Zeuge einer Verschwörung
OT: The Parallax View
US 1974
R: Alan J. Pakula
D: Warren Beatty, Hume Cronyn, William Daniels, Jim Davis
M: Michael Small
Der Reporter Joe Frady (Warren Beatty) wird zufällig Zeuge eines Attentats auf einen Senator der auf der Space Needle in Seattle bei einem Empfang erschossen wird. Nach drei Jahren macht ihn eine Freundin, die auch bei diesem Empfang zugegen war, darauf aufmerksam, das 6 Zeugen mittlerweile verstorben sind. Sie äußert den Verdacht das diese „weggeräumt“ wurden und bangt nun um ihr eigenes Leben. Frady nimmt sie nicht ernst muss sie aber ein paar Tage nach ihrem Treffen im Leichenschauhaus besuchen. Nun nimmt er die Verschwörung ernst und und macht sich auf die Suche nach den Schuldigen.
Bei seinen Recherchen, wobei er immer wieder in Lebensgefahr gerät, stößt er auf die Parallax Corporation welche Leute rekrutiert um sie zu politischen Attentätern auszubilden. Er lässt sich auf eine Bewerbung bei Parallax ein und kommt dadurch in größte Gefahr…..
Was nun nach einem nüchternen Verschwörungsthriller klingt ist in Wahrheit ein Film der formal von seinen Bildern in völliger Ruhe Beunruhigung entwickelt. Immer wieder wird der Zuseher in scheinbar völlig belanglosen Einstellungen und Bildern eingelullt die aber nach einiger Zeit ihre wahre Absicht offenbaren. Diese Belanglosigkeit oder Beiläufigkeit zieht sich durch den ganzen Film und macht ihn dadurch zu etwas ganz besonderen. Unterstützt durch eine hervorragende Fotografie entwickelt sich dadurch eine bedrohliche, unangenehme Stimmung und der Zuseher befindet sich schnell in derselben unwissenden Situation wie der Protagonist.
Die lange Endsequenz ist dann die Krönung dieses pessimistischen Werks wo der investigative Journalist zum verdächtigten Attentäter mutiert. Allein die Einstellung wo Frady aus dem Dunkeln zum Licht läuft, also der geöffneten Türe, nur um dann dem Killer, dargestellt als gesichtslose Kontur, zu begegnen, ist großartig. Was in dieser Szene noch geschieht wird hier natürlich nicht verraten.
Zeuge einer Verschwörung ist ein grandioser Paranoia Thriller aus einer Zeit wo Verschwörungen hinter jeder Ecke lauerten. Es ist aber auch ein Film der wunderbar in unsere Zeit passt den die Geschehnisse im Geheimen haben sich nicht wirklich geändert. Ich kann völlig verstehen das die Machart vielen seltsam vorkommt und die diesen Film dadurch vielleicht langweilig oder nicht auf den Punkt gebracht empfinden. Ich verstehe aber auch diejenigen die diesen Film als ein vollkommenes Meisterwerk sehen. Je nach dem eigenen „parallax view“, also die Parallaxe, eine scheinbare Änderung der Position eines Objektes, wenn der Beobachter seine eigene Position verschiebt, kann der Film unterschiedlich gesehen werden.
Ein Werk für „geübte“ Zuseher, ein Film der seine Kraft nach mehrmaligen Sichtungen so richtig offenbart, definitiv faszinierend – um die Untersuchungskomission der Anfangs- und Endsequenz zu zitieren: „das ist eine Erklärung, Fragen sind nicht zugelassen“.
![Bild](https://www.deliria-italiano.org/phpbb/images/uploads/2019/08/i10803b9ubtx.jpeg)