Love - William Eubank (2011)
Moderator: jogiwan
Love - William Eubank (2011)
Herstellungsland: USA / 2011
Regie: William Eubank
Originaltitel: Love; Angels&Airwave's Love
Der amerikanische Astronaut Lee Miller verrichtet allein auf der Raumstation ISS seine Arbeit. Bald soll er zur Erde zurückkehren, doch plötzlich bricht die Verbindung an. Der letzte mysteriöse Funkspruch deutet an, dass auf der Erde etwas passiert ist. So bleibt Lee Miller allein zurück. Seine Hoffnung irgendwann entdeckt und gerettet zu werden schwindet immer mehr. Dafür überwältigen ihn immer wieder Wahnvorstellungen und langsam droht er seinen Verstand zu verlieren.
Wenn man der Legende glaube darf, dann hat Regisseur William Eubank nicht nur vier Jahre an diesem Film gearbeitet, sondern auch die Kulisse für die Raumstation ISS aus ausrangierten Haushaltsgeräten im Garten seiner Mutter errichtet. Das sieht man dem optisch beeindruckenden Film wahrlich nicht an. Auch, dass er nur 500.000 US-Dollar gekostet haben soll, ist schwer zu glauben, denn er sieht nach sehr viel mehr aus. Die vierjährige Drehzeit widerlegt dann auch die immer wieder aufgestellte These, dass „Love“ sich in erster Linie von dem großartigen „Moon“ inspirieren ließ.
Wobei der Vergleich beider Filme zwangsläufig gestellt werden muss. Hier wie dort handelt es sich mehr oder weniger um ein Ein-Personen-Stück, welches von der Einsamkeit eines von der Erde abgeschnittenen Astronauten handelt, der langsam von (scheinbaren?) Wahnvorstellungen überwältigt wird. Bei beiden Filmen spielt überdies die atmosphärische Musik (bei „Moon“ vom genialen Clint Mansell; bei „Love“ von der US-Band „Angels&Airwaves, die den Film auch produzierten) eine wichtige Rolle. Allerdings ist Gunner Wright (in seiner ersten größeren Rolle) kein Sam Rockwell, auch wenn er seine Sache recht gut macht.
“Love“-Regisseur Eubank war zuvor nur als hochtalentierter Kameramann (auch bei „Love“ führt er die Kamera, was dem Film sehr zugute kommt) und Videoclip-Regisseur aufgefallen. Und wie ein sehr langer Videoclip wirkt „Love“ dann auch. Die Handlung ist auf ein Minimum reduziert und der Film lebt über weite Strecken von seiner beeindruckenden Optik im Zusammenspiel mit dem Soundtrack.
Leider belässt es Eubank aber nicht bei dieser Reduktion. Scheinbar hat er in der Filmschule einmal zu oft Stanley Kubricks Meisterwerk „2001“ gesehen und kam nun auf die Idee, seinen Film ähnlich mit Bedeutung aufzuladen. Dazu gehört auch ein im amerikanischen Bürgerkrieg spielender Prolog, der zwar wirklich beeindruckend aussieht, aber nichts mit dem eigentlichen Film zu tun hat und wie ein Fremdkörper wirkt. Zwar wird das Bürgerkriegsmotiv später wieder aufgegriffen und Lee Miller findet ein Buch, welches die zu Beginn gezeigten Ereignisse beschreibt, aber dies lenkt mehr vom Thema des Filmes (Einsamkeit; dass Interaktion mit seinen Mitmenschen, Liebe und ein Miteinander lebensnotwendig sind, da ihr Mangel zwangsläufig zum Zerfall führt) ab.
Wenn dann am Ende das große Finale von „2001“ nicht nur zitiert, sondern richtig gehend plagiiert wird, dann ist dies nicht nur ärgerlich, sondern zeigt einmal mehr, dass Debüt-Regisseure noch lernen müssen, dass weniger manchmal mehr ist. Zwar gelingt es William Eubank in diesen Szenen eine mythische Stimmung zu schaffen, aber gleichzeitig verliert er seine eigentliche Geschichte aus den Augen und der überambitioniert wirkende Wille zur Bedeutsamkeit trübt den guten Eindruck. Trotz aller technischen Brillanz und beeindruckender Bilder wäre hier weniger einfach mehr gewesen.
