The last Will and Testament of Rosalind Leigh - R. Gudino

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horror1966
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The last Will and Testament of Rosalind Leigh - R. Gudino

Beitrag von horror1966 »

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The last Will and Testament of Rosalind Leigh
(The last Will and Testament of Rosalind Leigh)
mit Aaron Poole, Vanessa Redgrave, Julian Richings, Stephen Eric McIntyre, Charlotte Sullivan, Mitch Markowitz, Sarah Illiatovitch-Goldman, Rodrigo Gudiño, Bob Dorsey, Rogelio Gudiño, John Carter Craig
Regie: Rodrigo Gudiño
Drehbuch: Rodrigo Gudiño
Kamera: Samy Inayeh
Musik: keine Information
FSK 16
Kanada / 2012

Nach dem Selbstmord seiner Mutter erbt Leon das alte Familienhaus. Vom überraschenden Tod seiner Mutter gezeichnet, kehrt Leon an den Ort seiner Kindheit zurück. Alsbald sieht er sich im Haus merkwürdigen Ereignissen gegenüber. Es scheint so, als ob seine Mutter aus dem Jenseits mit ihm Kontakt aufnehmen möchte. Noch während Leon das Geheimnis zu lüften versucht, schleicht sich eine tödliche Gefahr in sein Leben ein.


Nach zwei Kurzfilmen präsentiert Rodrigo Gudiño nun mit "The last Will and Testament of Rosalind Leigh" sein Langfilm-Debüt, in dem der Zuschauer mit einem Paradebeispiel des subtil aufkommenden Grusel-Feelings konfrontiert wird. Dabei ist die Geschichte im Prinzip mit einer einzigen Figur besetzt, denn der Zuschauer bekommt es durchgehend nur mit dem Charakter des Leon zu tun, der durch den Selbstmord seiner Mutter das Elternhaus erbt und nun nach etlichen Jahren in dieses zurückkommt. Ansonsten bekommt man es lediglich mit Personen zu tun, die entweder nur durch ihre Stimme am Telefon zu hören sind, oder aber auf der Aufnahme auf einer alten VHS-Cassette zu sehen sind. Manch einem mag dieser Aspekt nun schon etwas langweilig erscheinen und zugegebenermaßen ist die Geschichte sicherlich nicht für diejenigen geeignet, die ein hohes Erzähltempo und gesteigerten Aktionismus in einem Film bevorzugen. Zudem brauchen die Geschehnisse auch eine gewisse Zeit bis sie wirklich in Gang kommen, aber dennoch gestalten sich die Abläufe keinesfalls uninteressant, da hier von Beginn an eine geheimnisvolle Note das Szenario kennzeichnet.

Gudiño versteht es dabei sehr gekonnt die Neugier des Zuschauers zu schüren, indem er immer wieder diverse Andeutungen und mysteriöse Momente einfließen lässt. Ziemlich schnell wird dabei ersichtlich, das Leon's Mutter anscheinend Kontakt aus dem Jenseits zu ihrem Sohn aufnehmen will, der ganz offensichtlich in seiner Kindheit unter traumatischen Ereignissen gelitten hat die auf religiösen Begebenheiten innerhalb der Familie beruhen. Was hier zu Beginn noch wie eine Ansammlung einiger nicht zu erklärender Momente innerhalb des alten Hauses erscheint, entfacht in der zweiten Filmhälfte dann auch immer bedrohlicher daher kommende Passagen, in denen der äußerst subtil aufkommende Horror immer stärker in Erscheinung tritt. Dabei dreht sich im Prinzip alles um den Glauben eines Menschen und Leon muss die Erfahrung diverser Erscheinungen machen, bei denen er nie so richtig einschätzen kann, ob diese real sind oder lediglich in seiner Einbildung entstehen. Schon bald ist der junge Mann nahe am Rande des Wahnsinns und merkt immer mehr, das seine verstorbene Mutter ihm irgend etwas aus dem Jenseits mitteilen will, damit ihre Seele ihre endgültige Ruhe finden kann.

Freunde der unterschwelligen Gruselkost werden in diesem Film definitiv voll auf ihre Kosten kommen, denn Rodrigo Gudiño schafft es mit den einfachsten Mitteln den maximalen Ertrag herauszuarbeiten. Das mag sicherlich nicht jedem gefallen, denn wirkliche Action oder ein höheres Tempo bekommt man definitiv nicht geboten. Und dennoch zieht einen diese Geschichte ganz unweigerlich in ihren Bann und strahlt dabei eine nahezu unheilvolle Faszination aus, der man sich beim besten Willen kaum entziehen kann. Die extrem dichte-und mysteriöse Atmosphäre in dem alten Gebäude nimmt einen regelrecht gefangen und Freunde der eher stillen Töne dürften an dieser Stelle nahezu begeistert sein.

Die Auflösung der gesamten Chose gestaltet sich dann zwar nicht unbedingt sonderlich innovativ, rundet aber dennoch perfekt einen insgesamt sehr guten Gesamteindruck ab, der dem Betrachter hier einen stimmigen-und extrem atmosphärischen Grusler präsentiert. Dennoch wird es bestimmt auch wieder genügend Leute geben die "The last Will and Testament of Rosalind Leigh" als langweilig einstufen werden, doch wer sich auf dieses kammerspielartige Szenario einlassen kann, wird letztendlich mit einem sehr gelungenen Filmerlebnis belohnt, das man jederzeit bedenkenlos empfehlen kann.


