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Cold War
(Hon Zin)
mit Aaron Kwok, Tony Leung Ka Fai, Charlie Yeung, Ka Tung Lam, Kar Lok Chin, Andy On, Terence Yin, Aarif Rahman, Eddie Peng, Andy Lau, Byron Mann, Yili Ma, Michael Wong, Grace Huang, Julius Brian Siswojo
Regie: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Drehbuch: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Kamera: Jason Kwan / Kenny Tse
Musik: Peter Kam
FSK 16
Hongkong / 2012
Hongkong gilt als Asiens sicherste Stadt und die Polizei scheint unantastbar. Doch dies ändert sich schlagartig, als ein Mannschaftswagen der Polizei samt fünf gut ausgebildeter Polizisten eines abends von Unbekannten entführt wird. Die Entführer, die der Polizei immer neue Forderungen stellen, sind bestens informiert und den Ermittlern stets einen Schritt voraus. Unter den leitenden Beamten, die mit der Operation "Cold War" zur Befreiung der Geiseln betraut worden sind, entbrennt ein Streit über die Zuständigkeiten und das weitere Vorgehen: Verhandeln und im Stillen nach den Entführten suchen oder aggressiv und mit aller Polizeigewalt vorgehen?
Immer wieder sind in den letzten Jahren erstklassige Hochglanzthriller aus dem asiatischen Raum zu uns gekommen und mit "Cold War" liegt nun ein weiterer Beitrag vor, der sich nahtlos in die Reihe so herausragender Filme wie beispielsweise "Infernal Affairs" einreiht und dabei zudem thematische Ähnlichkeiten erkennen lässt. Von der ersten Minute an beeindruckt der Film dabei insbesondere in stylischer Hinsicht und legt sehr viel Wert auf eine ausführliche Charakter-Beleuchtung der Hauptfiguren. Freunde großartiger Action werden hier nur stellenweise auf ihre Kosten kommen, denn die vorhandenen Passagen sind nicht unbedingt im Überfluss vorhanden. Wenn es jedoch einmal zur Sache geht dann geschieht dies auf eine beeindruckende Art und Weise, denn die entsprechenden Sequenzen beinhalten eine ungemein hohe Qualität und passen zudem absolut perfekt in das Gesamtbild einer Geschichte die kaum irgendwelche Schwächen erkennen lässt. Ziemlich schnell wird dem Zuschauer klar in welche Richtung das Geschehen abzielt, rücken doch immer mehr Dinge wie Korruption und Verrat aus den eigenen Reihen der Polizei in den Mittelpunkt der Ereignisse. Geht man nun aber von einer Vorhersehbarkeit des Szenarios aus wird man schnell eines Besseren belehrt, entpuppt sich die Story doch vielmehr als ein dichtes Netz aus Lügen und Intrigen, das erst kurz vor dem Ende die gesamten Zusammenhänge klar erkennen lässt.
Wenn man "Cold War" einmal eingehender betrachtet dann entsteht äußerst schnell der Eindruck, das hier ein ziemlich erfahrener Regisseur verantwortlich zeichnet. Dabei handelt es sich um das Erstlingswerk von Lok Man Leung und Kim-ching Luk, die ein extrem feines Gespür für das traditionell gute Hongkong-Kino beweisen und ihr Hauptaugenmerk auf eine sehr gut erzählte Geschichte gelegt haben. Gleichzeitig wurde die genau richtige Kombination aus Polizei-Thriller und Actionfilm gefunden, wobei letztgenannte Elemente sehr gut über den gesamten Film verteilt sind. Im Fokus steht vielmehr ein tiefer Einblick in die Strukturen-und Machtverhältnisse innerhalb des Polizei-Apparates in Hongkong und dem Zuschauer wird jederzeit ein glaubwürdiger Einblick darüber vermittelt, wie sich die Dinge in Wirklichkeit zutragen könnten. Diverse Figuren stehen dabei absolut im Vordergrund und erfahren eine eingehende Beleuchtung der jeweiligen Charaktere, so das man sich auch ohne jegliche Probleme mit diesen identifizieren kann. Eine weitere Stärke des Filmes sind ganz bestimmt die etlichen eingefügten Wendungen und falsch gelegte Fährten, denn immer wenn man zu der Meinung gelangt das dicht gewebte Lügennetz zu durchdringen ergeben sich neue Sichtweisen, die das Ganze wieder in ein vollkommen anderes Licht setzen.
Ein konstant gezogener Spannungsbogen ist durch diesen Aspekt also definitiv gewährleistet und so weiß man auch bis kurz vor dem Ende nie genau, wie die Dinge sich nun wirklich zueinander verhalten. Was zu Beginn noch wie eine ganz normale Entführung erscheint entwickelt sich mit der Zeit zu einem so dichten Geflecht aus Verrat und Korruption, das man fast schon unmöglich frühzeitig auf die Gesamt-Zusammenhänge stoßen kann. Dabei werden immer wieder diverse Anhaltspunkte in das Szenario eingestreut die gewisse Personen mit einem Verdacht behaften und dennoch scheint in dieser Geschichte nichts so, wie es im ersten Moment eventuell aussieht. Und so werden dem Zuschauer auch so manche Rätsel aufgegeben bis sich am Ende ein Plan zu erkennen gibt, der wirklich erstklassig ausgetüftelt wurde um die Ziele einer nicht gerade kleinen Gruppe durchzusetzen. "Cold War" würde höchstwahrscheinlich nur einen Bruchteil seiner Faszination auf den Betrachter ausüben, wenn er nicht mit einer hervorragenden Darsteller-Riege ausgestattet wäre. bis in die kleinsten Nebenrollen ist dieser Film nahezu perfekt besetzt und beschert einem so darstellerische Leistungen, die sich auf einem extrem hohen Niveau ansiedeln können und einen nicht unwesentlichen Anteil am insgesamt hervorragenden Gesamteindruck haben, den man von diesem Film bekommt. Wer einen intelligenten und spannend erzählten Asia-Thriller zu schätzen weiß dürfte hier bestens bedient werden und darf sich auf eine grandios umgesetzte Story freuen, die einen von der ersten bis zur letzten Minute bei Atem hält.
Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber das immer noch junge Label OFDB filmworks zeigt meiner Meinung nach ein feines Gespür bei der Auswahl seiner Veröffentlichungen. Sich dieses Regie-Debüt zu sichern war die genau richtige Entscheidung, offenbart sich doch ein Szenario voller Qualität, das sowohl inhaltlich wie auch audiovisuell absolut überzeugen kann. Spannung, Atmosphäre, tolle Darsteller und ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit machen diese Produktion zu einem echten Erlebnis, das sich auch hinter Genre-Größen wie beispielsweise "Infernal Affairs" keinesfalls zu verstecken braucht.
Fazit:
Freunde des Hongkong-Kinos dürften von "Cold War" regelrecht begeistert sein, beinhaltet die Geschichte doch wirklich alles, was diese Art von Film so interessant und sehenswert macht. Ein gelungenes Drehbuch und eine äußerst gute Kamera-Arbeit lassen dabei zu keinem Zeitpunkt den Eindruck entstehen, das es sich bei dieser Produktion um das Erstlingswerk zweier Regisseure handelt, die ganz augenscheinlich ganz einfach mit einer Menge Talent gesegnet sind, das sie hier in die Waagschale geworfen haben. Mich hat die Story und deren Umsetzung jedenfalls restlos überzeugt, so das ich ohne Bedenken eine dicke Empfehlung aussprechen kann.
9/10