Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Moderator: jogiwan
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese
ich las gerade in einem Interview Amata, Carmie: Scorsese on Taxi Driver and Herrmann. In: Woods, Paul A. (Hrsg.): Scorsese. A Journey Through The American Psyche, London 2005, S. 66-70, hier S. 68ff., dass Bernard Herrmann, der die Musik zum Film machte, auf schnelles Fertigstellen drängte. Sie haben an zwei Tagen aufgezeichnet, den Main Theme in 1,5 Tagen. Eigentlich wollte Scorsese dann, dass Bernard eine Pause macht. Aber er brachte seine Arbeit noch zügig zu Ende. wenige Stunden später starb er - wie krass ist das denn bitte?
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese
buxtebrawler hat geschrieben:Ein Heile-Welt-Filmchen ist das sicher nicht und, frei nach jogschi, wer rechtspopulistische Tendenzen sucht, wird sie auch finden. Alle anderen genießen einen der besten, weil differenziertesten und ambivalentesten Selbstjustiz-Streifen überhaupt, der in erster Linie ein großartiges persönliches Drama ist.jogiwan hat geschrieben:Mag sein, dass "Taxi Driver" im Jahre 1976 aufgrund des zeitliches Umfelds und seiner ambivalenten (Anti-)Heldenfigur ein kontroverser Schocker war, aber mich hat das leichtfüssig anmutende Lehrfilmchen für Pessimisten und Schwarzseher mit seinen rechtspopulistischen Tendenzen gestern nicht sonderlich begeistert.
orf.at hat geschrieben: Hollywoodstar Robert de Niro hat dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Die Äußerungen des Republikaners im Wahlkampf bezeichnete der Oscar-Preisträger als „vollkommen irre“. Der US-Schauspieler, ein bekennender Demokrat, verglich Trump gestern beim Filmfest in Sarajevo mit dem von ihm verkörperten Anti-Helden aus dem Film „Taxi Driver“ aus dem Jahr 1976. Der unter Paranoia leidende Vietnam-Veteran Travis Bickle sitze am Ende des Films nach einer Gewaltorgie wieder am Steuer seines Taxis und werde gefeiert. Ähnlich fehl am Platz erscheine ihm der Immobilienunternehmer Trump. „Leute wie Donald Trump sollten überhaupt nicht da sein, wo sie sind.
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese
buxtebrawler hat geschrieben:Ein Heile-Welt-Filmchen ist das sicher nicht und, frei nach jogschi, wer rechtspopulistische Tendenzen sucht, wird sie auch finden. Alle anderen genießen einen der besten, weil differenziertesten und ambivalentesten Selbstjustiz-Streifen überhaupt, der in erster Linie ein großartiges persönliches Drama ist.
quelle: http://www.orf.at/#/stories/2353844/orf.at hat geschrieben: Hollywoodstar Robert de Niro hat dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Die Äußerungen des Republikaners im Wahlkampf bezeichnete der Oscar-Preisträger als „vollkommen irre“. Der US-Schauspieler, ein bekennender Demokrat, verglich Trump gestern beim Filmfest in Sarajevo mit dem von ihm verkörperten Anti-Helden aus dem Film „Taxi Driver“ aus dem Jahr 1976. Der unter Paranoia leidende Vietnam-Veteran Travis Bickle sitze am Ende des Films nach einer Gewaltorgie wieder am Steuer seines Taxis und werde gefeiert. Ähnlich fehl am Platz erscheine ihm der Immobilienunternehmer Trump. „Leute wie Donald Trump sollten überhaupt nicht da sein, wo sie sind.
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
ich will es hier nicht unerwähnt lassen - da Jogi in TAXI DRIVER rechtskonservative Tendenzen liest, habe ich einen akademischen Text, den ich anfang des Jahres schrieb, mal online veröffentlicht. Nur, damit Jogi auch mal eine andere Perspektive auf den Film bekommt. Jogi hat ihn jetzt gelesen und findet TAXI DRIVER noch immer blöd
Allen anderen will ich den Text nicht vorenthalten. Bei Interesse: Es geht um die Regie-Cameos in CHINATOWN (USA 1974, Regie: Roman Polanski), TAXI DRIVER (USA 1976 , Regie: Martin Scorsese) und DIE FLIEGE (THE FLY, USA 1986, Regie: David Cronenberg) und deren Deutung als künstlerische Eingriffe und Schöpfergesten.
