Men Behind The Sun 3: A Narrow Escape - Godfrey Ho (1994)

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Salvatore Baccaro
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Men Behind The Sun 3: A Narrow Escape - Godfrey Ho (1994)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Hei tai yang 731 si wang lie che

Produktionsland: Hongkong 1994

Regie: Godfrey Ho

Darsteller: Jimmy Au Shui Wai, Robert Mak Tak-Law, Cheung Jing, Jue Gong


...und weiter geht die Reise auf die Rückseite der Sonne...

Frühjahr 1945: Japan steht kurz vor der Kapitulation. Auch die verbliebenen Mitglieder der berüchtigten Einheit 731, die in der Mandschurei einen Lagerkomplex betreibt, in dem vor allem an internierten Chinesen menschenverachtende Experimente durchgeführt werden, von denen man sich enorme Fortschritte auf dem Gebiet der biologischen Kriegstechnik erhofft, sehen zu, dass sie zum einen alle Spuren ihres grausigen Treibens vernichten – sprich, Teile des Lagers sprengen, sämtliche noch lebenden Gefangene erschießen, einen Großteil ihrer Forschungsergebnisse verbrennen –, und zum andern, dass sie ungeschoren aus dem zunehmend von russischem Militär und chinesischen Partisanen bestürmten Gebiet entkommen. In einem Sonderzug soll es über Korea zur Küste gehen, wobei die Fahrt mitten durch Regionen führt, in denen jederzeit Kampfhandlungen ausbrechen können. Erschwert wird die Reise dadurch, dass einer der Soldaten sich mit einem tödlichen Virus infiziert hat, und seine Kameraden diese Tatsache vor ihren Vorgesetzten zu verheimlich versuchen, da sie sonst seine sofortige Liquidierung fürchten – ein Akt der Nächstenliebe, der allein dadurch einen bitteren Beigeschmack erhält, dass die Männer im Umkehrschluss in Kauf nehmen, die hochgradig infektiöse Krankheit in ihr Heimatland zu schleppen – doch ob sie dort überhaupt ankommen, ist, wie gesagt, sowieso mehr als fraglich. Einen der Soldaten jedoch plagen noch ganz andere Dinge: Im Gespräch mit einer ebenfalls an Bord befindlichen Ärztin, (die sich später als Koreanerin entpuppen wird), regen sich bei unserem Helden zunehmend Gewissensbisse darüber, für welche unaussprechlichen Verbrechen er während seiner Zeit in der Einheit 731 mitverantwortlich gewesen ist. Während die chinesischen Zugführer die Meuterei proben, während der virenbefallene Kamerad zusehends an Kräften verliert, während Rebellen nichts unversucht lassen, den Zug zum Stillstand zu bringen, schwelgen wir zusammen mit unserer Identifikationsfigur in Rückblenden, die offenlegen, zu welchen Abartigkeiten der Mensch unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft fähig ist…

Tja, und diese Rückblenden stammen nahezu ALLE aus Godfrey Hos erstem Sequel zu HAK TAAI YEUNG 731, namentlich: HAK TAAI YEUNG 731 CHUK CHAP JI SAAI YAN GUNG-CHONG – seien es die mittlerweile sattsam bekannten Kälteexperimente, bei denen Menschen die gefrorene Haut von den Knochen gezogen wird, seien es mit letalen Bakterien gefüllte Bomben, die über einem Feld voller gefesselter Chinesen abgeworfen werden, worauf diese innerhalb von Minuten einen qualvollen Tod erleiden, seien es die (realen!) Aufnahmen von Autopsien und Operationen, mit denen der Vorgängerfilme randvoll gefüllt gewesen ist – ja, und selbst mit den eingelegten Föten aus dem Vorspann von HAK TAAI YEUNG 731 CHUK CHAP JI SAAI YAN GUNG-CHONG gibt es ein Wiedersehen, wenn dieses auch montagetechnisch äußerst fragwürdig gelöst ist: Als die Mitglieder der Einheit 731 losziehen, um ihre Teufelslaboratorien dem Erdboden gleichzumachen, schneidet Ho immer wieder Kamerafahrten über die konservierten Leichenpräparate aus dem Prolog des Vorgängerfilms hinein, um zu suggerieren, dass es genau diese seien, denen die Soldaten zu Leibe rücken, während die Schauspieler von HEI TAI YANG 731 SI WANG LIE CHE allerdings ausnahmslos irgendwelche Reagenzgläser und Erlenmeyerkolben voll mit bunter Flüssigkeit zertrümmern.

