Beautiful - Dean O'Flaherty (2009)

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horror1966
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Beautiful - Dean O'Flaherty (2009)

Beitrag von horror1966 »

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Beautiful
(Beautiful)
mit Michelle Chin, Deborra-Lee Furness, Lynda-Maree Gerritsen, Liam Goodes, Sebastian Gregory, Aaron Jeffery, Asher Keddie, Socratis Otto, Rebekah Rimington, Erik Thomson, Tahyna Tozzi, Peta Wilson
Regie: Dean O'Flaherty
Drehbuch: Dean O'Flaherty
Kamera: Kent Smith
Musik: Paul Mac
Keine Jugendfreigabe
Australien / 2009

Oftmals verbirgt sich hinter der Schönheit das absolute Grauen. Diese Erkenntnis macht auch der 14-jährige Daniel, als er eines Tages die wunderschöne Suzy Thomson kennen lernt. Zusammen mit ihr macht er sich auf eine Entdeckungsreise durch die Nachbarschaft und wirft dabei einen Blick hinter die ach so heile Vorstadt-Fassade hinab in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Dabei sind es vor allem die entführten Mädchen und das geheimnisvolle Haus am Ende der Straße, welche die Aufmerksamkeit von Daniel und Suzy auf sich ziehen.


Auch diese neueste Veröffentlichung aus der Störkanal-Reihe kann sich wieder einmal sehen lassen, dieses Mal wird dem Zuschauer das Regie-Debut von Dean O'Flaherty präsentiert, bei dem es sich um einen wunderschön fotografierten Filme handelt, der eine gelungene Mixtur aus Thriller-und Drama in bester David Lynch Manier offenbart, die sehr stilvoll in Szene gesetzt wurde. Schauplatz der mysteriösen Geschichte ist die beschauliche australische Vorstadt Sunshine Hills, in der es anscheinend sehr ruhig und äusserst beschaulich zugeht. Im weiteren Verlauf des Geschehens wird man allerdings mit einem Blick hinter die beschauliche Fassade konfrontiert, der dem Zuschauer einige Einblicke in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele gestattet. So bekommt man ansatzweise fast hündisch ergebene Sexspiele eines Paares zu sehen, aber auch der Versuch eines Vaters sich an einer seiner Töchter zu vergehen, gehört zum gezeigten Repertoire. Dean O'Flaherty hat dabei sorgsam darauf geachtet, das für diese Dinge wirklich nur die kleinsten Andeutungen zu sehen sind, um den weiteren Vorgang der Geschehnisse im Kopf des Betrachters entstehen zu lassen, um dessen Fantasie anzuregen. Dadurch erlangen diese lediglich angedeuteten Dinge eine ungeheure Intensität, denn als Zuschauer spinnt man die Geschichte in seinem Kopf ganz automatisch weiter.

Und so verhält es sich auch ganz generell mit der erzählten Geschichte, in deren Mittelpunkt der 14-jährige Daniel steht, der ein eher schüchterner und in sich gekehrter Junge ist und von den Reizen der jungen Suzy so dermaßen beeindruckt ist, das er sich im weiteren Verlauf immer mehr von ihr manipulieren lässt, ohne sich dessen richtig bewust zu sein. Macht sich das hübsche Mädchen doch den Umstand zu Nutze, das immer wieder Mädchen aus der Nachbarschaft verschwinden und zudem ein scheinbar mysteriöses Geheimnis auf dem Haus mit der Nummer 46 liegt. Die manipulative Kraft des Mädchens bringt den jungen Daniel fast in Lebensgefahr, bringt sie ihn doch dazu, Nachforschungen anzustellen und vor allem die Bekanntschaft der rätselhaften Frau aus dem besagten Haus zu machen, die den ganzen Tag am Fenster steht und die Umgebung beobachtet. Und so entwickelt sich mit der Zeit ein ominöses Rätselspiel, das phasenweise fast schon surreale Züge erkennen lässt, entstehen doch einige Situationen, in denen man schwerlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann, was dem Film eine sehr düstere und unheimliche Nite anheftet.