Hier in voller Länge:
https://www.academia.edu/27786940/Im_Me ... Inscriptio
(Anm.: Für den Download muss man sich wohl irgendwie anmelden, aber Online lesen geht problemlos)
Allen anderen will ich den Text nicht vorenthalten. Bei Interesse: Es geht um die Regie-Cameos in CHINATOWN (USA 1974, Regie: Roman Polanski), TAXI DRIVER (USA 1976 , Regie: Martin Scorsese) und DIE FLIEGE (THE FLY, USA 1986, Regie: David Cronenberg) und deren Deutung als künstlerische Eingriffe und Schöpfergesten.
Hier in voller Länge:
https://www.academia.edu/27786940/Im_Me ... Inscriptio
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Erscheint voraussichtlich am 17.11.2017 als "40th Anniversary Edition" noch einmal bei Sony Pictures auf Blu-ray.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
in der Trump-Edition mit neuem Feindbilder-Quartett, Benzin-Gutschein und Gratis-Munition?buxtebrawler hat geschrieben:Erscheint voraussichtlich am 17.11.2017 als "40th Anniversary Edition" noch einmal bei Sony Pictures auf Blu-ray.
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- FarfallaInsanguinata
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Habe (leider) den Fehler begangen, die verpassten Posts der vergangenen +- drei Jahre offline nachzuholen. Soweit alles okay.
Wer aber meinem absoluten Lieblingsfilm "Taxi Driver" ans Bein pinkelt, macht mich doch leicht grantig.
"Populistische Tendenzen" könnte man aus heutiger Sicht wohl fast allen Werken der Siebziger nachsagen, aber was heißt das schon? "Populistisch" ist im Prinzip alles, was der aktuellen medien-bestimmten Mainstream-Ansicht von "politischer Korrektheit" nicht entspricht. Nur ist diese sogenannte "politische Korrektheit" eine einzige Farce von angeblicher Freiheit, die uns allen im Detail vorschreiben möchte, was wir denken, fühlen und vor allem sagen dürfen. Die Aspekte, auf die es wirklich ankommt, dürfen wir aber trotzdem nicht leben.
Homophobe muslimische Männer sind völlig okay, homosexuelle Männer/Frauen und Transgender müssen sich aber trotzdem weiter verstecken. Das verstehen diese Arschlöcher also unter "politischer Korrektheit". Ich mache diesen Mist nicht mit. Ich bin entschiedene Feministin, wohlgemerkt nicht mit der "Emma"-Latzhosen-Mentalität der Spät-Hippies.
Das hält mich aber nicht davon ab, diesem Film bis an mein Lebensende die Wertung von 10/10 zu geben.
Und Trump ist ein Vollidiot, der nicht einmal akzeptable Twitter-Posts auf die Reihe bekommt.
Fuck PC!
Wer aber meinem absoluten Lieblingsfilm "Taxi Driver" ans Bein pinkelt, macht mich doch leicht grantig.
"Populistische Tendenzen" könnte man aus heutiger Sicht wohl fast allen Werken der Siebziger nachsagen, aber was heißt das schon? "Populistisch" ist im Prinzip alles, was der aktuellen medien-bestimmten Mainstream-Ansicht von "politischer Korrektheit" nicht entspricht. Nur ist diese sogenannte "politische Korrektheit" eine einzige Farce von angeblicher Freiheit, die uns allen im Detail vorschreiben möchte, was wir denken, fühlen und vor allem sagen dürfen. Die Aspekte, auf die es wirklich ankommt, dürfen wir aber trotzdem nicht leben.
