The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Moderator: jogiwan

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horror1966
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The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von horror1966 »

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The Returned - Weder Zombies noch Menschen
(The Returned)
mit Kris Holden-Ried, Emily Hampshire, Shawn Doyle, Claudia Bassols, Melina Matthews, Paulino Nunes, Barry Flatman, Paul Anthony, Jamie Lyle, Phil Guerrero, Emily Alatalo, Stephen Chambers, Romy Weltman, Mark Schardan
Regie: Manuel Carballo
Drehbuch: Hatem Khraiche
Kamera: Javier Salmones
Musik: Jonathan Goldsmith
FSK 16
Kanada / Spanien / 2013

Vor 20 Jahren ist die Zombieseuche ausgebrochen, und die Menschen haben die Sache leidlich im Griff. Ein Medikament stoppt den Ausbruch der Krankheit, so es vom Infizierten innerhalb von 36 Stunden regelmäßig eingenommen wird. Nun jedoch mehren sich Gerüchte, nach denen das Medikament in Bälde erschöpft sei, und Unruhe greift um sich. Vigilanten fordern die Internierung der Kranken, wenn nicht gar ihre Tötung. Im folgenden Chaos versuchen Kate und Alex, sie Ärztin, er infiziert, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten.


Das Genre des Zombie-Filmes ist im Prinzip vollkommen ausgelutscht und die Zeit der großen Klassiker ist eh schon längst vorbei. So muss man sich in den letzten Jahren als geneigter Fan dann auch eher mit fast immer gleich ablaufenden Geschichten zufriedengeben, die sich lediglich durch den Härte-und Blutgehalt voneinander unterscheiden. Umso erfreulicher erscheint da die Tatsache das der spanische Regisseur Manuel Carballo hier einmal mit einer völlig neuen Variante daher kommt, denn in seiner Geschichte spielen die Untoten eigentlich nur eine stark untergeordnete Rolle und sind zudem bis auf 2-3 Ausnahmen auch überhaupt nicht im Bild zu sehen. Stattdessen offenbart sich ein Plot, der gut 20 Jahre nach der letzten Zombie-Epidemie angesiedelt ist und in dem die Gruppe der "Returned" im Mittelpunkt steht, die durch den täglichen Gebrauch eines Impfstoffes ihre Infizierung unter Kontrolle halten können. Allein schon diese neue der allseits beliebten Zombie-Thematik ist eine gelungene Neuerung und auch die Umsetzung des Ganzen kann sich jederzeit sehen lassen. Dennoch wurde leider auch ein wenig an vorhandenem Potential verschenkt, da sich die Ereignisse hauptsächlich auf das Schicksal ihrer beiden Hauptfiguren beziehen, denn an dieser Stelle wäre es noch weitaus interessanter gewesen, wenn Carballo die Gesamtumstände ein wenig eingehender beleuchtet hätte. Trotz dieses kleinen Mankos präsentiert sich aber ein durchgehend spannender Film, der zudem auch mit wirklich gut agierenden Darstellern besetzt ist, die allesamt einen überdurchschnittlich guten Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.

Wer nun allerdings einen handelsüblichen Zombie-Streifen erwartet wird enttäuscht sein, denn "The Returned" beinhaltet weder größere visuelle Gewaltdarstellungen, noch werden literweise Kunstblut ausgeschüttet. Vielmehr bekommt man es mit einer äußerst gelungenen Mischung aus Drama, Tragödie-und Thriller zu tun, der zusätzlich die nötigen Horror-Elemente beigefügt wurden, die sich aber hauptsächlich in der Thematik an sich erkennen lassen. Dieser Stil mag nun sicher nicht jeden Geschmack treffen, doch stellt dieser Film meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Bereicherung für das Genre dar, denn diese noch nich da gewesene Variante des Themas ist schon eine richtig gute Sache. Zudem beinhaltet das Geschehen auch jede Menge sozialkritische Aspekte, denn der Regisseur lässt durch Punkte wie Zwangs-Internierung, Diskriminierung und diverse andere Dinge auch etliche Elemente erkennen, die im Prinzip jeder aus dem realen Leben her kennen sollte. Gleichzeitig wird mit den ureigensten Ängsten des Menschen gespielt und man selbst wird dabei oft genug in einen gefühlsmäßigen Zwiespalt versetzt und ebenso mit moralischen Fragen konfrontiert.