Hinzu kommt zudem noch das scheinbar getrübte und fast schon gestörte Verhältnis zwischen Daniel und seinem Vater, der ein anscheinend vollkommen gefühlskalter Mensch ist, was auch seine Freundin immer wieder zu spüren bekommt. Daniel kennt seine echte Mutter nicht und weiss noch nicht einmal, warum sie nicht bei ihrer Familie ist, denn sein Vater hat in den ganzen Jahren kein einziges Wort über sie verloren. Selbst auf allen vorhandenen Fotos ist das Gesicht der Mutter immer entfernt worden, lediglich auf einem Bild ist ein bestimmtes Armband an ihrem handgelenk zu erkennen, das am Ende der Geschichte noch einen großen Stellenwert einnehmen soll und zu einem großen Missverständnis führt, das eine tragische Kettenreaktion auslöst, die nicht mehr aufzuhalten ist und dem Geschehen einen ordentlichen Schuß Dramatik hinzufügt. "Beautiful" ist ein aussergewöhnlich guter Film, bei dem man sich streckenweise schon an David Lynch's "Blue Velvet" erinnert fühlt. Im Prinzip passiert eigentlich gar nicht einmal viel, der Film zeichnet sich eher durch sehr ruhige Töne aus und beinhaltet auch nicht gerade eine sehr temporeiche Erzählweise. Doch gerade durch diesen Aspekt erlangen die Ereignisse eine ganz eigene Dynamik und üben eine unglaublich starke Faszination auf den Zuschauer aus, der zudem noch unter dem Eindruck der wunderschön fotografierten Bilder steht, die sich einem hier präsentieren. Dadurch, das die meisten Dinge eher nur angedeutet werden, erhält man genügend Spielraum für eigene Interpretationen und lässt sich kaum merkbar auch stellenweise von den Manipulationen beeinflussen, die dieses Werk beinhaltet.

Gekonnt hat Dean O'Flaherty ein Szenario geschaffen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion manchmal ineinander verschwimmen. Dabei entfachen die Ereignisse eine enorm starke manipulative Wirkung, das man selbst als Zuschauer nicht davon verschont bleibt, hier einige Vermutungen anzustellen, die aber letztendlich in eine vollkommen falsche Richtung führen können. Auch die Auswahl der Schauspieler kann man als absolut perfekt bezeichnen, fällt doch die gesamte Riege durch äusserst gutes und ausdrucksstarkes Schauspiel auf, wobei man die beiden Hauptfiguren Daniel (Sebastian Gregory) und Suzy (Tahyna Tozzi) besonders hervorheben muss, drücken sie dem Film doch ihren ganz eigenen Stempel auf. Gerade der entstehende Kontrast zwischen einem schüchternen Jüngling, der den Reizen einer jungen Femme Fatal erliegt und dadurch sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, ist ein absoluter Höhepunkt in diesem beeindruckenden Werk, das jederzeit niveauvolle und hochklassige Unterhaltung bietet, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Durch seine ruhige und teilweise schon beschauliche Erzählweise setzt sich dabei sehr viel Intensität frei, die sich auch auf einen selbst überträgt.


Fazit:


"Beautiful" ist ein insgesamt absolut beeindruckendes Regie-Debut, das vielleicht nicht unbedingt die breite Masse ansprechen wird, aber für Liebhaber stilvoller und hochklassiger Filmkost ein wahrer Genuss sein dürfte. Eine tolle Geschichte, die auch eine manipulative Wirkung auf den Zuschauer ausübt und sehr gute Darsteller machen dieses Werk zu einem echten Erlebnis, das man sich unbedingt anschauen sollte. Ähnlichkeiten zu Werken von David Lynch sind unübersehbar und garantieren einen niveauvollen Sehgenuss der Extraklasse.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 97 Minuten
Extras: Behind the Scenes, Deleted Scenes, Eyklusives Booklet
Big Brother is watching you
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jogiwan
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Re: Beautiful - Dean O'Flaherty

Beitrag von jogiwan »

Dean O’Flahertys abgründiger Thriller über den alltäglichen Horror hinter hübschen Vorgärten in einer Wohnsiedlung ist leider eine etwas arg konstruierte Angelegenheit, die zwar mit Urängsten spielen möchte und diese mit hübscher Werbeoptik einfängt, aber dem Zuschauer im (zu) ruhigen Verlauf doch etwas viel an seltsamen Begebenheiten zumutet. So richtig nachvollziehbar ist die „Coming-of-Age“-Außenseiter-Geschichte mit soapigen Zügen und Anlehnung an David Lynch ja nicht so wirklich und als Zuschauer wartet man ständig auf eine Überraschung, die dann aber nicht so richtig kommt. Wie bei so vielen Debütfilmen wurde einfach zu viel in den Streifen gepackt und der Regisseur ergeht sich bei seinen Figuren in zahlreichen Andeutungen, die aber nie zu Ende formuliert werden und der unmotiviert wirkende Gewaltausbruch am Ende passt ebenfalls nicht zur Stimmung des restlichen Films. So bleibt ein Streifen mit schönen Bildern und etwas unglaubwürdigen Plot, der aber nie richtig in Fahrt kommt und meines Erachtens auch dank lieblos wirkender, deutscher Synchro hinter seinen eigentlichen Möglichkeiten zurückbleibt. Mich hat „Beautiful“ inhaltlich jedenfalls nicht überzeugt und trotz der guten Darsteller in unglaubwürdigen Rollen und schönen Werbeoptik war mir persönlich alles einfach zu lahm und inhaltlich zu vage und unausgegoren.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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