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Schwarzer Freitag.jpg (91.75 KiB) 217 mal betrachtet
Originaltitel: Black Friday
Herstellungsland: USA / 1940
Regie: Arthur Lubin
Darsteller: Boris Karloff, Stanley Ridges, Bela Lugosi, Anne Nagel, Anne Gwynne, Virginia Brissac, Edmund MacDonald, Paul Fix, Murray Alper, John Kelly, Joe King, Jack Mulhall u. A.
Als sein Freund Professor Kingsley (Stanley Ridges) bei einem Schußwechsel von Gangstern von deren Auto überfahren wird, trägt er einen schweren Gehirnschaden davon, der im Krankenhaus nicht behandelt werden kann, so daß sich Dr.Ernest Sovac einer radikal experimentellen Methode bedienen muß: die geschädigten Teile von Kingsleys Gehirn ersetzt er durch identische Teile des Gangsters Red Cannon, der bei dem Schußwechsel ebenfalls irreparabel verletzt wurde. Der Eingriff gelingt, doch jetzt hat Kingsley wechselnde Persönlichkeiten und die wutschnaubende und rachsüchtige von Cannon gewinnt oft die Oberhand. Während Sovac langsam aber sicher der Fund von Cannons Beute mehr interessiert als sein Freund, geht die Cannon-Hälfte von Kingsley brutal gegen die anderen Männer seiner Organisation vor, an deren Spitze Eric Marnay (Bela Lugosi) steht...
Anfangs wird man Zeuge, wie Dr. Ernest Sovac (Boris Karloff, „Im Banne des Dr. Monserrat“) seiner Hinrichtung zugeführt wird und erfährt anhand seiner verlesenen Tagebucheinträg in einer bis zum Schluss des Films anhaltenden Rückblende, weshalb er wofür verurteilt wurde. Um seinen freundlichen, sanftmütigen und intelligenten Freund George Kingsley (Stanley Ridges) zu retten, der nach einem unverschuldeten Autounfall im Sterben liegt, nimmt er eine Art Gehirntransplantation vor – für die er auf das Gehirn des Gangsters zurückgreift, der auf seiner Flucht vor einem Killerkommando den Unfall verursachte. Sovac interessiert aber nicht nur das Wohlergehen seines Freundes, sondern neben der Frage nach der medizinischen Machbarkeit auch die Information, wo Gangster Red Cannon die 500.000 Dollar versteckt hat, die nach dessen offiziellen Tod nie gefunden wurden...
So kommt es dann, dass Kingsley in bester Jekyll/Hyde-Manier zwischen seiner und der Persönlichkeit Red Cannons munter hin- und herpendelt, immer Sovac an seiner Seite, der versucht, aus dem Gedächtnis seines Patienten das Geheimnis um den Geldschatz herauszukitzeln. Auf die Sprünge helfen soll eine Verlagerung ins alte Umfeld, doch dort lauern Gefahren in Form von Gangsterboss Marnay (Bela Lugosi, „Die Rache des Würgers“) und dessen Bande, die ebenfalls hinter dem Geld her ist.
„Schwarzer Freitag“ bedient sich nicht nur bekannter Genre-Schauspieler, sondern auch bewährter Zutaten und Ideen – Lubin ist es aber gelungen, einen temporeichen, recht spannenden Film aus den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu machen, der unspektakulär, aber ziemlich passabel unterhält. Hervorstechend ist insbesondere Stanlay Ridges, der seine Doppelrolle als Geschichtsprofessor und Gangster jeweils sehr authentisch spielt. Seinen Anteil daran hat aber auch die hervorragende Maskenarbeit, die tatsächlich zwei optisch vollkommen unterschiedliche Charaktere schuf. Faszinierend. Karloff als Dr. Sovac, der Forschungsdrang und Geldgier verfällt, wird relativ ambivalent dargestellt, so dass sein Handeln immer nachvollziehbar bleibt; einmal mehr bekommt seine ihm wie auf den Leib geschneiderte Rolle eine tragische Note – allerspätestens, wenn die Rückblende beendet wird und der Kreis sich angesichts des elektrischen Stuhls schließt. Lugosi kann in seiner Nebenrolle als Gangsterboss auf seine bekannten Qualitäten zurückgreifen, ohne zu überraschen. Viel mehr als eine Fingerübung wird das für den gebürtigen Ungar nicht gewesen sein. Spezialeffekte allerdings sind rar gesät und lediglich in Form einfacher Überblendungen vorhanden.
