Katzenmenschen - Jacques Tourneur (1942)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Katzenmenschen - Jacques Tourneur (1942)

Beitrag von buxtebrawler »

Cat_People_(1942_poster).jpg
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Originaltitel: Cat People

Herstellungsland: USA / 1942

Regie: Jacques Tourneur

Darsteller: Simone Simon, Kent Smith, Tom Conway, Jane Randolph, Jack Holt, Henrietta Burnside, Alec Craig, Eddie Dew, Elizabeth Dunn, Dot Farley, George Ford, Bud Geary u. A.
Die junge Irena kommt aus Serbien nach New York, verliebt sich dort in ihren Kollegen Oliver Reed und heiratet ihn. Die Ehe der beiden wird aber durch Irenas Angst überschattet, daß sie sich beim Geschlechtsakt in eine Raubkatze verwandelt und Oliver zerfetzt. Als dieser Irena daraufhin zu einem Psychologen bringt, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von buxtebrawler »

Noch vor seinen Horror- und Mystery-Thrillern „Der Fluch des Dämonen“ und „Ich folgte einem Zombie“ drehte der französischstämmige Regisseur Jacques Tourneur mit „Katzenmenschen“ im Jahre 1942 einen seiner populärsten Filme für Val Lewtons US-amerikanische Produktionsfirma RKO, basierend auf einem Roman von DeWitt Bodeen. Es sollte der Auftakt zu einer mehrteiligen RKO-Horrorreihe sein. Als Low-Budget-Film angelegt, tat Lewton gut daran, Tourneur als Regisseur zu verpflichten, der ein begnadeter Schwarzweiß-Filmer war und mit seinem Gespür für atmosphärische, expressionistische Licht- und Schattenspiele einen sehr stimmigen Film voll sexuell aufgeladener Symbolik schuf, der aus der Budget-Not eine Tugend macht und die Phantasie des Zuschauers anregt.

Denn die ruhig erzählte Geschichte um eine unglückliche Liebe zwischen Oliver Reed (Kent Smith) und der nicht zu lieben fähigen Serbin Irena (Simone Simon), die sich von einem sie bei sexueller Erregung und affektiver Wut in eine reißende Raubkatze verwandelnden Fluch belegt glaubt und ihren Mann daher so lange abweist, bis die Ehe in die Brüche geht, setzt auf keinerlei reißerische Effekte, sondern in erster Linie auf die psychologische Ebene. Der Zuschauer erfährt über einen langen Zeitraum nicht wirklich, ob es sich um Hirngespinste Irenas handelt oder ihre Geschichte der Wahrheit entspricht. Die wenigen Protagonisten des Films werden sehr sorgfältig charakterisiert und wirken wie verunsicherte Figuren in einem düsteren Schattenkabinett. Ihre von des „leiseren“ Schauspiels mächtigen Darstellern verkörperten Emotionen übertragen sich auf den Zuschauer, der bis zum Finale mit ansehen muss, wie sich die Suche nach Erfüllung und Geborgenheit nicht erfüllt, zum Scheitern verurteilt ist. Damit hat „Katzenmenschen“ mehr von einem tragischen Drama denn von einem klassischen Gruselfilm, spricht aber in regelmäßigen Abständen immer wieder das Empfangszentrum der Rezipienten für Phantastisches und Übernatürliches an und bleibt damit stets bedrohlich und unheimlich.

In dieser Hinsicht holt Tourneur also einiges aus den gegebenen Ressourcen heraus. Lediglich das Ende – Romanvorlage hin oder her – hätte meines Erachtens eine weitaus größere Wirkung entfacht, wäre die oben angesprochene Frage nach dem Realitätsgehalt von Irenas Ängsten weiter unbeantwortet geblieben, wäre der Zuschauer also mit der diesbezüglichen Interpretation betraut worden. Oder aber man hätte es sich in den entscheidenden Szenen des Finales nicht ganz so einfach machen und lediglich Schatten an die Wand werfen, sondern sich ein wenig mehr in Sachen Make-up und Masken zutrauen sollen. Dennoch: Ein überaus stilvoller und zurecht als genreprägend angesehener Klassiker des „Horror noir“.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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purgatorio
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von purgatorio »