Homophobe muslimische Männer sind völlig okay, homosexuelle Männer/Frauen und Transgender müssen sich aber trotzdem weiter verstecken. Das verstehen diese Arschlöcher also unter "politischer Korrektheit". Ich mache diesen Mist nicht mit. Ich bin entschiedene Feministin, wohlgemerkt nicht mit der "Emma"-Latzhosen-Mentalität der Spät-Hippies.
Das hält mich aber nicht davon ab, diesem Film bis an mein Lebensende die Wertung von 10/10 zu geben.
Und Trump ist ein Vollidiot, der nicht einmal akzeptable Twitter-Posts auf die Reihe bekommt.
Fuck PC!
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Was du wohl meinst ist nicht PC, sondern eine falsch verstandene Form der Toleranz, die unter dem Deckmantel der PC praktiziert wird. In "Taxi Driver" geht es ja neben dem Portait einer gestrandeten Seele ja meines Erachtens auch um die "moralische" Legitimation das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen, wenn in bestimmten Situationen die Gewalt im Staat offensichtlich zu versagen droht. Ich fand auch, dass der Film dabei auf für meine Empfindungen zu tendenziöse Weise versucht, dass der Zuschauer mit dem Außenseiter sympathisiert, sich mit ihm solidarisiert und somit indirekt auch die Taten gutheißt. Das fand ich gerade in Hinblick auf die Figur des Travis Bickle und dessen Background doch als etwas problematisch. Aber "Taxi Driver" ist ja u.a. nicht der Kultfilm, der er ist, weil er so glattgebügelt daherkommt - als "differenziert" und "ambivalent" wie der Bux habe ich den Streifen nicht empfunden.FarfallaInsanguinata hat geschrieben: "Populistische Tendenzen" könnte man aus heutiger Sicht wohl fast allen Werken der Siebziger nachsagen, aber was heißt das schon? "Populistisch" ist im Prinzip alles, was der aktuellen medien-bestimmten Mainstream-Ansicht von "politischer Korrektheit" nicht entspricht. Nur ist diese sogenannte "politische Korrektheit" eine einzige Farce von angeblicher Freiheit, die uns allen im Detail vorschreiben möchte, was wir denken, fühlen und vor allem sagen dürfen. Die Aspekte, auf die es wirklich ankommt, dürfen wir aber trotzdem nicht leben.
Homophobe muslimische Männer sind völlig okay, homosexuelle Männer/Frauen und Transgender müssen sich aber trotzdem weiter verstecken. Das verstehen diese Arschlöcher also unter "politischer Korrektheit".
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- FarfallaInsanguinata
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Danke für deine Ausführungen, jogi! Nun habe ich deine Vorbehalte dem Film gegenüber tatsächlich besser verstanden.
Was "Taxi Driver" nun mal auch in erster Linie auszeichnet und aus der Masse der Selbstjustiz-Streifen heraushebt, ist die tiefgründige, differenzierte Darstellung des Protagonisten. Wo viele der anderen Produkte doch eher flache Charaktere mit flacher Motivation präsentieren und dadurch in erster Linie "flach gestrickte Rednecks" ansprechen, versteht "Taxi Driver" durch seine "Cleverness" es eben durchaus, auch eher differenziert denkende Zuschauer bei den Gefühlen zu packen. Denn, wer fände es schließlich nicht positiv, wenn ein hilfloses Opfer aus den Fängen eines ausbeuterischen Monsters befreit wird. So gesehen ist der Film vielleicht sogar noch fragwürdiger als eindimensionale Streifen wie "Der Exterminator", "Ein Mann sieht rot", "Rambo 1-55" etc.
Aber genau das ist für mich eben der Schlüssel, ob man unabdingbar an die Autorität von staatlich vorgegebenem Recht und Gesetz glaubt und Selbstjustiz somit unter allen Umständen ablehnt, oder ob für einen persönlich Selbstjustiz eine Option sein kann, wenn die offiziellen Stellen tatsächlich versagen. Da ich "Taxi Driver" und "Die Frau mit der 45er Magnum" zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zähle, ist dir sicherlich klar, wie meine Antwort auf diese Frage ausfällt.
