Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: The Vampire

Herstellungsland: USA / 1957

Regie: Paul Landres

Darsteller: John Beal, Coleen Gray, Kenneth Tobey, Lydia Reed, Dabbs Greer, Herb Vigran, Paul Brinegar, Ann Staunton, James Griffith, Budd Buster, Arthur Gardner, Raymond Greenleaf, u. A.
Der Kleinstadtarzt Paul Beecher (John Beal) wird in das Labor des Wissenschaftlers Campbell (Wood Romoff) gerufen, kann diesem aber nicht mehr helfen. Campbell gibt ihm jedoch einen Behälter mit seltsamen Pillen, bevor er stirbt, auf die Beecher achten soll. Später am Tag erleidet er einen Migräneanfall und nimmt dagegen Tabletten, verliert dann aber am nächsten Tag gleich den nächsten Patienten, Mrs. Wilkins (Ann Staunton), die ein schwaches Herz hatte. Kurz darauf erfährt er von Campbells Kollegen Beaumont und Winston, daß der Wissenschaftler an einer drogenähnlichen Substanz gearbeitet hat, die die Agressivität bei Tieren steigern soll und hoch abhängig macht. Gewonnen wurde sie aus dem Blut von Fledermäusen - und Beecher vermutet nun, daß das nicht nur die Droge ist, die Campbell ihm gegeben hat, sondern er auch versehentlich eine davon genommen hat, was die seltsam verschwommenen Träume erklärt, die er von dem Todesopfer Mrs.Wilkins hat. Aus Angst vor dem Tod nimmt Beecher das Mittel weiter...und es kommt zu weiteren Todesfällen...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von buxtebrawler »

„Sind Sie die Sprechstundenhilfe?“ – „Was denn sonst?“ – „Aber doch bloß in Vertretung für die kleine Dicke!?“ – „Die kleine Dicke...?“ – „Ja, mit Brille und Raffzähnen!“

Der in erster Linie als TV-Serien-Regisseur tätig gewesene US-Regisseur Paul Landres („Draculas Blutnacht“) drehte im Jahre 1957 mit „Dracula – Immer bei Anbruch der Nacht“ einen kleinen, feinen B-Horror-Movie, dessen im Zuge der DVD-Veröffentlichung aktuelle deutsche Titelgebung etwas verwirrend ist – zwar lautet der Originaltitel „The Vampire“, klassischen Dracula-Vampirhorror darf man jedoch nicht erwarten. Vielmehr handelt es sich um eine in der damaligen Gegenwart spielende freie Vermischung von Vampir- mit „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“-Thematik.

Kleinstadtarzt Paul Beecher (John Beal, „Die Firma“) kann dem sterbenden Wissenschaftler Campbell (Wood Romoff) nicht mehr helfen, bekommt aber noch einen Behälter Pillen zugesteckt, auf die er gut Acht geben solle. Als er einen seiner Migräneanfälle erleidet, greift er aus Versehen zu den Pillen Campbells. Seltsame Todesfälle in seinem Umfeld häufen sich ebenso wie seine Erinnerungslücken und verschwommenen, fiebrigen Alpträume – und bald erfährt er, dass es sich bei den Pillen um eine Substanz handelt, die die Aggressivität von Tieren steigern soll und aus dem Blut von Fledermäusen gewonnen wurde. Längst ist Beecher abhängig geworden von den zellzersetzenden Pillen, die nicht nur sein Leben bedrohen...

Ein bisschen Vampir-/Fledermaus-Mythologie, eine deftige Prise „Mad Scientist“ allgemein und ganz viel Jekyll/Hyde – fertig ist Landres’ Gebräu, das einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen, schwarzweißen B-Movie ergibt. Das Monstrum ist wie so häufig eigentlich ein bemitleidenswerter Tropf, denn Beecher kann nun wirklich gar nichts für sein Schicksal, was dem Film eine starke tragische Note verleiht. Einen ausgetüftelten Spannungsaufbau à la Jack Arnold sollte man nicht erwarten, dafür überzeugt aber der wohldosiert eingesetzte Humor und auch die Make-Up-Effekte können sich sehen lassen. Etwas abrupt mit Überblendungen gefilmt wurde die Verwandlungsszene, was ihrem Charme indes nichts anhaben kann. Spaßigerweise gab es damals anscheinend keine ärztliche Schweigepflicht und so wird viel geschnattert und getratscht. Dank patenter schauspielerischer Leistungen und nostalgischer ’50er-Kleinstadt-Atmosphäre erscheint dies jedoch nicht als unbeholfenes Streckmittel, sondern treibt die Handlung voran, während der der Zuschauer stets einen Wissensvorsprung vor Beecher allein schon deshalb hat, weil der Film seine Spannung weniger aus der Identität des Mörders als aus der tatsächlichen Wirkung der geheimnisvollen Substanz zieht. Parallelen zu Drogenmissbrauch und der Unberechenbarkeit neuartiger Medikamente sind deutlich erkennbar.

