Red Spell Spells Red - Titus Ho (1983)

Moderator: jogiwan

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Salvatore Baccaro
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Red Spell Spells Red - Titus Ho (1983)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Gong gui zai

Produktionsland: Hongkong 1983

Regie: Titus Ho

Darsteller: Ken Tong, Lai-Yin Poon, Lun Chia, Jackson Ng, Stanley Tong, Ju Fang
Die Hongkong-Produktion GONG GUI ZAI aus dem Jahre 1983 könnte man am ehesten vielleicht als eine Mischung aus den in den 70ern und 80ern beliebten chinesischen und indonesischen „Black-Magic“-Filmen wie JIANG TOU, Sam Raimis EVIL DEAD und Ruggero Deodatos CANNIBAL HOLOCAUST bezeichnen: JIANG TOU, weil auch GONG GUI ZAI sehr weit in die Gewässer südostasiatischer Folklore und Wunderglaubens hineinschwimmt, wenn er als Hintergrundfolie seiner Geschichte die Legende eines sogenannten „Red Dwarf Sorceres“ präsentiert, der einst von mehreren „weißen“ Zauberern besiegt und in einer Gruft versiegelt worden sei, jedoch geschworen habe, fürchterliche Rache über all die kommen zu lassen, die seine Totenruhe stören, und der letztendlich nur durch magische Artefakte wie Zauberermasken oder die tatkräftige Unterstützung eines ganzen Fußballvereins tibetanischer Mönche zur Ruhe gebracht werden kann; EVIL DEAD, weil die Helden und Heldinnen vorliegenden Films natürlich in die Gruft des Roten Zwergleins eindringen, seine leiblichen Überreste exhumieren, und seinen Zorn dergestalt auf sich ziehen, dass sie fortan fürchten müssen, auf denkbar kreative Weise ums Leben gebracht zu werden, unter anderem dadurch, dass sich die Bäume des Waldes, exakt wie in Raimis Meisterwerk, beleben und Schlingpflanzen sie mit sich zerren oder durch die Lüfte wirbeln; CANNIBAL HOLOCAUST, weil es sich bei unserem Heldenstall um ein Fernsehteam handelt, das es in die rurale Gegend Malaysias verschlagen hat, um dort eine Dokumentation über okkulte Orte zu drehen, und weil die Szenen, in denen die in einem nach archaischem Regelwerk tickenden Dörfchen untergekommenen Reporter sich mit dem übernatürlichen Mumpitz herumschlagen, abwechseln mit welchen, in denen ihr Produzent im firmeneigenen Kino die bereits geschossenen Aufnahmen sichtet, und zu seinem Entsetzen feststellt, dass bei der Szene der Graböffnung ein furchterregender roter Farbschein zu sehen ist, der keinem der Anwesenden hatte auffallen können, da ihn erst das Filmmaterial offenbart.

Aber CANNIBAL HOLOCAUST dürfte diesem obskuren, durchaus unterhaltsamen und überraschend aufwändig inszenierten, wenn auch selten in den Fallstricken von Logik und Kohärenz sich verfangenden Streifen noch aus einem ganz anderen Grund als Inspirationsquelle gedient habe: Jenseits von Deodatos opus magnum ist mir wohl noch nie ein Spielfilm untergekommen, der sich derart kompromisslos, bedenkenlos und uferlos in rüdestem Tiersnuff ergeht, - wobei die einzige Regiearbeit von Titus Ho den italienischen Kannibalenfilm-Klassiker an der einen oder anderen Stelle, was die Widerwärtigkeit des nicht bloß dargestellten, sondern forcierten Tierleids angeht, noch locker in die Tasche steckt. Da die Legion des Rot-Zwergs hauptsächlich aus giftigen Skorpionen besteht, werden diese Spinnentiere oft und gerne, und wie beiläufig, zerquetscht. Aber auch zwei Hähne müssen vor laufender Kamera gegeneinander in den Ring steigen, ein Vögelchen wird von einem Holzstecken aufgespießt, ein Frosch im Rahmen einer magischen Zeremonie mit bloßer Hand zerdrückt. In bester (oder schlechtester) Mondo-Manier müssen im Kontext eines rituellen Festes zudem etliche Schweinchen dran glauben, wobei die Opfernden es nicht dabei belassen, ihnen die Kehle durchzuschneiden, sondern sie zusätzlich noch mit tiefen Schnitten in ihre Flanken malträtieren. Vollständig die Contenance jedoch verliert der Streifen in einer Szene, die ich spontan als den furchtbarsten Animal Snuff katalogisieren würde, der mir in einem Narrativfilm jemals vor die Augen getreten ist: Ein Mann, der mit der Geisterwelt in Verbindung steht, soll mit dieser ein Kommunikationsfeld aufbauen, wozu er sich in eine Art Trancezustand versetzt, sich ein lebendes Huhn greift, - und es mit Zähnen und Händen förmlich auseinanderbeißt bzw. auseinanderreißt, während das arme Tier vor Schmerz und Agonie flattert, zuckt, schreit. Da fehlen selbst mir die Worte...

Obwohl GONG GUI ZAI aufgrund seiner breitgefächerten Einflüsse beileibe kein uninteressanter Film ist, – südostasiatischer Folk-Horror trifft Mondo-Setting trifft (zarte) metareflexive Töne, (wenn sich bspw. bei einer Filmprojektion das 35mm-Material verselbstständigt und sich in würgender Absicht um den Hals des Produzenten schlingt), wird garniert mit ein bisschen Fantasy-Hokuspokus, der einen oder anderen Martial-Arts-Sequenz, albernem Comic-Relief, pittoresken Landschaftsbildern Malaysias und (surrealistischem) Dämonenzauber à la Raimi -, wird das Werk aber aufgrund der oben skizzierten Entgleisungen in Richtung Fauna dann doch wohl selbst für die meisten Aficionados eher abseitiger Filmware ein blutrotes Tuch darstellen.
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buxtebrawler
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Re: Red Spell Spells Red - Titus Ho (1983)

Beitrag von buxtebrawler »

:kotz:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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jogiwan
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Re: Red Spell Spells Red - Titus Ho (1983)

Beitrag von jogiwan »

Mittlerweile reagiere ich auf das Thema auch sehr sensibel. Wenn es sich vermeiden lässt und ich es im Vorfeld bereits weiß, verzichte ich gerne auf solche Filme. Danke für die Warnung!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Red Spell Spells Red - Titus Ho (1983)

Beitrag von jogiwan »

Hätte ich hier doch besser nochmals nachgelesen, aber so ist der Streifen mit dem doch etwas seltsamen Titel nun doch im Player gelandet. Und ja, der Tier-Snuff, der hier im Film zum Einsatz kommt ist natürlich nicht angenehm und die Szene mit dem Huhn völlig inakzeptabel. Eigentlich schade, da der Rest irgendwie lustig inszeniert ist und ich mag ja eigentlich Filme mit exotischen Locations, Mythologie und viel Lokal- und Zeitkolorit, was hier ja mehr als genug vorhanden wäre. Die Geschichte über ein Kamerateam, dass für Einschaltquoten in einem Tempel einen bösen Zwergenmagier befreit und in weiterer Folge heimgesucht wird, ist durchaus spaßig und bei den Effekten hat man sich auch Mühe gegeben. Diese sind zwar immer kostengünstig, aber durchaus effektiv gemacht und Leutchen fliegen durch die Luft und der rote Lebenssaft und farbiger Nebel kommen auch genügend zum Einsatz. Aber den Rest kann und will man eigentlich heutzutage auch nicht mehr ausblenden und ich müsste lügen, wenn ich das trennen könnte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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