Ich weiß noch, wie ich "Taxi Driver" das erste Mal gesehen habe. Ich war im Teenager-Alter, sehr rebellisch und absolut obrigkeitsfeindlich eingestellt; trotzdem hat dieser Film es geschafft, mich auf der emotionalen Ebene absolut zu beeindrucken, obwohl er ja vordergründig ein reaktionäres Weltbild bedient. Vielleicht eben gerade, weil Travis ein genauso verlorener Außenseiter war wie ich selbst. Ich habe ihn geradezu beneidet, weil mein nacktes Gefühl war, der hat wenigstens einmal in seinem Leben etwas sinnvolles getan.
Noch kurz zum leidlichen Thema PC.
Du magst das gerne so sehen, dass es sich in einigen Punkten um falsch verstandene Toleranz und somit Auswüchse handelt, ich werde es weiter anders sehen.
Für mich ist die "politische Korrektheit" an sich die Wurzel des Übels, denn um nichts anderes geht es bei der Angelegenheit als Regeln aufzustellen, was angeblich gut und böse, tolerierbar und nicht-tolerierbar ist. Dass dabei so absurde Deformationen rauskommen, wie ein gebrandmarkter harmloser Begriff wie "Zigeunerschnitzel" auf der einen und Homophobie und Sexismus mit der Entschuldigung der Religionsfreiheit auf der anderen Seite, zeigt für mich nur, wie verkehrt und fehlgeleitet die ganze Idee grundsätzlich ist.
Was "Taxi Driver" nun mal auch in erster Linie auszeichnet und aus der Masse der Selbstjustiz-Streifen heraushebt, ist die tiefgründige, differenzierte Darstellung des Protagonisten. Wo viele der anderen Produkte doch eher flache Charaktere mit flacher Motivation präsentieren und dadurch in erster Linie "flach gestrickte Rednecks" ansprechen, versteht "Taxi Driver" durch seine "Cleverness" es eben durchaus, auch eher differenziert denkende Zuschauer bei den Gefühlen zu packen. Denn, wer fände es schließlich nicht positiv, wenn ein hilfloses Opfer aus den Fängen eines ausbeuterischen Monsters befreit wird. So gesehen ist der Film vielleicht sogar noch fragwürdiger als eindimensionale Streifen wie "Der Exterminator", "Ein Mann sieht rot", "Rambo 1-55" etc.
Aber genau das ist für mich eben der Schlüssel, ob man unabdingbar an die Autorität von staatlich vorgegebenem Recht und Gesetz glaubt und Selbstjustiz somit unter allen Umständen ablehnt, oder ob für einen persönlich Selbstjustiz eine Option sein kann, wenn die offiziellen Stellen tatsächlich versagen. Da ich "Taxi Driver" und "Die Frau mit der 45er Magnum" zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zähle, ist dir sicherlich klar, wie meine Antwort auf diese Frage ausfällt.
Ich weiß noch, wie ich "Taxi Driver" das erste Mal gesehen habe. Ich war im Teenager-Alter, sehr rebellisch und absolut obrigkeitsfeindlich eingestellt; trotzdem hat dieser Film es geschafft, mich auf der emotionalen Ebene absolut zu beeindrucken, obwohl er ja vordergründig ein reaktionäres Weltbild bedient. Vielleicht eben gerade, weil Travis ein genauso verlorener Außenseiter war wie ich selbst. Ich habe ihn geradezu beneidet, weil mein nacktes Gefühl war, der hat wenigstens einmal in seinem Leben etwas sinnvolles getan.
Noch kurz zum leidlichen Thema PC.
Du magst das gerne so sehen, dass es sich in einigen Punkten um falsch verstandene Toleranz und somit Auswüchse handelt, ich werde es weiter anders sehen.
