Im Auftrag des Drachen - Clint Eastwood (1975)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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Im Auftrag des Drachen - Clint Eastwood (1975)

Beitrag von Prisma »


Clint Eastwood   in

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● THE EIGER SANCTION / IM AUFTRAG DES DRACHEN (US|1975)
mit George Gennedy, Vonetta McGee, Jack Cassidy, Thayer David, Reiner Schöne und Heidi Brühl
eine Produktion der Malpaso Company | Jennings Lang | Universal Pictures | im CIC Filmverleih
ein Film von Clint Eastwood


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»Naja, einer muss es ja machen!«
Jonathan Hemlock (Clint Eastwood) unterrichtet an einem ruhigen College in der Provinz. Bei seinen Studenten ist der Dozent für Kunsterziehung sehr beliebt, doch niemand weiß von seinem Doppelleben. Um seine wertvollen Kunstschätze finanzieren zu können, war er einst Auftragskiller im Namen einer Geheimorganisation der Regierung. Sein ehemaliger Chef mit dem Codenamen: Drache (Thayer David) kann ihn jedoch mit einer Drohung zu einem weiteren Auftrag bewegen. Die Mörder eines Agenten sollen von ihm beseitigt werden und ein Täter kann auch schnell von Hemlock liquidiert werden. Die Identität des anderen ist jedoch unklar. Bekannt ist nur, dass er Mitglied einer Expedition ist, bei der die Eiger-Nordwand durchstiegen werden muss. Hemlock schließt sich der Kletterpartie an, die tödliche Gefahren mit sich bringen wird und er soll den Schuldigen schließlich ausfindig machen...

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Ein Film von und mit Clint Eastwood: Das hört sich bereits im Vorfeld nach einer ausgeprägten Selbstinszenierung in allen erdenklichen Bereichern an. Wenn man den Film gesehen, und sich der Verlauf schließlich gesetzt hat, bestätigt sich dieser Eindruck vollkommen. Eastwood inszeniert (sich) nicht uninteressant, beziehungsweise die Jagd nach einem Unbekannten beginnt sehr vielversprechend. Allerdings verliert sich das Drehbuch in diversen Unklarheiten und der Verlauf kann seine teilweise verworrenen Elemente schlecht kaschieren, wobei man auch schnell den Eindruck vermittelt bekommt, dass dies gar nicht die Strategie gewesen sein wird. "Im Auftrag des Drachen" ist ein Musterbeispiel dafür geworden, wie man Schwächen durch opulente Settings und eine überragende Bildgestalung, beziehungsweise deren Bildsprache, entschärfen und spielend überlagern kann. Und genau das macht diesen Film durchaus sehenswert. Die Bergsteiger- und Actionszenen, die unter anderem in den Schweizer Alpen gedreht wurden, sind spektakulär und liefern ein erstaunliches Profil, allerdings bleiben es nur Momentaufnahmen. Im Großen und Ganzen wirkt Eastwoods Film eigentlich inkohärent, denn man sieht dem Empfinden nach zu viele, voneinander isolierte Etappen und die Suche nach dem Sinn gestaltet sich als schwierigste Angelegenheit. Was wie ein unterhaltsames James-Bond-Plagiat anfängt, gipfelt mit zunehmendem Verlauf in einem zu umständlich konstruierten Psycho-Thriller-Gemisch, welches seine Unterhaltungs-Ambitionen zwar gut transportieren kann, aber als Komplettpaket keine Konstante bildet. Wie dem auch sei, anschauen kann man sich diese kurzweilige Angelegenheit allemal und insbesondere von den Darstellern gibt es ganz erfreuliche Darbietungen.