Diese Punkte kommen vermehrt zum Vorschein als das Serum gegen die Infektion zur Neige geht und die Angst innerhalb der gesunden Bevölkerung immer größer wird. So dauert es dann auch nicht sonderlich lange bis sich das Ganze in die schiere Panik umwandelt und von etlichen Gegnern der "Returned" die Selbstjustiz wieder eingeführt wird. Immer wieder eingeblendete Nachrichten schüren die Panik beim Volk und die Bedrohung für die Infizierten nimmt stündlich zu, bevor die Lage endgültig zu eskalieren droht. Ganz unweigerlich wird man hier phasenweise an die Anfangszeiten des H.I.V Virus erinnert, denn Teile des Szenarios bringen sehr gut die Angst und die Vorurteile des Menschen zum Vorschein, der aus Angst vor dem Unbekannten zu Taten in der Lage zu sein scheint, die er unter normalen Umständen niemals durchführen würde. So entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit ein absolut spannender Thriller, der immer wieder die Elemente des Dramas erkennen lässt und zum Ende hin in einer waschechten Tragödie endet. Denn für den finalen Showdown hat sich Carballo einen bitter-bösen Moment einfallen lassen, der manch einen doch relativ stark an den Film "Der Nebel" erinnern dürfte.

Wie dem aber auch sei, bis auf einige kleine Längen im Mittelteil ist "The Returned - Weder Zombies noch Menschen" ein absolut erstklassiger Film, der bei Ausschöpfung des vollen Potentials das Zeug zu einem Kultfilm gehabt hätte. Doch auch in vorliegender Form weiß das Werk durchaus zu überzeugen, wobei es dabei selbstverständlich auf die Betrachtung des Einzelnen ankommt. Mir persönlich hat die Geschichte und deren Umsetzung jedenfalls sehr gut gefallen, zudem nach der Sichtung auch ein ziemlich nachhaltiger Eindruck im Kopf hängen bleibt. Obwohl hier im Prinzip gänzlich auf die ansonsten üblichen Zutaten wie Härte und Blut verzichtet wird entpuppt sich dieser Film als intensives Erlebnis, das gleichzeitig zum Nachdenken anregt und auch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Etliche aus dem realen Leben nur zu gut bekannte Verhaltensweisen der Menschen wirken teilweise richtiggehend schockierend, konfrontieren einen aber auch selbst mit der Frage, wie man in einer solchen Situation selbst reagieren würde. Und so ist die Angst der "Gesunden" auch irgendwie logisch nachzuvollziehen, nur die Wahl der Mittel im Kampf dagegen erscheint nicht legitim und ist definitiv nicht zu entschuldigen. Letztendlich aber stellt dieses Werk auch irgendwie ein Spiegelbild der heutigen doppel-moralischen Gesellschaft dar, in der im Prinzip jeder sich selbst der Nächste ist und Dinge wie Mitgefühl und Respekt vor dem Leben Anderer oft nur noch ein frommer Wunsch ist.


Fazit:


Auch wenn Manuel Carballo das der Geschichte zu Grunde liegende Potential längst nicht gänzlich ausgeschöpft hat, ist "The Returned" immer noch ein überdurchschnittlich guter Film geworden, der mich persönlich sogar tief beeindruckt hat. Natürlich hätte man die Gesamtlage und auch die Hauptfiguren noch tiefer beleuchten können, doch jedem kann man es in der Regel sowieso nicht recht machen. Es dürfte jedoch ein unumstößlicher Fakt sein das hier ein Zombie-Thriller entstanden ist, der sich doch sehr wohlwollend vom sonstigen Einheitsbrei abhebt und zudem seinen eigenen Weg beschreitet, in dem er vollkommen anders an die Thematik herangeht und dadurch herrlich frischen Wind in das Genre bläst.


8/10
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purgatorio
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von purgatorio »

horror1966 hat geschrieben: Vor 20 Jahren ist die Zombieseuche ausgebrochen, und die Menschen haben die Sache leidlich im Griff. Ein Medikament stoppt den Ausbruch der Krankheit, so es vom Infizierten innerhalb von 36 Stunden regelmäßig eingenommen wird. Nun jedoch mehren sich Gerüchte, nach denen das Medikament in Bälde erschöpft sei, und Unruhe greift um sich. Vigilanten fordern die Internierung der Kranken, wenn nicht gar ihre Tötung. Im folgenden Chaos versuchen Kate und Alex, sie Ärztin, er infiziert, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten.
das klingt mir ganz massiv nach der Basisnarration der BBC-Serie IN THE FLESH. Heilmittel, regelmäßige Einnahme, Reintegration in die Gesellschaft mit entsprechendem Wiederstand. Nicht sehr innovativ... also beim zweiten Mal
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jogiwan
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von jogiwan »

ich fand den ausgesprochen sehr gut - ein längerer Text über das Teil folgt auch noch!
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horror1966
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von horror1966 »

jogiwan hat geschrieben:ich fand den ausgesprochen sehr gut - ein längerer Text über das Teil folgt auch noch!

