Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller - Scott Schirmer (2012)
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Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller - Scott Schirmer (2012)
Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller
(Found)
mit Gavin Brown, Ethan Philbeck, Phyllis Munro, Louie Lawless, Alex Kogin, Andy Alphonse, Shane Beasley, Angela Denton, Kitsie Duncan, Kate Braun, Edward Jackson, Adrian Cox-Thurmond, Brigid Macaulay, Dane Irwin
Regie: Scott Schirmer
Drehbuch: Scott Schirmer / Todd Rigney
Kamera: Leya Taylor
Musik: keine Informationen
keine Jugendfreigabe (cut)
USA / 2012
Der zwölfjährige Marty (Gavin Brown) führt ein tristes Leben als einsamer Außenseiter. Er hat nur einen einzigen Freund, wird von seinen Eltern vernachlässigt und sein älterer Bruder Steve (Ethan Philbeck) lässt sich viel zu selten blicken. Zurückgezogen malt er in seinem Zimmer Superhelden-Comics und schaut Horrorfilme. Eines Tages entdeckt er schockiert, dass Steve ein blutiges Geheimnis vor ihm verbirgt. Ein abgetrennter Kopf im Wandschrank seines Bruders ist der traumatische Beweis für dessen abgründiges Doppelleben. Doch schon bald erfährt Steve von Martys Entdeckung - mit grausamen Konsequenzen für den kleinen Bruder und die gesamte Familie.
Im Normalfall kann man sich Rezensionen zu geschnittenen Filmen durchaus verkneifen, aber im Fall von "Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller kann man ohne Weiteres eine Ausnahme machen. Die fehlenden knapp vier Minuten sind nämlich für den Film an sich eher unerheblich und dienen lediglich dazu, um einmal mehr ein teures Mediabook über unsere österreichischen Nachbarn an den Mann zu bringen. Da es jedoch in meinen Augen einzig und allein um die hier erzählte Geschichte geht reicht die deutsche Veröffentlichung vollkommen aus, denn der Erstling von Scott Schirmer kann auch in der vorliegenden Form seine volle Wucht entfalten, da die Story doch in der Hauptsache auf der psychischen Ebene ein Höchstmaß an Intensität erzeugt, die dem Zuschauer spürbar zu schaffen macht. Ganz generell tendiert diese Independent Produktion vielmehr in die Richtung eines waschechten Dramas mit diversen Anleihen an den Horrorfilm, als das man sich auf eine blutige Schlachteplatte einstellen sollte. Dabei ist es mehr als nur erstaunlich, was Schirmer an dieser Stelle mit einem Budget von gerade einmal 8.000 $ auf die Beine gestellt hat. Zwar merkt man der eher ruhig aufgebauten Geschichte an diversen Stellen durchaus die minimalen Kosten an, wobei die visuelle Präsentation des Ganzen davon am wenigsten betroffen ist.
Zwar zeigt sich das Szenario durchgehend im Home Video Stil, doch dieser Aspekt kommt zu keiner Zeit wirklich negativ zum Ausdruck. Im darstellerischen Bereich darf man selbstverständlich keinerlei Wunderdinge erwarten, wobei die meisten der Protagonisten sowieso nicht über den Status nötiger Staffage hinaus kommen und streckenweise auch dementsprechend agieren. Im Prinzip zählen jedoch auch nur die beiden Brüder und der junge Marty steht dabei unverrückbar im Mittelpunkt der Ereignisse, wohingegen sein älterer Bruder Steve erst mit zunehmender Laufzeit einen immer größer werdenden Stellenwert in der Story erlangt. Zwar agieren auch diese beiden Charaktere phasenweise ein wenig hölzern und unbedarft, doch insbesondere im Fall von Marty ist dies als absoluter Pluspunkt anzusehen, wird so doch auch die innere Unsicherheit des heran wachsenden Jungen erstklassig zum Ausdruck gebracht. Damit wäre man dann auch gleich bei der Thematik die sich in der Hauptsache zu erkennen gibt, handelt es sich bei "Found" doch viel eher um eine etwas andere Form des Erwachsenwerdens, als das der Film in erster Linie das Thema des Serienkillers behandeln würde. So entsteht dann auch eine äußerst düstere und gelungene Kombination, die dem Betrachter ganzzeitig schwer zu schaffen macht. Mit seinem Wissen über die "Nebenbeschäftigung" seines älteren Bruders löst Marty nämlich ungewollt eine Gewaltspirale aus, die auch ohne großartige und explizite Gewaltdarstellungen ihre Wirkung auf keinen Fall verfehlt und extrem intensiv nachhallt. Schirmer beleuchtet dabei die Wesensänderung seiner Hauptfigur mehr als gut und man gewinnt sehr gute Einblicke in die innere Zerrissenheit eines heranwachsenden Teenagers, der sich trotz der grausamen Taten zu seinem Bruder hingezogen fühlt.