ich laß schon viel Gutes über diesen Film. Da soll es diese berühmte Park-bei-Nacht-Szene geben. Die gilt als legendär. Muss ich mir doch irgendwann mal besorgen den Film. Gibt's den bei archiv.org? Ich glaube auch kürzlich von einer anstehenden DVD-Veröffentlichung gelesen zu haben? Hast du die gesehen?
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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buxtebrawler
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von buxtebrawler »

purgatorio hat geschrieben:ich laß schon viel Gutes über diesen Film. Da soll es diese berühmte Park-bei-Nacht-Szene geben. Die gilt als legendär. Muss ich mir doch irgendwann mal besorgen den Film. Gibt's den bei archiv.org? Ich glaube auch kürzlich von einer anstehenden DVD-Veröffentlichung gelesen zu haben? Hast du die gesehen?
Im Herbst letzten Jahres ist innerhalb der Kinowelt-Arthaus-Reihe 'ne deutsche DVD erschienen, die hab ich.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von dr. freudstein »

las :opa: von lesen ;) (Vergangenheitsform)
purgatorio
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von purgatorio »

dr. freudstein hat geschrieben:las :opa: von lesen ;) (Vergangenheitsform)
:P Dr. Klugscheißer!

is mir aber auch peinlich, dieser Tippfehler :oops: :?
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purgatorio
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur

Beitrag von purgatorio »

KATZENMENSCHEN (CAT PEOPLE, USA 1942, Regie: Jacques Tourneur)

Wenn im Vorspann der Name Val Lewton als Produzent auftaucht, dann weiß der Filmkenner, dass es gleich ein atmosphärisches Licht- und Schattenspiel auf Celluloid zu sehen gibt, welches die handwerkliche Perfektion des barrocken Stichs mit der kreativen Raffinesse der Avantgarde zu mischen vermag und eine visuelle Wucht entfalten kann, dessen reine Bildästhetik das Auge überwältigen kann. Die Story kann bei der Kraft der Bildsprache sogar in den Hintergrund treten, muss sie in diesem Fall jedoch nicht. Eine recht einfache aber metaphorisch stark verdichtete Geschichte über unterdrückte Sexualität, Animalität und schlichtes Begehren ist hier in ein altes Mythen- und Legendengerüst verwoben, welches lange Zeit Fiktion und Realität verschwimmen lässt und sich in zwei ganz fantastischen Szenen (Park und Pool) zur Verunsicherung von Zuschauer und handelnder Person gleichermaßen hochschraubt. KATZENMENSCHEN gehört in den Kanon der must sees, ist handwerklich atemberaubend und inhaltlich, gemessen am Entstehungszeitraum, doch recht offensiv. Toller Film, der in seiner Kürze für niemanden ein unüberwindbares Problem darstellen sollte! 8/10
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Arkadin
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur (1942)

Beitrag von Arkadin »

In der tat ein sehr schöner Film. Die Fortsetzung "The Curse of the Cat People" fand ich sogar noch schöner - auch wenn man deutlich merkt, dass dias Drehbuch mit Gewalt auf "Cat People" hingebogen wurde. Hach, was für ein wunderschöner Film, also "Curse" jetzt, den könnte ich gleich wieder gucken.

Apropos: Ist es nicht herrlich, dass der von Kent Smith gespielte Protagonist in auf den schönen Namen "Oliver Reed" hört?
Früher war mehr Lametta
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purgatorio
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur (1942)

Beitrag von purgatorio »

Arkadin hat geschrieben:Apropos: Ist es nicht herrlich, dass der von Kent Smith gespielte Protagonist in auf den schönen Namen "Oliver Reed" hört?
:nick: 8-)
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sergio petroni
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Re: Katzenmenschen - Jacques Tourneur (1942)

Beitrag von sergio petroni »

Arkadin hat geschrieben:Die Fortsetzung "The Curse of the Cat People" fand ich sogar noch schöner - auch wenn man deutlich merkt, dass dias Drehbuch mit Gewalt auf "Cat People" hingebogen wurde. Hach, was für ein wunderschöner Film, also "Curse" jetzt, den könnte ich gleich wieder gucken.
Über die Fortsetzung habe ich schon viel gutes gehört. Und der ist nie in Deutschland erschienen!?
Hoffentlich trudelt bei mir bald die Val-Lewton-Box (alle 9 Filme) ein, dann kann
ich diese Bildungslücke schließen.... :sabber:
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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