Regie: Cecil B. DeMille
Drehbuch: Jesse L. Lasky, Walter DeLeon, Jack Cunningham, C. Gardner Sullivan
Darsteller: Barbara Stanwyck, Joel McCrea, Akim Tamiroff, Robert Preston, Lynne Overman, Brian Donlevy, Robert Barrat, Anthony Quinn, Stanley Ridges, Henry Kolker, Francis McDonald, Willard Robertson, Harold Goodwin, Evelyn Keyes, Richard Lane, William Haade, Regis Toomey
Drehbuch: Jesse L. Lasky, Walter DeLeon, Jack Cunningham, C. Gardner Sullivan
Darsteller: Barbara Stanwyck, Joel McCrea, Akim Tamiroff, Robert Preston, Lynne Overman, Brian Donlevy, Robert Barrat, Anthony Quinn, Stanley Ridges, Henry Kolker, Francis McDonald, Willard Robertson, Harold Goodwin, Evelyn Keyes, Richard Lane, William Haade, Regis Toomey
Mit Ende des Sezessionskriegs beschließt Abraham Lincoln die Besiedlung wie Zivilisierung Amerikas voranzutreiben, ergo den Osten und den Westen des Landes mittels einer Eisenahnlinie zu verbinden. Für die Central Pacific (in Sacramento) und die Union Pacific (in Omaha) ist es das Signal zur Arbeitsaufnahme, um schnellstmöglich die Gleise bis Ogden zu verlegen. Zu diesem Behufe sind clevere Planung als auch viel Muskelkraft gefragt. Schließlich muss alles fix vorangehen, denn welche Eisenbahngesellschaft auch immer das Ziel (Ogden) zuerst erreicht, sie wird die lukrative Zusage erhalten, die Bahnstrecke nach ihrer Fertigstellung zu betreiben. Der Bankier Asa Barrows spricht sich offiziell zwar für die Union Pacific aus, unterstützt allerdings insgeheim die Konkurrenz. Mit dem Ziel die Arbeiten der Union Pacific zu sabotieren heuert er den skrupellosen Sid Campeau an. Campeau hat reichlich Dreck am Stecken, ist allerdings mit allen Wassern gewaschen, um sich aus jedweden fatalen Situationen herauszuwinden und deshalb die Idealbesetzung für die Position des Agitators. Jeff Butler, der im Dienste der Union Pacific steht, die Arbeiter bei Laune halten als auch für Ordnung sorgen soll, wittert postwendend möglichen Ärger und traut Campeau jegliche Schweinereien zu. Die Niederkunft einer unstillbaren Antipathie, die vom Adressaten flugs erwidert wird. Die angespannte interne Situation wird durch die extern kreisende Gefahr eines Indianerüberfalls additional befruchtet.
Der Szenarist Frank Gruber stellte in den 1950ern sieben Grundmuster zusammen, nach denen die Hollywood-Western inszeniert wurden. Gleich an erster Stelle nennt er die Union Pacific-Story. Der Bau der Einsenbahnlinie geht für ihn einher mit der Errichtung von Telegrafenverbindungen und der Ausarbeitung von Postkutschenlinien. Verbindungen und Bewegung der frontier, ergo: Besiedlung und Zivilisierung. Aufgrund seiner Firmierung bedarf es nun keinen außergewöhnlichen Spürsinn, um UNION PACIFIC diesem Grundmuster zuzuordnen.
Wer in alten Filmbüchern stöbert, der wird vermutlich zu seiner eigenen Verwunderung feststellen, dass im Jahre 1939 nicht STAGECOACH, sondern UNION PACIFIC zum erfolgreichsten Western gekrönt wurde. Die amerikanischen Kinobesucher waren von UNION PACIFIC allumfassend begeistert. Die Zeit schrie schließlich nach Patriotismus. Und DeMilles selbstlose Helden standen Pate für den nur allzu oft zitierten American Dream. STAGECOACH und UNION PACIFIC verbindet übrigens die Tatsache, dass beide Filme nach einer Romanvorlage von Ernest Haycoxv entstanden sind.
