(... und noch mal etwas ausführlicher:)
Winchester – Das Haus der Verdammten
Winchester
USA/Australien 2018
Regie: Michael Spierig & Peter Spierig
Helen Mirren, Sarah Snook, Finn Scicluna-O'Prey, Jason Clarke, Emm Wiseman, Alana Fagan, Rebecca Makar, Tyler Coppin, Michael Carman, Angus Sampson, Alice Chaston, Eamon Farren
![Winchester - Das Haus der Verdammten.jpg](./../download/file.php?id=9043&sid=bc5b98371038f61fac4756053ba62677)
- Winchester - Das Haus der Verdammten.jpg (99.42 KiB) 429 mal betrachtet
OFDB
Der drogen- und alkoholabhängige Psychiater Eric Price soll im Jahr 1906 den Geisteszustand der Winchestererbin untersuchen. Diese lebt im fortgeschrittenen Alter in einem großen Haus, außerhalb von San Francisco. Großes Haus bedeutet, dass das Anwesen bis zu sieben Stockwerke hat, mehrere hundert Zimmer, und permanent erweitert wird. Sarah Winchester ist der Überzeugung, dass, wer durch eine ihrer Waffen stirbt, in dieses Haus kommt, bis er seinen Frieden gefunden hat. Das betrifft die Täter genauso wie die Opfer, und jeder Geist bekommt ein Zimmer das so eingerichtet wird, wie der Geist es vorgibt. Was im Normalfall die Umgebung des Todes des jeweiligen Geistes wiederspiegelt.
Klar, dass Dr. Price denkt, dass die Alte am Rad dreht, aber auch er hat Erscheinungen die er sich nicht erklären kann, und die Nichte der alten Winchester und deren Sohn sind zunehmend Opfer von Übergriffen, für die es keine rationalen Erklärungen gibt. Irgendwann muss auch Dr. Price einsehen, dass da etwas ist. Und dieses etwas ist sehr sehr böse, und will die Seelen von Sarah Winchester und ihrer Familie.
![Bild](https://thumbs4.imagebam.com/51/44/91/ME7ZNKR_t.jpg)
Und was sich auf dem (geduldigen) Papier so ansprechend liest, dass entpuppt sich in der Realität dann doch mal wieder nur als Gruselstunde der eher herkömmlichen Art. Wird ein Geist für eine Sekunde oder so gezeigt, dann nur als Jump Cut und mit entsprechend lautem Soundeffekt, und irgendwann weiß man wann man aufzupassen hat und wann man auf das Handy schauen kann, weil die sehr schön gemachten Bilder und die vor allem gegen Ende hin recht gotische Atmosphäre einfach nicht ausreichend genutzt werden. Das Setting ist so schön und liebevoll gemacht, mit viel Sinn fürs Detail eingerichtet und in ein relativ unüberschaubares Labyrinth von Räumen eingebettet, und die Brüder auf dem Regiestuhl schaffen es nicht, aus dieser plüschig-verdorbenen Stimmung mehr als das Minimum herauszuholen. Stattdessen regiert der 08/15-Standard-Horror der letzten soundsoviel Jahre, und wegen des angestrebten Kinoerfolges ist das ganze dann a) sehr unblutig und b) werden auch die narrativen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, damit das ganze schön weichgewaschen und familientauglich bleibt. Die Drogensucht des Arztes ist von einer Sekunde auf die andere fortgewischt, und seine eigenen Dämonen sind jung und hübsch und haben nicht einmal ein Einschussloch, im Gegensatz zu anderen Dämonen. Wie wäre es gewesen, zu den verschiedenen Geistern Flashbacks aus der grausamen Geschichte Amerikas einzublenden? Gerade ein Gewehr wie die Winchester, das immerhin 1860 auf den Markt kam und damit den Bürgerkrieg, das Ende der Sklaverei, die großen Indianerkriege und die gesamte „klassische“ Eroberung des Westens begleitet hat, gerade so ein Gewehr hat eine Geschichte, die ohne weiteres für Schockmomente und damit einhergehend Nachdenklichkeit hätte sorgen können.
![Bild](https://thumbs4.imagebam.com/15/7d/d7/ME7ZNK5_t.jpg)
Aber die Chance wird verpasst. Stattdessen regieren kurzlebige Gruselmomente, wackelnde Möbel und ein sehr unauffällig daherkommendes großes Erdbeben, von dem wir jetzt aber endlich wissen, dass wir es den Opfern der Firma Winchester zu verdanken haben, und nicht dem San Andreas-Graben. Übrig bleiben dann am Ende eine wie immer überzeugende Helen Mirren, ein ansprechender Jason Clarke sowie die Erkenntnis, dass Gewehre der Marke Winchester sogar Geister töten können! Und spätestens die Diskussion darüber, dass Waffen ja nicht per se Böse sind, sondern immer von der Absicht ihrer Besitzer gelenkt werden, spätestens diese Diskussion enthält eine Tendenz, die ich in meinem Fernseher nicht wirklich brauche. Da schaue ich mir lieber WETTERLEUCHTEN UM BARBARA an, da weiß ich wenigstens, wie ich das einzuordnen habe …
5/10