The Killer - John Woo (1989)

Moderator: jogiwan

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Adalmar
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Re: The Killer - John Woo

Beitrag von Adalmar »

Onkel Joe hat geschrieben:The Killer ist schon gut aber eine 10/10 ist schon eine menge Holz. Tendieren würde ich persönlich zur 7 oder 8/10, das kommt so in die Richtung. Der Film kann alles und sieht auch sehr gut aus aber an seinen Vorbildern kommt er einfach nicht vorbei. Nehmen wir mal The Wild Bunch in dem es auch um Männerfreundschaften geht und an dem sich Woo u.a. stark orientierte
Peckinpah war sicher ein wichtiger Einfluss für Woo - was die Inszenierung von Schießereien angeht -, trotzdem finde ich "The Wild Bunch" insgesamt weit weniger überzeugend. Der zerfällt so ein bisschen in eine wenig berührende Handlung mit müden alten Männern (darunter der für mich unerträgliche Ernest Borgnine) und diese für den Actionfilm sehr einflussreichen Ballerszenen. Für mich ergibt das nicht so eine überzeugende Einheit wie "The Killer", bei weitem nicht.
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karlAbundzu
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Re: The Killer - John Woo

Beitrag von karlAbundzu »

hui, borgnine unerträglich? grrr
aber THE KILLER ist ein Meilenstein, wobei natürlich genau dieses Männer-Kumpel-Ding zwiespältig bleibt, wie auch die zum teil extrem ästhetisch gezeigte Gewalt. Klar, man spürt die die Melancholie, aber auch den Zynismus durch die Alternativlosigkeit zur Gewalt.
Und, gerade bei prä-Woo HK-Actioner ist ebenso wie bei vielen US- (und auch Europa-) Actionern Gewalt DIE positive Lösung, da würde ich auch keine Länder oder kulturelle Unterscheidung machen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: The Killer - John Woo

Beitrag von buxtebrawler »

Regisseur John Woo („Blast Heroes“) gilt als der Actionfilm-Experte Hongkongs. Mit seinem 1989er Werk „Blast Killer“ sah ich mir erstmals einen seiner berüchtigten In Heroic-Bloodshed-Filme an, einem von ihm mitbegründeten Subgenre, in dem „sentimentale Geschichten mit opernhafter Gewalt verbunden [werden].“ (Wikipedia) Als Einflüsse gelten Sam Peckinpah und Jean Pierre Melville.

Der professionelle Auftragskiller Jeff (Chow Yun-Fat, „Hexenkessel Saigon“) hat von seinem Beruf die Schnauze voll, seit er in Ausübung seiner Tätigkeit versehentlich die Sängerin Jennie (Sally Yeh, „Man stirbt nicht zweimal“) so schwer an den Augen verletzte, dass diese erblindete. Er plant, ihr das Geld für eine Augenoperation aufzutreiben, wofür er einen letzten Auftrag annehmen muss: Er soll ein Attentat auf den Mafiaboss Tony Weng (Ip Wing-Cho, „Spooky, Spooky“) verüben. Der Auftraggeber ist Wengs Neffe Johnny (Shing Fui-On, „Hard-Boiled II“). Nachdem das Attentat vollzogen wurde, ist Inspektor Li (Danny Lee, „Road Warriors“) Jeff auf den Fersen. Je näher Li an Jeff herankommt, desto besser lernt er ihn kennen – und schließlich zu schätzen. Er entwickelt Sympathie für den trotz seines Jobs auf gewisse Weise ehrenhaft agierenden Mann – und stellt sich mit ihm zusammen schließlich gegen den zahlungsunwilligen Johnny, der mithilfe seiner Mafia Li umzubringen versucht. Mittendrin: Sängerin Jennie, die mit Jeff angebändelt hat, ohne zu ahnen, dass er für ihre Erblindung verantwortlich ist…

„Behalte immer eine letzte Kugel – entweder für dich oder für den anderen.“ (schöner Kalenderspruch)

John Woo erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft in Form eines melodramatischen Actiondramas und klopft dabei gehörig aufs Mett – quasi von allem gibt es hier mehr als in anderen Filmen westlicher Sehgewohnheiten: Eine durchaus anrührende Hintergrundgeschichte, viel Pathos, vor allem aber Action, bis die Schwarte kracht: Durchchoreographierte blutige Schießereien mit nie leeren Schnellfeuerwaffen und Explosionen, die gern anheimelnd atmosphärische, melancholische oder romantische Szenen kontrastieren, indem sie sie jäh unterbrechen. Diese aufwändigen Arrangements werden zugleich in ihren exorbitanten Materialschlachten und ihrer minutenlangen Auswalzung zum selbstzweckhaften Herzstück des Films sowie dramaturgisch perfekt und zielführend eingesetzt, um die Handlung voranzubringen, die sich von Konflikt hangelt, ohne dabei zu vergessen, eine Geschichte zu erzählen.

So interesseweckend die Ausgangssituation und der weitere Verlauf der Beziehung zwischen Jeff und Jennie auch sind, so übertrieben pathetisch mutet letztendlich die Verbrüderung Lis mit Jeff, auf die die Handlung hinausläuft, an. Die Überbetonung des zwischenmenschlichen Wertkonservatismus um Gangsterehre, Moral, Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Vertrauen sowie Lis persönliche Auseinandersetzung mit seiner Schuld und seiner Sehnsucht nach Erlösung, Sühne, Vergebung, hat dann tatsächlich etwas Aufgesetzt-Opernhaftes, so dass mir hier etwas mehr Understatement lieber gewesen wäre. Dieser Eindruck wird von – indes sehr beeindruckenden – symbolträchtigen Drehorten wie einer Kirche voller brennender Kerzen verstärkt.

