse Faszination für Calahan erzeugt, von dem man nur bruchstückhaft sein bisheriges Schicksal erfährt. Ja, die Ambivalenz seines Charakters weckt Interesse, Neugier und Verständnis und begleitet man ihn auf den Fersen des Killers, fiebert man mit ihm mit, drückt ihm die Daumen. Ein kleiner Sleaze-Anteil in Form nackter Haut lockert das Geschehen ein wenig auf und passt gut zum 70s-Groove des Films. Siegel lässt die Handlung konsequent und ohne Längen auf eine erste große Klimax zusteuern, die nach ca. zwei Dritteln erreicht wird: Calahan erpresst nervlich enorm angespannt und rasend vor noch immer kontrollierter Wut unter Folter wichtige Informationen aus dem angeschossenen Scorpio. Auch hier bleibt alles nachvollziehbar. Die Szene steht stellvertretend für den Gewissenskonflikt, für Fragen von Ethik und Moral, die sich nicht nur aus der Situation „Polizei als staatliches Organ, dem Gesetz verpflichtet, versus kaltblütiger Mörder, dessen Schweigen womöglich ein weiteres Menschenleben kostet“ ergibt, sondern die sich z.B. in der klassischen Gewalt/Gegengewalt-Frage oder nach dem Zweck heiligenden Mitteln für bestimmt Jedermann schon einmal gestellt hat. Sie kann selbstverständlich als manipulatives Plädoyer für Folter im Dienst verstanden werden, scheint mir jedoch vielmehr die künstlerische Auseinandersetzung mit o.g. Thematik zu sein, mit Situationen, in denen die Frage nach richtig und falsch nicht mehr einfach zu beantworten ist und die Grenzen verschwimmen, graue Theorie nicht nur auf die Probe gestellt wird, sondern ihr nicht mehr standhält.
Die letzte halbe Stunde indes schlägt andere Töne an und erscheint absurd. Dass der bürokratische Aufwand staatlicher Organe häufig in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, ist nicht unrealistisch und zweifelsohne kritikwürdig. Politisch demagogisch aufgeladen zu suggerieren, dass ein Killer, der nachweislich auf einen Polizisten geschossen und ihn verletzt hat, mir nichts, dir nichts wieder auf freiem Fuß landet und sodann auch nichts anderes zu tun hat, als wahnsinnigerweise einen Schulbus mitsamt Kindern zu kapern, während die Polizei tatenlos zusehen muss, weil sie zu wenig Rechte hat, ist Humbug. Humbug, der gefährliche Stimmungen erzeugt, der einfach gestrickte Menschen nach mit demokratisch nicht legitimen Rechten ausgestatteten „starken Händen“, Idolen, Heldenfiguren rufen lässt, der „Law & Order“-Mentalität, Amtsmissbrauch und Polizeigewalt Vorschub leistet – wie sie vielerorts alltägliche, bittere Realität sind. Realität, unter der keine Verbrecher, sondern kritische und unbequeme gesellschaftliche Kräfte, einfache Menschen, Minderheiten und Schwache leiden, die keine Lobby hinter sich haben, die stark genug wäre, es mit der Polizei und ihrem Korpsgeist aufzunehmen. Wenn Calahan sich im Finale über das Gesetz stellt, mag dies Lynchjustizgelüste antiliberaler Strömungen befriedigen, seine interessante Differenzierung aber hat der Film komplett aufgegeben. Damit krankt bereits „Dirty Harry“ an derselben reaktionären Aussagekraft, derer so viele Actionfilme zukünftig anheimfielen. Siegel entschied sich bewusst dagegen, Spannung durch ein „Whodunit?“, also der Frage nach dem Täter, zu erzeugen; von vornherein war klar, dass es dieser nach einem unscheinbaren Unschuldsengel aussehende, blonde Kerl ist, der sich hinter dem Pseudonym „Scorpio“ versteckt. Durch den kompletten Verzicht auf ein Psychogramm des Täters aber wird „Dirty Harry“ nach besagten zwei Dritteln zu einer unheimlich vorhersehbaren, extrem einfach gehaltenen, schablonenhaften Angelegenheit, die viele intelligente und nachdenklich stimmende Anklänge des Vorausgegangenen über Bord wirft.
