Inception - Christopher Nolan (2010)
Moderator: jogiwan
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Re: Inception - Christopher Nolan (2010)
Ich habe kein generelles Problem mit dem oftmals bemühten "Style ober Substance", aber hier fand ich dann auch den Style recht schnell ermüdend und die Story einfach zu dünn. Seit dem Kino habe ich den nicht mehr gesehen und es drängt mich auch nicht nach einer Zweitsichtung.
6/10
PS: INTERSTELLAR hat mir da deutlich besser gefallen.
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Re: Inception - Christopher Nolan (2010)
Satte 160 Millionen Dollar hatte der britische Filmemacher Christopher Nolan („Batman Begins“) für seinen 2010 veröffentlichten Science-Fiction-Heist-Action-Thriller „Inception“ zur Verfügung. Sein Budget sieht man dem Film an. Aber macht das den vierfachen Oscar-Gewinner wirklich zu einem herausragenden Erlebnis?
Dominick Cobb (Leonardo DiCaprio, „The Beach“) ist der Kopf einer Geheimorganisation, die eine Technik entwickelt hat, in die Träume anderer Menschen einzudringen und dort Informationen zu stehlen („Extraction“). Cobb ist es darüber hinaus möglich, neue Informationen ins Unterbewusstsein träumender Menschen einzupflanzen („Inception“). Der Vorgang ist hochkomplex und nicht ungefährlich, was Cobb selbst am besten weiß, seit er seine Frau Mal (Marion Cotillard, „Public Enemies“) bei einem missglückten Experiment verlor und seither von Schuldkomplexen geplagt wird. Da es zudem so aussah, als habe er seine Frau getötet, musste er ohne seine Kinder aus den USA fliehen. Als eine „Extraction“ aus dem Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe, „Flags of Our Fathers“) fehlschlägt, wird Cobb von ebenjenem engagiert, am Konzernerben Fischer (Cillian Murphy, „28 Days Later“) eine „Inception“ durchzuführen, damit dieser das Unternehmen zerschlägt und somit eine Monopolbildung verhindert wird. Skeptisch nimmt Cobb den Auftrag an, weil Saito ihm zusagt, sich im Gegenzug um eine Amnestie für Cobb zu bemühen und dafür zu sorgen, dass er seine Kinder wiedersehen könne…
Fürwahr, das nenne ich erst einmal ein originelles und intelligentes Drehbuch, das Lust auf die Geschichte und die damit verbundenen Gedankenexperimente macht. Und auch optisch macht „Inception“ einiges her, wartet mit tollen visuellen Effekten auf. Fast schon simplizistisch mutet es angesichts der Handlung mit ihrem komplexen Regelwerk an, wenn ein Fahrstuhl als Metapher für verschiedene Bewusstseinsebenen herhält. Leider ist „Inception“ mit all seinen ineinander verschachtelten Realitäts- und Traumebenen und von Ariadne (Ellen Page, „An American Crime“) architektonisch erschaffenen Traumwelten so sehr überkonstruiert, dass er schnell keine rechte Freude mehr bereitet. Da wird es schwierig, den Überblick zu bewahren. Um dafür Motivation aufzubringen, bräuchte es Empathie oder Spannung, doch letztere leidet unter der Beliebigkeit der Handlung, in der schlicht alles möglich scheint, und erstere unter der emotionalen Kälte des wie ein steriler Bürokomplex wirkenden Films.
Und „Inception“ nimmt sich Zeit, erklärt unheimlich viel, zögert Informationen hinaus – und streckt sich so auf beinahe zweieinhalb Stunden! In dieser langen Zeit gerät er immer mal wieder zum hektisch geschnittenen Hochglanz-Action-Thriller mit wüsten Ballerszenen, weil vermutlich auch ein Nolan wusste, was das Publikum sehen möchte. Doch auch diese Momente lassen größtenteils kalt, drohen gar, die Prämisse der Handlung zu sehr in den Hintergrund zu rücken. Wird diese wieder prominenter, wird’s jedoch schnell wieder zu kompliziert, sodass letztlich auch die finale Pointe wirkungslos verpufft. Der hochkarätig, in Nebenrollen mit Namen wie Michael Caine („Der tödliche Schwarm“), Tom Hardy („Sucker Punch“) und Tom Berenger („Platoon“) besetzte Film bleibt unterkühlt und seelenlos – und das, obwohl er Träume und menschliches Bewusstsein zum Inhalt hat! Dieser Widerspruch ist das Hauptproblem dieses antiseptischen Bombastkinowerks, das es nie aus seiner Künstlichkeit herausschafft. Damit wird „Inception“ seiner beeindruckenden Technik, seiner visuellen Opulenz und seines psychologischen Anspruchs zum Trotz zu einer Enttäuschung, insbesondere vor dem Hintergrund des Hypes, den er auslöste. Geht es um Träume, bevorzuge ich also weiterhin Freddy Krueger und stelle fest, dass ich mit Nolans Filmen außerhalb der „Batman“-Trilogie nicht wirklich warm werde.