Auch außerhalb dieser geizt „Blast Killer“ nicht mit toller Ausstattung, satter, schöner Farbgebung und ästhetischer Musik. Weitere Actioneinlagen wie Verfolgungsjagden zu Wasser und per Kfz lockern die Ballerorgien zusätzlich auf. Letztgenannte fordern den Schauspielern bzw. den Stuntmen wahrlich einiges ab; allein schon aus diesem Grund fasziniert es ungemein, ihnen beizuwohnen. Leider jedoch kommt auch Woo nicht ohne One-Man- bzw. später Two-Men-Army-Quatsch aus, der es seine Protagonisten im Alleingang mit einer derartigen Übermacht aufnehmen lässt, dass man sich nicht einmal mehr ansatzweise einen gewissen Realismus herbeireden kann, der die Wirkung des Films jedoch verstärkt hätte. So bleibt der schale Nachgeschmack, dass man aus vermeintlich „normalen“ Menschen einmal mehr im Verlauf Superhelden machen musste, um mit seinem Guilty-Pleasure-Ballerfetisch doch noch bis zum angedachten Ende durchzukommen.

Das ist schon etwas schade und hätte der ansonsten schwer unterhaltsame Film meines Erachtens nicht nötig gehabt, im Gegenteil: Auch die schauspielerischen Leistungen der erfahrenen, namhaften Darsteller laden US- und Euro-Actiongülle gewohnte Genremuffel ein, vielleicht doch einmal dieses oder ähnliche Genrewerke aus Fernost anzutesten. Tatsächlich war „Blast Killer“ auch in westlichen Gefilden ein großer Erfolg und gelangte zu Kultstatus und einem zu filmischen Zitaten einladenden Einfluss.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: The Killer - John Woo

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:
Der professionelle Auftragskiller Jeff (Chow Yun-Fat, „Hexenkessel Saigon“) hat von seinem Beruf die Schnauze voll, seit er in Ausübung seiner Tätigkeit versehentlich die Sängerin Jennie (Sally Yeh, „Man stirbt nicht zweimal“) so schwer an den Augen verletzte, dass diese erblindete. Er plant, ihr das Geld für eine Augenoperation aufzutreiben, wofür er einen letzten Auftrag annehmen muss: Er soll ein Attentat auf den Mafiaboss Tony Weng (Ip Wing-Cho, „Spooky, Spooky“) verüben. Der Auftraggeber ist Wengs Neffe Johnny (Shing Fui-On, „Hard-Boiled II“). Nachdem das Attentat vollzogen wurde, ist Inspektor Li (Danny Lee, „Road Warriors“) Jeff auf den Fersen. Je näher Li an Jeff herankommt, desto besser lernt er ihn kennen – und schließlich zu schätzen. Er entwickelt Sympathie für den trotz seines Jobs auf gewisse Weise ehrenhaft agierenden Mann – und stellt sich mit ihm zusammen schließlich gegen den zahlungsunwilligen Johnny, der mithilfe seiner Mafia Li umzubringen versucht. Mittendrin: Sängerin Jennie, die mit Li angebändelt hat, ohne zu ahnen, dass er für ihre Erblindung verantwortlich ist…
:? Der Inspektor ist mitnichten für die Erblindung verantwortlich, sondern der Killer. :opa:
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buxtebrawler
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Re: The Killer - John Woo

Beitrag von buxtebrawler »

Argh, natürlich - korrigier' ich gleich.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Onkel Joe
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Re: The Killer - John Woo (1989)

Beitrag von Onkel Joe »

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Das Plakat gestern in meinem Stuff gefunden.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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supervillain
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Re: The Killer - John Woo (1989)

Beitrag von supervillain »

Aha, da Suff. Auch mal Danke sagen (zum Herrn Suff) :mrgreen: , endsgeiler Stuff! :prost:
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FarfallaInsanguinata
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Re: The Killer - John Woo (1989)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Da gab es ja damals zu Zeiten der deutschen Erstveröffentlichung eine Pressekassette, die im Gegensatz zur regulären Videothekenversion ungekürzt war, und auf die ich glücklicherweise Zugriff hatte, dank meiner Mitarbeit bei einigen Filmfanzines.
Hat mich zugegebenermaßen schwer beeindruckt. Sehr revolutionär und innovativ.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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supervillain
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Re: The Killer - John Woo (1989)

Beitrag von supervillain »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Da gab es ja damals zu Zeiten der deutschen Erstveröffentlichung eine Pressekassette, die im Gegensatz zur regulären Videothekenversion ungekürzt war
Die hab ich auch noch :prost: , trotz Criterion DVD und was weiß ich was da noch kam, hab ich den Film so, zum letzten Mal gesehen. Quasi ewig her, doch mein Andenken bleibt ein haushoches Monument. :opa:
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sergio petroni
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Re: The Killer - John Woo (1989)

Beitrag von sergio petroni »

Onkel Joe hat geschrieben:Bild

Das Plakat gestern in meinem Stuff gefunden.
Dem Onkel wird es offenbar niemals an Salz mangeln...... :kicher: ;)
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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