Kaboom - Gregg Araki (2010)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von jogiwan »

Kaboom

Bild

Originaltitel: Kaboom

Herstellungsland: USA, Frankreich / 2010

Regie: Gregg Araki

Darsteller: Thomas Dekker, Juno Temple, Kelly Lynch, Haley Bennett, James Duval, u.a.

Story:

Smith ist 18, sexuell noch nicht festgelegt und studiert mit seiner besten Freudin an einer Uni. Eines Abends sieht er im Drogenrausch, wie eine junge Frau, von der er bereits geträumt hat von Männern in Tiermasken ermordert wird. Als er am nächsten Tag erwacht, beginnt er mit seiner Freudin Nachforschungen anzustellen und kommt so einer großen Verschwörung auf die Spur...
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jogiwan
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von jogiwan »

Ganz großartiger WTF-Film, der für einen amerikanischen Streifen auch überraschend freizügig daherkommt. Irgendwo zwischen Coming-of-Age, Sex-Klamotte, Sci-Fi-Streifen und Donny Darko überzeugt das junge Ensemble von Gregg Arakis Film mit viel Eigen-Ironie und während des Filmes wird einem schon klar, dass es hier keine sinnvolle Auflösung mehr geben kann. Der Karren wird dann in den letzten Sekunden auch vollkommen an die Wand gefahren, was aber gar nicht mal so viel ausmacht. "Kaboom" ist lustig und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Sekunde und das Ende schlichtweg "over the Top". Genauso, als hätte Takashi Miike eine Folge von "Beverly Hills 90210" inszeniert! 7-8/10
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jogiwan
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben:Ganz großartiger WTF-Film, der für einen amerikanischen Streifen auch überraschend freizügig daherkommt. Irgendwo zwischen Coming-of-Age, Sex-Klamotte, Sci-Fi-Streifen und Donny Darko überzeugt das junge Ensemble von Gregg Arakis Film mit viel Eigen-Ironie und während des Filmes wird einem schon klar, dass es hier keine sinnvolle Auflösung mehr geben kann. Der Karren wird dann in den letzten Sekunden auch vollkommen an die Wand gefahren, was aber gar nicht mal so viel ausmacht. "Kaboom" ist lustig und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Sekunde und das Ende schlichtweg "over the Top". Genauso, als hätte Takashi Miike eine Folge von "Beverly Hills 90210" inszeniert! 7-8/10
Auch "Kaboom" ist in der größeren Runde recht gut angekommen, auch wenn der Streifen sicherlich beim ersten Mal gucken für mehr erstauntes Kopfschütteln sorgt. Die Geschichte ist sexy, spassig und ziemlich weird und auch die Verweise an Jean Rollin und das "Over-the-Top"-Ende machen einfach gute Laune. 7/10
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von Arkadin »

Ich meine in der "Splatting Image" mal darüber gelesen zu haben. Wenn das der Film war, stand da - glaube ich- was von "überambitioniert, aber ganz interessant". Hast mich auf alle Fälle neugierig gemacht, jogi.
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von buxtebrawler »

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das ist nicht real, das passiert nicht wirklich!“ („Kaboom“ ist reine Fick-tion)

US-Independent-Filmemacher Gregg Araki („Mysterious Skin“) drehte im Jahre 2010 mit „Kaboom“ eine irre Groteske aus Science-Fiction-, Coming-of-Age-, Sexfilm-, Fantasy-, Mystery- und Komödien-Versatzstücken:

„Du bist irgendwie schwul, oder?“ – „Ich hab' mich da noch nicht so festgelegt...“

