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Darsteller: Reb Brown, John Phillip Law, James Ryan, Cameron Mitchell, Cisse Cameron, Graham Clarke, Billy Second, Rufus Swart, Arthur Hall, Norman Anstey, Rick Skidmore, Guy Pringle u. A.
...seit 13 Generationen sind wir unterwegs, viele tausend Menschen auf der Suche nach einem neuen Heimatplaneten. Gegen die Angriffe der Außerirdischen können wir uns - bis heute - noch erfolgreich wehren. Der größte und gefährlichste Feind des Menschen befindet sich jedoch in unseren eigenen Reihen. Kalgan und seine Schergen versuchen mit immer brutaleren Übergriffen, das Raumschiff in ihre Gewalt zu bringen. Was uns unter ihrer Herrschaft erwartet, ist schlimmer als der Tod!
„Space Mutiny“ vom US-Regisseur-Duo Neal Sundstrom („Howling V”) und David Winters („Love to Kill”) aus dem Jahre 1988 ist eine Science-Fiction-Obertrashgurke, bei der quasi gar nichts stimmt – außer dem Spaßfaktor für geeichte Trashologen.
In der fernen Zukunft sucht die Menschheit nach neuem Lebensraum, so dass viele ihr gesamtes Leben in Raumschiffen verbringen. Sicherheitsmann Kalgan (John Phillip Law, „Barbarella“, „Tarzan – Herr des Urwalds“) meutert und will die Southern Sun so schnell wie möglich zur Landung zwingen, um ein Leben in Saus und Braus zu führen… Er intrigiert, sabotiert, meuchelt und zieht seine Untergebenen auf seine Seite. Einen Verbündeten hat er in Chefingenieur MacPhearson (James Ryan, „Kickboxer 5“). Doch hat er die Rechnung ohne Dave Ryder (Reb Brown, „Captain America““, „Einer gegen das Imperium“) gemacht, der antritt, die Southern Sun heldenhaft zu retten und außerdem mit Lea (Cisse Cameron, „Der Abstauber“), der Tochter des Captains, anbändelt.
Alles, was in „Space Mutiny“ irgendwie nach Budget aussieht, also die Außenaufnahmen, ist Archivmaterial aus „Kampfstern Galactica“. Der Rest des Films findet in irgendwelchen unbeholfen auf „spacig“ getrimmten Hallen statt, die ein Raumschiff suggerieren sollen, stellenweise aber noch ihre Ziegelwände offenbaren. Die Brücke sieht aus wie ein Großraumbüro mit „hypermodernen“ PCs mit 5-¼-Zoll-Laufwerken, hier verwendet als „ID Reader“. Die Effekte der Außenszenen machen Spaß, weil sie an Computer-Spiele wie „Wing Commander“ erinnern, andere Grafiken sehen aus, wie auf einem C64 erzeugt, Visueller Höhepunkt sind aber neben Cameron Mitchells („Die Nacht der Schreie“) Weihnachtsmannlook als Captain zweifelsohne die affigen Kostüme der Besatzung, wobei die der weiblichen Mitglieder sehr figurbetont ausfielen und eher an Bademode erinnern. Jüngere Zuschauer mögen sich fragen, ob diese Outfits futuristisch aussehen sollten oder schlicht die vielgescholtene grausame 80er-Mode war. Ich tendiere dazu, sie als eine Mischung aus beidem zu klassifizieren. Lediglich für Ryder war keine Alufolie mehr übrig, er muss mit einem simplen Feinrippunterhemd vorliebnehmen. Nett übrigens auch das Logo der Southern Sun, das auf die Overalls gestickt wie SS-Runen aussieht…
Kaum ein schlechter Film ohne Tanzszene, so auch hier: Just nach dem Tod eines ihr nahestehenden Besatzungsmitglieds stürzt sich Lea in die Raumschiff-Disco, wo Hula-Hoop-Reifen (!) gerade eine ungeahnte Renaissance erleben, und tanzt Ryder obszön an, nachdem sie ihn kurz zuvor noch verdammt hatte. Doch natürlich wird auch reichlich Action geboten; so gibt es Lasergeballer en masse, statt fieser Schusswunden aber ständige Stürze aus hohen Entfernungen, deren Aufpralle man nie zu sehen bekommt. Später allerdings kommt ein Flammenwerfer zum Einsatz und man jagt tatsächlich ein paar brennende Stuntmen durch die Gegend! Der Oberknaller im wahrsten Sinne des Wortes ist aber das Finale, als unser Held und der Bösewicht sich ein packendes Autoscooter-Duell in zwei lächerlich instabil aussehenden „Enforcern“, Typ fahrbarer Rasenmäher, liefern, bis beide explodieren, als hätten sie gallonenweise Sprit getankt (die „Enforcer“ wohlgemerkt, wobei die Schauspieler vermutlich auch nicht mehr ganz nüchtern waren…). Die Schlusseinstellung stellt eine Fortsetzung in Aussicht, die es zum Glück (?) nie gegeben hat.
Uff… Die Darstellerriege besteht aus erfahrenen Trashern (Brown, Ryan) und mehr oder weniger verdienten Schauspielern auf dem absteigenden Ast (Law, Mitchell), die gute Miene zum bösen Spiel machen und die Handlung will vorne und hinten keinen rechten Sinn ergeben. Da hätten wir beispielsweise noch die Bellerianerinnen, eine außerirdische Mädelgruppe, die die Southern Sun besucht, aber anscheinend nicht das Geringste mit der Geschichte zu tun haben. Die Dialoge sind zum Schießen (mit der Laserpistole) und machen selbstverständlich vor ausgiebigem, sinnfreiem Pseudotechnikgelaber nicht halt. Bei all seinen Unzulänglichkeiten kann man „Space Mutiny“ aber einen gewissen Unterhaltungsfaktor, ausschließlich resultierend aus seinem unfreiwilligen Trash-Gehalt, nicht absprechen, denn hier wurde nicht wirklich alles versemmelt. Unter dieser Prämisse betrachtet mag er für manch vergnügliche Stunde sorgen und Trash-Gourmets munden. Objektiv betrachtet ist dieser Film aber nicht außer-, sondern unterirdisch.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)