Die Frage nach wissenschaftlicher und ärztlicher Moral wirkt letztlich evtl. etwas aufgesetzt, passt aber gut zum Film und seiner differenzierten Betrachtungsweise. Gewiss kein vergessener Klassiker, aber ein immer noch gut konsumierbarer, früher Genrebeitrag mit einer starken Besetzung, dessen Krimi-Anteil aber überwiegt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Der Film hat mich wirklich überrascht, gelungene Mischung aus, Drama, Krimi und Horror, einfach großartig wie ich finde!
Schade nur das Lugosis Rolle hier eher klein und unspektakulär ausgefallen ist.
Erscheint voraussichtlich am 30.07.2021 bei Wicked-Vision auf Doppel-Blu-ray in verschiedenen Mediabooks:
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare
Extras:
- 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Robert Zion
- Audiokommentar mit Filmhistoriker Constantine Nasr
- Dokumentation: „A Good Game: Karloff und Lugosi bei Universal: Teil 4 – ,Black Friday‘“
- Originaltrailer
- Trailers from Hell mit Joe Dante
- Bildergalerie
Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Der Literaturwissenschaftler Prof. Kingsley (Stanley Ridges) gerät zufälligerweise in einen Schußwechsel zwischen Gangstern.
Dabei wird er vom Oberbösewicht Red Cannon schwer getroffen. Seine Hirnverletzung scheint tödlich.
Doch auch der Gangster stirbt bei dem Überfall. Auftritt Dr. Ernest Sovac (Boris Karloff):
Der berühmte Neurochirurg sieht noch eine Chance für seinen Kumpel Kingsley. Indem er
ihm Teile des Gehirns von Red Cannon einpflanzt, rettet er ihn. Doch nach seinem Wiedererwachen
leidet Kingsley unter Wahrnehmungstrübungen; oder wohnen plötzlich zwei Personen in seinem Kopf?
Als Sovac erfährt, daß die Beute aus Cannons letztem Coup nicht aufzufinden ist, faßt er
einen Plan. Er versucht in Prof. Kingsley immer mehr Erinnerungen von Cannon freizusetzen,
um so an das Geldversteck zu gelangen. Die Folge sind zahlreiche Morde.....
Ja, auch Bela Lugosi spielt in diesem Streifen mit. Universal produzierte ein weiteres
Karloff-Lugosi-Vehikel. Obwohl Lugosi anfangs für eine der zwei Hauptrollen vorgesehen war,
rutschte er dann mit weiniger Screentime als Gangster Marnay auf den dritten Platz der Besetzungsliste;
zugleich Synonym für den sinkenden Stern Lugosis. Auch entstand nicht wie ursprünglich vorgesehen
ein weiteres Horrorspektakel, sondern ein Mad-Scienstist-Streifen mit Anleihen bei Jekyll und Hyde
und beim Gangstergenre. Tatsächlich wird mancherorts die These aufgestellt, daß unter der
Regie von Arthur Lubin und der Fotografie von Elwood Bredell mit "Black Friday" der erste Vertreter des Film Noir
entstand. So zum Beispiel im beiliegenden Booklet von Robert Zion.
Wie dem auch sei ist "Schwarzer Freitag" eine kurzweilige Angelegenheit, in der eben auch die
urbanen Schwarz-Weiß-Bilder Bredells zu überzeugen wissen.
Sehr schöne Rundum-Sorglos-Veröffentlichung von Wicked Vision.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Erscheint voraussichtlich am 17.11.2023 noch einmal bei Wicked-Vision als Blu-ray/DVD-Kombination:
Extras:
- Audiokommentar mit Filmhistoriker Constantine Nasr
- Dokumentation: „A Good Game: Karloff und Lugosi bei Universal: Teil 4 – ,Black Friday‘“
- Originaltrailer
- Trailers from Hell mit Joe Dante
- Bildergalerie