Für die Beurteilung des Films sollte man aber wissen, dass ihm mit dem „Zodiac-Killer“, der Ende der 1960er Jahre in San Francisco ähnlich wie „Scorpio“ sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde, ein realer Fall zugrunde liegt. Siegel und Eastwood betonten, dass sie ihren Film keinesfalls als politisches Statement verstanden wissen möchten. Für die Fortsetzung ruderte man gar entschieden zurück und erklärte Selbstjustiz übende Polizisten zu den Antagonisten, derer Calahan Herr werden muss. In der Retrospektive bezeichnet man „Dirty Harry“ gern als Dokumentation eines Zeitgeists bzw. Reaktion auf denselben, der damals typisch für seine Überbetonung der Täterrechte im Vergleich zu den Opferrechten gewesen sein soll. Extrem gefährliche Leute wären laufengelassen worden und Frustration sowie Misstrauen den Gesetzen gegenüber hätten vielerorts eingesetzt. Gründe mögen eine allgemeine Verunsicherung vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs sowie die in breiten Teilen der Hippiebewegung propagierte Negation des in jedem Menschen steckenden Gewaltpotentials gewesen sein. Bei allen Versuchen einer gesellschaftspolitischen Einordnung und ethischen Bewertung des Films sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, wie gut Eastwood nach seinen Western-Erfolgen in seine nicht unähnlich angelegte Rolle passt, dass er alle Stunts selbst durchführte und zu einer Ikone des Typus des knochigen Knurrhahns, der bis auf markige Einzeiler lieber Taten sprechen lässt, wurde. Ebenso wenig darf man Don Siegels Regie unterbewerten, unter der eine dynamische Kamera Weite und Tiefe des Großstadtdschungels ebenso schwelgerisch und pointiert einfängt wie menschliche Emotion in den Gesichtern des overactenden Killers und des entsprechenden Kontrasts im Antlitz des gereiften Eastwoods. Da ich die ersten beiden Drittel mit 8/10 und das letzte mit 4/10 bewerte, komme ich letztlich auf 6/10, die unkommentiert aber wenig Aussagekraft besitzen.
„Dirty Harry“ von US-Regisseur Don Siegel („Die Dämonischen“) aus dem Jahre 1972 gilt als einer der einflussreichsten Polizeifilme überhaupt und beeinflusste Selbstjustiz-Thriller à la Bronson ebenso wie das italienische Poliziesco-Genre und „One Man Army“-Actiongülle von „Rambo“ über diverse Schwarzenegger’sche Untaten bis zu „Stirb langsam“ und Konsorten.
Harry Calahan (Clint Eastwood, „The Good, the Bad & the Ugly“) ist Bulle in San Francisco, wo ein Heckenschütze, der sich Scorpio (Andrew Robinson, „Hellraiser”) nennt, die Stadt in Atem hält. Er erpresst die Stadt und droht damit, jeden Tag weitere Menschen aus dem Hinterhalt zu erschießen, wenn nicht auf seine Geldforderungen eingegangen wird. Doch Scorpio hat die Rechnung ohne Calahan gemacht, der nicht umsonst „Dirty Harry“ genannt wird: Dieser gibt nämlich einen feuchten Kehricht auf ihn hindernde Bürokratie und Gesetze, hat selbst nicht mehr viel zu verlieren und jagt den Killer unerbittlich.
Siegel lässt seinen Film äußerst stilvoll beginnen: Angesichts wunderbarer Bilder San Franciscos, die Zeit- und Lokalkolorit beinahe verschwenderisch ausatmen, entfaltet sich schnell die richtige ambivalente Großstadtatmosphäre zwischen suspekter Anonymität und Unübersichtlichkeit auf der einen und prachtvoller Eleganz und Lebendigkeit auf der anderen Seite, die der Film benötigt. Lalo Schifrins groovende Funk-/Jazz-Klänge tragen ihren entscheidenden Anteil dazu bei, sind unbedingt hörenswert und laden ein zu rund 100 Minuten 70er-Jahre pur. Während man Calahan recht differenziert nach Art eines Anti-Helden charakterisiert – „Dirty Harry“ ist ein emotional offensichtlich verkümmerter Spanner und Menschenhasser mit rassistischen Tendenzen –, ist „Scorpio“ ein comichaft überzeichneter Killer, das unsagbar Böse, das alles Negative in sich vereint. Über seine Vorgeschichte erfährt man ebenso wenig wie über seinen psychischen Zustand, er ist einfach da und ist ebenso gefährlich wie abartig schlecht. Calahan trägt seine 44er-Magnum als Penisverlängerung und Argumentationshilfe mit sich herum und fackelt nicht lange, sie einzusetzen. Couragiert und zielsicher bringt er asoziale Gangster zur Strecke, die am helllichten Tag auf offener Straße herumballern. All dies geschieht in einem nachvollziehbaren Rahmen. Calahan neigt zwar zu zynischen Sprüchen, ist ansonsten aber weder ein Sadist, noch ein Verbrecher mit Polizeimarke. Es sind die Umstände einer verrohten Gesellschaft und seine ergebnisorientierte Berufsauffassung, die ihn zum Handeln zwingen.