Für mich ist die "politische Korrektheit" an sich die Wurzel des Übels, denn um nichts anderes geht es bei der Angelegenheit als Regeln aufzustellen, was angeblich gut und böse, tolerierbar und nicht-tolerierbar ist. Dass dabei so absurde Deformationen rauskommen, wie ein gebrandmarkter harmloser Begriff wie "Zigeunerschnitzel" auf der einen und Homophobie und Sexismus mit der Entschuldigung der Religionsfreiheit auf der anderen Seite, zeigt für mich nur, wie verkehrt und fehlgeleitet die ganze Idee grundsätzlich ist.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- buxtebrawler
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Re: Taxi Driver - Martin Scorsese (1976)
Der amerikanische Alptraum im New Hollywood
„Ich kann nachts nicht schlafen.“
Mit Harvey Keitel und Robert De Niro hatte der US-amerikanische Ausnahmeregisseur Martin Scorsese bereits für seinen dritten abendfüllenden Spielfilm „Hexenkessel“ erfolgreich zusammengearbeitet, sein endgültiger Durchbruch gelang ihm jedoch mit seinem fünften Spielfilm „Taxi Driver“ aus dem Jahre 1976, für den er ein in Teilen autobiografisch geprägtes Drehbuch Paul Schraders verfilmte.
„Wenn es dunkel wird, taucht das Gesindel auf...“
Vietnamveteran Travis Bickle (Robert De Niro) leidet nach seiner Rückkehr in den Großstadtmoloch New York unter Schlafstörungen und psychischen Problemen. Er verdingt sich als vornehmlich nachts arbeitender Taxifahrer und empfindet die Gesellschaft um ihn herum zunehmend als verachtenswerten Dreck. Als er mit der jungen, politisch engagierten Betsy (Cybill Shepherd, „Die letzte Vorstellung“) anbändelt, macht er sich Hoffnungen, die bald jäh zerplatzen. Da lernt er eine minderjährige Prostituierte (Jodie Foster, „Alice lebt hier nicht mehr“) kennen, die er aus den Klauen ihres Zuhälters (Harvey Keitel) zu befreien gedenkt – notfalls mit Waffengewalt…
„Man ist immer so gesund wie man sich fühlt...“
Es beginnt mit einer Großaufnahme von Travis‘ Augenpartie, als befände er sich in einem Italo-Western, und einem sehr unfreundlichen Vorstellungsgespräch. Die Western-Reminiszenz gibt bereits einen Hinweis auf den blutigen Showdown, in Kombination mit dem Gespräch auch auf den Nihilismus, den Travis empfindet. Aus seinen Tagebucheinträgen zitiert Travis per Voice-over; ein Kunstgriff, der nötig wurde, um den einsamen, isolierten Travis und seine Perspektive auf sein Umfeld näher kennenlernen zu können. Er bewegt sich in einem schmutzigen New-York-Diorama und wird abhängig von Psychopharmaka. Auf eine gewichtige Schlüsselszene arbeitet seine Bekanntschaft mit Betsy hin. Er verguckt sich in die Helferin aus dem oppositionellen Wahlkampfteam, geht mir ihr Kaffeetrinken und fällt ganz schön mit der Tür ins Haus. Der Film charakterisiert Travis hierbei zunächst vorsichtig als eine Art jenen Typs Mann, der für seine Frau töten würde, ihr aber als „zu nett“ gilt. Dass er definitiv einen größeren Hau weg hat, zeigt sich, als er mit ihr ins Kino geht – ins Pornokino, wohlgemerkt… Dieser Moment ist naturgemäß nicht 100%ig frei von Komik, wurde aber ohne jeden Anflug von Humor inszeniert und hat etwas Beunruhigendes – zeigt es doch, dass er sich und seine Umwelt zumindest in Teilbereichen ganz grundsätzlich anders wahrnimmt als andere. Dass Betsy ihn daraufhin nicht wiedersehen will, überrascht wenig.
„Du denkst zu viel, das ist ungesund!“
Betsys Kontaktabbruch macht etwas mit Travis. Er besorgt sich Waffen, trainiert, setzt sein Medikament ab, übt mit der Waffe vorm Spiegel und macht sich eine ordentliche Frisur: jenen charakteristischen Irokesenschnitt. Sein erstes Todesopfer in seinem kurzsichtigen Wahn, auf den Straßen „aufräumen“ zu müssen, ist ein bewaffneter Räuber. Es erwischt also keinen Sympathieträger, sondern jemanden, der selbst andere mit dem Tode bedroht. Doch sieht Travis nur diesen bewaffneten Dieb, nicht aber das große Ganze, nicht die sozialen Umstände, die gesellschaftlichen Ursachen und die Rolle der Politik dabei – und er fragt auch gar nicht erst danach, sondern hält sich für einen Secret-Service-Mann.
