Fear City - Abel Ferrara (1984)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Fear City - Abel Ferrara (1984)

Beitrag von jogiwan »

Fear City

Bild

Originaltitel: Fear City

Alternativtitel: Das Buch der Bestie / Manhattan, 2 Uhr nachts

Herstellungsland: USA / 1984

Regie: Abel Ferrara

Darsteller: Tom Berenger, Billy Dee Williams, Jack Scalia, Melanie Griffith, Rossano Brazzi, Rae Dawn Chong

Story:

Der Ex-Boxer und Italo-Amerikaner Matt betreibt gemeinsam mit seinem Kumpel Nicky eine Agentur in Manhattan, die Mädchen als Tänzerinnen für zwielichtige Bars in der 42nd Street vermittelt. Als eines Nachts zwischen zwei Auftritten die Tänzerin Honey überfallen und verstümmelt wird, ist das erst der Anfang einer ganzen Serie von gewaltvollen Übergriffen mit tödlichen Ausgang, die schon bald alle Stripperinnen der Agentur in Angst und Schrecken versetzt. Die Polizei glaubt an einen Konkurrenzkampf verfeindeter Agenturen und findet trotz steigender Opferzahlen keinen Hinweis zu dem offensichtlich psychopathischen Killer. Als auch Nicky beim Versuch eines der Mädchen zu schützen schwer verletzt wird und seine Freundin Loretta ins Visier des Killers gerät, macht sich Matt mit der Unterstützung der Mafia auf eigene Faust auf die Suche nach dem Killer und wird so auch wieder mit einem unrühmlichen Ereignis aus der eigenen Vergangenheit konfrontiert…
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jogiwan
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Re: Fear City - Abel Ferrara (1984)

Beitrag von jogiwan »

Nach „Driller Killer“ und „Ms. 45“ beschäftigt sich Abel Ferrara auch in seinem dritten Streifen „Fear City“ mit den dunklen Seiten der Stadt New York und präsentiert einen ominösen Martial-Arts-Killer, der Jagd auf Stripperinnen, Drogendealer und zwielichtige Gestalten macht. Dabei wirkt der düstere und eher dramatische Streifen aus dem Nachtclub-Milieu aber auch etwas ziellos und verzettelt sich etwas in seinen Figuren, sodass am Ende keine der durchaus interessanten tiefergehend beleuchtet wird. So bleibt die Motivation des Killers genauso im Dunkeln wie die Alkoholsucht und der Werdegang von Matt und auch die Drogenprobleme von Loretta werden nur angedeutet. Dafür gibt es in dem offensichtlich stark von „Taxi Driver“ und Italo-amerikanische Gangster-Streifen beeinflussten Streifen aber die volle Ladung 42nd Street der dreckigen Sorte und auch in Punkto Titten und Gewalt lässt sich die Unrated-Fassung nicht lange bitten. Insgesamt gestehen schon ein interessanter und ungewöhnlich düsterer Streifen, der auf interessante Weise die dreckige Seite von New York beleuchtet und bei dem man aber auch fraglos einiges besser hätte machen können.
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CamperVan.Helsing
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Re: Fear City - Abel Ferrara (1984)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ferraras Abstecher (!) in das Stripclubmilieu ist zwar durchweg unterhaltsam (was freilich auch an eben jenen Stripszenen liegt ;) )ausgefallen, kann aber dennoch nicht wirklich überzeugen. Kaum eine Person wird charakterisiert, zu vieles bleibt im Unklaren, wie z.B. die Verbindung Matts zur Mafia, das Verhältnis Matt <-> Loretta, Lorettas Drogenkonsum, ihr Abwenden von Matt und die sich anschließende lesbische Beziehung etc. Vor allem bleibt aber die Motivation des Slashers völlig im Unklaren, was den Zuschauer nicht befriedigen kann.

