Paranoia - Ryan Mitchelle

Moderator: jogiwan

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DrDjangoMD
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Paranoia - Ryan Mitchelle

Beitrag von DrDjangoMD »

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Originaltitel: Paranoia

Land: USA

Jahr: 2011

Regie: Ryan Mitchelle

Drehbuch: Brad Jones

Darsteller: Brad Jones, Brian Irving, Brian Lewis, Sarah Lewis, Jake Norvell, Jillian Zurawski,...

Handlung:
An dem Abend, als er von seiner Frau verlassen wird, erleidet Mark Bishop (Brad Jones) allen Anschein nach einen Nervenzusammenbruch. Völlig übermüdet und am Boden zerstört, scheint er seine eigenen Handlungen nicht mehr kontrollieren zu können und seine Aktionen zeichnen sich plötzlich durch Brutalität und Kaltblütigkeit aus. Noch dazu steht plötzlich ein blutender Mann mit Pistole vor seiner Tür, der den Ärmsten völlig fertig macht…

Kritik:
(Diese Kritik bezieht sich auf den "Writers Cut", welcher gratis im Internet auf der Web-Side von Brad Jones (http://www.thecinemasnob.com/) zur Verfügung gestellt wird. Er unterscheidet neben dem Schnitt noch darin von der DVD-Version, dass er in Schwarz-Weiß gezeigt wird)
Neben der Tatsache, dass sich Brad Jones bei diesem Film auf Drehbuch und Darstellung konzentriert hat und die Regie Ryan Mitchelle überließ, unterscheidet sich „Paranoia“ auch darin von seinen früheren Filmen, dass es über ein Budget verfügt. Man muss es zwar mit der Lupe suchen, aber es ist zumindest da, was sich beispielsweise an extravaganteren Schauplätzen (Restaurant, Kirche,…) bemerkbar macht.
Die einzige Schwäche „Paranoias“ liegt für mich in den ersten paar Minuten der Handlung. Diese ergibt einfach keinen Sinn! Nach und nach merkt man zwar, dass Jones darauf aus war bewusst unlogische Situationen zu erzeugen, um den verwirrten Geist seiner Hauptperson widerzuspiegeln, doch bis wir das erkannt haben, leidet nicht er sondern wir unter Verwirrung.
Wenn man diese kleine Hürde mal übersprungen hat muss man sich eingestehen, dass die abstrusen Handlungen, das vertrete Weltbild und besonders die Art, wie uns dieses von der Regie präsentiert wird, ihr Ziel keineswegs verfehlen. Bis zuletzt können wir nicht sagen, in wiefern wir uns in der Realität befinden. Es könnte die Wirklichkeit sein, die sich uns zeigt, unter Vorraussetzung, dass sich irgendwer einen üblen Scherz mit Mark Bishop erlaubt, es könnte sich aber auch um seine Wahnvorstellungen handeln, die er in die Wirklichkeit reininterpretiert oder es könnte absolut gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und sich um einen Traum oder was ähnliches handeln.
Diese Unsicherheit, ob es nun real ist oder nicht, wird durch eine Regie umgesetzt, die sich teilweise am Film Noir und teilweise an 80er Jahre Cop-Filmen zu orientieren scheint. Wir bekommen sowohl Schattenspiele und Hell- Dunkel- Kontraste, die besonders im in schwarz-weiß gehaltenen „Writers Cut“ ihre Wirkung entfalten als auch dieses deprimierende Portrait eines am Boden zerstörten Mannes, wie es in den 80ern beliebt war.
Die Handlung wird ausschließlich von der Figur Mark Bishops getragen, die permanent Präsent und im Mittelpunkt ist. Brad Jones findet die richtige Balance um den verwirrten Charakter zu porträtieren, die Paranoia, mit der Bishop zu kämpfen hat, wird von Jones weder über- noch untertrieben dargestellt, wir nehmen ihn diesen Geisteszustand permanent ab und können sowohl mit seiner Figur mitfühlen als auch vor seiner Unberechenbarkeit fürchten.
Unter den anderen Darsteller sind durch Jones’ Angewohnheit die Rollen mit Freunden und Familie zu besetzen viele bekannte Gesichter. Trotz ihrer fehlenden Ausbildung gibt es von ihrer Seite nichts zu beklagen, da sie durch die anderen Brad Jones Filme genügend Erfahrung mit ihm und dem Beruf im allgemeinen gemacht haben, und außerdem bleiben durch die zentrale Position Mark Bishops sämtliche Rollen im Hintergrund, wodurch wir unter allfälliger Talentmangel, würde es einen geben, nicht zu lange leiden müssten.
Fazit: Anfangs verwirrende Geschichte, die dann aber durch die Regie von Ryan Mitchelle und die Darstellung von Brad Jones schlagartig an Spannung und Atmosphäre gewinnt. 9/10 mit kleinem Minus.
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