The Dead Lands - Toa Fraser (2014)
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The Dead Lands - Toa Fraser (2014)
The Dead Lands
(The Dead Lands)
mit James Rolleston, Lawrence Makoare, Te Kohe Tuhaka, Xavier Horan, Raukura Turei, George Henare, Rena Owen, Pana Hema Taylor, Calvin Tuteao, Jamus Webster, Bianca Hyslop, Isabella Rakete, Matariki Whatarau
Regie: Toa Fraser
Drehbuch: Glenn Standring
Kamera: Leon Narbey
Musik: keine Information
FSK 16
Neuseeland / 2014
Lange bevor mit Captain Cook der erste Weiße seinen Fuß auf neuseeländische Erde setzt, befehden sich zwei Maori-Stämme. Als die Häuptlinge den Streit beenden wollen, schickt der eine seinen Sohn mit Gefolge zum anderen. Hongi, Filius des zweiten Häuptlings, ahnt, dass die Feinde was im Schilde führen, doch es ist zu spät: Sein ganzer Clan wird niedergemacht. Hongi aber muss sie alle rächen, sonst finden die Toten keine Ruhe. So folgt er den Feinden auf dem Fuß die düsteren Deadlands und paktiert mit einem mystischen Kannibalenkrieger.
Im Grunde genommen könnte man "The Dead Lands" als simplen Rachethriller einordnen, doch damit würde man es sich letztendlich doch ein wenig zu leicht machen. Es handelt sich viel eher um eine Mischung aus einem mit Testosteron angefülltem Action Abenteuer für Männer und einem Einblick in die Kultur der Maori, der zugleich auch eine leicht mystische Beinote beinhaltet. Allein diese Mixtur dürfte doch beim Zuschauer schon für Interesse sorgen, zudem gibt es meines Wissens auch nicht unbedingt viele Werke die sich mit dem indigenen Volk Neuseelands beschäftigt. Der bekannteste Beitrag aus dieser Ecke dürfte wohl der 1994 erschienene Film "Die letzte Kriegerin" sein und auch wenn sich die vorliegende Geschichte keinesfalls mit der von Lee Tamahori vergleichen lässt, so muss sie sich in Sachen Qualität keinesfalls hinter dieser verstecken. Optisch und von der Struktur her kommen hier fast selbstverständlich Ähnlichkeiten zu Mel Gibsons "Apocalypto" auf und so kann man sich also bildhaft vorstellen, welche Art von Film hier auf einen zukommt. Regisseur Toa Fraser hat seine Erzählung mit echten Maori besetzt und im Zusammenspiel mit den großartig ausgewählten Locations sorgt das fast zwangsläufig für ein Höchstmaß an Authentizität, die gleichzeitig auch eine der größten Stärken des Szenarios darstellt.
Allein schon die grandiose Mimik und Gestik der Akteure hinterlässt einen bleibenden Eindruck, so wird man mit den für die Maori typischen Gebärden konfrontiert die man zumindest schon einmal gesehen haben sollte, wenn man sich für Rugby interessiert. Rausgestreckte Zungen, markige Schreie und eine ganz generell äußerst intensive Körpersprache sind dabei an der Tagesordnung und absolut notwendige Zutaten für die glaubwürdig in Szene gesetzten Ereignisse. Für manch einen mag sich das nun eher etwas banal und befremdlich anhören, doch im Zusammenspiel mit anderen Elementen der Maori Kultur entwickelt sich so ein relativ guter Einblick in die Traditionen des Volkes. Zwar fällt dieser eventuell nicht so tief aus wie manch einer sich das gewünscht hätte, doch Fraser reißt die Dinge immerhin intensiv genug an und lässt so beim Betrachter immer größeres Interesse für die Thematik aufkommen. Man bekommt einen guten Eindruck für Dinge wie Stolz, Tradition und Ehrgefühl, sieht sich aber gleichzeitig auch mit Verrat, Hinterlist und kompromissloser Brutalität konfrontiert, die in erster Linie in den grandios umgesetzten Kampf Sequenzen zum Vorschein kommt.
