Geheimring 99
The big combo
USA 1955
Regie: Joseph H. Lewis
Cornel Wilde, Richard Conte, Brian Donlevy, Jean Wallace, Robert Middleton, Lee Van Cleef, Earl Holliman, Helen Walker, Jay Adler,
John Hoyt, Ted de Corsia, Helene Stanton, Roy Gordon, Whit Bissell, Steve Mitchell, Baynes Barron, James McCallion
OFDB
The big combo
USA 1955
Regie: Joseph H. Lewis
Cornel Wilde, Richard Conte, Brian Donlevy, Jean Wallace, Robert Middleton, Lee Van Cleef, Earl Holliman, Helen Walker, Jay Adler,
John Hoyt, Ted de Corsia, Helene Stanton, Roy Gordon, Whit Bissell, Steve Mitchell, Baynes Barron, James McCallion
OFDB
Es ist eine harte und grausame Welt, eine böse Welt, und nur die Haifische mit den größten Zähnen haben eine Chance zu überleben. Mr. Brown ist ein Gangsterboss, und er ist so ein Haifisch. Er hat McClure abgelöst, und er hat dessen Vorgänger Grazzi ebenfalls abgelöst. Mr. Brown ist nett und eloquent, und vor allem ist er aalglatt – Lieutenant Diamond von der Polizei hat nicht die Spur eines Beweises, dass Mr. Brown jemals ein Gesetz übertreten hat. Also lässt Diamond Browns Freundin Susan Lowell beschatten, und verliebt sich dabei in sie. Aber Mr. Brown, der sich Susan sowieso eher als Eigentum hält welches man nach Belieben benutzen und auch wieder ablegen kann, dreht den Spieß um und verfolgt wiederum Diamond. Er entführt ihn und foltert ihn höchstpersönlich. Mr. Brown ist hart, aber Diamond ist härter. Wie ein Diamant halt so ist. Zumindest denkt Diamond dies von sich selbst, aber Mr. Brown ist bösartiger und abgefeimter …
Ein Polizist wird zusammengeschlagen und anschließend brutal gefoltert. Ein Ex-Gangsterboss, der nun die rechte Hand des jetzigen Bosses ist, wird wieder und wieder gedemütigt und klein gehalten, da er zu weich ist für diese Welt. Susan wird ganz klar erklärt, dass sie eine Puppe ist, ein Spielzeug, das nur das zu tun hat was ein Mann ihr sagt, und sonst gar nichts. Zwei Gunmen, die ganz offensichtlich homosexuell sind, und ihrem Chef loyal ergeben sind – Oder sind die beiden eventuell doch bereit, ihren Boss abzusägen um dessen rechter Hand freie Bahn zu erschießen? Da ist die Ex-Frau von Mr. Brown, die mutmaßlich an einem Anker in den Tiefen des Atlantiks verschwand. Da sind Zeugen von Verbrechen, die bei nur dem leisesten Verdacht, dass sie mit der Polizei reden könnten, sofort erschossen werden. Und da ist Diamond, der diamantharte Polizist, der in sechs Monaten 18.000 Dollar aus dem Budget seines Distrikts nimmt, um einen Gangster zu fassen, und nach sechs Monaten Ermittlung genau nichts in den Händen hat. Aber auch Diamond ist nicht fehlerfrei, seine Liebschaft Rita benutzt er letzten Endes genauso wie Brown seine Susan benutzt – Wenn er sie sehen will hat sie da zu sein, den Rest der Zeit ist Rita ihm vollkommen gleichgültig, und ihre resignierende Akzeptanz seiner verschiedenen Liebschaften bemerkt er nicht einmal.
Es ist eine harte und grausame Welt, eine böse Welt, und sie wird in den einzigen Farben gezeigt die so eine Welt zulässt: Sehr viel Schwarz, und etwas weiß. Vom filmischen Standpunkt her eine wunderschöne Welt, die ihre Aufteilung in ausschließlich gut und böse, in schuldig und unschuldig, treffend illustriert weiß. Und wenn, das ist jetzt aber eine rein subjektive Feststellung, wenn Cornel Wilde ein klein wenig lebendiger spielen würde, dann wäre in meinen Augen der Klassiker perfekt. Wilde hat allerdings leider tatsächlich einen Stock im Arsch und geht kaum einmal aus sich heraus, was möglicherweise zu der unterkühlten Atmosphäre der Stadt passen mag, aber nicht zu den eruptiven Gefühlsausbrüchen. Alle Akteure, Mr. Brown und Susan genauso wie Rita oder Alicia, bestehen aus reinen Gefühlen und scheinen jederzeit am Rande eines Zusammenbruchs, an dessen Ende eigentlich immer nur Schmerz und Leid stehen können. Es gibt wenige Außenaufnahmen, und wenn, dann sind die (sehr atmosphärischen) Bilder dunkel, ja sogar finster. Die Stimmung in dieser Stadt ist böse und gleichzeitig trist, sie ist düster im besten Sinne, und war deutlich Pate für die Szenen in Robert Rodriguez‘ SIN CITY, der aber diese mit den Händen zu greifende latente Gewalttätigkeit aus BIG COMBO nicht einzufangen wusste und ganz im Stil der Zeit eine offenere Aggressivität daraus gemacht hat. Hier, im Herzen einer anonymen Großstadt, haben Brutalität und Gier nach Macht ihren Sitz, und das ist genau das was der Film zeigt: Wie man mit dem Brechen anderer Menschen zu noch mehr Macht kommt.
Großes Noir-Kino, das seine Beschränkungen in der Darstellung zu etwas Großem und Grausamen ummünzen kann, und gerade dadurch im Gedächtnis hängen bleibt.
7/10