Für die Rezension lag die BluRay aus dem Hause Splendid vor, die ein gutes Bild liefert, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass hier noch mehr drin gewesen wäre. Der Sound – für den Film sehr wichtig – kommt aber sehr klar und dynamisch aus den Boxen. Die Extras enthalten 18 Minuten geschnittener Szenen und zwei von William Eubank gedrehte Musik-Videos der Band „Angels & Airwaves“ zu Musik aus dem Film, sowie Making Ofs zu den beiden Videos (“Anxiety” und “Hallucinations”). Die „Interviews“ verdienen diese Bezeichnung leider nicht, denn hier handelt es sich lediglich eine Minuten, die kurze Statements der Beteiligten anlässlich der Aufführung des Filmes beim “Fantastic Fest” enthält.
Bilder gibt es hier: http://www.filmforum-bremen.de/2012/05/ ... sion-love/
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
- horror1966
- Beiträge: 5597
- Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
- Wohnort: Hildesheim
Re: Love - William Eubank (2011)
Es ist schon ein durchaus beeindruckender-und ambitionierter Regie-Erstling, den William Eubank hier auf die Menschheit losgelassen hat. Jenseits des üblichen Mainstreams angesiedelt offenbart sich ein SCI/FI Film, der im Prinzip vollkommen ereignislos erscheint und durch seine fast schon behäbige Erzählstruktur die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe stellt. Wenn man sich jedoch auf die Geschichte einlassen kann, entfaltet sich mit zunehmender Laufzeit eine nicht zu beschreibende Faszination, die einen in den sogartigen Strudel der vollkommenen Einsamkeit entführt, in der sich die einzige Hauptfigur Lee James Miller befindet. Nun ist meine letzte Sichtung der Klassiker "Moon" und "2001: Odyssee im Weltraum" schon viel zu lange her als das ich wirklich den oft genannten Vergleich mit diesen Filmen heranziehen könnte, doch etliche Anlehnungen sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Eubank hat eindeutig phasenweise von diesen Werken abgekupfert und man muss das nicht unbedingt gut finden, dennoch erzählt sein Film seine ganz eigene Geschichte, die einen auf ganz komische Art und Weise in ihren Bann zieht.
Man sieht dem vor allem in optischer Hinsicht sehr gelungenem Szenario in keiner Phase das recht geringe Budget von gerade einmal 500.000 $ an, zu stark ist die von den fantastischen Bildern ausgehende Wirkung. Dabei beginnt der Film mit einer vollkommen ungewöhnlichen Einführung in das Geschehen, denn statt Bildern aus einer Weltraum-Station wird man erst mit Bildern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg konfrontiert. Der Sinn dieses gewöhnungsbedürftigen Einstieges ergibt sich erst zum Ende hin, bei dem die Thematik noch einmal Gestalt annimmt. Dennoch erscheinen gerade diese Passagen etwas fehl am Platz und nehmen den Ereignissen meiner Meinung nach auch etwas an Kraft, zudem sorgt es beim Betrachter doch auch für gelegentliche Verwirrungen. Im Focus steht jedoch ganz eindeutig das Gefühl der Einsamkeit, das sich immer mehr bei der einzigen Hauptfigur der Geschichte einstellt und mit der Zeit offensichtliche Halluzinationen zum Ausdruck bringt. In einer kammerspielartigen Inszenierung schafft es Eubanks fast spielend, dieses Gefühl auch zum Zuschauer zu transportieren, der sich definitiv nicht wohl in seiner Haut fühlte.
Dabei möchte man sich gar nicht erst vorstellen wie es denn wohl wäre, wenn man selbst in einer so aussichtslosen Lage wäre, abgeschnitten von jeglicher Kommunikation und fern der Heimat. Erschwerend kommt hinzu, das man im Unklaren darüber gelassen wird, warum seit mehreren Jahren kein Kontakt mehr zur Erde besteht. Die Ausweglosigkeit der Situation ruft eine starke Beklemmung hervor, die sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern legt und einen dabei schier erdrücken will. Ein wenig davon abgelenkt wird man lediglich mit einigen herrlich schönen Bildern, wird in dieser Beziehung jedoch mit einer Mischung aus Realität und surrealen Elementen bedient, die man stellenweise schon kaum noch unterscheiden kann.
