Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Moderator: jogiwan

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purgatorio
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Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Beitrag von purgatorio »

PANIK IM JAHRE NULL
Bild

Deutscher Titel: Panik im Jahre Null
Alternativtitel: End of the World
Originaltitel: Panic in Year Zero!

Regie: Ray Milland
Produktionsland: USA (1962)

Darsteller: Ray Milland, Jean Hagen, Frankie Avalon, Mary Mitchel, Joan Freeman, Richard Bakalyan, Rex Holman, Richard Garland, Willis Bouchey, Neil Nephew, O.Z. Whitehead, Russ Bender...

Story:
Harry (Ray Milland) und Ann Baldwin (Jean Hagen) brechen mit ihren Kindern Karen und Rick zu einem Campingurlaub in den Bergen auf. Kurz darauf steigt über Los Angeles ein Atompilz in den Himmel. Es bricht Panik aus. Die Familie beschließt, vor der radioaktiven Verseuchung in den Bergen Unterschlupf zu suchen. In einer Höhle richten sie sich wohnlich ein. Da wird Karen eines Tages von zwei Burschen angegriffen und übel mißhandelt. Harry beschließt, sich zu rächen...
(via ofdb)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
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purgatorio
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Re: Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Beitrag von purgatorio »

PANIK IM JAHRE NULL (PANIC IN YEAR ZERO!, USA 1962, Regie: Ray Milland)

Eine patriarchalisch strukturierte Familie aus den Suburbs von L.A. fährt in die Berge – schließlich will Papa fischen. Während sie durch die Berge fahren, erleben sie aus der Ferne die Bombardierung von Los Angeles mit Nuklearwaffen und erfahren aus dem Radio von weiteren Angriffen auf Großstädte in den USA, Kanada und Europa sowie von Gegenschlägen auf diverse Ziele (spannend – ein Gegner wird nicht konkret benannt!). Der Nuklearkrieg hat begonnen! In gigantischen Flüchtlingswellen, in Panik und Plünderung brechen Recht und Ordnung schnell zusammen. Nun gilt es zu überleben, wobei Fallout ebenso bedrohlich ist wie andere Menschen!

Trotz des reaktionären Familienbildes im Film (der Vater ist unglaublich rational und gibt immer den Ton an, der Sohn folgt begeistert und freut sich irgendwann sogar auf das Töten, die Ehefrau meldet nur kurz bedenken an, gesteht sich dann aber Unwissenheit ein, folgt brav, wäscht Wäsche und kocht essen, dass Töchterlein erweist sich als ebenso unterordnend) besticht PANIK IM JAHRE NULL mit einer Vielzahl bedrohlicher Szenarien und durchaus nachvollziehbaren Notwendigkeiten zur Überlebenssicherung im Angesicht ausbrechender Anarchie. Der schmale Grat zwischen Zivilisation und Barbarei wird dabei ansprechend und spannend ausgeleuchtet, soziales Gewissen und Selbsterhaltungstrieb wechseln sich regelmäßig ab. Der Film ist tatsächlich sehr gut, überzeugt mit beeindruckenden Bildern und realistischen Situationen. Diebstahl, Vergewaltigung und Mord werden Alltag, Generalverdacht und Misstrauen, egoistischer Selbstschutz und ständige Ungewissheit werden zum Begleiter – toller Film! 7-8/10
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buxtebrawler
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Re: Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 30.10.2021 im Rahmen der "Der Fluch der Galerie des Grauens"-Reihe bei Anolis als Blu-ray/DVD-Kombination:

Bild

Extras:
- 24-seitiges Booklet geschrieben von Rolf Giesen
- Audiokommentar mit Bodo Traber und Matthias Künnecke
- Featurette: Atomic Shock!
- Amerikanischer Kinotrailer (vintage/restauriert)
- Dänisches Filmprogramm
- Bildergalerie

Bemerkung:
Verpackung: Standard Amaray Hülle (mit Flügel für 2. Disc)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=113650
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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sergio petroni
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Re: Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Beitrag von sergio petroni »

