Simone Signoret James Caan Katharine Ross in
SATANISCHE SPIELE
● GAMES / SATANISCHE SPIELE (US|1967)
mit Kent Smith, Estelle Winwood, Marjorie Bennett, Ian Wolfe, Anthony Eustrel, Florence Marly und Don Stroud
eine Produktion der Universal Pictures | im Verleih der Deutsche Universal-Film
ein Film von Curtis Harrington
»Ach, ihr Amerikaner seid so beneidenswert anspruchslos!«
Was sich mit "Spiele" im englischen Titel wie eine Spaß-Veranstaltung anhört, bekommt durch den deutschen Titel eine irritierende Wendung, bei der man sich im Vorfeld zurecht fragen darf, in welche Richtung Curtis Harringtons Spielfilm gehen, und ob der Titel richtunggebend sein wird. "Satanische Spiele" suggeriert dem unwissenden Zuschauer möglicherweise Okkultismus oder Übersinnliches, womit auch in wenigen Sequenzen als überaus geistreiches Stilmittel gespielt wird, aber in Wirklichkeit befindet man sich nach unscheinbarem, sowie verwirrendem Anfang in einem waschechten Suspense-Thriller mit klarem Aufbau und exzellenten Wendungen. Die Regie spielt recht intelligent mit Illusion und Realität, so dass es immer wieder schwierig wird, Geschehnisse adäquat zu ordnen. Als Verwirrspiel werden zwar nicht sämtliche Register gezogen, was beispielsweise die Verhaltensweisen der Protagonisten angeht, aber von handwerklicher Seite werden allerhand wirkungsvolle Verstärker integriert. So kann man einen langsam in Fahrt kommenden Film bewundern, der Bildkompositionen bietet, die Dekors gleichen und die Aufdringlichkeit der Bildgewalt steht zunächst gegensätzlich zum ruhigen Verlauf und dem Handeln der Personen.
Das Set, also hauptsächlich die Stadtvilla dient dazu, dutzende unterschiedliche Gesichter und Eindrücke zu kreieren. Mal kommt man sich wie in einem Zirkus oder wie in einem Casino vor, dann wiederum wie in einer Krypta oder einem Spukhaus, oder es entsteht der Eindruck, als absolviere man gerade einen Rundgang durch ein Pop-Art-Museum. Eine sehr intelligente und reichhaltige Offensive an die Sinne des Zuschauers, die mit Stil und Eleganz überzeugt. Eigenartigerweise vermittelt der Verlauf recht zügig eine Art vage Vorahnung angesichts eines möglichen Verlaufs, wenn auch durchaus im positiven Sinne, aber innerhalb dieser Marschrichtung bieten sich dem Zuschauer gleich mehrere offene Möglichkeiten, so dass definitiv mehrere Wendungen als überraschend und spektakulär empfunden werden können. Im Rahmen der Besetzung wird man schließlich ein Terzett kennenlernen, das dem Verlauf bedeutende Konturen, und den tatsächlichen Sinn geben kann.
Die französische Charakterdarstellerin Simone Signoret interpretiert die Rolle der für Verwirrung stiftenden Lisa Schindler mit Bravour und zahlreichen Finessen des klassischen Schauspieler-Repertoires. Ursprünglich soll diese Rolle für Marlene Dietrich geschrieben worden sein, was mit der tatsächlichen und vorgesehenen Besetzung hauptsächlich eines klarstellt, nämlich dass eine große Interpretin mit internationalem Format und berüchtigter Aura zur Verfügung stehen musste. Genau dafür steht hier Simone Signoret, die naturgemäß eine Art Mystik und hohe Distanz transportieren konnte. Lisa Schindler taucht plötzlich aus dem Nichts auf und sie mogelt sich sehr geschickt, mit einer offensichtlich schon x-mal angewandten Taktik in das luxuriöse Haus der Montgomerys. Trotz aller Irritation wirkt sie Vertrauen erweckend und legt geschickt einige Köder aus, die umgehend von der naiven Hausherrin Jennifer geschluckt werden. Plötzlich stellt sich heraus, dass sie lediglich eine Vertreterin ist, und eben nicht wie behauptet die Vertraute einer alten Bekannten und man stellt sich bereits in Gedanken vor, wie sie vor die Tür gesetzt wird.