Die 18-jährige Emo-Pfeife Smith (Thomas Dekker, „Das Dorf der Verdammten“-Remake) besucht das College und ist sich seiner sexuellen Identität noch unsicher – bisexuell oder einfach nur schwul? Er treibt’s mit beiden Geschlechtern regelmäßig und würde sich auch gern einmal von seinem strohdoofen, aber unverschämt gutaussehenden Mitbewohner Thor (Chris Zylka, „My Super Psycho Sweet 16“), Typ: Surfer-Blondchen, befriedigen lassen, was er sich aktuell in seinen Wichs-Phantasien ausmalt. Zu seiner besten Freundin Stella (Haley Bennett, „The Hole“) aber, einer neunmalklugen, abgeklärten Lesbe, unterhält er eine rein platonische Beziehung. Regelmäßig ereilen ihn mysteriöse Alpträume, die sich aus verschiedenen Personen und symbolträchtigen Motiven zusammensetzen. Als er Stella zu einer Party begleitet, begegnet er – neben der nymphomanen London (Juno Temple, „Cracks“), mit der er es von nun an regelmäßig treibt – zwei Mädels, die er bisher nur aus seinen Träumen kannte. Eine von ihnen hört auf den Namen Lorelei (Roxane Mesquida, „Meine Schwester“), verfügt über übernatürliche Fähigkeiten und wird Stellas neue Lebensabschnittsgefährtin, die andere, eine Rothaarige (Nicole LaLiberte, „Dinner für Spinner“), beobachtet er kurz darauf, wie sie von geheimnisumwitterten Männern in Tiermasken ermordet wird. Nach und nach begreift er, dass er in eine großangelegte Verschwörung verwickelt wurde, in der neben einer ominösen Sekte auch seine neueste Affäre namens Hunter (Jason Olive, „Punks“) und der ihm Avancen machende schüchterne Oliver (Brennan Mejia, „Metro“) möglicherweise eine Rolle spielen und die zu allem Überfluss auch noch in enger Verbindung zu seinem angeblich vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Vater zu stehen scheint…

Nach einem den Prolog bildenden Alptraum Smith‘ stößt Araki die Zuschauer direkt in eine Wichsphantasie desselben und in eine jeglicher Realität entrückte offene Welt der Sexualität: Ohne jedes Schamgefühl rennt Thor nackt herum und treibt es in Anwesenheit Smith‘ mit einem Mädel, versucht sich auch schon mal selbst einen zu blasen und plaudert ganz unverblümt über Sex. Und genau darum geht es zu großen Teilen in „Kaboom“: Sex, Sex, und nochmals Sex, mehr oder weniger attraktive junge Menschen haben unverbindlichen Sex miteinander. Und Sex ist in Arakis Welt ein jederzeit verfügbares Gut, auch ohne Prostitution. So fortschrittlich sich Araki damit auch zeigen möchte, indem er Homosexualität, Promiskuität und die Verweigerung einer Festlegung auf festgezerrte Definitionen wie hetero oder schwul als vollkommen selbstverständliche, zu herkömmlichen heterosexuellen, monogamen Lebensentwürfen gleichberechtigte Optionen darstellt, so oberflächlich bleibt er doch mit all dem in seiner sorglosen, bunten, glatten, ja, regelrecht „sauberen“ Inszenierung. Das geht sogar so weit, dass er intensive Gefühle und Treue, wie sie Lorelei gegenüber Stella empfindet, überzeichnet und negativ konnotiert.

Dass besagte Lorelei über übersinnliche Kräfte verfügt, scheint unterdessen zwar irgendwie nervig, aber auch nichts allzu Außergewöhnliches zu sein, womit Araki abermals den Weg eines wie auch immer gearteten Realismus verlässt, zu dem er dann auch nicht mehr zurückfindet, als er sich die Ereignisse überschlagen lässt und das Erzählen einer halbwegs nachvollziehbaren Geschichte komplett ad acta legt. Dass Smith jede Spam-E-Mail unbekannten Absenders öffnet, wird hier nicht mit Viren- und Trojaner-Attacken bestraft, sondern führt zu einer verworrenen Handlung um eine Sekte, in deren Zusammenhang sich seine Sexualpartner als andere Personen als die, die sie zu sein schienen, entpuppen und sich seine Alpträume entschlüsseln. So viel Zeit Araki anfänglich auch darauf verwendete, Zweifel zu säen, inwieweit der von Smith beobachtete Mord Realität oder drogenbedingten Halluzinationen zuzuschreiben war, so schnell, nämlich in Überschallgeschwindigkeit, führt er seinen Film schließlich ad absurdum mit einem abrupten Ende fast schon im „Mad Foxes“-Stil, das augenscheinlich den Überraschungseffekt auf seiner Seite haben wollte, letztlich aber lediglich auf höchst alberne Weise die Verweigerung, eine wirkliche Geschichte zu erzählen, zementiert.