Die Eltern hingegen nehmen eher einen nebensächlichen und nichtssagenden Stellenwert ein und ebenso ist auch das Verhältnis zu ihren beiden Kindern. In gewisser Art und Weise kann man dabei ohne Weiteres von einer dysfunktionalen Familie sprechen, was ganz besonders in den letzten Minuten immer stärker ersichtlich wird. Desinteresse scheint im Vordergrund zu stehen und Dinge wie Liebe und andere positive Gefühle scheint es hier nicht zu geben. Und so fristet Marty dann auch ein Dasein um das man ihn nicht unbedingt beneidet, der junge hat keine echten Freunde und wird zudem auch in der Schule ständig nur gehänselt und gepeinigt. Seine Verunsicherung ist dabei jederzeit förmlich zu greifen und so abartig sich das jetzt auch anhört, hilft im erst das gute Zureden des Bruders, damit er eine eigene Persönlichkeit entwickeln kann. Wie das von statten geht sollte man sich dann aber selbst anschauen, denn die dabei aufgezeigten kontroversen Ansätze in "Found" stimmen einen schon recht nachdenklich.
Zum Ende hin eskaliert die ganze Chose dann noch einmal recht ordentlich und auch wenn sich dies nicht durch visuelle Gewaltdarstellungen bemerkbar macht, kriecht einem die nachhaltige Wirkung merklich unter die eigene Haut. Normalerweise sollte man geschnittene Filme wirklich nicht loben, doch mir persönlich hat dieses Werk in der vorliegenden Form extrem gut gefallen. Hier wird die Fantasie des Zuschauers merklich in Gang gesetzt und die vorhandenen Ansätze sind vollkommen ausreichend um einen psychischen Härtegrad zu entfachen der es wirklich in sich hat. Zudem haben die fehlenden Szenen wie schon kurz erwähnt mit der Geschichte an sich herzlich wenig zu tun und berühren auch keinesfalls die inhaltliche Substanz des Ganzen.
Fazit:
Wer gesteigerten Wert auf einige explizite Einstellungen legt muss sich das teure Mediabook besorgen, wem es allerdings lediglich um eine gut und intensiv erzählte Geschichte geht, der kann auch bedenkenlos zur deutschen Veröffentlichung greifen. Hier präsentiert sich ein fieses kleines Filmchen das Kopf Kino per Excellence anbietet, das seine Wirkung keinesfalls verfehlt.
7/10
Big Brother is watching you
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Re: Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller - Scott Schirmer
Found ist ein amerikanischer Horrorthriller der dem Low Budget-Bereich anzusiedeln ist. Der Film basiert auf dem Roman FOUND von Todd Rigney, der zudem auch anderweitige morbide Geschichten verfasst hat. Zur Auswahl gibt es untote Prostituierte die in verlassenen Motels hausen, streitsüchtige Vorstadt-Müllmonster oder schlecht gelaunte Stressabbauer die tödliche Rache ausüben. Wer mit derartigen Romanen was anfangen kann, sollte sich mal umsehen. Doch nun zum Film.
FOUND ist ein Coming of Age-Film, der sich um den jungen Marty dreht, der es in dieser Welt garantiert nicht einfach hat. Von den Mitschülern ständig gemobbt, meidet er soweit den Kontakt zu anderen bis auf seinen besten Freund und seine Familie. Recht schnell findet er in der Tasche seines großen Bruders immer wieder abgetrennte Köpfe von Schwarzen und stellt fest, dass sein Bruder ein Serienmörder ist. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und es kommt zu einem finsteren Ende nahezu aller Beteiligten.
Scott Schirmer hat hier durchaus ein fettes Brett abgeliefert, was zu unterhalten vermag. Oftmals bekommt man Mitleid mit dem jungen Marty und freut sich für ihn, dass er zumindest zu seinem großen Bruder einen guten Draht hat, trotz des dunklen Geheimnisses. Der Film wirkt zudem sehr realistisch und nicht übertrieben, weil er einfach die "Gefahr" zeigt, dass ein Jeder von uns ein Serienmörder sein könnte, ohne das wir es merken. Die überzeugende Schauspielleistung er Darsteller tun ihr übriges. Ein recht lustige, aber auch gruselige Tatsache der Realität ist: Im Schnitt haben wir es in unserem Leben um die 36 mal mit einem (potentiellen) Mörder zu tun.
Der Film beinhaltet einige blutige und verstörende Szenen, die zu gefallen wissen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass es sich bei den beiden Brüdern Um eingefleischte Horrorfans handelt. Ein Schelm wer Böses denkt, wenn man sich die Tatsache vor Augen hält, dass diverse Amokläufer hierzulande begeisterte Ballerspiel-Fans waren. Am verstörendsten war das nahe Ende, als es den eigenen Eltern durch den großen Bruder an den Kragen geht. Achtung Spoiler: Erst wird der Vater mit der Schaufel erschlagen, anschließend ist die Mutter mittels Vergewaltigung und anschließendem Kill dran, was aber nur im Off passiert, aber zu hören ist.