Dominick Cobb (Leonardo DiCaprio, „The Beach“) ist der Kopf einer Geheimorganisation, die eine Technik entwickelt hat, in die Träume anderer Menschen einzudringen und dort Informationen zu stehlen („Extraction“). Cobb ist es darüber hinaus möglich, neue Informationen ins Unterbewusstsein träumender Menschen einzupflanzen („Inception“). Der Vorgang ist hochkomplex und nicht ungefährlich, was Cobb selbst am besten weiß, seit er seine Frau Mal (Marion Cotillard, „Public Enemies“) bei einem missglückten Experiment verlor und seither von Schuldkomplexen geplagt wird. Da es zudem so aussah, als habe er seine Frau getötet, musste er ohne seine Kinder aus den USA fliehen. Als eine „Extraction“ aus dem Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe, „Flags of Our Fathers“) fehlschlägt, wird Cobb von ebenjenem engagiert, am Konzernerben Fischer (Cillian Murphy, „28 Days Later“) eine „Inception“ durchzuführen, damit dieser das Unternehmen zerschlägt und somit eine Monopolbildung verhindert wird. Skeptisch nimmt Cobb den Auftrag an, weil Saito ihm zusagt, sich im Gegenzug um eine Amnestie für Cobb zu bemühen und dafür zu sorgen, dass er seine Kinder wiedersehen könne…
Fürwahr, das nenne ich erst einmal ein originelles und intelligentes Drehbuch, das Lust auf die Geschichte und die damit verbundenen Gedankenexperimente macht. Und auch optisch macht „Inception“ einiges her, wartet mit tollen visuellen Effekten auf. Fast schon simplizistisch mutet es angesichts der Handlung mit ihrem komplexen Regelwerk an, wenn ein Fahrstuhl als Metapher für verschiedene Bewusstseinsebenen herhält. Leider ist „Inception“ mit all seinen ineinander verschachtelten Realitäts- und Traumebenen und von Ariadne (Ellen Page, „An American Crime“) architektonisch erschaffenen Traumwelten so sehr überkonstruiert, dass er schnell keine rechte Freude mehr bereitet. Da wird es schwierig, den Überblick zu bewahren. Um dafür Motivation aufzubringen, bräuchte es Empathie oder Spannung, doch letztere leidet unter der Beliebigkeit der Handlung, in der schlicht alles möglich scheint, und erstere unter der emotionalen Kälte des wie ein steriler Bürokomplex wirkenden Films.
