Woman Hell Song
Onna jigoku uta: Shakuhachi benten
Japan 1970
Regie: Mamoru Watanabe
Tamaki Katori, Noriko Tatsumi, Rima Aoyama, Jirô Kokubu, Shinji Hino, Masayoshi Nogami, Shûsaku Mutô, Jun Yoshida
OFDB
Onna jigoku uta: Shakuhachi benten
Japan 1970
Regie: Mamoru Watanabe
Tamaki Katori, Noriko Tatsumi, Rima Aoyama, Jirô Kokubu, Shinji Hino, Masayoshi Nogami, Shûsaku Mutô, Jun Yoshida
OFDB
Die weibliche Yakuza Okayo ist schon ein harter Knochen – Ein Leben als Verbrecherin und immer unterwegs sein, das ist in einer männerorientierten Gesellschaft wie dem Japan des beginnenden 20. Jahrhunderts kein Zuckerschlecken. Aber das Schicksal, das ihr der Inspektor Honda zumutet, dehnt Okayos Leidensfähigkeit bis zum Gehtnichtmehr aus: Er gibt sie in die Hand von Vipern-Ginji, der sie gemeinsam mit seinem Sidekick in einer dunklen Höhle so lange vergewaltigen will bis er keine Lust mehr hat, und sie dann endlich tötet. Aber ein geheimnisvoller Mann betritt die Höhle, befreit Okayo und tötet Vipern-Ginji. Vermeintlich, denn Ginji hat überlebt und sinnt auf Rache. Drei Jahre später kommt Okayo in einen Ort, wo Honda mittlerweile der Leiter einer Spinnerei ist, und in seiner Freizeit junge Mädchen vergewaltigt und abrichtet. Er scheint für Okayos Rache ein unerreichbares Opfer zu sein, aber der geheimnisvolle Mann, der Okayo vor drei Jahren rettete, ist nun auch wieder da. Wenngleich seine Motive nicht diejenigen sind, die so ein Retter im Allgemeinen hat …
Ich schaue mir WOMAN HELL SONG an. Ich bewundere die zum Teil sehr schöne Schwarzweiß-Fotografie, die sich in der Schattengebung an den klassischen Jidai geki-Filmen vor allem der 60er-Jahre orientiert, und wunderbare Bilder von Landschaften genauso verschwenderisch daherschenkt wie Aufnahmen von Menschen. Ich verliere mich in der wenig vorhandenen Musik, die so auch problemlos von einem Gianni Ferrio kommen könnte, und bereits beim Intro die kommende Tragödie ankündigt. Melancholische Gitarrenklänge leiten in eine Geschichte hinein, die unter anderen Vorzeichen vielleicht sogar ein Italo-Western sein könnte. Die Musik jedenfalls sagt es so. Und ich ergötze mich an der exploitativen Charakterisierung der Figuren: Keiner ist hier einfach nur gut oder schlecht, nein. Wenn ein Charakter schlecht ist, wie zum Beispiel der Vipern-Ginji, dann ist das ein richtig verkommenes Subjekt. Einer, der seine Mutter verkaufen würde, wenn er einen Vorteil davon hätte, und dabei noch dreckig lachen würde. Anders Okayo, die uns als Yakuza verkauft wird, zumindest aber als heimatlose Herumstreunerin ohne größere moralische Vorbehalte, und die im Lauf des Films zunehmend zur positiven Gestalt gemacht wird, da können weder das Würfelspiel noch die Sexszenen etwas dran ändern. Okayo wird auch oft Benten genannt, wegen der entsprechenden Tätowierung auf ihrem Rücken. Benten ist im japanischen Buddhismus eine Gottheit, die Beschützerin der Geishas, Tänzer und Musikanten, verbunden mit Musik, der Kunst und der Weisheit. Und ein Mensch mit dieser Göttin auf dem Rücken kann doch schließlich nicht schlecht sein, oder?
Also ist alles gut. Schöne Bilder, verständliche Charaktere, feine Musik, und die vielen guten Kritiken im Netz bestätigen das ja auch alles. Bloß, das packt mich persönlich alles so gar nicht! Das Schicksal Okayos und ihrer kurzzeitigen Freundin geht mir mit zunehmender Laufzeit irgendwo vorbei, die Metamorphose zur toughen Schwertkämpferin, die ganz alleine unter den Schergen Hondas aufräumt, ist nur bedingt überzeugend, und die zentralen Szenen des Films empfinde ich als so dermaßen unangenehm wie schon lange nichts mehr. Tatsache ist, dass die Vergewaltigung Okayos durch Ginji den Zuschauer schon sehr schmerzt, die sexuelle Erniedrigung des jungen Mädchens durch Honda aber tiefschwarz und bitter ist und fast körperlich weh tut. Szenen, die mich sicher noch länger verfolgen werden, und die in ihrer Intensität kaum auszuhalten sind. Derbes, zupackendes Genrekino also, und das sollte doch zumindest das Exploitation-Ferkel in mir ansprechen. Aber Pustekuchen, stattdessen ziehen die hübschen Szenerien vorbei, die die schrecklichen Dinge so ansprechend bebildern, ziehen die Protagonisten vorbei, und nichts von der Handlung oder den Bildern schafft es, Gefühle zu erzeugen. Beim Zuschauer Emotionen hochkochen zu lassen. Dass man aufstehen und den Schurken schlimme Verwünschungen hinterherschreien möchte …
WOMAN HELL SONG ist düster, brutal, schmutzig und verkommen. Aber er berührt zumindest mich nicht, und so schade dies auch ist, der Film lässt mich kalt. Schade …
5/10