„Ich bin Gottes einsamster Mann.“
Die 13-jährige Jodie Foster bekommt dann ihren berüchtigten Auftritt als Kind-Prostituierte Iris, die gegenüber Travis den Schein zu wahren versucht, sie täte das alles gern und freiwillig – was natürlich Quatsch ist. Und dann ist da noch Präsidentschaftskandidat Palantine („Ein wahrer Held“), auf den Travis ein Attentat plant. Auf eine blutige, ultrabrutale Schießerei im Finale folgen betont langsame Kamerafahrten über die Toten und ein Epilog, in dem Travis für Iris‘ Eltern zum Held geworden ist – und sogar ein Wiedersehen mit Betsy. Travis' Heldenverklärung dürfte sich auch für unbedarftere Zuschauerinnen und Zuschauer seltsam anfühlen, denn Travis ist sicherlich vieles, aber kein Held, im Gegenteil: Er ist ein Antiheld Film-noir’scher Prägung in diesem Neo-noir-Film, eine menschliche Zeitbombe, die hochgegangen ist. Jemand, der Selbstjustiz übt und es zwar nicht grundsätzlich auf die Falschen abgesehen hat, dessen Gewalteruptionen aber weniger einem sozialen Gewissen als vielmehr einer abgestumpften, kaputten Psyche entspringen. Travis Verhalten ist das Produkt sozialer Entfremdung.
„Ab heute beginnt die totale Mobilmachung!“
Doch der Film arbeitet Travis‘ Trauma nicht auf – so wenig, wie er dazu in der Lage ist, so sehr verweigert sich dem auch der Film. Scorsese erklärt nichts, sondern konzentriert sich auf eine spannende und wenig vorhersehbare Inszenierung. Deshalb ist „Taxi Driver“ einerseits gewissermaßen ein Psychogramm, andererseits aber auch nicht. In jedem Falle ist er einer der besten, weil differenziertesten und ambivalentesten Selbstjustizstreifen, der in erster Linie ein persönliches Drama ist. Mehr noch: „Taxi Driver“ ist einer der definitiven New-York-Filme. Und eine Warnung. Vor Menschen wie Travis Bickle. Vor den Umständen, die solche Menschen erst hervorbringen. Und nicht zuletzt an amoralische Verbrecher und die Politik.
Travis Bickle wurde seiner derangierten Psyche und seines fragwürdigen Frauenbilds zum Trotz zu einer Art Outlaw-Ikone und als allgegenwärtige Warnung (weniger als tatsächlich vollumfängliche Identifikationsfigur) in subkulturellen Kreisen gern vor sich hergetragen, was letztlich auch mit De Niros intensiver schauspielerischer Leistung zusammenhängen dürfte. Travis erwies sich dabei als zeitlose Figur, deren gesellschaftspolitischer Hintergrund – hier Vietnam und Watergate – sich wandelt, aber doch immer wieder aufs Neue Gefahr läuft, Typen wie ihn zu produzieren. Kaum verwunderlich, dass „Taxi Driver“ seinerzeit polarisierte und hitzig diskutiert wurde.
Aber er bedeutete auch den Durchbruch für Jodie Foster, Robert De Niro und Martin Scorsese und sahnte zurecht zahlreiche Preise ab. Komponist Bernard Herrmann veredelte den Film kurz vor seinem Tod mit einer film-noiresken Lounge-Musik voller warmer Saxophonklänge, es sollte seine letzte Arbeit werden. Interessanterweise war auch Steven Spielberg als Editor an „Taxi Driver“ beteiligt, was der Abspann jedoch verschweigt. Regisseur Scorsese ließ sich den einen oder anderen Cameo nicht nehmen und findet sich als Travis‘ Fahrgast, dem seine Frau Hörner aufgesetzt hat, ebenso wie als Passant im Film wieder.