Und „Inception“ nimmt sich Zeit, erklärt unheimlich viel, zögert Informationen hinaus – und streckt sich so auf beinahe zweieinhalb Stunden! In dieser langen Zeit gerät er immer mal wieder zum hektisch geschnittenen Hochglanz-Action-Thriller mit wüsten Ballerszenen, weil vermutlich auch ein Nolan wusste, was das Publikum sehen möchte. Doch auch diese Momente lassen größtenteils kalt, drohen gar, die Prämisse der Handlung zu sehr in den Hintergrund zu rücken. Wird diese wieder prominenter, wird’s jedoch schnell wieder zu kompliziert, sodass letztlich auch die finale Pointe wirkungslos verpufft. Der hochkarätig, in Nebenrollen mit Namen wie Michael Caine („Der tödliche Schwarm“), Tom Hardy („Sucker Punch“) und Tom Berenger („Platoon“) besetzte Film bleibt unterkühlt und seelenlos – und das, obwohl er Träume und menschliches Bewusstsein zum Inhalt hat! Dieser Widerspruch ist das Hauptproblem dieses antiseptischen Bombastkinowerks, das es nie aus seiner Künstlichkeit herausschafft. Damit wird „Inception“ seiner beeindruckenden Technik, seiner visuellen Opulenz und seines psychologischen Anspruchs zum Trotz zu einer Enttäuschung, insbesondere vor dem Hintergrund des Hypes, den er auslöste. Geht es um Träume, bevorzuge ich also weiterhin Freddy Krueger und stelle fest, dass ich mit Nolans Filmen außerhalb der „Batman“-Trilogie nicht wirklich warm werde.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Inception - Christopher Nolan (2010)
Inception
Inception
USA/Großbritannien 2010
Regie: Christopher Nolan
Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Elliot Page, Tom Hardy, Ken Watanabe, Dileep Rao, Cillian Murphy, Tom Berenger, Marion Cotillard, Pete Postlethwaite, Michael Caine, Lukas Haas
OFDB
Inception
USA/Großbritannien 2010
Regie: Christopher Nolan
Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Elliot Page, Tom Hardy, Ken Watanabe, Dileep Rao, Cillian Murphy, Tom Berenger, Marion Cotillard, Pete Postlethwaite, Michael Caine, Lukas Haas
OFDB
Ein Traum. Wir wissen alle was ein Traum ist, und wenn wir morgens um 5 auf die Uhr schauen, dann nochmal ein wenig schlummern, etwas träumen, und nach einem, gefühlt eine Stunde dauernden, Traum wieder auf die Uhr schauen, und es erst kurz nach 5 ist, dann fühlen wir uns verwirrt.
Was ist nun, wenn wir in einem Traum einschlafen und träumen? Uns in eine nächste Ebene träumen, wo die Zeit wieder langsamer vergeht? Wenn wir die Geheimnisse und Phantasien, die Menschen so in ihren Träumen an das Licht des … Tages? … holen, wenn wir die dort auf dieser zweiten Ebene einfangen könnten? Und die ganz tiefen Geheimnisse, die ganz tief im Unterbewusstsein liegen, wenn wir die in der dritten Traumebene aufspüren könnten?
Womit die Handlung von INCEPTION beschrieben wäre. Cobb und sein Team sind darauf spezialisiert, in die Träume anderer Menschen einzudringen und dort Geheimnisse zu stehlen. Geheimnisse, die so tief im Gehirn anderer Menschen vergraben sind, dass es mehrere Ebenen Träume braucht, um diese aufzuspüren. Wenn man aber Träume ausspionieren und gewissermaßen stehlen kann, dann kann man auch, dort drinnen im Unterbewusstsein, im Empfindsamsten und Gefühlvollsten was der Mensch hat, im Spinngewebe der Gedanken, Erinnerungen und Sehnsüchte, dann kann man dort drinnen auch einen Gedanken einpflanzen. So behutsam, dass der Mensch, in dessen Unterbewusstsein Cobb sich gerade bewegt, denkt, dass er diesen Gedanken selber gefasst hat. Der Auftrag zu dieser Aktion kommt von einem Industriellen: Cobb soll einen Konkurrenten dazu bringen, seinen weltbeherrschenden Trust in mehrere unabhängige Firmen zu teilen.
Was aber natürlich nichts anderes als ein McGuffin ist, also ein Objekt, welches dazu dient, die Handlung in Gang zu bringen. Denn der Auftrag selber ist für den Film nicht interessant, viel interessanter sind die Bilder. Die Ebenen, die wie Schichten übereinander liegen. Und in jeder Schicht vergeht die Zeit anders. In der obersten (Traum!-) Schicht stürzt ein Lieferwagen von einer Brücke in einen Fluss. Geschätzte Zeit bis zum Aufprall auf das Wasser: 5 Sekunden. In der nächsten Ebene, in der einer von Cobbs Leuten gegen feindliche Agenten um das Überleben der Gruppe kämpft, sind dies schon 3 Minuten, und da der Lieferwagen sich im freien Fall befindet, hat es auf dieser Ebene in diesen Minuten keine Schwerkraft. Noch eine Ebene weiter ist der Safe im Kopf des Beraters der eigentlichen Zielperson: Eine Betonfestung in einer verschneiten Wildnis, bewacht von schwer bewaffneten Soldaten. Zeit bis zum erfolgreichen Eindringen: Eine Stunde. Und wer hier stirbt, der wacht nicht mehr auf, sondern kommt in den Limbo, die unterste Schicht der Träume, wo 50 Jahre einer Stunde in der Realität entsprechen.