Jawoll jogtschi, wusste doch, das ich mich auf meinen österreichischen Nachbarn verlassen kann. :thup:
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jogiwan
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von jogiwan »

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Die junge Medizinerin Kate (Emily Hampshire) hat sich auf die Behandlung von sogenannten „Returner“ spezialisiert, als welches eher etwas wenig schmeichelhaft Menschen bezeichnet werden, die während und nach einer Zombie-Pandemie zwar von dem tödlichen Zombie-Virus infiziert wurden, jedoch innerhalb von 36 Stunden eine entsprechende Behandlung erhielten und das Virus mittels täglicher Injektion so weit zurückgedrängt werden konnte, dass den Betroffenen ein halbwegs normales Leben garantiert. Doch Kates nach außen hin fürsorgliche Bemühungen um ihre Patienten sind nicht ganz uneigennütziger Natur, da auch ihr eigener Ehemann, der Musiklehrer Alex (Kris Holden-Ried )vor Jahren selbst infiziert wurde und Kate so auch immer an der Quelle der erforderlichen Arzneimittel ist, als Gerüchte die Runde machen, dass die Medizin knapp werden könnte.

Tatsächlich scheinen diese Gerüchte auch zu stimmen und während die Forschungen an einer synthetischen Alternative des umständlich gewonnenen Medizin fehlschlagen und sich Kate auf illegale Weise die Injektionen auf Vorrat aus der Krankenhausapotheke besorgt, droht auch die allgemeine Stimmung gegen die „Returner“ umzuschlagen, die im Fall des Falles für die restliche Menschheit auch zur akuten Bedrohung werden würden. Vor erbitterten Gegnern werden sogar militante Gruppen gebildet, von denen eines Nachts auch eine Handvoll gewaltbereiter „Anti-Returner-Terroristen“ in das Krankenhaus eindringen und alle Patienten der „Returner“-Station von Kate auf bestialische Weise ermorden und auch sämtliche Krankenhausakten über bereits behandelte Patienten mitgehen lassen um diese ausfindig zu machen und ein für alle Mal auszuschalten.

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Auch Alex ist dadurch auf einmal in großer Gefahr und tatsächlich wird der Musiker wenig später von einem als Techniker verkleideten Terroristen in der eigenen Wohnung angegriffen, den Alex jedoch im Eifer des Gefechts mit einem Kopfschuss außer Gefecht setzt. Gemeinsam mit seiner verzweifelten Frau Kate lässt Alex die Leiche in einem nahen See verschwinden und taucht gemeinsam mit seiner besorgten Ehefrau im Sommerhaus seines besten Kumpels Jacob (Shawn Doyle) unter, der sich mit seiner Frau Amber (Claudia Bassols) ebenfalls um die Sicherheit seines besten Freundes sorgt. Als der Impfstoff wenig später tatsächlich vollends zu Neige geht, kippt die Stimmung endgültig und die „Returner“ werden von behördlicher Seite aufgefordert, sich als Vorsichtsmaßnahme in eigenen Lagern zu melden, was jedoch für Alex den sicheren Tod bedeutet, wenn sämtliche Arzneien aufgebraucht wären.

Alex versteckt sich weiter und auch seine Kate greift zu drastischen Maßnahmen um ihren Mann vor dem Zugriff durch die staatlichen Behörden zu verstecken. Als Kate versucht neuerlich Impfstoff zu besorgen, findet sie ihre Kontaktperson aus dem Spital ermordet vor und der noch vorhandene Impfstoff der Beiden, den Kate in den Monaten zuvor illegal im Krankenhaus beschafft hat wird zum begehrten Gut, für den „Returner“ und ihr Umfeld auch zu sehr fragwürdigen Handlungen bereit sind. Wenig später wissen die Beiden auch nicht mehr, wer ihnen freundlich oder feindselig gesinnt ist und während Kate aber noch immer verzweifelt um das Leben ihres Mannes kämpft und in der mittlerweile geschlossenen Abteilung auf die Suche nach letzten Resten des Medikaments macht, ist dieser schon an den entsprechenden Vorkehrungen um im Fall des Falles auf seine Verwandlung zur todbringenden Kreatur gewappnet zu sein…