STAGECOACH = Stage to Lordsburg
UNION PACIFIC = Trouble Shooter.
Der Western erlebte zum Ausklang der 1930er seine Wiedergeburt. Die zahlreichen Gäste dieser Niederkunft, das US-amerikanische Volk, erlangte mittels Roosevelts Wirtschafts- und Sozialreformen, besser als New Deal bekannt, neue Hoffnung und ein neues Nationalbewusstsein. Vergessen war die hartnäckig an den Kraftreserven zerrende Weltwirtschaftskrise. Vergessen war die Große Depression. An ihre Stelle trat u. a. der romantische frontier-Gedanke, der Gedanke an jenen Raum in dem sich Amerika erschaffen konnte. Eroberung, Zivilisierung, Nationalstolz waren wieder präsent. Werte wurden umdefiniert. Aus Vorbereitungen wurden Ausführungen, aus Versprechungen Erfüllungen. Kurz und knapp, das kontinuierliche Werden wurde zum fortwährenden Sein umdefiniert. Nun könnten Sie mir die berechtigte Frage stellen, was das Alles mit UNION PACIFIC zu tun hat?
UNION PACIFIC (ein Remake von John Fords THE IRON HORSE) inkludiert im Vergleich zu STAGECOACH keine gesellschaftskritischen Noten, aber nebst dem thematisierten historischen Ereignis, dem Eisenbahnlinienbau, eine deftige Portion Patriotismus. Jenen Rassismus, der dem Film hin und wieder wie simultan vehement vorgeworfen wird, kann ich nur bedingt bestätigen. In werde auf dieses heikle Thema im weiteren Textverlauf aber noch zu sprechen kommen.
DeMille mischte für UNION PACIFIC das Historische mit Versatzstücken aus dem Zwischenmenschlichen. Die klassischen Themen: Liebe und Eifersucht sowie die Mann-Frau-Mann-Konstellation. Was den deutschen Verleih mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu anspornte, den Film auf den fürchterlichen Titel DIE FRAU GEHÖRT MIR zu taufen.
Diese Firmierung wird Barbara Stanwyck vermutlich überhaupt nicht gefallen haben! Denn welcher Mann durfte ungestraft behaupten, dass das (!) Bad Girl aller Bad Girls ihm gehöre. Barbara Stanwyck, die als skrupellose Phyllis Dietrichson in Billy Wilders brillantem Filmwerk FRAU OHNE GEWISSEN über Leichen geht, gibt in UNION PACIFIC die taffe, aber zu keiner Zeit linkische Mollie Monahan. Kumpeltyp als auch Love Interest. Heiß begehrt von zwei Männern: Jeff Butler (der Gute) und Dick Allen (die rechte Hand des Bösen). Neben den beiden Leinwandfiguren wird sich vermutlich auch ein Großteil des männlichen Kinopublikums in Mollie Monahan verguckt haben, denn Barbara Stanwyck spielt die kumpelhafte Mollie mit großer Hingabe. Die Rollen ihrer bereits genannten Verehrer, die sich aus dem Sezessionskrieg kennen, sind mit Joel McCrea als Jeff Butler und Robert Preston als Dick Allen bestens besetzt.
Die aus meiner Sicht dankbarste Rolle (die des Sid Campeau) bekleidet Brian Donlevy. Ein Schauspielertyp zu dem die Rollen der Bösewichte passen wie der Chardonnay zum marinierten Seebarsch. Wem der Name Brian Donlevy nichts sagen sollte: Donlevy spielte den Barshee in JESSE JAMES – MANN OHNE GESETZ (USA, 1939). Der Typ, der gleich zu Beginn auf Jesses Farm eintrifft und diese zum Spottpreis erwerben will. Damit erwirkt Barshee mächtig viel Ärger sowie den Beginn von Jesses multipler Karriere als Gesetzloser wie Volksheld. Und klingelt es?
