Cold War - Lok Man Leung / Kim-ching Luk (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Cold War - Lok Man Leung / Kim-ching Luk (2012)

Beitrag von horror1966 »

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Cold War
(Hon Zin)
mit Aaron Kwok, Tony Leung Ka Fai, Charlie Yeung, Ka Tung Lam, Kar Lok Chin, Andy On, Terence Yin, Aarif Rahman, Eddie Peng, Andy Lau, Byron Mann, Yili Ma, Michael Wong, Grace Huang, Julius Brian Siswojo
Regie: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Drehbuch: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Kamera: Jason Kwan / Kenny Tse
Musik: Peter Kam
FSK 16
Hongkong / 2012

Hongkong gilt als Asiens sicherste Stadt und die Polizei scheint unantastbar. Doch dies ändert sich schlagartig, als ein Mannschaftswagen der Polizei samt fünf gut ausgebildeter Polizisten eines abends von Unbekannten entführt wird. Die Entführer, die der Polizei immer neue Forderungen stellen, sind bestens informiert und den Ermittlern stets einen Schritt voraus. Unter den leitenden Beamten, die mit der Operation "Cold War" zur Befreiung der Geiseln betraut worden sind, entbrennt ein Streit über die Zuständigkeiten und das weitere Vorgehen: Verhandeln und im Stillen nach den Entführten suchen oder aggressiv und mit aller Polizeigewalt vorgehen?


Immer wieder sind in den letzten Jahren erstklassige Hochglanzthriller aus dem asiatischen Raum zu uns gekommen und mit "Cold War" liegt nun ein weiterer Beitrag vor, der sich nahtlos in die Reihe so herausragender Filme wie beispielsweise "Infernal Affairs" einreiht und dabei zudem thematische Ähnlichkeiten erkennen lässt. Von der ersten Minute an beeindruckt der Film dabei insbesondere in stylischer Hinsicht und legt sehr viel Wert auf eine ausführliche Charakter-Beleuchtung der Hauptfiguren. Freunde großartiger Action werden hier nur stellenweise auf ihre Kosten kommen, denn die vorhandenen Passagen sind nicht unbedingt im Überfluss vorhanden. Wenn es jedoch einmal zur Sache geht dann geschieht dies auf eine beeindruckende Art und Weise, denn die entsprechenden Sequenzen beinhalten eine ungemein hohe Qualität und passen zudem absolut perfekt in das Gesamtbild einer Geschichte die kaum irgendwelche Schwächen erkennen lässt. Ziemlich schnell wird dem Zuschauer klar in welche Richtung das Geschehen abzielt, rücken doch immer mehr Dinge wie Korruption und Verrat aus den eigenen Reihen der Polizei in den Mittelpunkt der Ereignisse. Geht man nun aber von einer Vorhersehbarkeit des Szenarios aus wird man schnell eines Besseren belehrt, entpuppt sich die Story doch vielmehr als ein dichtes Netz aus Lügen und Intrigen, das erst kurz vor dem Ende die gesamten Zusammenhänge klar erkennen lässt.

Wenn man "Cold War" einmal eingehender betrachtet dann entsteht äußerst schnell der Eindruck, das hier ein ziemlich erfahrener Regisseur verantwortlich zeichnet. Dabei handelt es sich um das Erstlingswerk von Lok Man Leung und Kim-ching Luk, die ein extrem feines Gespür für das traditionell gute Hongkong-Kino beweisen und ihr Hauptaugenmerk auf eine sehr gut erzählte Geschichte gelegt haben. Gleichzeitig wurde die genau richtige Kombination aus Polizei-Thriller und Actionfilm gefunden, wobei letztgenannte Elemente sehr gut über den gesamten Film verteilt sind. Im Fokus steht vielmehr ein tiefer Einblick in die Strukturen-und Machtverhältnisse innerhalb des Polizei-Apparates in Hongkong und dem Zuschauer wird jederzeit ein glaubwürdiger Einblick darüber vermittelt, wie sich die Dinge in Wirklichkeit zutragen könnten. Diverse Figuren stehen dabei absolut im Vordergrund und erfahren eine eingehende Beleuchtung der jeweiligen Charaktere, so das man sich auch ohne jegliche Probleme mit diesen identifizieren kann. Eine weitere Stärke des Filmes sind ganz bestimmt die etlichen eingefügten Wendungen und falsch gelegte Fährten, denn immer wenn man zu der Meinung gelangt das dicht gewebte Lügennetz zu durchdringen ergeben sich neue Sichtweisen, die das Ganze wieder in ein vollkommen anderes Licht setzen.

