Deliria-Italiano

Guinea Pig: Devil's Experiment

Originaltitel: Ginî piggu

Herstellungsland: Japan / 1985

Regie: Satoru Ogura

Darsteller:innen: o.A.

Story:

Gefundenes Videomaterial eines teuflischen Experiments, bei dem drei Männer eine Frau so lange quälen, bis ihr Körper samt Seele gebrochen wird. Zuerst sind es Schläge, dann Tritte und im weiteren Verlauf des Experiments steigern sich die Grausamkeiten und während die Männer lachen erwartet die Frau ein wahres Martyrium. Zwischendurch wird sie in einem Netz baumelt an einen Baum gehängt, ehe das Experiment seinen grausamen Höhepunkt findet.

Zu meinem fünfzigsten Geburtstag Mitte des Jahres habe ich beschlossen, die wilden Skandalwerke und tabubrechende Filme hinter mir zu lassen und in eine cineastisch "ruhigere", zweitere Lebenshälfte zu starten. Bis dahin gibt es aber noch einiges zu beackern und so habe ich mich auch endlich an die berühmt-berüchtige Reihe herangetraut, die sich erwartungsgemäß als wenig unterhaltsam entpuppt. Der Auftakt ist nüchtern und dokumentarisch gestaltet und viel mehr als das Quälen eines weiblichen Opfers mit teils drastischen Dingen gibt es im Verlauf der 42 Minuten auch nicht zu sehen. Die Effekte sind bewusst sehr realistisch gestaltet und auch der Rest lässt dem Zuschauer wenig Möglichkeiten, dass Ganze als Spielfilm zu verorten. Wenig Musik, kaum Dialoge und die VHS-Optik tun ihr Übriges. Hier geht es ja auch weniger um erzählerische oder schauspielerische Fähigkeiten als das Ausloten persönlicher Grenzen, wobei dem mittlerweile im Amateur-Bereich ohnehin kaum noch was ausgelassen wird. Im Jahr 1985 war das ja noch etwas anders und „Guinea Pig“ eines der ersten Fake-Snuff-Filme ohne ergänzende Rahmenhandlung, die auf die Menschheit losgelassen wurden. Gut geht anders und unterhaltsam ist das natürlich gar nicht und dennoch gibt es genug Menschen wie mich, bei denen das trotzdem im Player landet, wenn man nur die richtige Ausrede dafür findet um die eigene Sensationsgier zu rechtfertigen.

jogiwan hat geschrieben: ↑Mo 19. Mai 2025, 07:33 Zu meinem fünfzigsten Geburtstag Mitte des Jahres habe ich beschlossen, die wilden Skandalwerke und tabubrechende Filme hinter mir zu lassen und in eine cineastisch "ruhigere", zweitere Lebenshälfte zu starten.

Findest du 50 nicht ein bisschen zu früh, um erwachsen zu werden...?

buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 19. Mai 2025, 11:08

jogiwan hat geschrieben: ↑Mo 19. Mai 2025, 07:33 Zu meinem fünfzigsten Geburtstag Mitte des Jahres habe ich beschlossen, die wilden Skandalwerke und tabubrechende Filme hinter mir zu lassen und in eine cineastisch "ruhigere", zweitere Lebenshälfte zu starten.

Findest du 50 nicht ein bisschen zu früh, um erwachsen zu werden...?

hehe... mal schauen, wie lange der Vorsatz hält...

Guter Einstieg in die cineastisch ruhige Lebenshälfte. Spaß macht dieses Schock-Video ja nicht wirklich, aber bei den gelungenen SFX bleibt "kein Auge trocken"

Dick Cockboner hat geschrieben: ↑Fr 23. Mai 2025, 18:15

jogiwan hat geschrieben: ↑Mo 19. Mai 2025, 07:33 Zu meinem fünfzigsten Geburtstag Mitte des Jahres habe ich beschlossen, die wilden Skandalwerke und tabubrechende Filme hinter mir zu lassen und in eine cineastisch "ruhigere", zweitere Lebenshälfte zu starten.

Ich persönlich halte dieses Vorhaben für sehr erstrebenswert!
Wenn es denn soweit ist, also spätestens an Deinem Geburtstag, würde ich mich sehr über ein kurzes Resümee über die geschauten Werke freuen, denn vom japanischem Meerschwein oder Vogel Fred kenne ich absolut nüscht. Hat mich nie wirklich interessiert. Meine zweite Lebenshälfte fängt erst mit 80 an, ich habe also noch jede Menge Zeit mir den ganzen Käse zu geben. Was sollte man sehen & was nicht?

Das kann ich dir jetzt schon beantworten: die ersten beiden "Guinea Pig"-Teile würde ich mit viel Wohlwollen und der Charlie Sheen-Sache nicht gänzlich verteufeln, wenn man es etwas ruppiger mag, aber die August Underground Sachen sind Müll und absoluter Bodensatz für Leutchen, die sich von nichts abschrecken lassen. Andererseits aber auch wieder spannend, wenn sich Fred Vogel, den man nach den drei Filmen nur abgrundtief hassen kann, auf einmal als durchaus selbstreflektiert und sympathisch entpuppt. Im Gegensatz zu seinen Interviewpartnern, die dann mit leuchtenden Augen und "Serbian Film"-Shirt sitzen und labern, wie toll und schockierend sie die Filme doch fanden.

jogiwan hat geschrieben: ↑Mo 19. Mai 2025, 07:33 Zu meinem fünfzigsten Geburtstag Mitte des Jahres habe ich beschlossen, die wilden Skandalwerke und tabubrechende Filme hinter mir zu lassen und in eine cineastisch "ruhigere", zweitere Lebenshälfte zu starten. Bis dahin gibt es aber noch einiges zu beackern und so habe ich mich auch endlich an die berühmt-berüchtige Reihe herangetraut, die sich erwartungsgemäß als wenig unterhaltsam entpuppt.

Ein wahrlich spannendes Sichtungsprojekt, lieber Jogi. Ich bin gespannt, inwieweit Du Dich auch in die raueren Gefilde von Mondo und Shockumentary vorwagen wirst...

Bis dahin erst einmal eine Lektüre-Empfehlung: Thematisch haben zumindest die ersten beiden GUINEA-PIG-Streifen ja auch mit meiner Dissertation zu tun, weshalb ich sie a) in einem Kapitelchen zum Phänomen "Faux Snuff" selbst kurz beackere, und b) seinerzeit auch einen Blick in die einschlägige Sekundärliteratur geworfen habe. In Jay McRoys "Nightmare Japan. Contemporary Japanese Horror Cinema", erschienen 2008, gibt es hierzu einen ausführlichen Exkurs, den ich recht lesenswert in Erinnerung habe, zumal der Autor die Filme explizit in einen japanischen Kulturkontext einbindet, und mit Referenzen um sich wirft, die mir als westlichem Rezipienten vollkommen verborgen bleiben mussten...