Fazit: Ganz OK, aber man hätte sehr viel mehr herausholen können.
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Maulwurf
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Re: Fear City - Abel Ferrara (1984)

Beitrag von Maulwurf »

Fear City – Das Buch einer Bestie
Fear City
USA 1984
Regie: Abel Ferrara
Tom Berenger, Billy Dee Williams, Jack Scalia, Melanie Griffith, Rossano Brazzi, Rae Dawn Chong, Joe Santos, Michael V. Gazzo, Jan Murray, Janet Julian, Daniel Faraldo, Maria Conchita Alonso


Fear City - Das Buch einer Bestie.jpg
Fear City - Das Buch einer Bestie.jpg (112.19 KiB) 269 mal betrachtet
OFDB

New York in Angst und Schrecken: Ein Unbekannter überfällt Nachtclubtänzerinnen auf dem Heimweg und verstümmelt oder ermordet sie. Die Mädchen wollen nicht mehr auftreten, die Clubs bleiben leer, die Geschäfte leiden. Die Besitzer der Starlite-Agentur, Matt und Nicky, wollen den Mörder fangen, aber es gibt nicht den geringsten Hinweis, wer das sein könnte. Jemand von der Konkurrenz? Möglich, aber irgendwann wird auch dort das erste Mädchen getötet. Die Familie, zu der Matt und Nicky gehören, beginnt langsam nervös zu werden, und die vollkommen unfähigen Cops der Mordkommission werden noch viel nervöser. Und mitten drin in diesem Hexenkessel sind Matt und Loretta, die mal ein Liebespaar waren, und jetzt wieder zusammenfinden. Loretta tanzt, und Matt hat Angst. Beide gehen auf ihre Art damit um: Sie mit Heroin, er mit Whiskey …

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Was jetzt schon in der Inhaltsangabe relativ klischeehaft klingt, entpuppt sich beim Ansehen als – klischeehaft. Im Ernst: Der weitaus größte Teil der Handlung ist vorhersehbar, bis dahin, dass der Ausgang vieler Szenen von vornherein klar ist. Und was noch viel schlimmer ist: Die ganze Chose ist banal und wird vor allem zum Ende hin immer platter. So schön vor allem die Vorbereitung zum Showdown fotografiert ist, so einfallslos ist die Narration: Matt bezieht ein Zimmer in einer Absteige, läuft durch New York, bestaunt die Sonnenuntergänge und joggt wie ein Wilder, derweil der Killer in seinem Trainingsraum den Bruce Lee gibt, und die Nebendarsteller in kurzen Szenen nachdenklich neben die Kamera stieren. Eine zielgerichtete und spannungsgeladene Suche nach dem Unbekannten findet nicht statt. Alle warten auf den Zufall, dass sich Jäger und Gejagter (was für hochtrabende Worte) über den Weg laufen.
Die Figuren (und nicht nur die) sind zelluloidgewordenes Schemata: Matt ist ein Ex-Boxer, der im Ring mal jemanden getötet hat, und sich jetzt mit Schuldvorwürfen und dem damit zusammenhängendem, übermäßigen Alkoholkonsum rumärgern muss. Nicky ist der Sohn eines Mafiosos, der, genauso wie Matt, lieb und nett zu seinen Mädels ist, und wenn sie mal nicht tanzen wollen, dann dürfen sie halt daheim bleiben. Auch die Clubbesitzer müssen nicht unbedingt zahlen wenn sie nicht wollen. Alles liebe Menschen, wie wir es vom organisierten Verbrechen in New York ja schon immer geahnt haben … Der Obercop Wheeler ist ein dummes und nochmal extradummes Dreckschwein, der seine eigene Einfallslos- und Machtlosigkeit hinter Wut und Aggression versteckt, die er am liebsten an den bösen bösen Jungs auslässt (obwohl die doch ganz liebe Menschen sind, siehe oben …), und sein Partner Sanchez ist ein kleiner dummer Mann mit hässlichen Klamotten, der an Dudley Moore erinnert und auch genauso ereignislos ist. Last but not least Loretta, die aufregend tanzt, von allen Männern begehrt wird, und natürlich harte Drogen zum Überleben im Großstadtdschungel benötigt.
Figuren, wie wir sie schon hundertmal gesehen haben, und wie sie einfach nur langweilen. In einigen Momenten merkt man, was Abel Ferrara eigentlich vorschwebte, nämlich ein, mit Gewalt und Sex aufgepeppter, Neo-Noir, der die Hintergassen New Yorks genauso zeigen soll wie die kaputten Gestalten die diese Gassen bevölkern. Eine Hommage an den klassischen Noir der 50er-Jahre, wie an der Musik klar zu bemerken ist. Herausgekommen ist aber nur ein flacher Versuch mit wenig Gewalt und kaum Sex, Figuren vom Reißbrett durch eine düstere und neon-beleuchtete Welt zu scheuchen, und dieser Versuch mündet am Ende stellenweise sogar in eine Parodie auf die gängigen Actionreißer seiner Zeit. Oder soll man die letzten 20 Minuten mit der Hinleitung zum Showdown und dem selbigen wirklich ernst nehmen? Dinge wie Charakterisierungen oder Tiefe werden den Personen nach Schema F aufgedrückt, alles spielt sich auf dem Niveau einer Vorabendserie aus früheren Zeiten ab. Keine Figur ist wirklich beachtenswert, keine Figur weckt Interesse an ihrem Schicksal.