„Geschenkt.“
„Ich kann nachts nicht schlafen.“
Mit Harvey Keitel und Robert De Niro hatte der US-amerikanische Ausnahmeregisseur Martin Scorsese bereits für seinen dritten abendfüllenden Spielfilm „Hexenkessel“ erfolgreich zusammengearbeitet, sein endgültiger Durchbruch gelang ihm jedoch mit seinem fünften Spielfilm „Taxi Driver“ aus dem Jahre 1976, für den er ein in Teilen autobiografisch geprägtes Drehbuch Paul Schraders verfilmte.
„Wenn es dunkel wird, taucht das Gesindel auf...“
Vietnamveteran Travis Bickle (Robert De Niro) leidet nach seiner Rückkehr in den Großstadtmoloch New York unter Schlafstörungen und psychischen Problemen. Er verdingt sich als vornehmlich nachts arbeitender Taxifahrer und empfindet die Gesellschaft um ihn herum zunehmend als verachtenswerten Dreck. Als er mit der jungen, politisch engagierten Betsy (Cybill Shepherd, „Die letzte Vorstellung“) anbändelt, macht er sich Hoffnungen, die bald jäh zerplatzen. Da lernt er eine minderjährige Prostituierte (Jodie Foster, „Alice lebt hier nicht mehr“) kennen, die er aus den Klauen ihres Zuhälters (Harvey Keitel) zu befreien gedenkt – notfalls mit Waffengewalt…
„Man ist immer so gesund wie man sich fühlt...“
Es beginnt mit einer Großaufnahme von Travis‘ Augenpartie, als befände er sich in einem Italo-Western, und einem sehr unfreundlichen Vorstellungsgespräch. Die Western-Reminiszenz gibt bereits einen Hinweis auf den blutigen Showdown, in Kombination mit dem Gespräch auch auf den Nihilismus, den Travis empfindet. Aus seinen Tagebucheinträgen zitiert Travis per Voice-over; ein Kunstgriff, der nötig wurde, um den einsamen, isolierten Travis und seine Perspektive auf sein Umfeld näher kennenlernen zu können. Er bewegt sich in einem schmutzigen New-York-Diorama und wird abhängig von Psychopharmaka. Auf eine gewichtige Schlüsselszene arbeitet seine Bekanntschaft mit Betsy hin. Er verguckt sich in die Helferin aus dem oppositionellen Wahlkampfteam, geht mir ihr Kaffeetrinken und fällt ganz schön mit der Tür ins Haus. Der Film charakterisiert Travis hierbei zunächst vorsichtig als eine Art jenen Typs Mann, der für seine Frau töten würde, ihr aber als „zu nett“ gilt. Dass er definitiv einen größeren Hau weg hat, zeigt sich, als er mit ihr ins Kino geht – ins Pornokino, wohlgemerkt… Dieser Moment ist naturgemäß nicht 100%ig frei von Komik, wurde aber ohne jeden Anflug von Humor inszeniert und hat etwas Beunruhigendes – zeigt es doch, dass er sich und seine Umwelt zumindest in Teilbereichen ganz grundsätzlich anders wahrnimmt als andere. Dass Betsy ihn daraufhin nicht wiedersehen will, überrascht wenig.
„Du denkst zu viel, das ist ungesund!“
Betsys Kontaktabbruch macht etwas mit Travis. Er besorgt sich Waffen, trainiert, setzt sein Medikament ab, übt mit der Waffe vorm Spiegel und macht sich eine ordentliche Frisur: jenen charakteristischen Irokesenschnitt. Sein erstes Todesopfer in seinem kurzsichtigen Wahn, auf den Straßen „aufräumen“ zu müssen, ist ein bewaffneter Räuber. Es erwischt also keinen Sympathieträger, sondern jemanden, der selbst andere mit dem Tode bedroht. Doch sieht Travis nur diesen bewaffneten Dieb, nicht aber das große Ganze, nicht die sozialen Umstände, die gesellschaftlichen Ursachen und die Rolle der Politik dabei – und er fragt auch gar nicht erst danach, sondern hält sich für einen Secret-Service-Mann.