Cobb hat mit seiner Frau 50 Jahre im Limbo verbracht, und sie haben dort eine vollständige eigene Welt aufgebaut, nur für sich beide. Und als sie zurückkamen, als sie aufwachten, waren ihre Seelen um 50 Jahre gealtert und sie wurden von ihrer eigenen Jugend überwältigt. Cobbs Frau hat dies nicht verkraftet und sich umgebracht, was bei Cobb dazu geführt hat, dass er seine tote Frau nicht mehr aus seinen Träumen heraushalten kann. Und sie in seinen Welten seine Pläne und Aktionen sabotiert.
Verwirrt? Der Film ist nichts, wo man nebenher mal eben aufs Klo geht oder Mails checkt! INCEPTION ist zweieinhalb Stunden Dauerbeschuss von Informationen und anderen Welten, die so schnell vergehen wie eine Stunde (Was zur Frage führt, auf welcher Traumebene die gesehene Blu-ray läuft …). INCEPTION ist Eskapismus in seiner höchsten Vervollkommnung: Was wäre, wenn wir uns eine eigene Traumwelt bauen könnten, in der wir kaum altern, und nicht auf Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme oder gar –beschaffung Rücksicht nehmen müssten? Wenn wir mit der Kraft der Gedanken ganze Städte bauen und darin herumlaufen könnten, ohne dafür Energie aufzuwenden? Selbst ein schriftstellerischer Akt ist mit Energieverbrauch verbunden, und auch Regisseure müssen irgendwann schlafen und essen. Im Limbo entfällt dies alles. Ein … Traum?
Bei aller Komplexität, und so ein Thema kann nur mit einem hohen Komplexitätsgrad abgehandelt werden, schafft Christopher Nolan das unglaubliche Kunststück, eine hochphilosophische Handlung zu verbinden mit einer actiongeladenen Handlung, die mit spannenden Verfolgungsjagden, aufwendigen Schießereien und raffinierten Zweikämpfen so verschwenderisch umgeht wie jeder Scott Adkins-Film. Ohne dabei aber den gedanklichen Unterbau zu vergessen. Klar, bei so einem Thema hat es zwangsläufig jede Menge Logikfehler im Ablauf, aber wer sich einen Fantasyfilm anschaut um nach Logikfehlern zu suchen, der sollte mal in seinen eigenen Träumen nachschauen ob dort alles immer ganz logisch ist. Träume haben ja eben den Charme(?), dass sie nicht immer logisch fortführend sind. Warum sollte also ein Film über Träume in Träumen in Träumen komplett der Realität(?) entsprechen?
Was ist Traum? Und was ist Realität? Cobb hat ein simples Mittel, um zu testen ob er in der Realität ist: Er dreht einen kleinen Stahlkreisel. In der Wirklichkeit hört dieser irgendwann auf sich zu drehen und fällt um, in der Traumwelt dreht er sich immer weiter und weiter. INCEPTION ist wie ein Traum: Im Kopf des Zuschauers bilden sich Möglichkeiten, neue Bilder, neue Welten, und der Film dreht sich immer weiter. Wie ein kleiner Stahlkreisel, der Landkarten von Universen vorgaukelt, die niemals erfasst werden können.
INCEPTION ist im Oeuvre Christopher Nolans das Bindeglied zwischen dem rückwärts erzählten MEMENTO und dem die Zeit rückwärts laufen lassenden TENET: Hier ist die Zeit zwar bis auf eine Ausnahme linear, aber dafür hat sie verschiedene Fließgeschwindigkeiten. INCEPTION ist philosophisches Actionkino für Anspruchsvolle. Ist ein interpretationsfähiger Diskurs über das Wesen der Zeit. Ist verdammt noch mal ganz großes Kino aus der Traum-Fabrik …
8/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Inception - Christopher Nolan (2010)
Seit der Kinopremiere vor 14 Jahren hatte ich INCEPTION jetzt schon nicht mehr gesehen, die nun angesetzte Zweitsichtung bestätigte aber mein damaliges Urteil: Inception ist weder Glanz noch Gloria. Die allgemein hochgelobte, komplexe Handlung war Recht schnell nachzuverfolgen & durchzusehen. Die Träume, auch beim zweiten Mal sehen, so gar nicht spektakulär: Was hätte mit diesem riesen Budget doch alle für einzigartige Kinokulissen entstehen können ?! Davon sieht man (kaum) etwas. Nur recht viel (abgenutztes) Matrix-Geballere inkl. Zeitlupen .