Fazit:


Freunde von Aktionismus und hohem Tempo sollten erst gar nicht zu der DVD greifen, wer aber ein subtiles Grusel-Erlebnis zu schätzen weiß kann bei diesem Film nichts falsch machen. Ein einziger Schauspieler trägt dabei das gesamte Werk und liefert dabei eine durchaus ansprechende Leistung ab, die sich dem insgesamt überdurchschnittlich gutem Gesamteindruck des Filmes nahtlos anpasst.


7/10
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buxtebrawler
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Re: The last Will and Testament of Rosalind Leigh - R. Gudino

Beitrag von buxtebrawler »

„Es ist nichts Menschliches…“

Rodrigo Gudiño, vornehmlich Herausgeber der Filmpostille „Rue Morgue“, hat mehrere Kurzfilme angefertigt, bevor er 2012 erstmals als Regisseur eines Vollzeit-Spielfilms in Erscheinung trat: Der kanadisch produzierte „The Last Will and Testament of Rosalind Leigh“ ist ein Okkult-Haunted-House-Grusler der alten Schule.

Rosalind Leigh, die Mutter des Antiquitätenhändlers Leon (Aaron Poole, „The Samaritan“), hat Selbstmord begangen. Der Kontakt zu ihr war bereits lange abgerissen, Rosalinds religiöser Wahn hatte Mutter und Sohn voneinander entfremdet. Nun tritt Leon das Erbe seiner Mutter an: ein abgelegenes Häuschen, das vollgestopft ist mit religiösen Reliquien. Rosalind war Anhängerin einer obskuren Sekte, die Angst vor einem imaginären Gott schürte und in der sie in ihrer Einsamkeit vollkommen aufging. Je mehr sich Leon in den Gemäuern umsieht, desto häufiger sieht er sich mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert. Dabei sind die ihre Standorte wie von Geisterhand ändernden Gegenstände und die regelmäßigen Stromschwankungen noch gar nichts gegen eine monströse Kreatur, die vom Garten Besitz ergriffen hat und ins Haus einzudringen versucht. Während Leon sich im Inneren verbarrikadiert, scheint es, dass seine Mutter ihm aus dem Jenseits etwas mitzuteilen versucht…

Gudiños Low-Budget-Fan-Film kann durchaus zum Haunted-House-Revival innerhalb des Horror-Genres der 2010er-Dekade gezählt werden, hier sogar in seiner reduziertesten Form als Ein-Personen-Kammerspiel mit nur wenigen ergänzenden Statisten. Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave leiht der toten Mutter lediglich ihre Stimme (und das natürlich auch nur im englischen Originalton), die das Geschehen aus dem Off kommentiert. Zur Erläuterung der Hintergründe muss ein Telefonat herhalten. Trotz seiner kurzen Laufzeit von lediglich gut 70 Minuten erzählt Gudiño seinen Film ausgesprochen langsam und konzentriert sich auf eine Atmosphäre diffuser, ungreif- und undefinierbarer, omnipräsenter Bedrohung über die an der Tür kratzende Kreatur hinaus. Leon streift durchs Gebäude und beschäftigt sich mit den Hinterlassenschaften seiner Mutter, woraus das Publikum sich nach und nach ein Bild der Beziehung beider zueinander geistig zusammensetzen soll. Dies funktioniert jedoch nur leidlich, zu uninteressant wirken beide eindimensionalen Figuren. Dafür appelliert man phasenweise recht effektiv an Urängste, gerade auch, wenn die Kameraführung das düstere Interieur mit all seinem gruseligen Kitsch ausspäht und eine subtile Musik- und Geräuschspur unheilschwanger diese Stimmung unterstützt.

Durch das nach und nach immer stärkere Visualisieren des Monsters, das man am Ende dann auch in ganzer Pracht zu Gesicht bekommt, geht der Okkult-Grusler eine Melange mit einem klassischem Creature Feature ein, dem leider gänzlich die logische Verknüpfung fehlt (Achtung, Spoiler!): Leon bläst alle Kerzen aus, plötzlich ist das Ungetüm da. Seine Mutter monologisiert noch einmal über unsterbliche Seelen etc. und scheint das Vieh zu kennen. Das war’s dann aber, unvermittelt endet der Film. Dieses schwache, pointenlose Ende macht „The Last Will and Testament of Rosalind Leigh“ leider den Garaus und lässt ihn aller Ambitionen zum Trotz wie ein Fragment einer unausgegorenen, nie zu Ende gedachten oder einfach ineffektiv erzählten Geschichte wirken. So wurde letztlich nicht nur an Darstellern und Spezialeffekten gespart, sondern auch am narrativen Fundament – also am falschen Ende, weshalb das Ergebnis unbefriedigend und unterdurchschnittlich ausfällt. Auch wenn manch einer das als besonderen Kniff empfinden und mutmaßen mag, dass das Publikum um eigene Interpretationen angehalten sei: Das war dann doch einfach zu wenig.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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