Unbekannter Anrufer - Simon West (2006)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Unbekannter Anrufer - Simon West (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: When a Stranger Calls

Herstellungsland: USA / 2006

Regie: Simon West

Darsteller: Camilla Belle, Brian Geraghty, Katie Cassidy, Clark Gregg, Tommy Flanagan, Tessa Thompson, Derek de Lint, Kate Jennings Grant, David Denman, Arthur Young, Madeline Carroll, Steve Eastin
Auf Grund einer hohen Handyrechnung ist für die Highschool-Schülerin Jill Johnson (Camilla Belle) zur Strafe ein Monat Arbeiten angesagt - keine Partys und kein Handy. Also muss sie notgedrungen Babysitten bei den Mandrakis (Derek de Lint, Kate Jennings Grant). Nachdem sie ihr Vater (Clark Gregg) zu dem luxuriösen, aber abgelegenen Haus mit angrenzendem See gefahren hat, werden ihr noch schnell die wichtigsten Bereiche gezeigt, woraufhin sie alleine mit den beiden zu hütenden Kindern ist. Diese schlafen schon, weshalb sie es sich mit einem Buch auf dem Sofa gemütlich macht, als das Telefon das erste Mal klingelt. Immer wieder ist ein undefinierbares Rauschen zu hören. Als sich dann eine Männerstimme meldet, die ihr rät, nach den Kindern zu sehen, wird Jill zunehmend panischer. Kurze Zeit später stellt sich auch noch heraus, dass der Anrufer sich im Haus aufhält...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Unbekannter Anrufer - Simon West (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

„Was hast du gerade an?“ („Die Glotze, so'n Ami-Remake eines Klassikers läuft!“ - *klick* *tututut...*)

Im Zuge des allgemeinen Remake-Wahns vergriff sich US-Regisseur Simon West („Con Air“) an Fred Waltons Psycho-Thriller-Klassiker „Das Grauen kommt um 10“ aus dem Jahre 1979, der 1993 ebenfalls unter Walton mit „Stimme der Dunkelheit“ eine gelungene Fortsetzung erfuhr. Das Ergebnis nennt sich „Unbekannter Anrufer“ und erschien 2006.

Eine nach Meinung ihrer Eltern viel zu hohe Mobilfunkrechnung zwingt die Highschool-Schülerin Jill Johnson (Camilla Belle, „The Quiet“) dazu, einen Monat lang widerwillig auf ihr Handy zu verzichten und am Wochenende schuften zu gehen – zum Beispiel Babysitten bei den Mandrakis (Kate Jennings Grant und Derek de Lint). Diese bewohnen ein abgelegenes großes Grundstück mit luxuriösem Haus. Nachdem man Jill die Kinder überantwortet und sie mit den Junior-Mandrakis allein gelassen hat, klingelt immer wieder das Telefon. Zunächst meldet sich niemand, später jedoch eine unheimliche Männerstimme, die ihr rät, nach den schlafenden Kindern zu sehen. Als sich herausstellt, dass sich der Anrufer im selben Gebäude befindet, gerät Jill in Lebensgefahr.

’70er-Thriller wie „Black Christmas“ und eben „Das Grauen kommt um 10“ mit seiner auf einer urbanen Legende basierenden Geschichte waren Vorbild für manch Slasher sowie mehrere Filme mit „Hider in the House“-Thematik. Während Waltons Original im Prinzip gleich Prequel, Täter-Psychogramm und Fortsetzung in einem war (und diese gewagte Mischung nicht zu 100% funktionierte), beschränkt sich West darauf, lediglich das erste Drittel des Originals neu zu verfilmen und dieses dabei mit neuer Vorgeschichte versehen auf Spielfilmlänge auszudehnen. In einer Art Prolog bekommt man zu sehen, dass offenbar Kinder ermordet wurden; Steve Eastin als Detective Hines sieht dabei Charles Durning aus dem Original ein wenig ähnlich, wird im weiteren Verlauf des Films aber leider nur kurz zu sehen sein. Der eigentliche Beginn der Handlung wurde sehr auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten und wirkt wie einer Teenie-Seifenoper entsprungen. Ist Jill erst einmal allein in der Luxusbude, faszinieren Prunk, Protz und Technik des Hauses mehr als der Gruselanteil.