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Clint Eastwood verhilft sich hier selbst zu einer großen Bühne und verurteilt alle anderen Charaktere dadurch gleichzeitig zu Stichwortgebern und Komparsen. Jonathan Hemlocks große Leidenschaften sind die Kunst und schöne Frauen. Am liebsten verbindet er diese beiden schweren Laster gemeinsam in seinen eigenen Vier Kellergewölben, da er dort seine wertvollen Kunstschätze untergebracht hat. Auch der Nervenkitzel scheint eine Art Lebenselixir für ihn darzustellen, schließlich hat er sich eine nicht gerade alltägliche Nebenbeschäftigung auserkoren, bei der es meistensl auch ziemlich gefährlich zugeht. Als Dozent sieht man ihn nur zu Beginn und das recht kurz, bis er auch schon zu seinem ehemaligen Chef zitiert wird, dem Drachen. Selbstverständlich gibt es offenbar keine anderen fähigen Leute neben ihm, so dass die Wahl zwangsläufig auf ihn fallen musste. Der Boss ist eine Art abgewandelter Blofeld, der in einem von Rotlicht überfluteten Versteck haust, und dort gepflegt wird, denn er ist Albino (und Altnazi). Die Darstellung von Thayer David ist dabei ganz gelungen, wenngleich ein bisschen mehr Dominanz von ihm hätte ausgehen können. Clint Eastwood überzeugt als Mann mit zwei Gesichtern. Einerseits sieht man den kultivierten, intelligenten und schlagfertigen Zyniker, andererseits den ungehobelten Haudrauf-Degen, der nicht unbedingt zimperlich mit seinen Kontrahenten umgeht. Für das Auge gibt es attraktive, wenn auch leider vollkommen irrelevant erscheinende Damen wie Vonetta McGee, Brenda Venus und Heidi Brühl.

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Die Deutsche hat in den USA eine Handvoll Film- und Fernsehrollen vorzuweisen, allerdings den Durchbruch nie schaffen können. Auch hier kann man nicht von einem Durchbruch sprechen, denn es bieten sich nicht die geringsten Möglichkeiten, etwas aus dieser Nebenrolle herauszuholen. Zwar eckt sie ein- zweimal ganz nett mit Eastwood an, aber das war es dann auch schon. Die anderen weiblichen Darstellerinnen bekamen noch einige Liebesszenen mit dem Hauptdarsteller zugeschustert und dürfen ihre körperlichen Reize zur Schau stellen. Gewohnt solide Leistungen bekommt man von den restlichen Darstellern zu sehen, insbesondere vom gerne gesehenen George Kennedy. Wie erwähnt, zehrt der Film im Besonderen von der handwerklich aufwendigen Inszenierung und durch die hervorragende Kamera-Arbeit werden viele spannende Momente kreiert und gleichzeitig transportiert, Action und Thrill werden mehr oder weniger groß geschrieben. Die Dialoge sind unverblümt und überzeugen mit subtil angelegten Spitzen, immer wieder kann Clint Eastwood seine Agilität zur Schau stellen, so macht filmen und darstellen schließlich erst richtig Spaß, wenn man auch mal was auf die Fresse austeilen darf. Für das recht mühsam konstruierte Finale hat man sich natürlich noch eine Überraschung aufgehoben, die auch zündet, wenngleich man als Zuschauer auch sehr aufmerksam sein muss, ansonsten gehen einige wichtige Informationen inmitten der prallen Bilder unter. Insgesamt ist "Im Auftrag des Drachen" also ein gelungener und ambitionierter Action-Thriller geworden, der kurzweilig ausgefallen ist und über weite Strecken zu unterhalten weiß.
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Blap
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Re: Im Auftrag des Drachen - Clint Eastwood (1975)

Beitrag von Blap »

Im Auftrag des Drachen (USA 1975) – Herr Ostholz inszenierte diesen Mix aus Thriller, Action und Abenteuer mit Gespür für angenehmes Erzähltempo, kantige Charaktere und prächtige Landschaftsaufnahmen. Im Laufe der Jahrzehnte ist mir „The Eiger Sanction“ mehr und mehr ans Herz gewachsen. Wichtig: Den Film bitte im Originalton schauen, die deutsche Synchronisation nimmt etlichen Dialogen ihre Kernigkeit, schwächt überdies die Ausdrucksstärke einiger Charaktere, vor allem George Kennedy kommt im O-Ton deutlich besser rüber.

Die alte Universal DVD war kein Freudenfest, mit der BD liegt nun endlich eine solide Auswertung für den Heimglotzer vor, sehr empfohlen!
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purgatorio
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Re: Im Auftrag des Drachen - Clint Eastwood (1975)

Beitrag von purgatorio »

IM AUFTRAG DES DRACHEN (THE EIGER SANCTION, USA 1975, Regie: Clint Eastwood)

Agentenstory, die stark an Bond erinnert. Nichtssagend, vergessenswert. Aber: Die Bergsteigeraufnahmen sind der Wahnsinn! Unterhält also, trotz Makel: 5-6/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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