Doch dann kommt ihr ein arrangierter Schwächeanfall zur Hilfe und bald steht schon ihre schwere Reisetruhe in ihrem gerade bezogenen Gästezimmer. Ihre Strategie erweist sich als brillant, denn sie hüllt sich in Geheimnisse, erzählt von ihrer aufregenden Vergangenheit und spitzt die Montgomerys förmlich mit ihren Räuberpistolen an. Jennifer und Paul springen prompt auf die alles andere als langweilig wirkende, neue Situation an, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Katherine Ross, deren Erscheinung mit dem Satz: »Sie sind schön, und das ist etwas ganz anderes als hübsch!« von der Mentorin höchstpersönlich charakterisiert wird, verbindet die erwähnte Naivität mit natürlicher Unbekümmertheit, sie wirkt äußerst sympathisch, aber auch verletzlich und zeigt sich in glänzender Spiellaune, genau wie ihr Partner James Caan, der eine gute Portion Leichtfertigkeit an den Tag legt. Sein Credo scheint tatsächlich so auszusehen, dass alles nur ein großes Spiel sei. Beide langweilen sich, aber nicht im Sinne einer farblosen Ehe, sondern sie haben einfach zu viel Vermögen, als dass es irgend welche Dinge geben könnte, die sie noch begeistern könnten. Also müssen Alternativen ungewöhnlicher Natur her, um die Zeit quasi zu verspielen.
Gleich zu Beginn des Films sieht man beide als Alleinunterhalter auf ihrer eigenen Party. Er gibt einige Zaubertricks zum Besten, sie fungiert dabei als Animiermädchen und den Zuschauern scheint es zu gefallen, denn das Haus ist voll. Hier, und auch generell sieht man den hohen Anspruch der Produktion an sich selbst. Details, Details, Details, eine Ausstattung die nicht nur vollkommen überwältigend wirkt, sondern auch für ein eigenständiges Profil sorgt und im übertragenen Sinne metaphorische Dienste übernimmt. Die Umgebung wirkt künstlich und fremd, aber mit ihren grellen Farben und interessanten Apparaturen genau so verlockend und anziehend. Die meisten Charaktere hingegen wirken in diesem Setting leer und gesteuert. Diese manipulierende Strategie des Drehbuches und der Regie geht lückenlos, wenn nicht sogar minutiös auf, Tendenzen werden gebahnt aber ebenso genüsslich wieder aufgeweicht, so dass über allem die geplante Verwirrung steht, aber auch eine subtile Grundspannung, die immer wieder in spektakulären Szenen-Abfolgen zum Überholmanöver angreift.
Im Grunde genommen ist der Plot vor allem durch die visuellen und akustischen Finessen zum Spektakel geworden und man lässt sich gerne auf diese guten 1 ½ Stunden ein. Die Erzählstruktur ist einerseits steril, aber irgendwie genau so beeindruckend ausgefallen, und im Bereich der Dialoge werden daher nicht einmal besonders viele Register gezogen, sondern man bekommt den Eindruck einer Erzählerin vermittelt, die ihre Zuhörer (und in diesem speziellen Fall ihre Zuschauer) gekonnt in den Bann ziehen kann. Curtis Harrington ist definitiv ein Klassiker im Bereich des Psycho-Thriller gelungen, der wie ein Strudel aus allen positiv verfügbaren Attributen wirkt und insgesamt ist "Satanische Spiele" ein Film der vielschichtigen und atmosphärischen Dichte geworden, dessen Extravaganz in manchen Momenten nahezu beispiellos wirkt. Abgerundet wird dieser hervorragende Eindruck dadurch, dass auch klassische Elemente und sogar Klischees nicht vernachlässigt werden. Unterhaltend, faszinierend, fantastisch, hin und wieder einschüchternd und obendrein hervorragend gespielt. Ein Volltreffer in jeder Beziehung!