Denn West setzt verstärkt darauf, den Zuschauer durch sog. „Jump Scares“, einige davon „False Scares“, zu erschrecken, statt den Psycho-Terror der Situation voll auszukosten. Die Wirkung der Anrufe, insbesondere der bedeutsamen, verpufft beinahe. Die Situation verlagert er gar ab einen bestimmten Punkt nach draußen und macht ein x-beliebiges Katz- und Maus-Spielchen aus ihr. Zwar bemüht er sich, die Szenerie in dunkle Farbtöne zu tauchen und versteht es bisweilen, aus der Unübersichtlichkeit und Fremdartigkeit des Luxusambientes dramaturgisches Kapital zu schlagen, wirkt letztlich jedoch schrecklich uninspiriert und mutlos. Die Charakterisierung des Täters entfällt komplett, wie eingangs erwähnt fehlt auch der Resozialisationsaspekt vollständig. Zudem ist das Drehbuch furchtbar inkonsequent, was inhaltliche Härte im Allgemeinen betrifft. Ein nerviges Teenie-Blondchen um die Ecke zu bringen, ist kein Psycho-Terror, sondern entstammt dem altbekannten kleinen Slasher-1x1. (Achtung, Spoiler!) Zu einem dafür relativ frühen Zeitpunkt eindeutig zu zeigen, dass die Kinder überleben, ja, sogar ungeahnte Selbsterhaltungsenergien aufbringen, ist in Bezug auf den Spannungsbogen höchst unklug und besiegelt das Versagen des Remakes gegenüber dem Original in den meisten relevanten Punkten. Zugegeben, die Schlusspointe, die das traumatisierte Opfer zeigt, ist vertretbar. Camilla Belle gibt eine passable „Scream Queen“, an ihr liegt’s nicht.

Alles in allem hat man es abermals mit einem Remake der Marke „besonders überflüssig“ zu tun, das in allen Punkten gegenüber dem Original abstinkt, nichts bzw. nichts Interessantes hinzufügt (ganz im Gegenteil) und nichts originell variiert. So bleibt am Ende ein harmloser Teenie-Slasher von der Stange, der enorme Schwierigkeiten haben dürfte, sich dauerhaft im Gedächtnis des Zuschauers festzusetzen, so sehr dieser möglicherweise auch oberflächlich-kurzweilig unterhalten worden sein dürfte. Vor allem aber handelt es sich um eine ärgerliche Profanisierung eines Psycho-Thriller-Klassikers, und das stößt selbst einem Slasher-Freund wie mir sauer auf.
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purgatorio
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Re: Unbekannter Anrufer - Simon West (2006)

Beitrag von purgatorio »

ich erinnere mich kaum noch an diesen Film, aber das Haus habe ich als extrem beeindruckend in Erinnerung :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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jogiwan
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Re: Unbekannter Anrufer - Simon West (2006)

Beitrag von jogiwan »

Wenn man „Das Grauen kommt um 10“ und dessen intensiven Auftakt kennt, dann ist so ein Remake wie „Unbekannter Anrufer“ natürlich schon eine sehr laue Nummer, die in allen Belangen gegen die hierzulande leider immer noch unbekannte Vorlage abstinkt. Hier gibt es weder die Intensität, noch die Spannung des Originals, sondern eine weichgespülte, modernisierte und auf ein jugendliches Publikum getrimmtes Szenario in Anlehnung an „When a Stranger calls“. Dabei besteht der Film vor allem aus schlecht aufgelösten Pseudo-Spannungsmomenten in denen bis nie wirklich etwas passiert und die ab einem gewissen Zeitpunkt völlig nerven. Mehrfach springt eine Katze aus einem finsteren Eck, mal geht am anderen Ende der Architektenvilla ein Licht an, dann läutet ständig das Telefon und alles ist immer irgendwie so behäbig, harmlos und herzschonend inszeniert, sodass man sich um Puls und Nervenkostüm keinerlei Sorgen machen muss. Hier gibt es kein subtiles Grauen und auch kein ungutes Gefühl der Hilflosigkeit, dass irgendwie jeder schon mal irgendwie erlebt hat, sondern eher eine Tour durch eine hübsche Architekten-Villa, dass man dem Zuschauer wohl bis in den letzten Winkel zeigen wollte. Technisch, darstellerisch und von der Ausstattung her mag das alles okay sein, aber irgendwie ist das inklusive dem zu erwartbaren Finale ab einen gewissen Zeitpunkt her nur noch öde, konstruiert und auch völlig nichtssagend. Heute geschaut und morgen schon wieder vergessen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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