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Manche Szenen erinnern stark an die italienischen Gialli aus den 70ern, ohne aber deren Raffinesse und Stilsicherheit auch nur ansatzweise zu erreichen. Nicht einmal die Verkommenheit und der Schmutz eines NEW YORK RIPPER ist zu spüren, dafür ist FEAR CITY wiederum nicht dreckig genug. Der narrative Aufbau hingegen ist eher der eines Slashers: Ein bekannter Mörder geht umher und macht halt das, was Mörder in Filmen im Allgemeinen so machen. Dafür allerdings sind die Morde nicht hauptsächlich genug dargestellt, hat es zuviel ablenkende Handlung. Und für einen Psychothriller ist die Figur des Mörders erheblich zu eindimensional. So richtig passt es an keiner Stelle …
Was dem Film nicht anzukreiden ist, ihm dann aber einen weiteren bösen Tritt versetzt, ist die sterile deutsche Synchro, die sich auch nicht entblödet, aus dem italienischen Wort Pazzo (= verrückt) einen Namen zu machen („Er heißt Pazzo“) und das Wort capisci (“Verstehst Du?“) aus dem englischen Dialog tatsächlich zu “übersetzen“ mit capisco (“Ich verstehe“). Nein, ich verstehe nicht …Tatsächlich ist FEAR CITY in Deutschland eine Video-Premiere gewesen, und alle alle Vorurteile gegenüber Video-Synchros werden hiermit mal wieder bestätigt …

Positives gibt es aber tatsächlich auch zu vermelden: Wie bereits erwähnt ist der Film gut fotografiert, und gerade die nächtlichen Eindrücke der Vergnügungsmeile sind oft sehr stimmungsvoll. Die deutsche Fassung bietet einiges an nackten und gewalttätigen Schauwerten (die amerikanische Fassung hält sich da extrem zurück), und Tom Berenger und Melanie Griffith spielen tatsächlich einigermaßen erfolgreich gegen das dümmliche Skript an. Gerade Tom Berenger gibt den harten Jungen mit dem weichen Herzen recht gekonnt. Ein Mann, den man und frau gerne als Freund hätte, der immer für einen da ist und hilft. Auch hier also wieder diese klischeebeladene Charakterisierung, aber wenigstens sehr gut gespielt und rübergebracht. Was dann tatsächlich ausreicht, um dem Maulwurf wenigstens ein klein wenig Vergnügen bereitet zu haben. Aber ganz ehrlich: Eine Folge einer x-beliebigen Krimiserie aus dem 80ern ist oftmals abwechslungsreicher, spannender und interessanter. Was zu vier von zehn Boxhandschuhen reicht, aber mit schwerem Hang zum Bodensatz …

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4/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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CamperVan.Helsing
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Re: Fear City - Abel Ferrara (1984)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

So hart wie der Maulwurf gehe ich mit dem Film nicht ins Gericht, obwohl seine Kritikpunkte zur Klischeehaftigkeit des Films nicht von der Hand zu weisen sind. Mite einem NYR2 wäre dem Zuschauer aber auch nicht gedient, denn in einem Film, in dem Melanie Griffith strippt, haben überzogene Brutalität und tiefer Schmutz nichts zu suchen. Ganz so platt hätte das Werk nun wirklich nicht ausfallen müssen, aber hatte ich schon erwähnt, dass Melanie Griffith strippt? :mrgreen:
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