Brian Donlevy gibt als Sid Campeau jenen Typus Drecksack, den er so oft in seiner Karriere verkörperte. Sid Campeau, der Bad Boy, der der Union Pacific Schaden zufügen und auf diese Weise am Profit der Central Pacific mitverdienen will. Seine Helping Hands sind übrigens schmerzunempfindlich. So wettet einer seiner Bediensteten während der Zugreise um fünf Dollar, dass er einen freundlich winkenden Indianer mittels eines gezielten Schuss aus seiner Winchester vom Pferderücken stoßen kann. Gesagt – getroffen – getan. Aber so nicht, denn im Gegenzug schmeißt Jeff Butler den Kunstschützen aus dem fahrenden Zug. Sid ist über den Rauswurf empört, er definiert den Mord als Lappalie, da die Armee in ihren besten Zeiten eh täglich Hunderte von Indianern eliminiert hätte. Die Gegenpartei, die sich um Jeff Butler schart, ist, was den toten Indianer anbelangt, eigentlich dito wenig empört. Primär regiert nämlich nur die Angst vor einem Vergeltungsanschlag, die Angst vor einem Indianerüberfall - was schlussendlich den Streckenbau verzögern würde. Demgemäß wird die vom Zuschauer erwartete Moral mehr oder minder dezent beiseite geschoben und durch einen erschreckenden Pragmatismus ersetzt.
Natürlich ist der Worst Case unabwendbar, denn die gefürchteten Indianer überfallen tatsächlich den Zug. Es handelt sich um infantil, dumm und barbarisch gezeichnete rote Krieger mit überdeutlichen psychischen Schäden. Wie kleine Kinder fallen sie über die Gepäckstücke der Reisenden her, um deren Inhalt verdutzt wie überfordert zu betrachten und sich anschließend wie Vollidioten aufzuführen. Die Native Americans haben innert UNION PACIFIC überhaupt nichts zu bestellen. Sie sind strohdumme Barbaren, welche zu Schießbudenfiguren mutieren, die man nach ihrem schrägen Kriegsgeheul nach Herzenslust abschießt, damit sie der Zivilisierung nicht weiter im Wege stehen.
Und wenn ich schon mal dabei bin und immo mächtig warm laufe: Die Verteidigung eines von Indianern attackierten Zugwaggons wird mit Pathos und Patriotismus nahezu überschüttet. Die drei Personen (Mollie Monahan, Jeff Butler, Robert Preston) stehen währenddessen für das Amerika der Zukunft. Selbstlos bekämpfen (Mollie mit einem Besenstil bewaffnet) sie die wilden Barbaren. Eigentlich sind sie ein chancenloser Zwerg, aber im Spiegelbild des Tümpels, den sie eben ausgehoben haben, wirken sie wie drei Riesen, die irgendwann der Freiheitsstatur Fackel und Tabula ansata überreichen könnten. Doch wird der Heroismus auch wirklich belohnt? Die Frage können Sie sich - auch wenn Sie UNION PACIFIC noch nie geschaut haben - bestimmt selbst beantworten.
Es gibt nur wenige Western, die sich mit der Union Pacific Railroad auseinandersetzen. Neben dem bereits genannten THE IRON HORSE (USA, 1924) kann ich die Liste entsprechender Verfilmungen mit WITH BUFFALO BILL ON THE U. P. TRAIL (USA, 1926), HEROES OF THE WEST (USA, 1932), einer Episode aus DAS WAR DER WILDE WESTEN (USA, 1962) und freilich SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (ITA / USA, 1968) erweitern. Die beiden Letztgenannten sollten eh in jeder gut sortierten Filmsammlung stehen. Die anderen drei lassen sich problemlos in der Tube finden.