Dies ist der Stoff, aus dem zu ungefähr zwei Dritteln der Film ist. Ein spannendes, hartes, aber gerechtes Großstadtabenteuer, das sich zu einem Fern- und Nahduell zweier auf ihre Weise mit dem „normalen Leben“ abgeschlossen habender Männer entwickelt und beim Zuschauer eine gewisse Faszination für Calahan erzeugt, von dem man nur bruchstückhaft sein bisheriges Schicksal erfährt. Ja, die Ambivalenz seines Charakters weckt Interesse, Neugier und Verständnis und begleitet man ihn auf den Fersen des Killers, fiebert man mit ihm mit, drückt ihm die Daumen. Ein kleiner Sleaze-Anteil in Form nackter Haut lockert das Geschehen ein wenig auf und passt gut zum 70s-Groove des Films. Siegel lässt die Handlung konsequent und ohne Längen auf eine erste große Klimax zusteuern, die nach ca. zwei Dritteln erreicht wird: Calahan erpresst nervlich enorm angespannt und rasend vor noch immer kontrollierter Wut unter Folter wichtige Informationen aus dem angeschossenen Scorpio. Auch hier bleibt alles nachvollziehbar. Die Szene steht stellvertretend für den Gewissenskonflikt, für Fragen von Ethik und Moral, die sich nicht nur aus der Situation „Polizei als staatliches Organ, dem Gesetz verpflichtet, versus kaltblütiger Mörder, dessen Schweigen womöglich ein weiteres Menschenleben kostet“ ergibt, sondern die sich z.B. in der klassischen Gewalt/Gegengewalt-Frage oder nach dem Zweck heiligenden Mitteln für bestimmt Jedermann schon einmal gestellt hat. Sie kann selbstverständlich als manipulatives Plädoyer für Folter im Dienst verstanden werden, scheint mir jedoch vielmehr die künstlerische Auseinandersetzung mit o.g. Thematik zu sein, mit Situationen, in denen die Frage nach richtig und falsch nicht mehr einfach zu beantworten ist und die Grenzen verschwimmen, graue Theorie nicht nur auf die Probe gestellt wird, sondern ihr nicht mehr standhält.
Die letzte halbe Stunde indes schlägt andere Töne an und erscheint absurd. Dass der bürokratische Aufwand staatlicher Organe häufig in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, ist nicht unrealistisch und zweifelsohne kritikwürdig. Politisch demagogisch aufgeladen zu suggerieren, dass ein Killer, der nachweislich auf einen Polizisten geschossen und ihn verletzt hat, mir nichts, dir nichts wieder auf freiem Fuß landet und sodann auch nichts anderes zu tun hat, als wahnsinnigerweise einen Schulbus mitsamt Kindern zu kapern, während die Polizei tatenlos zusehen muss, weil sie zu wenig Rechte hat, ist Humbug. Humbug, der gefährliche Stimmungen erzeugt, der einfach gestrickte Menschen nach mit demokratisch nicht legitimen Rechten ausgestatteten „starken Händen“, Idolen, Heldenfiguren rufen lässt, der „Law & Order“-Mentalität, Amtsmissbrauch und Polizeigewalt Vorschub leistet – wie sie vielerorts alltägliche, bittere Realität sind. Realität, unter der keine Verbrecher, sondern kritische und unbequeme gesellschaftliche Kräfte, einfache Menschen, Minderheiten und Schwache leiden, die keine Lobby hinter sich haben, die stark genug wäre, es mit der Polizei und ihrem Korpsgeist aufzunehmen. Wenn Calahan sich im Finale über das Gesetz stellt, mag dies Lynchjustizgelüste antiliberaler Strömungen befriedigen, seine interessante Differenzierung aber hat der Film komplett aufgegeben. Damit krankt bereits „Dirty Harry“ an derselben reaktionären Aussagekraft, derer so viele Actionfilme zukünftig anheimfielen. Siegel entschied sich bewusst dagegen, Spannung durch ein „Whodunit?“, also der Frage nach dem Täter, zu erzeugen; von vornherein war klar, dass es dieser nach einem unscheinbaren Unschuldsengel aussehende, blonde Kerl ist, der sich hinter dem Pseudonym „Scorpio“ versteckt. Durch den kompletten Verzicht auf ein Psychogramm des Täters aber wird „Dirty Harry“ nach besagten zwei Dritteln zu einer unheimlich vorhersehbaren, extrem einfach gehaltenen, schablonenhaften Angelegenheit, die viele intelligente und nachdenklich stimmende Anklänge des Vorausgegangenen über Bord wirft.
