Murder Set Pieces - Nick Palumbo

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Murder Set Pieces - Nick Palumbo

Beitrag von horror1966 »

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Murder - Set - Pieces
(Murder - Set - Pieces)
mit Sven Garrett, Valerie Baber, Shawna Edge, Casie Gillespie, Katie Richards, Jade Risser, Jessie DeRoock, Gunnar Hansen, Tony Todd, Brittni Truitt, Ashley Twigg, Jenna Velanni, Destiny St. Claire
Regie: Nick Palumbo
Drehbuch: Nick Palumbo
Kamera: Brendan Flynt
Musik: The Bronx Casket Company / The Giallos Flame / Necrophagia / Zombi
ungeprüft
USA / 2004

Ein in die USA emigrierter, deutscher Fotograf macht tagsüber erotische Fotos. Nachts vergewaltigt und tötet er Prostituierte


Diese äußerst knappe Inhaltsangabe ist vollkommen ausreichend um dem Zuschauer das zu beschreiben, was er gut 90 Minuten lang zu sehen bekommt. Das Werk von Nick Palumbo zählt wohl ganz eindeutig zu den sehr kontroversen Filmen und dürfte zudem auch jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt sein. Wer hier auf eine Geschichte im eigentlichen Sinne hofft wird schon nach relativ kurzer Zeit feststellen, das diese überhaupt nicht vorhanden ist. Das Szenario ist viel eher als riesige Ansammlung kleiner Teilstücke ausgelegt, in denen Palumbo fast ausschließlich Sex und brutale Gewalt in den absoluten Vordergrund stellt. Im Prinzip bekommt man nämlich nicht mehr als die blutigen-und abartigen Taten eines Mannes präsentiert, der einen tief verwurzelten Hass gegen Frauen in sich trägt, den er durch unzählige grausame Morde auslebt. Der Regisseur macht durchgehend keinen Hehl daraus, das er mit seinem Szenario lediglich provozieren-und schockieren will, was ihm auch auf jeden Fall sehr gut gelingt. Man bekommt eigentlich keinerlei Anhaltspunkte, warum der Fotograf seine Taten begeht, lediglich immer wieder eingestreute kleinere Rückblenden in seine Kindheit formen ein Bild im Kopf des Betrachters, das einem die scheinbaren Motive etwas näher bringt. Ansonsten strotzt das Geschehen vor Blut und Kraftausdrücken, Worte wie Fotze, verfickte Schlampe und Motherfucker beherrschen die vorhandenen Dialoge und machen mindestens gut 80 % deren Inhalts aus.

Man merkt also, das man an dieser Stelle keine Qualität im eigentlichen Sinne erwarten sollte, denn darauf ist "Murder Set Pieces" ganz sicher nicht ausgelegt. Im Grunde genommen präsentiert sich lediglich ein blutiges Spektakel für den geneigten Gorehound, kommt dieser doch auf jeden Fall auf seine Kosten. Zusätzlich hat Palumbo seiner Geschichte aber auch noch einige wirklich grenzwertige Passagen beigefügt, so kann man den Mörder beim Verzehr von Leichenfleisch-oder beim Oralsex mit einem abgetrennten Frauenkopf beobachten. Nun stellt sich ganz automatisch die Frage, ob gerade solche Einstellungen wirklich gezeigt werden müssen, die jenseits jeglichen Geschmackes angesiedelt sind. Andererseits wird dadurch auch die Charakter-Beleuchtung der Hauptfigur ein wenig ausführlicher gestaltet und zeigt einen tiefen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele. Auch wenn viele Leute das sicherlich vollkommen anders sehen werden bin ich schon der Meinung, das man einen guten Einblick in die kranke Psyche des Killers geboten bekommt, der von Sven Garrett auch sehr gut dargestellt wird. Nun sollte man in diesem Zusammenhang nicht unbedingt von Schauspiel sprechen, denn ganz generell fällt dieses eher recht dürftig aus, ist jedoch für einen Film dieser Art vollkommen ausreichend. Garrett erscheint aber allein schon optisch nahezu als Ideal-Besetzung, sein stechender-und bohrender Blick wirkt größtenteils angsteinflößend und die gesamte Körpersprache deutet durchgehend darauf hin, das hier ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch steht. Seine unglaublichen Aggressionen wird der Mann jedoch nicht ausschließlich durch seine Morde für kurze Zeit los, sondern auch beim Geschlechtsakt mit etlichen seiner Opfer.