Fazit: Die Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik, die Verbindung zwischen Ost- und Westküste. Die von Heroismus und Patriotismus flankierte Geschichte der Union Pacific. Ein Fall für Cecil B. DeMille, der dem amerikanischen Publikum mittels UNION PACIFIC das lieferte, nach dem es sich im Nachklang von Roosevelts Wirtschafts- und Sozialreformen und mit Blick auf die Gefahr eines Krieges mit Hitlerdeutschland gierte: Eine auf Nationalstolz basierende nationale Identität. Patriotismus ad nauseam!
Vom Rassismusvorwurf (DeMilles Indianerskizzierung) und einem begleitenden Pragmatismus kann ich den Film keineswegs freisprechen, möchte aber darauf hinweisen, dass ich in vorangegangenen US-amerikanischen Lichtspielen wesentlich Schockierendes, vergleiche Griffiths AMERICA (1924) und BIRTH OF A NATION (1915), als auch in der US-amerikanischen Literatur, vergleiche die Schriften von Mark Twain, im Speziellen den darin propagierten Indianerhass, rezipiert habe.
Ungeachtet seines - ich hoffe ausreichend beleuchtetem und somit einleuchtendem - Polarisierungspotentials steht für mich unter dem Strich ein sorgfältig inszeniertes, mit einer für die Zeit beachtlichen Tricktechnik sowie tollen Darstellern ausgestattetes Western-Epos, welches ich mir immer wieder gern anschaue.
Erklärung oder Verklärung? Take it or leave it!
Der Szenarist Frank Gruber stellte in den 1950ern sieben Grundmuster zusammen, nach denen die Hollywood-Western inszeniert wurden. Gleich an erster Stelle nennt er die Union Pacific-Story. Der Bau der Einsenbahnlinie geht für ihn einher mit der Errichtung von Telegrafenverbindungen und der Ausarbeitung von Postkutschenlinien. Verbindungen und Bewegung der frontier, ergo: Besiedlung und Zivilisierung. Aufgrund seiner Firmierung bedarf es nun keinen außergewöhnlichen Spürsinn, um UNION PACIFIC diesem Grundmuster zuzuordnen.
Wer in alten Filmbüchern stöbert, der wird vermutlich zu seiner eigenen Verwunderung feststellen, dass im Jahre 1939 nicht STAGECOACH, sondern UNION PACIFIC zum erfolgreichsten Western gekrönt wurde. Die amerikanischen Kinobesucher waren von UNION PACIFIC allumfassend begeistert. Die Zeit schrie schließlich nach Patriotismus. Und DeMilles selbstlose Helden standen Pate für den nur allzu oft zitierten American Dream. STAGECOACH und UNION PACIFIC verbindet übrigens die Tatsache, dass beide Filme nach einer Romanvorlage von Ernest Haycoxv entstanden sind.
STAGECOACH = Stage to Lordsburg
UNION PACIFIC = Trouble Shooter.
Der Western erlebte zum Ausklang der 1930er seine Wiedergeburt. Die zahlreichen Gäste dieser Niederkunft, das US-amerikanische Volk, erlangte mittels Roosevelts Wirtschafts- und Sozialreformen, besser als New Deal bekannt, neue Hoffnung und ein neues Nationalbewusstsein. Vergessen war die hartnäckig an den Kraftreserven zerrende Weltwirtschaftskrise. Vergessen war die Große Depression. An ihre Stelle trat u. a. der romantische frontier-Gedanke, der Gedanke an jenen Raum in dem sich Amerika erschaffen konnte. Eroberung, Zivilisierung, Nationalstolz waren wieder präsent. Werte wurden umdefiniert. Aus Vorbereitungen wurden Ausführungen, aus Versprechungen Erfüllungen. Kurz und knapp, das kontinuierliche Werden wurde zum fortwährenden Sein umdefiniert. Nun könnten Sie mir die berechtigte Frage stellen, was das Alles mit UNION PACIFIC zu tun hat?
