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Pulse - Du bist tot, bevor Du stirbst!.jpg (101.79 KiB) 173 mal betrachtet
Originaltitel: Pulse
Herstellungsland: USA / 2006
Regie: Jim Sonzero
Darsteller(innen): Kristen Bell, Ian Somerhalder, Christina Milian, Rick Gonzalez, Jonathan Tucker, Samm Levine, Octavia Spencer, Ron Rifkin, Joseph Gatt, Kel O'Neill, Zach Grenier, Riki Lindhome u. A.
Nachdem er eine unheimliche Begegnung mit einer seltsamen Kreatur in der Uni-Bibliothek hatte, nimmt sich der Student Josh im Beisein seiner Freundin Mattie (Kristen Bell) das Leben. Als Mattie und ihre Freunde nachforschen, was zu Joshs Tod geführt haben könnte, beginnen die geisterhaften Wesen, auch sie zu attackieren. Gleichzeitig beginnt eine unheimliche Selbstmordwelle, die über die ganze Nation, schließlich die ganze Welt überzuschwappen droht. Offenbar hat das alles mit einem Internetprojekt zu tun, an dem Josh und Mitstudenten gearbeitet haben und durch das die unheimlichen Wesen Eintritt in unsere Welt erhalten haben. Während sich die Welt merklich leert und Chaos ausbricht, setzen Mattie und ihr Bekannter Dexter (Ian Somerhalder) auf einen Computervirus als letzte Hoffnung...
„Pulse – Du bist tot, bevor Du stirbst!“ ist die US-Neuverfilmung des japanischen Mystery-Horrorfilms „Kairo“ aus dem Jahre 2001, der hierzulande unter dem Titel „Pulse“ vermarktet wurde. Die US-Version datiert aufs Jahr 2006 und wurde vom ehemaligen Musikvideo-Regisseur Jim Sonzero verfilmt, der ein Drehbuch Wes Cravens und und Ray Wrights inszenierte. Sonzero war zuvor lediglich mit dem 1999 veröffentlichten Drama „War of the Angels“ in Sachen Spielfilm in Erscheinung getreten und wurde seit „Pulse“ mit keiner weiteren Spielfilm-Regie mehr betraut.
„Ich bilde mir das nicht ein!“
Mattie Webbers (Kristen Bell, „Veronica Mars“) Freund Josh (Jonathan Tucker, „Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre“) begeht in dessen Anwesenheit Selbstmord. Zuvor hatte er sich bereits sehr verändert, sein Lebenswille schien wie ausgehaucht. Mattie und weitere Freunde Joshs erhalten seltsamerweise weiterhin Nachrichten über Computerkommunikationsprogramme, die angeblich von Josh stammen. Erlaubt sich jemand einen bösen Scherz? Man sucht Dexter McCarthy (Ian Somerhalder, „Fearless“) auf, der den PC des Toten gekauft hat. Dexter entpuppt sich jedoch als unschuldig und wendet sich bald selbst hilfesuchend an Mattie, denn wie von Geisterhand erscheinen plötzlich Selbstmordvideos auf dem Rechner. Gemeinsam finden sie heraus, dass Josh und dessen Freund Douglas Zieglar (Kel O'Neill, „Domino“) an einer Art neuer WLAN-Technologie in einem Hochfrequenzbereich gearbeitet und damit offenbar unwissentlich ein Tor in eine andere Dimension geöffnet haben. Aus diesem heraus ergreifen nun Geister die Macht über die Menschen und saugen ihnen ihre Lebensenergie aus. Mehr und mehr greifen Fälle um sich, in denen Menschen Suizid begeben oder zu Staub zerfallen. Lediglich rotes Klebeband scheint die finsteren Mächte von einem fernzuhalten. Und eventuell erweist sich ein Computervirus als nützlich, den Mattie und Dexter in den außerdimensionalen Server einzuschleusen versuchen. Sie müssen sich beeilen, denn die Menschheit steht vor ihrer Auslöschung…
„Es brennt sich durch jede Firewall!“
Wie Craven, Wright und Sonzero aus dem rätselhaften, insbesondere westliche Sehgewohnheiten strapazierenden, aber düster-atmosphärischen „Kairo“ diese Handlung ableiten und zu allgemeinverständlichem Cyberhorror banalisieren, ist genauso gaga, wie es sich liest. Dabei muss dieses Sujet eigentlich kein Übles sein, immerhin bahnte sich der Horror der technikverliebten Ostasiaten bereits über Magnetbänder und Telefonnetze erfolgreich seine Wege. Und zumindest die kalten Blaufilter, die immer blasser werden, bis der Film am Ende kaum noch Farbe aufweist, machen sowohl als Idee als auch in ihrer Umsetzung als mehr oder weniger subtil eingeflochtene metaphorische Ebene durchaus etwas her.
In Kombination mit einer US-Teenage-Horrorfilmprämisse um digitale Kommunikation versagt Sonzeros Film jedoch über weite Strecken, wenn er typisches, nicht selten dämliches Teenie-Geplänkel wie aus Slasher-Filmen düsteren, bedrohlichen Szenen gegenüberstellt und sich dabei viel zu sehr auf die Gruselwirkung der Gestalten aus der Schattenwelt, arg durchschaubare, schlecht gealterte CGI-Effekte, Lichtgewitter und eine dominante Geräuschkulisse verlässt. Die mangelhafte Dramaturgie wird durch Budenzauber zu kompensieren versucht, der Pseudo-Tech-Talk ergibt kaum Sinn und wie unheimlich ernst sich der Film bei alldem nimmt, sorgt ebenso für unfreiwillige Komik wie manch Logikschlagloch, das verhindert, dass die aufgetischte Geschichte tatsächlich Sinn ergibt. Rotes Klebeband gegen WLAN-Geister jedenfalls erinnern mehr an die Aluhüte der Schwurblerfraktion als an eine geeignete Methode, sich dem kollektiven (Selbst-)Mord zu entziehen, soll der Handlung aber allen Ernstes abgenommen werden.
Aus einer existenzialistischen, kryptischen Schauermär aus Fernost um die Vereinzelung, Vereinsamung und innere Leere einer ganzen Gesellschaft wurde hier eine Fast-Food-Geisterbahn für die Generation MTV gemacht, der sogar noch zwei Fortsetzungen folgten. Angesichts des verschenkten Potentials eine glatte Enttäuschung. Wie es weitaus besser geht, unter im Prinzip ganz ähnlicher Prämisse aus einem überaus mysteriösen Asia-Grusler einen stimmigen Film fürs westliche Genrepublikum zu machen, bewiesen drei Jahre später Charles und Thomas Guard mit „Der Fluch der zwei Schwestern“.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Erscheint voraussichtlich am 30.11.2023 bei cmv-Laservision als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:
Cover A, limitiert auf 999 Exemplare
Cover B, limitiert auf 500 Exemplare
Extras:
- Original Trailer
- Audiokommentar von Regisseur Jim Sonzero und Special Effects Designer Gary Tunnicliffe
- Audiokommentar von den Produzenten Mike Leahy und Joel Soisson, Visual Effects Supervisor Kevin O'Neil, Cutter Kirk Morri, Line Producer Ron Vecchiarelli und Schauspieler Samm Levine
- Entfernte Szenen (insgesamt vier)
- Alternative Szenen (insgesamt drei, inkl. alternativem Ende)
- Making-Of
- Featurette "The Visual Effects"
- Featurette "Pulse and the Paranormal"
- Programmtrailer
- inkl. umfangreichen Booklet von Christoph N. Kellerbach
Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)