Fazit: Ein prima Horrorfilm aus der B-Riege des phantastischen US-Kinos der 1950er für Kenner und Genießer und ungleich gelungener als der nur ein Jahr später erschienene und von echten Vampiren handelnde „Draculas Blutnacht“ desselben Regisseurs.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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sergio petroni
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Re: Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von sergio petroni »

Recht unterhaltsames Gebräu aus Vampirhorror-, Mad Scientist- und Serienkiller-Thematik
das eine kurze Laufzeit, einen recht hohen Bodycount und somit kaum Leerlauf aufweist.
Die mir komplett unbekannte Crew erschuf hier einen kleinen Vorstadt-Thriller, der sich
selbst nicht ganz ernst nimmt und somit weitere Sympathiepunkte gewinnt.

Der gutmütige Kleinstadt-Hausarzt, der durch die versehentliche Einnahme eines aus
Fledermäusen gewonnenen Serums das nächtens zu einem Quasi-Vampir mutiert und
reihenweise Leute umbringt, bleibt trotzdem irgendwie Sympathieträger des Films;
ja, das hat schon was.
Das Ende kommt dann doch etwas abrupt und unspektakulär.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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buxtebrawler
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Re: Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 09.12.2022 bei Anolis als Blu-ray/DVD-Kombination innerhalb der "Fluch der Galerie des Grauens"-Reihe:

Bild

Extras:
Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen / Deutsche Vintage-Kinofassung von 16 mm / Amerikanischer Kinotrailer / Deutscher Werberatschlag / Filmprogramme / Bildergalerie
Inkl. 24-seitigem Booklet geschrieben von Dr. Rolf Giesen

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=121447
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von karlAbundzu »

DVD
Kleinstadt. In einem Labor haucht ein Forscher sein Leben aus und übergibt im Sterben dem hiesigen Arzt eine Ampulle Tabletten. Als dieser sie später aus Versehen einnimmt braucht er sie täglich und eine unheimliche Mordserie beginnt in der Stadt...
Spannendes Ding: hier wird der Vampir Mythos (die DVD ist sogar mit Dracula betitelt und auch im Klappentext erwähnt, was natürlich Quatsch ist), Blut trinken, Zwei Löcher im Hals, Fledermäuse mit dem Jekyll & Hyde Ingredienzien, körperliche Verwandlung, Böse Seite, kaum Erinnerung an die Taten, vermischt. Dabei erzählt es eigentlich eine Suchtgeschichte, allerdings von einem Süchtigen, dem seine Sucht klar ist, und der sich und andere schützen will. Er bittet andere, die Drogen vor ihm zu verstecken, hält sich sozial zurück, um niemanden zu gefährden, schickt sogar seine Tochter weg. Kann aber dann doch nicht gegen den Drang angehen, obwohl er ahnt, welche Taten er begeht.
Das nimmt wirklich ein Größte der 75 Minuten ein, die Morde passieren meist off screen, es gibt eine Nebenhandlung um einen Polizisten und einem Psychiater, und relativ spät Verwandlungsszenen. Die nicht besonders aufwendig sind.
Ansonsten gefällt mir alles sehr gut: Schauspieler, Musik, Buch, Kamera, Regie.
Da ich etwas viel weniger ambitioniertes erwartete, war ich erstaunt und erfreut über die Sichtung.
Für mich als Vampir -Omnivore ein muss, aber auch für Freunde von 50er gruslern eine klare Empfehlung.
Gewundert hat mich nur, dass der Kleinstadt Arzt für alles verantwortlich ist, vom Oma betüteln bis zur Innereien -OP.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Immer bei Anbruch der Nacht - Paul Landres (1957)

Beitrag von Arkadin »

Heißt auf DVD "Dracula - Immer bei Anbruch der Nacht". Dracula ist natürlich Quatsch. Es ist ein kleiner US-Film aus den 50ern, wo ein netter und hilfsbereiter Doktor "dank" der versehentlichen Einnahme der falschen Pillen zum Vampir mutiert. Eigentlich eine Jekyll/Hyde-Variante, nur hier halt mit Vampir-Hintergrund und der Gespaltene führt seinen Zustand nicht wissentlich herbei, sondern muss mit der Zeit die grauenvolle Wahrheit selber entdecken. Das funktioniert auch gut, weil Hauptdarsteller John Beal ein höchst sympathischer Jedermann ist, mit dem man Mitleid hat und bis zum Schluss hofft, dass es für ihn doch noch gut ausgehen könnte. Daraus bezieht der Film dann auch seine Spannung.
Früher war mehr Lametta
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