„Kaboom“ wird oft als eine Art Bastard aus „Donnie Darko“ und „Beverly Hills 90210“ bezeichnet und tatsächlich vereint er vieles Negative beider Hypes – jedoch mit dem durchaus entscheidenden Unterschied, dass er als eine Art Anti-These zu Teenie-Seifenopern nach o.g. Vorbild auftritt, indem er sich betont offenherzig, regelrecht nymphoman gibt, statt US-typischer Prüderie Folge zu leisten und keinerlei Interesse an festen Beziehungskisten heuchelt. Auf überbewerteten möchtegernbedeutungsschwangeren Mystery-Schmonz wie „Donnie Darko“ hätte „Kaboom“ eine gute Parodie werden können, das scheint jedoch leider nicht die Intention Arakis gewesen zu sein. Viel zu häufig wirkt es, als habe Araki Provokation um ihrer selbst willen betrieben, dem Zuschauer absichtlich zunächst suggeriert, eine Geschichte zu haben, um schließlich immer mehr Handlungsstränge und Charaktere zu einem ungenießbaren Brei zusammenzurühren, von dem er die Zuschauer kurz kosten lässt, um ihn anschließend unter finsterem Lachen das Klo hinunterzuspülen.

Übrig bleiben gut aufgelegte Darsteller, viel nackte Haut und Softsex, ein paar witzige Momente unter vielen hilflos bis dreist konstruierten, viel durchgestylte Oberfläche sowie ein fast schon aufdringliches Nichts an Charakterentwicklung oder Bedeutung – sowie Ausschnitte aus „Ein andalusischer Hund“. Fazit: Ein Film für Menschen, die aus Scham, zuzugeben, verarscht worden zu sein oder der Sorge heraus, einen Witz nicht verstanden zu haben, trotzdem lachen. Oder aber für jene Spezies, die sich diebisch darüber freut, dass das Publikum an der Nase herum und vorgeführt wird und sich als Komplize des Regisseurs wähnt...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Kaboom - Gregg Araki (2010)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Fr 21. Okt 2011, 09:30 Ganz großartiger WTF-Film, der für einen amerikanischen Streifen auch überraschend freizügig daherkommt. Irgendwo zwischen Coming-of-Age, Sex-Klamotte, Sci-Fi-Streifen und Donny Darko überzeugt das junge Ensemble von Gregg Arakis Film mit viel Eigen-Ironie und während des Filmes wird einem schon klar, dass es hier keine sinnvolle Auflösung mehr geben kann. Der Karren wird dann in den letzten Sekunden auch vollkommen an die Wand gefahren, was aber gar nicht mal so viel ausmacht. "Kaboom" ist lustig und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Sekunde und das Ende schlichtweg "over the Top". Genauso, als hätte Takashi Miike eine Folge von "Beverly Hills 90210" inszeniert!
Lustiger Blödsinn von Greg Araki in Form eines 80 minütigen Brainstormings an schrägen Ideen, die hier alle in "Kaboom" gepackt wurden. Sex, Fun, Soap, Mystery und ein bissl Crime im erhöhten Tempobereich, das zwar nicht über die ganze Länge gehalten werden kann, aber doch ungemein unterhaltsam daherkommt. Die Darsteller sind jung, attraktiv und sympathisch, die Stimmung aufgelockert und augenzwinkernd und am Ende wird der Film dann auch seinem Titel gerecht. Macht auch beim wiederholten Male Spaß.
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