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Eigentlich liegt es ja auf der Hand, dass ein Genre wie das des Zombie-Films einfach nicht totzukriegen ist und seit George A. Romero mit „Night of the Living Dead“ als einer der Ersten Untote auf den Rest der Menschheit losließ, gibt es kaum eine Strömung, innerhalb des Horror-Genres, dass sich auch noch nach Jahren ungebrochen derartiger Beliebtheit erfreut. Doch jedes Mal, wenn man sich jedoch denkt, dass mittlerweile nun auch dank aktuell sehr populärer Serien wie „The Walking Dead“ nun aber auch wirklich jede erdenkliche Variation und Klischees des Themas dutzendfach durchgenudelt wurden und sich die meisten dieser Filme auch nur noch im Härtegrad unterscheiden, gibt es doch auch immer wieder Filme, die es tatsächlich schaffen, selbst den altgedientesten Zombiefreund zu überraschen bzw. dem Genre noch etwas hinzuzufügen

„The Returned“ von Regisseur Manuel Caballo ist dann ganz klar eine dieser Überraschungen und für mich persönlich auch einer der besten neueren Filme mit Zombie-Thematik, der auch nicht in die gorige Richtung schlägt, sondern die Zombie-Invasion und erfolgte Pandemie als Aufhänger für ein waschechtes Drama nutzt. „The Returned“ entwickelt dabei ein originelles Szenario ist erinnert mit seiner Infektions- und Virenproblematik auch an die HIV- und Aids-Thematik und den Betroffenen, die ihre Infektion aus berechtigter Angst vor Vorurteilen, Vorverurteilungen, Unwissenheit und Angst der restlichen Bevölkerung vor anderen verborgen halten müssen und auch wissen, dass sie ein Virus in sich tragen, dass zwar zurückgedrängt werden kann, aber trotz Medikamenten irgendwann ausbrechen kann und auch für andere eine Bedrohung darstellen kann.

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Statt Zombie-Action herrschen in der spanisch-kanadischen Co-Produktion dann auch eher die leisen und zwischenmenschlichen Töne und eine trotz Katastrophenszenario anfänglich eher ruhige Stimmung, die immer mehr kippt, als das lebensnotwendige Serum zur Neige geht und die Kluft zwischen Infizierten und Nicht-Infzierten immer größer wird und berechtigte, sowie unberechtigte Vorurteile in Angst und Gewalt umschlagen. Zuviel will ich an dieser Stelle ja nicht verraten, aber das Drehbuch des Spaniers Hatem Khraiche bietet dem Zuschauer gleich eine Reihe von Überraschungen und Wendungen, die „The Returned“ weder zum reinen Genre-Film, noch zu einem einseitigen Drama machen. Zwar geht der Film gegen Ende dann doch auch in eine etwas vorhersehbare Richtung und das Finale hätte ich persönlich etwas anders gestaltet, aber das ist lediglich ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten sehr gelungen Film.

Die Mischung aus Drama, Infektions-Horror und unaufgeregter Action ist hier jedenfalls sehr gelungen und auch die zurückhaltenden und vielschichtigen Darbietungen der beiden sympathischen Hauptdarsteller Emily Hampshire („Cosmopolis“) und Kris Holden-Ried („Underworld: Awakening“) tragen zum positiven Gesamtergebnis bei. Auch der Rest ist absolut stimmig ausgefallen und sowohl die unterkühlte und klinische Optik und die sparsame und eher düstere Sounduntermalung passen hervorragend zu der eher trist und hoffnungslos ausgefallenen Endzeit-Stimmung, die jederzeit zu kippen droht. Meinen Geschmack hat Regisseur Manuel Carballo („Der Exorzismus der Emma Evans“) jedenfalls getroffen und meines Erachtens ein Werk geschaffen, dass sich auch wohltuend vom Rest des üblichen Zombie-Einheitsbreis abhebt.