Dabei tritt ein durchaus ordentlicher Härtegrad zu Tage, denn die einzelnen Fights und kleineren Schlachten werden mit einer unglaublichen Intensität geführt, die sich an etlichen Stellen auch visuell zu erkennen gibt. Nun sollte man aber keinesfalls ein überzogenes Splatter Spektakel erwarten, doch die entsprechenden Passagen sind sehr gut über den ganzen Film verteilt und beinhalten zudem auch einen nicht zu unterschätzenden Blutanteil. Am wichtigsten erscheint mir dabei jedoch der Aspekt, das die Kampfszenen absolut authentisch wirken, was dem gewonnenen Gesamtbild auch extrem zu gute kommt. Fraser hat nicht den Fehler gemacht und ein überladenes Mainstream Szenario kreiert, sondern ganz augenscheinlich sehr viel Wert darauf gelegt, dem Zuschauer eine Geschichte zu präsentieren die in der vorliegenden Form auch glaubwürdig dargestellt wird. Das ist ihm dann auch besonders gut gelungen, denn "The Dead Lands" kommt in der Gesamtbetrachtung ungemein stimmig daher und legt keinerlei Wert darauf, durch das Einfügen unpassender Elemente eventuell eine größere Zielgruppe anzusprechen. Dafür legt sich der Fokus des Ganzen mit zunehmender Laufzeit immer mehr auf seine beiden Hauptfiguren Hongi, Wirepa und Te Tupua, wobei die drei Männer rein charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten. Ist da einerseits der junge und noch absolut unerfahrene Maori (Hongi), der fast blind vor Wut den Massenmord an seinem Stamm rächen will, so wird sein Gegenpart (Wirepa) zum Sinnbild für falsch verstandene Ehre und Hinterlist aufgebaut. Die wohl interessanteste und gleichzeitig prägendste Figur dürfte ganz eindeutig der als Ungeheuer bezeichnete Te Tupua sein, der in den sogenannten "Dead Lands" förmlich ein Eremiten Dasein fristet.
Den guten Mann umgibt von Beginn an eine geheimnisvolle Aura und im Laufe der Zeit kristallisiert sich auch immer stärker heraus, das sich wirklich ein Rätsel um seine Person rankt, das Fraser aber bis kurz vor dem Ende sorgfältig im Dunkeln hält. Te Tupua ist es dann auch der hier für die stärksten Kontraste sorgt, denn während die beiden anderen Männer von Dingen wie Ehre, Rache und Ruhm geleitet werden, stellt er diese Dinge in etlichen Dialogen immer wieder kritisch an den Pranger und hinterfragt so auch gleichermaßen die Berechtigung der Maori Traditionen. Man dürfte also merken, das "The Dead Lands" viel mehr ist als ein banaler Actionfilm mit Rache Thematik und gerade dieser Punkt hebt das Werk auch so wohlwollend vom ansonsten üblichen Einheitsbrei ab. Es präsentiert sich ein insgesamt stimmiges und äußerst atmosphärisches Gesamtwerk, in dem sämtliche enthaltene Zutaten gleichsam zur Geltung kommen. Tolles Schauspiel, eine interessante Geschichte und ein ordentliches Tempo ergeben im Zusammenspiel mit den teils heftigen Action Sequenzen ein durch die Bank überzeugendes Szenario, das man nur wärmstens weiter empfehlen kann.
Fazit:
Toa Fraser hat mit "The Dead Lands" einen absolut tollen Beitrag abgeliefert, der jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist. Gerade das zeichnet diese neuseeländische Produktion aus und sorgt dafür, das ein durchaus nachhaltiger Eindruck im Gedächtnis des Zuschauers zurück bleibt. Wer gern auch einmal einen Blick außerhalb der üblichen Hollywood Schmiede riskieren möchte ist hier definitiv an der richtigen Adresse und dürfte großen gefallen an diesem eindrucksvollen Abenteuer haben.
8,5/10
Big Brother is watching you