Ein konstant gezogener Spannungsbogen ist durch diesen Aspekt also definitiv gewährleistet und so weiß man auch bis kurz vor dem Ende nie genau, wie die Dinge sich nun wirklich zueinander verhalten. Was zu Beginn noch wie eine ganz normale Entführung erscheint entwickelt sich mit der Zeit zu einem so dichten Geflecht aus Verrat und Korruption, das man fast schon unmöglich frühzeitig auf die Gesamt-Zusammenhänge stoßen kann. Dabei werden immer wieder diverse Anhaltspunkte in das Szenario eingestreut die gewisse Personen mit einem Verdacht behaften und dennoch scheint in dieser Geschichte nichts so, wie es im ersten Moment eventuell aussieht. Und so werden dem Zuschauer auch so manche Rätsel aufgegeben bis sich am Ende ein Plan zu erkennen gibt, der wirklich erstklassig ausgetüftelt wurde um die Ziele einer nicht gerade kleinen Gruppe durchzusetzen. "Cold War" würde höchstwahrscheinlich nur einen Bruchteil seiner Faszination auf den Betrachter ausüben, wenn er nicht mit einer hervorragenden Darsteller-Riege ausgestattet wäre. bis in die kleinsten Nebenrollen ist dieser Film nahezu perfekt besetzt und beschert einem so darstellerische Leistungen, die sich auf einem extrem hohen Niveau ansiedeln können und einen nicht unwesentlichen Anteil am insgesamt hervorragenden Gesamteindruck haben, den man von diesem Film bekommt. Wer einen intelligenten und spannend erzählten Asia-Thriller zu schätzen weiß dürfte hier bestens bedient werden und darf sich auf eine grandios umgesetzte Story freuen, die einen von der ersten bis zur letzten Minute bei Atem hält.

Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber das immer noch junge Label OFDB filmworks zeigt meiner Meinung nach ein feines Gespür bei der Auswahl seiner Veröffentlichungen. Sich dieses Regie-Debüt zu sichern war die genau richtige Entscheidung, offenbart sich doch ein Szenario voller Qualität, das sowohl inhaltlich wie auch audiovisuell absolut überzeugen kann. Spannung, Atmosphäre, tolle Darsteller und ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit machen diese Produktion zu einem echten Erlebnis, das sich auch hinter Genre-Größen wie beispielsweise "Infernal Affairs" keinesfalls zu verstecken braucht.


Fazit:


Freunde des Hongkong-Kinos dürften von "Cold War" regelrecht begeistert sein, beinhaltet die Geschichte doch wirklich alles, was diese Art von Film so interessant und sehenswert macht. Ein gelungenes Drehbuch und eine äußerst gute Kamera-Arbeit lassen dabei zu keinem Zeitpunkt den Eindruck entstehen, das es sich bei dieser Produktion um das Erstlingswerk zweier Regisseure handelt, die ganz augenscheinlich ganz einfach mit einer Menge Talent gesegnet sind, das sie hier in die Waagschale geworfen haben. Mich hat die Story und deren Umsetzung jedenfalls restlos überzeugt, so das ich ohne Bedenken eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


9/10
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Arkadin
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Re: Cold War - Lok Man Leung / Kim-ching Luk (2012)

Beitrag von Arkadin »