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Die DVD aus dem Hause „MFA+“ bringt die spanisch-kanadische Co-Produktion auch in schöner Bildqualität und neben der gelungenen Synchro ist auch die englischsprachige Originalfassung samt optionaler Untertiteln an Bord. Obwohl der Streifen wohl aufgrund seiner Allegorie zur HIV-Problematik trotz einiger blutigen Momente von der FSK eine Freigabe ab 12 erhalten hat, wurde diese mittels Trailer-Beigabe verkaufsfördernd auf die blaue 16er-Plakette erhöht und der Streifen auch mittels Cover und Covertext in Richtung Horrorthriller gerückt, was der empfehlenswerte Film eigentlich gar nicht nötig hätte und so auch sicher bei manchen Fans eine etwas falsche Erwartungshaltung schüren wird. Abgerundet wird das dennoch positive Gesamtpaket dann noch mit dem Trailer zum Film, sowie einer Trailershow mit den Titeln „Sightseers“, „Detour“ und „A Field in England“.

Unterm Strich bleibt ein überraschend guter Streifen, der zwar vordergründig als Zombie-Film daherkommt und auch dahingehend vermarktet wird, aber der mit seiner vielschichtigen und dramatischen Endzeit-Geschichte über eine schlummernde Bedrohung, gesellschaftliche Vorurteile und dem scheinbar unabwendbaren Verlust eines geliebten Menschen in eine für das Genre doch ungewöhnliche Richtung geht. Mir hat „The Returned“ jedenfalls ausnehmend gut gefallen und der Carballos Streifen ist nicht nur eines der Highlights des bisherigen Jahres, sondern auch ein sehr guter Beweis, dass ein Zombie-Streifen auch dann sehr gut funktionieren kann, wenn die Gore- und Actionkeule im Schrank bleibt und man sich stattdessen auf die zwischenmenschliche Komponente konzentriert, die eine derartige Bedrohung mit sich bringt.

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horror1966
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von horror1966 »

Freut mich wirklich , das dir der Film auch gut gefallen hat. :thup:
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jogiwan
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von jogiwan »

darauf ein :prost: , werter Horrortschi! :nick:
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italostrikesback
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von italostrikesback »

Ich habe mir den Film gerade angesehen und bin mir im Moment nicht sicher, wie gut mir der mir gefallen soll.
Das Zombie Thema als Aufhänger für ein Drama ist mit Sicherheit ein ganz neuer, nicht unintelligenter Ansatz, stellt sich für mich nur die Frage ob man das braucht?
Brauche ich Zombies als Allegorie/Vergleich zu HIV in den 80ern oder den Internierungslagern im zweiten Weltkrieg?
Vielleicht ist mir das Ganze einfach zu offensichtlich und wahrscheinlich stört mich genau das.
Romeros erste Filme waren etwas versteckter, was im Zombie Genre für mein Empfinden einfach passender ist.

Der Film ist spannend und hat einen hohen Unterhaltungswert aber trotzdem weiß ich nicht ob er in meine Sammlung wandert. Vielleicht wirkt der Film noch nach und vielleicht bin ich mir dann sicherer.
Mal sehen. Im Moment würde ich noch sagen, einmal sehen reicht.

Auf jeden Fall hat man sich hier mal was wirklich Neues einfallen lassen.
purgatorio
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von purgatorio »

THE RETURNED – WEDER ZOMBIES NOCH MENSCHEN (THE RETURNED, Kanada, Spanien 2013, Regie: Manuel Carballo)

Die Zombie-Epidemie verheerte zwar die Weltbevölkerung, konnte jedoch mittels des in Laboren entwickelten Returned-Proteins unter Kontrolle gebracht werden. Wer innerhalb von einigen Stunden nach der Infektion mit dem Protein behandelt wird und diese Behandlung täglich durchführt, verwandelt sich nicht, bleibt aber Träger des Virus.
In dieser Welt haben die Menschen gelernt mit ihren potenziell gefährlichen Mitmenschen zu leben. Als jedoch die Laborproduktion natürlicher Proteine allmählich zu Ende geht und die Entwicklung synthetischer Alternativen zu lange dauert, wird dieses Zusammenleben als gefährlich empfunden. Es entwickeln sich teils radikale Anti-Returned-Bewegungen, die in Krankenhäusern Exekutionen veranstalten und Zurückgekehrte auf offener Straße angreifen. Die Regierung plant unterdessen die Internierung der zurückgekehrten Bürger in großen Auffanglagern. Die Ärztin Kate (Emily Hampshire) versucht nun ihren vor Jahren infizierten Mann Alex (Kris Holden-Ried) vor der Gewalt auf den Straßen und der Haft in den Lagern zu beschützen. Doch Flucht ist keine Option, da nur ihre Kontakte im Krankenhaus noch regelmäßig einige Ampullen des Serums beschaffen können. Doch plötzlich versiegt auch diese Quelle und die Zeit rinnt dem Paar durch die Finger…