UNION PACIFIC (ein Remake von John Fords THE IRON HORSE) inkludiert im Vergleich zu STAGECOACH keine gesellschaftskritischen Noten, aber nebst dem thematisierten historischen Ereignis, dem Eisenbahnlinienbau, eine deftige Portion Patriotismus. Jenen Rassismus, der dem Film hin und wieder wie simultan vehement vorgeworfen wird, kann ich nur bedingt bestätigen. In werde auf dieses heikle Thema im weiteren Textverlauf aber noch zu sprechen kommen.
DeMille mischte für UNION PACIFIC das Historische mit Versatzstücken aus dem Zwischenmenschlichen. Die klassischen Themen: Liebe und Eifersucht sowie die Mann-Frau-Mann-Konstellation. Was den deutschen Verleih mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu anspornte, den Film auf den fürchterlichen Titel DIE FRAU GEHÖRT MIR zu taufen.
Diese Firmierung wird Barbara Stanwyck vermutlich überhaupt nicht gefallen haben! Denn welcher Mann durfte ungestraft behaupten, dass das (!) Bad Girl aller Bad Girls ihm gehöre. Barbara Stanwyck, die als skrupellose Phyllis Dietrichson in Billy Wilders brillantem Filmwerk FRAU OHNE GEWISSEN über Leichen geht, gibt in UNION PACIFIC die taffe, aber zu keiner Zeit linkische Mollie Monahan. Kumpeltyp als auch Love Interest. Heiß begehrt von zwei Männern: Jeff Butler (der Gute) und Dick Allen (die rechte Hand des Bösen). Neben den beiden Leinwandfiguren wird sich vermutlich auch ein Großteil des männlichen Kinopublikums in Mollie Monahan verguckt haben, denn Barbara Stanwyck spielt die kumpelhafte Mollie mit großer Hingabe. Die Rollen ihrer bereits genannten Verehrer, die sich aus dem Sezessionskrieg kennen, sind mit Joel McCrea als Jeff Butler und Robert Preston als Dick Allen bestens besetzt.
Die aus meiner Sicht dankbarste Rolle (die des Sid Campeau) bekleidet Brian Donlevy. Ein Schauspielertyp zu dem die Rollen der Bösewichte passen wie der Chardonnay zum marinierten Seebarsch. Wem der Name Brian Donlevy nichts sagen sollte: Donlevy spielte den Barshee in JESSE JAMES – MANN OHNE GESETZ (USA, 1939). Der Typ, der gleich zu Beginn auf Jesses Farm eintrifft und diese zum Spottpreis erwerben will. Damit erwirkt Barshee mächtig viel Ärger sowie den Beginn von Jesses multipler Karriere als Gesetzloser wie Volksheld. Und klingelt es?
Brian Donlevy gibt als Sid Campeau jenen Typus Drecksack, den er so oft in seiner Karriere verkörperte. Sid Campeau, der Bad Boy, der der Union Pacific Schaden zufügen und auf diese Weise am Profit der Central Pacific mitverdienen will. Seine Helping Hands sind übrigens schmerzunempfindlich. So wettet einer seiner Bediensteten während der Zugreise um fünf Dollar, dass er einen freundlich winkenden Indianer mittels eines gezielten Schuss aus seiner Winchester vom Pferderücken stoßen kann. Gesagt – getroffen – getan. Aber so nicht, denn im Gegenzug schmeißt Jeff Butler den Kunstschützen aus dem fahrenden Zug. Sid ist über den Rauswurf empört, er definiert den Mord als Lappalie, da die Armee in ihren besten Zeiten eh täglich Hunderte von Indianern eliminiert hätte. Die Gegenpartei, die sich um Jeff Butler schart, ist, was den toten Indianer anbelangt, eigentlich dito wenig empört. Primär regiert nämlich nur die Angst vor einem Vergeltungsanschlag, die Angst vor einem Indianerüberfall - was schlussendlich den Streckenbau verzögern würde. Demgemäß wird die vom Zuschauer erwartete Moral mehr oder minder dezent beiseite geschoben und durch einen erschreckenden Pragmatismus ersetzt.