Für die Beurteilung des Films sollte man aber wissen, dass ihm mit dem „Zodiac-Killer“, der Ende der 1960er Jahre in San Francisco ähnlich wie „Scorpio“ sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde, ein realer Fall zugrunde liegt. Siegel und Eastwood betonten, dass sie ihren Film keinesfalls als politisches Statement verstanden wissen möchten. Für die Fortsetzung ruderte man gar entschieden zurück und erklärte Selbstjustiz übende Polizisten zu den Antagonisten, derer Calahan Herr werden muss. In der Retrospektive bezeichnet man „Dirty Harry“ gern als Dokumentation eines Zeitgeists bzw. Reaktion auf denselben, der damals typisch für seine Überbetonung der Täterrechte im Vergleich zu den Opferrechten gewesen sein soll. Extrem gefährliche Leute wären laufengelassen worden und Frustration sowie Misstrauen den Gesetzen gegenüber hätten vielerorts eingesetzt. Gründe mögen eine allgemeine Verunsicherung vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs sowie die in breiten Teilen der Hippiebewegung propagierte Negation des in jedem Menschen steckenden Gewaltpotentials gewesen sein. Bei allen Versuchen einer gesellschaftspolitischen Einordnung und ethischen Bewertung des Films sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, wie gut Eastwood nach seinen Western-Erfolgen in seine nicht unähnlich angelegte Rolle passt, dass er alle Stunts selbst durchführte und zu einer Ikone des Typus des knochigen Knurrhahns, der bis auf markige Einzeiler lieber Taten sprechen lässt, wurde. Ebenso wenig darf man Don Siegels Regie unterbewerten, unter der eine dynamische Kamera Weite und Tiefe des Großstadtdschungels ebenso schwelgerisch und pointiert einfängt wie menschliche Emotion in den Gesichtern des overactenden Killers und des entsprechenden Kontrasts im Antlitz des gereiften Eastwoods. Da ich die ersten beiden Drittel mit 8/10 und das letzte mit 4/10 bewerte, komme ich letztlich auf 6/10, die unkommentiert aber wenig Aussagekraft besitzen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
So eine Bewertung kann auch nur vom bux kommen, einfach unglaublich.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
horror1966 hat geschrieben:So eine Bewertung kann auch nur vom bux kommen, einfach unglaublich.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
buxtebrawler hat geschrieben:horror1966 hat geschrieben:So eine Bewertung kann auch nur vom bux kommen, einfach unglaublich.
Pass mal lieber auf, das die Jungens und das Mädel dich beim Forentreffen nicht verprügeln.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
Damit rechne ich eigentlich festhorror1966 hat geschrieben:Pass mal lieber auf, das die Jungens und das Mädel dich beim Forentreffen nicht verprügeln.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
Von mir kriegt der Film schon seine 8 oder 9 Punkte. Aber die buxtebrawler-Kritik hat schon ihre Berechtigung, wenngleich ich den Ausdruck "reaktionär" etwas schwammig und nichtssagend finde. Der Ruf nach dem starken Mann ist jedoch eindeutig ein Hintergedanke des Films und die Macher bekamen ja entsprechende Kritik eingeschenkt, worauf ein zweiter Teil gedreht wurde, in dem Harry dann gegen ein paar blonde Fascho-Bullen kämpft, die das Gesetz ebenso wie er in die eigene Hand nehmen, aber dabei noch eine ganze Ecke weiter gehen. Das finde ich dann aber etwas verlogen, denn letztlich basiert beides auf dem gleichen Grundgedanken. Überhaupt ist es nach dem Ende des ersten Teils etwas seltsam, dass es dann noch diesen zweiten Teil gibt.
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Re: Dirty Harry - Don Siegel
Ich hab schon damit gerechnet das bei diesem Film der Bux mit einer Querdenker Meinung daher kommt.buxtebrawler hat geschrieben:Damit rechne ich eigentlich festhorror1966 hat geschrieben:Pass mal lieber auf, das die Jungens und das Mädel dich beim Forentreffen nicht verprügeln.
Die sicht des Bux muss man verstehen lernen den dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!