„Ich bin Gottes einsamster Mann.“
Die 13-jährige Jodie Foster bekommt dann ihren berüchtigten Auftritt als Kind-Prostituierte Iris, die gegenüber Travis den Schein zu wahren versucht, sie täte das alles gern und freiwillig – was natürlich Quatsch ist. Und dann ist da noch Präsidentschaftskandidat Palantine („Ein wahrer Held“), auf den Travis ein Attentat plant. Auf eine blutige, ultrabrutale Schießerei im Finale folgen betont langsame Kamerafahrten über die Toten und ein Epilog, in dem Travis für Iris‘ Eltern zum Held geworden ist – und sogar ein Wiedersehen mit Betsy. Travis' Heldenverklärung dürfte sich auch für unbedarftere Zuschauerinnen und Zuschauer seltsam anfühlen, denn Travis ist sicherlich vieles, aber kein Held, im Gegenteil: Er ist ein Antiheld Film-noir’scher Prägung in diesem Neo-noir-Film, eine menschliche Zeitbombe, die hochgegangen ist. Jemand, der Selbstjustiz übt und es zwar nicht grundsätzlich auf die Falschen abgesehen hat, dessen Gewalteruptionen aber weniger einem sozialen Gewissen als vielmehr einer abgestumpften, kaputten Psyche entspringen. Travis Verhalten ist das Produkt sozialer Entfremdung.
„Ab heute beginnt die totale Mobilmachung!“
Doch der Film arbeitet Travis‘ Trauma nicht auf – so wenig, wie er dazu in der Lage ist, so sehr verweigert sich dem auch der Film. Scorsese erklärt nichts, sondern konzentriert sich auf eine spannende und wenig vorhersehbare Inszenierung. Deshalb ist „Taxi Driver“ einerseits gewissermaßen ein Psychogramm, andererseits aber auch nicht. In jedem Falle ist er einer der besten, weil differenziertesten und ambivalentesten Selbstjustizstreifen, der in erster Linie ein persönliches Drama ist. Mehr noch: „Taxi Driver“ ist einer der definitiven New-York-Filme. Und eine Warnung. Vor Menschen wie Travis Bickle. Vor den Umständen, die solche Menschen erst hervorbringen. Und nicht zuletzt an amoralische Verbrecher und die Politik.
Travis Bickle wurde seiner derangierten Psyche und seines fragwürdigen Frauenbilds zum Trotz zu einer Art Outlaw-Ikone und als allgegenwärtige Warnung (weniger als tatsächlich vollumfängliche Identifikationsfigur) in subkulturellen Kreisen gern vor sich hergetragen, was letztlich auch mit De Niros intensiver schauspielerischer Leistung zusammenhängen dürfte. Travis erwies sich dabei als zeitlose Figur, deren gesellschaftspolitischer Hintergrund – hier Vietnam und Watergate – sich wandelt, aber doch immer wieder aufs Neue Gefahr läuft, Typen wie ihn zu produzieren. Kaum verwunderlich, dass „Taxi Driver“ seinerzeit polarisierte und hitzig diskutiert wurde.
Aber er bedeutete auch den Durchbruch für Jodie Foster, Robert De Niro und Martin Scorsese und sahnte zurecht zahlreiche Preise ab. Komponist Bernard Herrmann veredelte den Film kurz vor seinem Tod mit einer film-noiresken Lounge-Musik voller warmer Saxophonklänge, es sollte seine letzte Arbeit werden. Interessanterweise war auch Steven Spielberg als Editor an „Taxi Driver“ beteiligt, was der Abspann jedoch verschweigt. Regisseur Scorsese ließ sich den einen oder anderen Cameo nicht nehmen und findet sich als Travis‘ Fahrgast, dem seine Frau Hörner aufgesetzt hat, ebenso wie als Passant im Film wieder.
„Geschenkt.“
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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