Natürlich ist der Worst Case unabwendbar, denn die gefürchteten Indianer überfallen tatsächlich den Zug. Es handelt sich um infantil, dumm und barbarisch gezeichnete rote Krieger mit überdeutlichen psychischen Schäden. Wie kleine Kinder fallen sie über die Gepäckstücke der Reisenden her, um deren Inhalt verdutzt wie überfordert zu betrachten und sich anschließend wie Vollidioten aufzuführen. Die Native Americans haben innert UNION PACIFIC überhaupt nichts zu bestellen. Sie sind strohdumme Barbaren, welche zu Schießbudenfiguren mutieren, die man nach ihrem schrägen Kriegsgeheul nach Herzenslust abschießt, damit sie der Zivilisierung nicht weiter im Wege stehen.
Und wenn ich schon mal dabei bin und immo mächtig warm laufe: Die Verteidigung eines von Indianern attackierten Zugwaggons wird mit Pathos und Patriotismus nahezu überschüttet. Die drei Personen (Mollie Monahan, Jeff Butler, Robert Preston) stehen währenddessen für das Amerika der Zukunft. Selbstlos bekämpfen (Mollie mit einem Besenstil bewaffnet) sie die wilden Barbaren. Eigentlich sind sie ein chancenloser Zwerg, aber im Spiegelbild des Tümpels, den sie eben ausgehoben haben, wirken sie wie drei Riesen, die irgendwann der Freiheitsstatur Fackel und Tabula ansata überreichen könnten. Doch wird der Heroismus auch wirklich belohnt? Die Frage können Sie sich - auch wenn Sie UNION PACIFIC noch nie geschaut haben - bestimmt selbst beantworten.
Es gibt nur wenige Western, die sich mit der Union Pacific Railroad auseinandersetzen. Neben dem bereits genannten THE IRON HORSE (USA, 1924) kann ich die Liste entsprechender Verfilmungen mit WITH BUFFALO BILL ON THE U. P. TRAIL (USA, 1926), HEROES OF THE WEST (USA, 1932), einer Episode aus DAS WAR DER WILDE WESTEN (USA, 1962) und freilich SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (ITA / USA, 1968) erweitern. Die beiden Letztgenannten sollten eh in jeder gut sortierten Filmsammlung stehen. Die anderen drei lassen sich problemlos in der Tube finden.
Fazit: Die Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik, die Verbindung zwischen Ost- und Westküste. Die von Heroismus und Patriotismus flankierte Geschichte der Union Pacific. Ein Fall für Cecil B. DeMille, der dem amerikanischen Publikum mittels UNION PACIFIC das lieferte, nach dem es sich im Nachklang von Roosevelts Wirtschafts- und Sozialreformen und mit Blick auf die Gefahr eines Krieges mit Hitlerdeutschland gierte: Eine auf Nationalstolz basierende nationale Identität. Patriotismus ad nauseam!
Vom Rassismusvorwurf (DeMilles Indianerskizzierung) und einem begleitenden Pragmatismus kann ich den Film keineswegs freisprechen, möchte aber darauf hinweisen, dass ich in vorangegangenen US-amerikanischen Lichtspielen wesentlich Schockierendes, vergleiche Griffiths AMERICA (1924) und BIRTH OF A NATION (1915), als auch in der US-amerikanischen Literatur, vergleiche die Schriften von Mark Twain, im Speziellen den darin propagierten Indianerhass, rezipiert habe.
Ungeachtet seines - ich hoffe ausreichend beleuchtetem und somit einleuchtendem - Polarisierungspotentials steht für mich unter dem Strich ein sorgfältig inszeniertes, mit einer für die Zeit beachtlichen Tricktechnik sowie tollen Darstellern ausgestattetes Western-Epos, welches ich mir immer wieder gern anschaue.
Erklärung oder Verklärung? Take it or leave it!