In Hongkong verschwinden ein mit modernster Technik ausgestatteter Einsatzwagen und fünf Beamte spurlos. Bald schon stellt sich heraus, dass es sich hierbei um eine Entführung handelt und die Polizei erpresst werden soll. Da der Polizeichef auf einer Konferenz in Kopenhagen weilt, hat sein Stellvertreter Lee (Tony Leung Ka Fai), der designierter Nachfolger des Polizeichef ist das Sagen. Lee geht in die Offensive und greift mit harter Hand durch. Der jüngere Lau (Aaron Kwok), ebenfalls Stellvertreter des Polizeichefs und scharf auf dessen Posten, versucht wiederum seine eigene, vorsichtigere Strategie durchzusetzen. Er unterstellt Lee persönliche Motive, da sich dessen Sohn unter den Entführten befindet, und kann so die Macht über den Polizeiapparat gewinnen. Am Ende werden die Geiseln freigelassen, doch das Lösegeld verschwindet und Lau muss viele Verluste hinnehmen. Kurze Zeit später schaltet sich die Interne Ermittlung der Polizei ein und untersucht, ob bei dem Fall alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Sowohl Lee als auch Lau geraten dabei unter Druck…

In Hongkong war “Cold War” der erfolgreichste Film des vergangenen Jahres und räumte bei den Hong Kong Film Awards gleich neun Mal den Hauptpreis ab. In dem leider spärlichen Bonusmaterial der Blu-ray, welches mehr den Charakter von Werbematerial hat, schwärmen die Beteiligten, dass “Cold War” die Rückkehr zu dem großen Hongkong-Kino der 90er Jahre markieren würde. Nun, das mag dann doch etwas übertrieben sein, allein schon, weil das großen Hongkong-Kino dank Leuten wie Johnnie To auch nie wirklich tot war. An dessen ebenfalls kürzlich in Deutschland erschienenen Film “Drug War” (Review hier) erinnert “Cold War” dann auch entfernt. Doch während To seine Protagonisten als Getriebene, als Maschinen ohne familiären Hintergrund zeigt, gehen die beiden Regie-Debütanten Lok Man Leung und Kim-ching Luk (die auch für das Drehbuch verantwortlich sind) etwas andere Wege. Das Familiäre wird zwar auch für die meiste Zeit ausgespart – Hauptdarsteller Aaron Kwok wird alibimäßig eine kurze Szene mit Frau und Tochter gegönnt, Toni Leung ein Sohn zur Seite gestellt – , spielt aber eine nicht ganz unwichtige Rolle. Die Protagonisten gehören auch nicht zum Räderwerk, welches mit tödlicher Präzision ineinander greift, sondern sitzen an den Hebeln, die es in Gang bringen. Die Welt in “Cold War” ist vor allem die Welt der Büros, der Intrigen und der Machtspiele.

Auf Actionszenen muss der Zuschauer deswegen aber nicht verzichten. Diese werden punktuell gesetzt und weisen eine recht unterschiedliche Güte auf. Szenen wie der spektakuläre Unfall zu Beginn des Filmes oder die Explosion der obersten Etagen eines Hochhauses, sind so offensichtlich mit CGI getrickst, dass man sich fragt, ob bei dem sicherlich nicht geringen Budget nicht eine überzeugendere Arbeit möglich gewesen wäre. Auf der anderen Seite gibt es einen Polizeizugriff auf ein Schiff mit Illegalen und vor allem eine rasante Verfolgungsjagd mit anschließender Schießerei in der Mitte des Filmes. Beide Szenen kommen zwar nicht ganz an die Intensität eines Johnnie-To-Films heran, kommen aber durchaus beeindruckend daher. Ansonsten hält sich der Film zurück und lässt die Kamera lieber elegant über Hongkong und die Fassaden der Hochhäuser gleiten. Die Duelle sind dann auch vor allem taktischer Natur. Keiner der Charaktere legt seine wahren Ziele offen, ständig werden Allianzen geschmiedet, gezielte Indiskretionen gestreut und Material gegen den Gegner gesammelt. Die Entführung des Einsatzwagens samt Besatzung und die Übergabe des Lösegelds gerät da schon mal in den Hintergrund und werden von den beiden Hauptkontrahenten als reines Mittel verwendet, um ihre Interessen durchzusetzen.