THE RETURNED ist im Grunde nicht schlecht und ein kleiner feiner Thriller. Aber er ist auch schwer nachvollziehbar und erwartet vom Zuschauer, dass erst mal einige Pillen geschluckt werden. Die Zombieapokalypse wütete zwei Mal auf dem Planeten, aber die Großstädte sehen unverändert aus. Sehr ungewöhnlich, auch 20 Jahre nach der globalen Apokalypse. Aber gut, dass geht noch. Warum die junge Ärztin nach der Selbstschutz- und Affekttötung eines Angreifers in ihrer Wohnung ohne zu zögern das Verschwindenlassen der Leiche präferiert, statt einfach die Polizei zu rufen, ist in keinster Weise nachvollziehbar. Es ist aber notwendig, da sonst der Rest der Geschichte nicht funktioniert. Das wirkt dann natürlich alles etwas unausgereift. Aber trotzdem ist THE RETURNED ein recht netter Film, der viele zwischenmenschliche Konflikte beleuchtet, die durchaus interessant daher kommen. Guter Durchschnitt.
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karlAbundzu
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Re: The Returned - Weder Zombies noch Menschen - M. Carballo

Beitrag von karlAbundzu »

Ich schrieb kurz nach der Sichtung:
Als im Inhalt "Nach einer Zombie-Invasion" las, hatte ich nichts erwartet, und sah mir den ja auch nur an, weil mir eine vierstündige Pause dann doch zu lang war. Doch darum ging es dann wirklich:
Nach dem weltweiten Auftreten von Zombies wurde das eingedämmt und sogar für Infizierte eine Art Heilmittel gefunden, bzw. ein Serum, was den Ausbruch des Zombiseins unterdrückt. Nachteil: man muß es täglich nehmen und es wird aus Zombies gewonnen, also der Nachschub versiegt, je mehr geheilt sind.
Die behandelten werde Returned genannt, und stehen unter gesellschaftlichem Beschuß, das geht von moderaten Forderungen des Bewachens in eigenen Wohneinheite bis zu Überfällen auf Krankenhäusern, die eben diese Patienten behandeln und gewaltvollen Demos und Anti-Demos.
Unser Augenmerk wird auf ein Liebespaar in dieser Welt gelenkt. Eine Ärztin, die eben Returned behandelt und ihrem Mann, ein Musiker, bei dem wir relativ bald erfahren, dass er ein zombifizierter ist.
Die immer stärker werdende Bedrohung durch die Gesellschaft stellt ihre Liebe und ihre Freundschaft zu ihren besten Freunden auf die Probe, zwingt sie zeitweilig in die Illegalität, da die Ärztin ihre Position ausnutzt, um an das benötigte Serum zu gelangen. Irgendwann müssen die beiden sogar auf die Flucht, da alle Returned in Lager gesteckt werden sollen.
Das ist kein Horrorfilm, man sieht nur ab und zu einen Zombie, in Rückblicken der Familiengeschichte der Ärztin oder in den Erlebnissen des Ehemanns und seiner Infektion. Es ist ein Liebesdrama, mit wirklich gemeiner "Worst getting Worst"-Dramaturgie.
Besonders hervorheben möchte ich die beiden Hauptdarsteller, die das Paar spielen, in einen guten Cast stechen die noch heraus, durch die Eindringlichkeit und Glaubwürdigkeit und Hingabe, mit der sie das spielen.
Das ist nicht nur ein Liebesfilm, sondern auch ein klarer Kommentar. Zuerst fällt einem natürlich eine Ähnlichkeit zu der Behandlung mit Aids-Kranken in den 80er und 90er (und eigentlich immer noch) auf, aber auch Angriffe auf Abtreibungskliniken in den USA gehen ein durch den Kopf.
Als Allegorie auf den Umgang mit allen gesellschaftlichen Ausgegrenzten funktioniert der Film hervorragend. Wie die gesellschaftlichen Strukturen in den verschiedenen Ebenen (Poltik, Medien, Polizei, auch der scheinbar liberalen) eben diese Ausgrenzung unterstützt, wird gut dargestellt.
Technisch auch hervorragend und sehr schöne intelligente Kamera.
Anwesend war der Regisseur, der sehr sympatisch rüberkam und von den schwierigen Bedingungen der Filmarbeiten in Kanada erzählte. Schön die Story, wie er Teilen der Crew irgendwie nicht erklären konnte, dass er einen Zombifilm ohne Zombis dreht, und ihnen von Ausserirdischen erzählte....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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