Harry (Ray Milland) und seine Frau Ann sowie die Kinder Rick und Karen packen ihre Sachen in den Wohnwagen und
wollen für einen Angeltrip dem Moloch Los Angeles für das Wochenende den Rücken kehren. Auf der Fahrt in die
Berge erlebt die Familie einen Atombombenangriff auf die Großstadt aus der Ferne mit. Diejenigen, die noch können,
verlassen die Stadt. Harry sieht das Unheil kommen und verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit zum Prepper.
Lebensmittel und Waffen müssen her, und zwar reichlich. Und das am besten, bevor alle anderen die gleiche
Idee haben. Obwohl Harry immer versucht, den Anschein von Anstand zu wahren, greift er, als ihm das Bargeld ausgeht,
zu Bonnie-und-Clyde-Methoden.
Sein Plan ist, in der Natur für eine Weile zu überleben, bis die Ordnung irgendwann einmal wieder einkehrt.
Allerdings haben andere ähnliche Ideen und sind bereit, noch viel weiter als Harry zu gehen.

Eine der wenigen Regiearbeiten Ray Millands handelt von der Angst vor einem nuklearen Krieg und dem
regressiven Verhalten von Individuen in Krisensituationen ohne ordnende Institutionen. Dabei mutiert der
ach so korrekte Harry in kürzester Zeit zum (fast) rücksichtslosen Beschützer seiner Familie. Im halbwüchsigen
Sohn Rick findet er schnell einen Unterstützer, mutet das Ganze doch zunächst wie ein Abenteuerurlaub an.
Als dann jedoch das Wohl der Tochter durch rücksichtslose Marodeure in Gefahr gerät, ist auch Harry schnell
dabei, jeglichen Rest von Moral über Bord zu werfen.

Der Inszenierungsstil ist recht hölzern, das mangelnde Budget an allen Ecken erkennbar. Angeblich war Milland
mit seiner Doppelrolle als Hauptdarsteller und Regisseur etwas überfordert. Für einen großen Wurf hat der Streifen
zu viele Defizite, ist einfach auch als Paranoia-Streifen nicht konsequent genug.
Trotzdem bietet der Streifen des AIP-Teams genug Unterhaltungswert für einen nostalgisch angehauchten
Filmnachmittag.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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karlAbundzu
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Re: Panik im Jahre Null - Ray Milland (1962)

Beitrag von karlAbundzu »

Eine seltene Regiearbeit Ray Millands, der auch die Hauptrolle übernimmt.
Eine Familie auf dem Campingurlaub wird von einem Atombombenangriff auf LA überrascht. Vater entscheidet, solange der Krieg dauert zum angestrebten Ziel zu fahren und dort abzuwarten.
Sehr schön wird hier die Brüchigkeit der amerikanischen Zivilisation durchgespielt. Allerorts Panik, der Griff zur Waffe und zur Gewalt ist schnell. Dabei werden aber auch konservative Werte bedient: Vaddern als natural born Alpha übernimmt die Führung, beschützt Frau und Familie, selbst als nach der (versuchten?) Vergewaltigung seiner Tochter er nicht vor Mord zurück schreckt, wird dies nicht wirklich in Frage gestellt, auch wenn er immerhin philosophische Überlegungen anstellt. Und die Gefahr geht hier von juvenilen rockerähnlichen Typen aus. Und der eigene Sohn hat tatsächlich auch einen Hang zum Spaß an Gewalt, ist halt ein Junge. Dieser wird übrigens vom eher schnulzigen Sänger Frankie Avalon gegeben. Und das am Ende das Militär kommt, und alles ist gut, passt dazu.
Trotzdem ein spannender Film, der auch ein bißchen NotlD vorweg nimmt: Die Bedrohung sind gar nicht so sehr der Russe mit seinem Bomben, sondern die zwischenmenschlichen Folgen, der Mitbürger, dem auch sofort misstraut wird.
Ich fieberte mit, spannend inszeniert, gut gespielt. Dazu gute Musik von Les Baxter, der gen Ende nochmal jazzig aufdreht.

PS: Auf der DVD von Ostalgica sind noch echte Aufnahmen von Atombombenversuchen, zwei tonlose in den USA und ein amerikanischer Wochenschaubericht aus der Zeit, Bikini Atoll und so. Das ist, auch gerade nach der Oppenheimer Sichtung, wirklich beeindruckend unangenehm.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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