Auch wenn diese Art von Film im Normallfall nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, konnte ich mich der irgenwie faszinierenden Geschichte zu keiner Zeit entziehen, ein weiteres Mal könnte ich mir "Love" jedoch auch nicht anschauen. Meiner Meinung nach handelt es sich nämlich viel eher um einen Film, der lediglich bei der ersten Sichtung seine volle Intensität entfalten kann und danach rapide an Reiz verliert. Trotzdem sollte man Eubank's Erstling eine reelle Chance geben, denn eine Sichtung dieses außergewöhnlichen Filmes lohnt sich allemal.
Fazit:
"Love" ist einerseits recht schwere Filmkost, die auch ganz bestimmt nicht jedem zusagen wird. Man sollte schon über viel Geduld verfügen und eine Vorliebe für sehr ruhig erzählte Geschichten haben, die im Prinzip keinerlei Tempo beinhalten. Dafür kann man sich aber einen exzellenten Eindruck über das Gefühl der Einsamkeit machen und auch noch deren Folgen abschätzen.
6/10
Man sieht dem vor allem in optischer Hinsicht sehr gelungenem Szenario in keiner Phase das recht geringe Budget von gerade einmal 500.000 $ an, zu stark ist die von den fantastischen Bildern ausgehende Wirkung. Dabei beginnt der Film mit einer vollkommen ungewöhnlichen Einführung in das Geschehen, denn statt Bildern aus einer Weltraum-Station wird man erst mit Bildern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg konfrontiert. Der Sinn dieses gewöhnungsbedürftigen Einstieges ergibt sich erst zum Ende hin, bei dem die Thematik noch einmal Gestalt annimmt. Dennoch erscheinen gerade diese Passagen etwas fehl am Platz und nehmen den Ereignissen meiner Meinung nach auch etwas an Kraft, zudem sorgt es beim Betrachter doch auch für gelegentliche Verwirrungen. Im Focus steht jedoch ganz eindeutig das Gefühl der Einsamkeit, das sich immer mehr bei der einzigen Hauptfigur der Geschichte einstellt und mit der Zeit offensichtliche Halluzinationen zum Ausdruck bringt. In einer kammerspielartigen Inszenierung schafft es Eubanks fast spielend, dieses Gefühl auch zum Zuschauer zu transportieren, der sich definitiv nicht wohl in seiner Haut fühlte.
Dabei möchte man sich gar nicht erst vorstellen wie es denn wohl wäre, wenn man selbst in einer so aussichtslosen Lage wäre, abgeschnitten von jeglicher Kommunikation und fern der Heimat. Erschwerend kommt hinzu, das man im Unklaren darüber gelassen wird, warum seit mehreren Jahren kein Kontakt mehr zur Erde besteht. Die Ausweglosigkeit der Situation ruft eine starke Beklemmung hervor, die sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern legt und einen dabei schier erdrücken will. Ein wenig davon abgelenkt wird man lediglich mit einigen herrlich schönen Bildern, wird in dieser Beziehung jedoch mit einer Mischung aus Realität und surrealen Elementen bedient, die man stellenweise schon kaum noch unterscheiden kann.
Auch wenn diese Art von Film im Normallfall nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, konnte ich mich der irgenwie faszinierenden Geschichte zu keiner Zeit entziehen, ein weiteres Mal könnte ich mir "Love" jedoch auch nicht anschauen. Meiner Meinung nach handelt es sich nämlich viel eher um einen Film, der lediglich bei der ersten Sichtung seine volle Intensität entfalten kann und danach rapide an Reiz verliert. Trotzdem sollte man Eubank's Erstling eine reelle Chance geben, denn eine Sichtung dieses außergewöhnlichen Filmes lohnt sich allemal.
Fazit:
"Love" ist einerseits recht schwere Filmkost, die auch ganz bestimmt nicht jedem zusagen wird. Man sollte schon über viel Geduld verfügen und eine Vorliebe für sehr ruhig erzählte Geschichten haben, die im Prinzip keinerlei Tempo beinhalten. Dafür kann man sich aber einen exzellenten Eindruck über das Gefühl der Einsamkeit machen und auch noch deren Folgen abschätzen.
6/10
Big Brother is watching you