Wenn sich Godfrey Ho – (der wundersamerweise übrigens in vorliegendem Vehikel vollkommen auf deplatzierte Martial-Arts-Kämpfe verzichtet) – demnach als ein Meister des Recyclings und Kompostierens erweist, der es durchaus verdient, in einem Atemzug mit großen Kompilatoren wie Bruno Mattei oder Jess Franco genannt zu werden, präsentiert er sich in dem Material, das er extra für den nunmehr dritten HAK-TAAI-YEUNG-731-Aufguss heruntergekurbelt hat, als reichlich reizloser Filmemacher, der mich mit seiner langatmigen Zugfahrtsgeschichte wenig bei der Stange halten konnte. Anders gesagt: Würde man aus vorliegendem Streifen sämtliche Rückblenden, das heißt, jedwede Gore- und Splatter-Eskapaden, herausmontieren, hätte man einen reichlich konventionelles, stellenweise regelrecht banales Kriegsdrama, das eine Genre-Standardsituation nach der anderen herunterleiert: Ein Kamerad soll zu einer Geheimmission, einem wahren Himmelfahrtskommando, entsandt werden, worauf sich ein anderer an seiner Stelle meldet, da er sowieso Waise sei, und weniger zu verlieren habe als der verheiratete und kinderreiche Freund; die erwähnte koreanische Ärztin fungiert als moralische Instanz, die unsere Helden auf all ihre vergangenen Verfehlungen hinweist, (wobei ich mich frage, wie diese Frau denn mit solch einem exorbitanten Ungerechtigkeitsbewusstsein überhaupt zu einem Job in der Einheit 731 gekommen sein soll); zwischendurch muss auch noch die Schwester der Ärztin aufgesammelt werden, um sie vor den anrückenden Russen zu retten. HEI TAI YANG 731 SI WANG LIE CHE wird zwar nie ganz so sentimental und kitschig wie die Liebesromanze, die Godfrey Ho im Vorgänger meinte erzählen zu müssen, doch schöpfen die endlosen Dialogszenen, die plakativen Proklamationen von Pazifismus und Völkerverständigung, die wenig glaubwürdigen Figuren, die sich während einer einzigen Zugfahrt von mörderischen Bestien zu reflektiert denkenden Humanisten entwickeln, arg aus dem Topf der Klischees. Einmal abgesehen davon, dass der Film nicht, wie ich erwartet hätte, auch noch auf ein süßliches Happy End hinausläuft, sondern auf einer überraschend grimmigen Note endet, hat er mir unterm Strich nicht viel mehr als das eine oder andere herzhafte Gähnen und Schielen auf die Laufzeitleiste abgerungen: Wer unbedingt noch einmal die meisten grenzwertigen Szenen aus HAK TAAI YEUNG 731 CHUK CHAP JI SAAI YAN GUNG-CHONG sehen möchte, und zwischen diesen Magenschwingern Lust darauf hat, einer Militäreinheit dabei zuzuschauen, wie sie per Dampflok durchs chinesische Hinterland reist, - nun, nur für denjenigen wird vorliegender Film irgendeinen Mehrwert darstellen.
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Arkadin
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Re: Men Behind The Sun 3: A Narrow Escape - Godfrey Ho (1994)

Beitrag von Arkadin »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Fr 25. Dez 2020, 11:54 Wenn sich Godfrey Ho – (der wundersamerweise übrigens in vorliegendem Vehikel vollkommen auf deplatzierte Martial-Arts-Kämpfe verzichtet) – demnach als ein Meister des Recyclings und Kompostierens erweist, der es durchaus verdient, in einem Atemzug mit großen Kompilatoren wie Bruno Mattei oder Jess Franco genannt zu werden,
Godfrey Ho ist DER Meister des Recyclings schlechthin. Ich würde mal behaupten 80% seiner Ninja- und Actionfilme besteht aus Material, dass er (oder jemand anderes) zuvor gedreht hat. Dafür ist er ebenso berühmt wie berüchtigt.
Wikipedia hat geschrieben:Hos Arbeitsstil war es, existierende, von seinen Auftraggebern günstig angekaufte Filme umzuschneiden und mit selbstgedrehtem Material zu ergänzen, so dass sich neue Filme ergaben. Diese Arbeitsweise war sehr kostengünstig, brachte jedoch ausschließlich als minderwertig wahrgenommene Filme hervor, da das Originalmaterial und die zugedrehten Szenen nicht zueinander passten. Aufgrund der Anzahl und der Qualität seiner Filme wird Ho auch als der „Ed Wood des Hongkong-Kinos“ bezeichnet. Zwischen 1980 und 1990 drehte Ho über achtzig Filme. Viele seiner Werke sind inzwischen Kultfilme und gelten aufgrund ihrer mangelnden Qualität als unfreiwillig komisch. Ho agierte im Laufe seiner Karriere unter mehr als vierzig unterschiedlichen Namen, darunter unter anderem Godfrey Hall, Zhi Jiang He, Benny Ho, Chi-Mou Ho, Chun-Sing Ho, Charles Lee, Stanley Chan, George King, Tomas Tang, Bruce Lambert, Tommy Cheung, Tommy Cheng, Tommy Leung, Alton Cheung, Ho Jeung Keung, Fong Ho und Kurt Spielberg. Wiederkehrende Schauspieler in Hos Filmen sind z. B. Pierre Kirby, Richard Harrison und Andy Chworowsky.
"Kurt Spielberg" ist natürlich super. Ein weites, weites Feld in dem sich unser Salvatore noch ordentlich suhlen kann. :)
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Salvatore Baccaro
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Re: Men Behind The Sun 3: A Narrow Escape - Godfrey Ho (1994)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Arkadin hat geschrieben: Fr 25. Dez 2020, 13:26 Godfrey Ho ist DER Meister des Recyclings schlechthin. Ich würde mal behaupten 80% seiner Ninja- und Actionfilme besteht aus Material, dass er (oder jemand anderes) zuvor gedreht hat. Dafür ist er ebenso berühmt wie berüchtigt.
Haha, ich glaube, vor Ewigkeiten mal irgendeinen seiner Ninja-Klopper gesehen zu haben, ansonsten wohl nichts..
Aber über 80 Filme in zehn Jahren! Ich habe wohl in ein Bienennest gestochen... :shock:
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buxtebrawler
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Re: Men Behind The Sun 3: A Narrow Escape - Godfrey Ho (1994)

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Erscheint voraussichtlich am 06.09.2024 bei PCM als Blu-ray/DVD-Kombination in x verschiedenen Mediabooks:

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Cover A (wattiert), limitiert auf 555 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

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Cover C, limitiert auf 555 Exemplare

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Cover D, limitiert auf 111 Exemplare

Extras:
- 40-seitiges Booklet mit vielen seltenen Fotos
- Diverse Trailer
- Slideshow

Bemerkungen:
- Deutsche Blu-ray Premiere und erstmalig auf Deutsch synchronisiert erhältlich

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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