Dieser gestaltet sich fast selbstredend alles andere als normal und bei der Betrachtung der entsprechenden Passagen verspürt der Betrachter selbst fast körperliche Schmerzen, geht es doch extrem brutal zur Sache. Den verstörenden Höhepunkt erreicht das Szenario meiner Meinung nach an dem Punkt, als sich der Killer nicht mehr damit zufrieden gibt junge Frauen zu töten, sondern sich auf einmal auch an kleinen Mädchen vergreift. Dieser Aspekt verursacht einem dann auch einige Magenschmerzen und hinterlässt einen recht üblen Beigeschmack. Auch hier kommt die Frage auf, welchem Zweck solche Einstellungen dienen und ob Palumbo sein Werk dadurch nur visuell noch härter erscheinen lassen wollte. Ich bin jedoch der Meinung, das der verstörende Eindruck der Ereignisse hier noch einmal einen zusätzlichen Schub erhält, der einen in einen noch stärkeren Schockzustand versetzt, als es bisher schon der Fall war. Dazu trägt auch durchaus die im Prinzip völlig fehlende Rahmenhandlung bei, stellt sich doch gerade dadurch das Leben des Fotografen als das dar was es ist, nämlich eine einzige Aneinanderreihung sinnloser Brutalität, die hier explizit ins Bild gesetzt wurde.

"Murder Set Pieces" ist bestimmt kein Film für zartbesaitete Seelen und phasenweise dreht sich dem Betrachter bei diversen Szenen auch der Magen um, doch Palumbo ist es absolut erstklassige gelungen, ein vollkommen bewusst provozierendes Szenario zu erschaffen, das zu kontroversen Diskussionen führt. Über die Notwendigkeit eines solchen Filmes kann man allerdings geteilter Meinung sein und das Werk ist auch nicht nach den ansonsten üblichen Kriterien zu bewerten. Der Schwachpunkt ist sicherlich die deutsche Synchronisation, die dem ernsten und gewalttätigen Ereignissen eine unfreiwillig komische Note verleiht. Bis auf die Stimme des Hauptdarstellers passt an dieser Stelle nämlich gar nichts und man kann sich auch nicht des Eindruckes erwehren, das hier absolute Amateure am Werk waren. Letztendlich bekommt man es mit einer Geschichte zu tun, die wie ein derber Tiefschlag in die Eingeweide daher kommt, doch genau das wollte Palumbo mit dieser Independent-Produktion auch erreichen, die auch lange nach dem Ende noch nachhaltig im Kopf des Betrachters haften bleibt.


Fazit:


Man kann "Murder Set Pieces" unmöglich in eine bestimmte Schublade stecken und eine objektive Bewertung des Szenarios fällt relativ schwer. Für die einen handelt es sich hier um puren filmischen Bodensatz, für die anderen liegt jedoch ein bewusst verstörend inszeniertes Werk vor, an das man sich noch lange erinnern wird. Ganz egal wie man zu dem Film steht, eine Sichtung ist jederzeit lohnenswert.


7/10
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jogiwan
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Re: Murder Set Pieces - Nick Palumbo

Beitrag von jogiwan »

das ist so ziemlich das positivste Review, das ich jemals über diesen Streifen gelesen habe... ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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horror1966
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Re: Murder Set Pieces - Nick Palumbo

Beitrag von horror1966 »

jogiwan hat geschrieben:das ist so ziemlich das positivste Review, das ich jemals über diesen Streifen gelesen habe... ;)

Dann wurde es ja endlich mal Zeit :mrgreen:
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