Folgerichtig wird dieser Plot dann nach der Hälfte des Filmes abgeschlossen und die Handlung konzentriert sich auf die Folgen des Einsatzes. Dass es dabei neben einem geheimnisvollen Informanten, auch noch einen Attentäter gibt, der die Spuren der Täter mit viel Krawum beseitigt, erhöht zwar das Unterhaltungspotential des Filmes, verwässert aber auch die ursprüngliche Intention, auf recht realistische Weise das Funktionieren innerhalb eines Machtapparats zu zeigen. Hier hätte es dem Film sicherlich gut getan, auf spektakuläre Action zu verzichten, und sich weiterhin auf den “kalten Krieg” im Polizeihauptquartier zu konzentrieren. Auch ist die Auflösung des Ganzen ein wenig enttäuschend. Statt eines überraschenden Knalls, wirkt es am Ende so, als würde man die Luft aus einem übergroßen Luftballon lassen.

Auf Seiten der Schauspieler gibt es ein großes Wiedersehen mit den Stars des 90er-Jahre Hongkong-Kinos. Besonders überzeugend, als aalglatter Karrieremensch und Schreibtischtäter ist Aaron Kwok, der seine erste große Rolle in Corey Yuens Fantasyfilm “Silver Fox” neben Anita Mui und Andy Lau hatte. Eben jener Andy Lau hat in „Cold War” eine kleine, aber wichtige Rolle als Innenminister. Und an ihm merkt man am Deutlichsten, wie viel Zeit seit der goldenen Ära des Hongkong-Kinos vergangen ist, als er sich in Wong Kar-Wais “As Tears Go By” oder “Days of Being Wild” seine Sporen verdiente. Er ist sichtlich gealtert und abgemagert. Trotzdem versprüht er noch immer sein strahlendes Charisma. Ebenso ergeht es Toni Leung, einst der schöne “Chinaman” in Jean-Jacques Annauds “Der Liebhaber“. Hier ist er als alter Fuchs und stellvertretender Polizeipräsident kaum wieder zu erkennen. Seine Auftritte sind aber noch immer von einer großen Autorität begleitet. Das macht Kwok und Leung zu den idealen Gegenspielern in einer knallharten Machtwelt, in der nur derjenige bestehen kann, der seine Interesse am besten zu verschleiern und durchzusetzen versteht. Leungs Charakter heißt übrigens Waise Lee. Eine Verbeugung vor dem Schauspieler, der in den 80ern und 90ern häufig leitende Polizeibeamte spielte?

„Cold War“ ist eine großbudgetierte Prestige-Produktion, die ihren Schwerpunkt weniger auf furiose Action, als vielmehr eine dichte und verschlungene Handlung legt. Dementsprechend fesseln die Intrigen und Machtspielchen zwischen den beiden Protagonisten mehr, als die Actionszenen mit z.T. für eine solch große Produktion merkwürdig schlampigen CGI. Die Hauptdarsteller Tony Leung und Aaron Kwok sind hervorragend besetzt und liefern sich ein spannendes Duell. Ebenfalls lobend zu erwähnen ist die überaus elegante Kameraarbeit.
Früher war mehr Lametta
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Il Grande Silenzio
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Re: Cold War - Lok Man Leung / Kim-ching Luk (2012)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Mit COLD WAR konnte ich überhaupt nichts anfangen. Die "überkonstruierte", wenig glaubwürdige Story, die auch noch wirr erzählt wird, der sterile Look, zu viele Charaktere, deren Schicksal einem ziemlich egal bleiben, sehr schlechte CGI und ein viel zu aufdringlicher Score, der fast die ganze Zeit Spannung vermitteln will, wo keine ist.

Am meisten hat mich der glorifizierende Unterton gestört, der die Arbeit der Behörden begleitet hat.

Sehr knappe 5/10
"You can´t love animals and eat them too."

"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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