Feuer frei
UFOS, SEX UND MONSTER. Im Grunde ist hiermit bereits alles gesagt. Etwas weiter ins Detail blickt dieser Dokumentationsfilm aber schon. Das bewegte Leben von Roger Corman, der in den vergangenen 50 Jahren knapp 400 Filme produzierte und 56 davon selbst inszenierte, rückt in den Mittelpunkt und wird von vielen Weggefährten kommentiert. Darunter zahlreiche Größen des Hollywood-Kinos, die durch Corman gefördert und ins Business eingeführt wurden, die an seinen Sets und durch seine Produktionen die erste Chance bekamen, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Darunter Jack Nicholson, Francis Ford Coppola, William Shatner, Martin Scorsese und andere.
Die Dokumentation geht dabei sowohl auf die Erfolge, als auch die Schattenseiten ein. Im chronologischen Längsschnitt wird Cormans Schaffen von den 50ern an über die Schaffenskrise in der Blockbuster-Ära bis hin zum Ehren-Oskar für sein Lebenswerk nachgezeichnet.
Diese Dokumentation ist über die gesamte Laufzeit unterhaltend und toll geschnitten. Sie entpuppt aber auch gelegentlich eine gewisse Oberflächigkeit. Hier und da wäre ein Blick ins Detail wünschenswert gewesen, einige Schauspieler und Regisseure hätten zu Wort kommen sollen und einige Filme hätten detaillierter besprochen werden können. Aber ob der Fülle des Themas (immerhin werden knapp 50 Jahre überblickt) wird der Fokus wohl von vornherein auf einem allgemeinen Überblick gelegen haben und diverse Schauspieler und heutige Regie-Talente blicken wohl ungern auf ihre Anfangsphase zurück (wo bitte blieben Stallone und Coppola?). So bietet die Doku trotz des hohen Unterhaltungswerts und der gelungenen Rückschau nur wenig Überraschendes und wenig wirklich Neues. Dafür aber gebündelt eine Fülle an spannenden Informationen in ansprechender und unterhaltender, rasanter und witziger Verpackung.
Jack Nicholson ist übrigens absolut großartig. Seine Kommentare gehen runter wie Öl. Überhaupt ist die Doku gespickt mit coolen Zitaten zum Leben und Werk von Roger. Zynisch, bissig, geschmacklos, witzig, treffend (Prüft mal, ob die Mädchen in dieser Szene nicht nackt sein können!).
Als störend empfand ich lediglich, dass Spielbergs JAWS und Lucas‘ STAR WARS etwas zu sehr dämonisiert wurden. Derartig elementare Initialzündungen sind nie schlecht! Nur was sie in Gang setzten kann negative Auswirkungen haben. Und Corman selbst profitierte an Hollywoods Schaffenskrise einige Jahre zuvor schließlich auch. Hieran ist spürbar, dass die Doku natürlich streng perspektivisch aufgezogen ist und sich eher an Kenner und Interessierte richtet als ein zeitloses und objektiv recherchiertes Dokument abliefern zu wollen. Ein Fanprodukt! In dieser Form aber durchaus sehr sehenswert. Dicke Empfehlung!
7-8/10
Und final lernt man auch eine elementare Grundregel: Wenn du an ein Corman-Set in der Wüste kommst, bring dein eigenes Wasser mit!