Alternativer Titel: Scorpio
Produktionsland: USA
Produktion: Walter Mirisch
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Michael Winner
Drehbuch: David W. Rintels, Gerald Wilson
Kamera: Robert Paynter
Schnitt: Michael Winner
Musik: Jerry Fielding
Länge: ca. 110 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Alain Delon: Jean Laurier
Paul Scofield: Sergei Zharkov
John Colicos: McLeod
Gayle Hunnicutt: Susan
J.D. Cannon: Filchock
Joanne Linville: Sarah Cross
Mel Stewart: Pick
Liest man den Namen Michael Winner denkt man bei der Art der Story schon ein wenig an „Kalter Hauch“. Es gibt tatsächlich kleine Parallelen, auch wenn „Scorpio“ schon ein anderes Gesamtbild vermittelt. Konnte Jan-Michael Vincent in „Kalter Hauch“ als skrupellos angesehen werden, so muss man Delon diesmal schon eine gewisse Sentimentalität zugestehen. Genau diese Sentimentalität ist seinem Job vollkommen unangebracht und führt natürlich auch zu einem bösen Ende. Dieses sei nicht als Spoilern zu verstehen, sondern einfach als nüchterne Analyse einer Persönlichkeit. Kennt man Delon nämlich als coolen und unnachsichtigen Charakter, so wird man innerhalb „Scorpio“ eines Besseren belehrt. Die Person Jean Laurier hat durchaus seine Schwachstellen, diese gilt es zu finden und dann ist auch er verwundbar wie jeder Andere auch. Das hierbei zum einen, das Zwischenmenschliche wie zum anderen, Respekt zum Tragen kommt ist in gewisser Weise nicht nur verständlich, sondern auch erwartungsgemäß. Das ist das Interessante an Winners Charaktere, sie sind zwar Profis, aber durchaus auch Menschen.
Eben diese beiden Hauptcharaktere, sprich Cross und Laurier bringt Winner dem Zuschauer sehr nahe. Es wird eine Art Beziehung zum Publikum aufgebaut, dass in beiden Charakteren eine Identifikation zu finden weiß. Diese Manifestierung ist wichtig für den Storyverlauf, der auf diese Weise noch interessanter wird. Lancaster wie auch Delon erfüllen nicht nur zu diesem Zweck ihre Parts als Cross bzw. Laurier absolut überzeugend, was mich persönlich auf Grund des Status dieser beiden Ausnahmeschauspieler nicht verwundert. Bei diesem Thema angelangt muss auch noch auf die wirklich sehr gute Dialogführung hingewiesen werden. „Scorpio“ ist ein Film für ein denkendes Publikum, Freunde von überschäumenden Sensationskino sind hier fehl am Platz.
Neben dem Hauptaugenmerk, Intelligenz und Dialog bringt Winner natürlich noch einen Actionanteil ein. Diese Actionmomente sind sehr erdig gestaltet. Es wirkt Nichts überzogen und eine Verfolgungsjagd (Delon/ Lancaster) hat es richtig in sich.
Jerry Fielding, der auch für die Musik in „Kalter Hauch“ zuständig ist, bringt innerhalb „Scorpio“ einige sehr gute akustische Momente ein. Besonders erwähnenswert ist hier ein virtuos wirkendes Klavierspiel, das eine gewisse Tendenz zu dem Tastenspiel eines Keith Emerson aufweist.
Fazit: Ein intelligenter und sehr guter Film, der wieder einmal zeigt, dass auch ein abgebrühter Killer immer noch ein Mensch sein kann, auch wenn es zu seinem Verhängnis wird.
8/10