Es hat schon Charakter, wenn man bedenkt, dass das große Vorbild eines kleinen Jungen ein brutaler Mörder ist, der nicht mal vor seinen eigenen Eltern in einem drastischen Ausmaß zurück schreckt. Aber wie es so schön heisst: Man kann einem nur vor den Kopf schauen, nicht in den Kopf. Und was man aus wenig Geld hier gezaubert hat, ist definitiv ein 10/10er-Film der sich gewaschen hat und bei manchem Zuschauer Spuren hinterlassen könnte. Somit sind die Resonanzen zu FOUND mehr als verdient.
In Australien wurde FOUND wegen "längerer und detaillierter Darstellungen sexualisierter Gewalt" verboten. Eigentlich kein Wunder, wobei ich von Zensur nach wie vor immer noch nichts halte. In Großbritannien fielen dem Film ganze 98 Sekunden zum Opfer, was auch nicht gerade besser ist. In Deutschland sieht es auch nicht anders aus, somit war hierfür ein Griff nach Österreich von Nöten, wen man auf deutschen Ton bestand. Von meiner Seite aus gibt es zu diesem sensationellen Machwerk eine klare Empfehlung, denn man hat es nicht immer mit einem günstig produzierten Film zu tun, der so sehr zu gefallen vermag.
FOUND ist ein Coming of Age-Film, der sich um den jungen Marty dreht, der es in dieser Welt garantiert nicht einfach hat. Von den Mitschülern ständig gemobbt, meidet er soweit den Kontakt zu anderen bis auf seinen besten Freund und seine Familie. Recht schnell findet er in der Tasche seines großen Bruders immer wieder abgetrennte Köpfe von Schwarzen und stellt fest, dass sein Bruder ein Serienmörder ist. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und es kommt zu einem finsteren Ende nahezu aller Beteiligten.
Scott Schirmer hat hier durchaus ein fettes Brett abgeliefert, was zu unterhalten vermag. Oftmals bekommt man Mitleid mit dem jungen Marty und freut sich für ihn, dass er zumindest zu seinem großen Bruder einen guten Draht hat, trotz des dunklen Geheimnisses. Der Film wirkt zudem sehr realistisch und nicht übertrieben, weil er einfach die "Gefahr" zeigt, dass ein Jeder von uns ein Serienmörder sein könnte, ohne das wir es merken. Die überzeugende Schauspielleistung er Darsteller tun ihr übriges. Ein recht lustige, aber auch gruselige Tatsache der Realität ist: Im Schnitt haben wir es in unserem Leben um die 36 mal mit einem (potentiellen) Mörder zu tun.
Der Film beinhaltet einige blutige und verstörende Szenen, die zu gefallen wissen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass es sich bei den beiden Brüdern Um eingefleischte Horrorfans handelt. Ein Schelm wer Böses denkt, wenn man sich die Tatsache vor Augen hält, dass diverse Amokläufer hierzulande begeisterte Ballerspiel-Fans waren. Am verstörendsten war das nahe Ende, als es den eigenen Eltern durch den großen Bruder an den Kragen geht. Achtung Spoiler: Erst wird der Vater mit der Schaufel erschlagen, anschließend ist die Mutter mittels Vergewaltigung und anschließendem Kill dran, was aber nur im Off passiert, aber zu hören ist.
Es hat schon Charakter, wenn man bedenkt, dass das große Vorbild eines kleinen Jungen ein brutaler Mörder ist, der nicht mal vor seinen eigenen Eltern in einem drastischen Ausmaß zurück schreckt. Aber wie es so schön heisst: Man kann einem nur vor den Kopf schauen, nicht in den Kopf. Und was man aus wenig Geld hier gezaubert hat, ist definitiv ein 10/10er-Film der sich gewaschen hat und bei manchem Zuschauer Spuren hinterlassen könnte. Somit sind die Resonanzen zu FOUND mehr als verdient.
In Australien wurde FOUND wegen "längerer und detaillierter Darstellungen sexualisierter Gewalt" verboten. Eigentlich kein Wunder, wobei ich von Zensur nach wie vor immer noch nichts halte. In Großbritannien fielen dem Film ganze 98 Sekunden zum Opfer, was auch nicht gerade besser ist. In Deutschland sieht es auch nicht anders aus, somit war hierfür ein Griff nach Österreich von Nöten, wen man auf deutschen Ton bestand. Von meiner Seite aus gibt es zu diesem sensationellen Machwerk eine klare Empfehlung, denn man hat es nicht immer mit einem günstig produzierten Film zu tun, der so sehr zu gefallen vermag.
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